Kapitel 1

Vorwort

von Linda Schraml

Liebe Bündnismitglieder, sehr geehrte Damen und Herren, 

2023 war ein Jahr der Veränderungen: Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) ist in Kraft getreten und im Bündnis fand erstmalig die alternative Berichterstattung Anwendung. Außerdem galt es, die Neuausrichtung im Textilbündnis in die Tat umzusetzen und mit Leben zu füllen. Dies ist uns trotz hoher Anforderungen an die neuen Prozesse für Mitglieder und Sekretariat gemeinsam gelungen.

Im Jahr 2023 sind neun neue Mitglieder dem Textilbündnis beigetreten. 28 Unternehmen haben den Review-Prozess durchlaufen. 8755 Daten von Produktionsbetrieben auf Tier 1-Level wurden im Zuge erhöhter Anforderungen an die Lieferkettentransparenz der Mitglieder aggregiert veröffentlicht. Der Steuerungskreis wurde neu gewählt und hat sich mit Tatendrang an die Umsetzung der Neuausrichtung gemacht.  

Besonders stolz sind wir auf die zehn von aktuell elf Bündnisinitiativen, die im Jahr 2023 entwickelt wurden, auch dank des erstmalig durchgeführten Ideenwettbewerbs. Alle elf Bündnisinitiativen werden nun mit unterschiedlichen Akteursgruppen umgesetzt und tragen dazu bei, gemeinsam die Fokusthemen effektiv umzusetzen. Die Bündnisinitiative (BI) „Advancing Worker-led Agreements on Gender Justice“ etwa unterstützt das Dindigul-Agreement, indem das Abkommen auf weitere Zulieferer in der indischen Region Tamil Nadu ausgeweitet wird. Die BI „Living Wage Lab“ geht nun in die zweite Phase – diesmal mit konkreten Maßnahmen bei Zulieferbetrieben in Bangladesch, Indien und Pakistan, um u.a. die Wahrnehmung der Rechte von Arbeitnehmenden zu stärken. Darüber hinaus stellt die BI „Implementing Circularity“ am Beispiel einer capsule-Kollektion einen konkreten textilen Kreislauf nach und bereitet Brands, Fabriken, Sortierer und Recycler auf die Design-Anforderungen der EU-Textilstrategie vor. Mit insgesamt 25.500 teilnehmenden Arbeiter*innen an Schulungen zu fabrikinternen Beschwerdemechanismen wurde das Projekt „Stärkung fabrikinterner Beschwerdemechanismen in Pakistan“ erfolgreich abgeschlossen.  

2023 haben außerdem zahlreiche Rechteinhaber*innen, Gewerkschaften und NGOs sowie Zulieferer aus dem globalen Süden an Bündnis-Veranstaltungen teilgenommen. Ihre Perspektive zu hören, prägte ebenfalls maßgeblich das Engagement von Bündnismitgliedern und die Ausgestaltung der Bündnisinitiativen. All das und vieles mehr lesen Sie in diesem Jahresbericht. 

 Auch für 2024 haben wir uns viel vorgenommen. Wir möchten die 2023 ins Leben gerufenen Bündnisinitiativen mit Ihnen und unseren Kooperationspartnern in den Partner- und Produktionsländern aktiv gestalten und umsetzen. Wir möchten ambitioniert voran- und über gesetzliche Mindestanforderungen hinausgehen, Lücken füllen, Kreisläufe schließen, Ungerechtigkeiten ausgleichen und Rechte stärken. Wir möchten mit Ihnen an einen Strang ziehen und zeigen, dass wir nur gemeinsam mehr bewirken und nachhaltig die Textillandschaft zum Positiven verändern können. Gerade in turbulenten Zeiten wie diesen sollten wir alles daransetzen, uns als starke Multi-Stakeholder-Initiative zu behaupten und weiterhin zu den Vorreitern für Nachhaltigkeit zu gehören. Machen Sie das Textilbündnis zu Ihrem Bündnis, damit es mehr ist als die Summe seiner Teile, seiner Mitglieder. Je aktiver Sie sich engagieren, desto mehr Wirkung können wir entfalten und desto größer wird der Mehrwert für alle. 

Ich möchte mich an dieser Stelle für Ihre Unterstützung als Mitglieder, die gute Zusammenarbeit mit dem Steuerungskreis und insbesondere bei dem Sekretariats-Team für die sehr gute Arbeit bedanken. Ebenfalls möchte ich den strategischen Partnern des Textilbündnisses einen großen Dank aussprechen.   

Für das Bündnissekretariat 

Linda Schraml 

Linda Schraml, Leiterin des Bündnissekretariats

Inhaltsübersicht 2023
Kapitel 2
Grußwort Svenja Schulze

Kapitel 2

Grußwort

Von Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze

Svenja Schulze, Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Copyright: BPA/Steffen Kugler

Liebe Bündnismitglieder, liebe Leser*innen,

die internationale Zusammenarbeit steht in Deutschland zunehmend unter Druck. Zuletzt waren in der politischen Debatte vermehrt Forderungen zu hören, Deutschlands internationales Engagement gegen Armut, Hunger und Klimawandel zurückzufahren. Es gab Versuche, unsere nationalen Bedarfe und unsere internationale Zusammenarbeit gegeneinander auszuspielen. Mit gezielten Fehlinformationen wurde Stimmung gegen die Entwicklungspolitik und gegen internationale Solidarität gemacht.

Diese Forderungen sind kurzsichtig und gefährlich. Sie lösen keines der Probleme, vor denen wir in Deutschland und weltweit stehen, sondern sie verschärfen sie sogar. Als global vernetzte Wirtschaft können wir es uns in Deutschland nicht leisten, uns in unser Schneckenhaus zurückzuziehen. Das wissen Sie als Vertreter*innen und Kenner*innen der deutschen Textilbranche am besten. Sie erleben jeden Tag, dass wir auf unsere Partner*innen weltweit angewiesen sind, um in einer globalisierten Welt etwas zu erreichen. Dass es Vertrauen und starke Partnerschaften braucht. Dass sich die Krisen und Herausforderungen unserer Zeit nur gemeinsam bewältigen lassen.

Als Bündnis für nachhaltige Textilien gehen Sie hier mit gutem Beispiel voran. Dabei ist es ein wichtiger Schritt, dass Sie mit der Neuausrichtung des Bündnisses nun noch stärker auf das gemeinsame Handeln der Bündnismitglieder setzen. Damit setzen Sie auch das um, was das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz fordert. Denn das Herzstück des Gesetzes ist nicht die Berichterstattung. Es geht vielmehr darum, gezielt gegen Missstände entlang der Lieferkette vorzugehen. Zusammen mit anderen Mitgliedern erreichen Sie dabei im gemeinsamen Engagement mehr als alleine – und bewirken so messbare soziale und ökologische Verbesserungen in der Textillieferkette. Damit die Textilarbeiter*innen von ihrer Arbeit leben und ihre Familien ernähren können. Damit Textilien kreislauffähiger werden und die Umwelt besser geschützt wird. Und damit Frauen, die die Mehrheit der Beschäftigten in der Textilproduktion stellen, keine Gewalt oder Diskriminierung am Arbeitsplatz fürchten müssen.

Ein gutes Beispiel, wie das gelingen kann, ist das Dindigul Agreement to end Gender-Based Violence and Harassment in Indien. Täglich erleben Frauen in indischen Textilfabriken geschlechtsspezifische Gewalt und Diskriminierung. Das rechtsverbindliche Dindigul Agreement zwischen internationalen Modeunternehmen, Gewerkschaften und Zulieferbetrieben nimmt Brands und Fabriken in die Pflicht, um dem ein Ende zu setzen. Es sieht unter anderem Trainings, Schutz vor Diskriminierung und vor Vergeltung sowie einen unabhängigen Beschwerdemechanismus vor. Durch den permanenten Einsatz von Gewerkschafter*innen in den Fabriken wird die Sicherheit der Frauen am Arbeitsplatz spürbar verbessert.

Das maßgeblich von der frauengeführten indischen Gewerkschaft TTCU mitgestaltete Abkommen stellt einen wichtigen Schritt dar, um eine Null-Toleranz-Strategie gegen geschlechtsspezifische Gewalt durchzusetzen. Ich begrüße es sehr, dass Sie als Bündnismitglieder dazu beitragen, nach dem Vorbild des Dindigul Agreements weitere Abkommen mit Textilfabriken aufzusetzen, zusätzliche Unternehmen zur Mitarbeit zu bewegen und lokale Kapazitäten für die Umsetzung aufzubauen. Denn so können noch mehr indische Textilarbeiter*innen sicher arbeiten, am wirtschaftlichen Leben teilhaben und ihre Rechte wahrnehmen.

Das Dindigul Agreement zeigt, wie wichtig und erfolgreich Lösungen sind, die von den Menschen vor Ort selbst erarbeitet werden. Lösungen, die auf lokalen Strukturen basieren und von Akteur*innen vor Ort getragen werden, insbesondere von lokalen Gewerkschaften. Solche Lösungen und Strukturen, mit denen die Menschen ihre Arbeitssituation selbst verbessern wollen, gilt es zu unterstützen. Ich möchte Sie als Bündnismitglieder deshalb darin bekräftigen, diesen Weg weiterzugehen und die lokalen Stakeholder – insbesondere Textilarbeiter*innen, lokale Gewerkschaften und zivilgesellschaftliche Organisationen – noch stärker und systematischer in die Arbeit des Bündnisses einzubinden. Nur so lassen sich effektive und nachhaltige Verbesserungen in der gesamten Textillieferkette bewirken.

Ich danke Ihnen für Ihr Engagement und freue mich auf die weitere Zusammenarbeit.

Svenja Schulze

Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

 

Kapitel 1
Vorwort
Chapter 3
Das Textilbündnis 2023

Kapitel 3

Das Textilbündnis 2023 – Ein Rückblick

Bündnisinitiativen, Lieferkettentransparenz und Review-Prozess

Strategische Neuausrichtung

Aufgrund des veränderten regulatorischen Umfelds wurde im Rahmen der Neuausrichtung beschlossen, in Zukunft den Fokus der Arbeit im Textilbündnis auf die Umsetzung konkreter Maßnahmen entlang der Lieferkette in den vier Fokusthemen zu legen. Dabei sollen auch die Akteure in den Produktionsländern verstärkt eingebunden werden. 

Mit dem Anfang 2023 in Kraft getretenen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) werden in Deutschland ansässige und tätige Unternehmen erstmals rechtlich dazu verpflichtet, Verantwortung zu übernehmen und entlang ihrer Lieferketten menschenrechtliche und umweltbezogene Standards einzuhalten. Während Mitglieder zuvor im Rahmen ihrer Bündnismitgliedschaft dazu angehalten waren, Risiken in ihren Lieferketten zu identifizieren, Ziele zu definieren und ihre Fortschritte in der Umsetzung ihrer Sorgfaltspflichten im Review-Prozess transparent zu berichten, macht das LkSG dies für alle deutschen Unternehmen ab einer Mitarbeitendenzahl von mindestens 3000 verpflichtend. Aus diesem Grund wird seit diesem Jahr neben dem Review-Prozess ebenfalls der Bericht an das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) im Rahmen des LkSG sowie die Berichterstattung gemäß den Anforderungen des Grünen Knopfes 2.0 anerkannt.  

Die Bündnisarbeit baute im Jahr 2023 auf den drei Basiselementen (BE) auf: 1) Umsetzung von Sorgfaltspflichten einschließlich der Anerkennung angepasster Nachweismöglichkeiten, 2) Lieferkettentransparenz und 3) der effektiven Umsetzung der vier Fokusthemen (Existenzsichernde Löhne und Einkaufspraktiken, Kreislaufwirtschaft und Klima, Geschlechtergerechtigkeit und Beschwerdemechanismen und Abhilfe).  

Kapitel 2
Grußwort Svenja Schulze
Kapitel 3.1
Steuerungskreis

Kapitel 3.1

Steuerungskreis

Das Textilbündnis 2023 in Zahlen

Neuwahl des Steuerungskreises

Die Mitglieder des Textilbündnisses wählten im Juni 2023 einen neuen Steuerungskreis.

Der Steuerungskreis (SK) ist das oberste Entscheidungsgremium des Bündnisses und steuert in seinen Sitzungen unter anderem die strategische Ausrichtung des Bündnisses. Die Wahl der Vertreter*innen erfolgt alle zwei Jahre und im Jahr 2023 war es wieder so weit. Die Neuwahl des zentralen Entscheidungsgremiums brachte personelle Veränderungen in vier von fünf Akteursgruppen hervor. Damit zählt der Steuerungskreis nun mehr Frauen als Männer. Aufgrund der Nicht-Annahme der Wahl eines Vertreters der Akteursgruppe Wirtschaft und eines vakant gewordenen Sitzes durch die Insolvenz eines Mitgliedsunternehmens, erfolgten außerdem zwei Nachwahlen im August und Dezember 2023. Die aktuelle Zusammensetzung des Steuerungskreises ist hier ersichtlich.  

Der neue Steuerungskreis wird die im letzten Jahr beschlossene strategische Neuausrichtung weiter vorantreiben, so dass das Bündnis auch angesichts der neuen gesetzlichen Anforderungen weiter als Vorreiter-Allianz für faire Lieferketten vorangehen wird. Insgesamt hat sich der Steuerungskreis 2023 in drei Sitzungen und im Rahmen einer zweitägigen Klausurtagung getroffen. In seinen Sitzungen befasste sich das Entscheidungsgremium überwiegend mit Themen zur Umsetzung der Neuausrichtung, z.B.  Neuerungen im Review-Prozess, Transparenz in der Lieferkette, Anerkennungen von alternativen Beteiligungsmöglichkeiten sowie der Entwicklung eines Mission Statements. 

Aktuelles

Neue Zusammensetzung des Steuerungskreises

Das Textilbündnis startet mit einem neuen Steuerungskreis in die nächste Runde. Das zentrale Entscheidungsgremium weist personelle Verändungen in vier von fünf Akteursgruppen auf und zählt künftig mehr Frauen als Männer. 

Chapter 3
Das Textilbündnis 2023
Kapitel 3.2
Mitglieder

Kapitel 3.2

Mitglieder

Das Textilbündnis 2023 in Zahlen

2023 konnten wir neun neue Mitglieder im Textilbündnis begrüßen: Comdu.it Deutschland e.V., TEXAID AG, Martini Sportswear, Eeaser GmbH, Clinotest, Nordlicht, Boer Group, Münz GmbH, RITTEC (beratendes Mitglied).

Ende Dezember 2023 zählte das Textilbündnis 119 Mitglieder.

Herzlich willkommen! Das sind die neun neuen Mitglieder im Textilbündnis:

Kapitel 3.1
Steuerungskreis
Kapitel 3.3
Veranstaltungen

Kapitel 3.3

Workshops und Webinare

Das Textilbündnis 2023 in Zahlen

Hoch im Kurs: Lieferkettengesetz, Beschwerdemechanismen und Kreislaufwirtschaft und Klima

Wie bereits 2022, bestand angesichts des Inkrafttretens des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und regulatorischer Entwicklungen auf EU-Ebene im Jahr 2023 besonders großes Interesse an Veranstaltungen zu gesetzlichen Anforderungen in der Textilindustrie: Mehrere Hundert Teilnehmer*innen zählte die im September gestartete Webinar-Reihe Europe’s Green Transition in the Textile Sector, die in Kooperation mit dem Grünen Knopf den EU Green Deal sowie ihre Auswirkungen auf den Textil- und Bekleidungssektor näher beleuchtete.

Unter gleicher thematischer Ausrichtung fand die 9. Mitgliederversammlung im November 2023 statt, an welcher 110 Teilnehmende beteiligt waren. Rund 140 Teilnehmende diskutierten im Rahmen des Arbeitstreffens zum Thema „Change of Perspectiveim April letzten Jahres in Berlin über die Auswirkungen der neuen EU-Gesetzgebung auf die Textilwirtschaft. Weiter konnten auch andere bündnisspezifische Veranstaltungen, wie z.B. zum Thema Umsetzung von Sorgfaltspflichten und Review-Prozess, aber auch zu den Fokusthemen Beschwerdemechanismen und Abhilfe sowie Kreislaufwirtschaft und Klima, hohe Teilnehmerzahlen verzeichnen. 

„Change of Perspective“ Arbeitstreffen, 26. April 2023

Das Arbeitstreffen im Jahr 2023 fand unter dem Thema „Change of Perspective“ statt. Zentral für den Perspektivwechsel war die Paneldiskussion, in der es unter anderem darum ging, wie einkaufende Unternehmen Rechteinhaber*innen bei Zulieferern und in den Produktionsländern besser in ihren Geschäftspraktiken berücksichtigen können. Komplettiert wurde die Paneldiskussion durch Inputs zu dem Thema „Worker-led agreements to address workplace related risks and harms – the Dindigul Agreement and the International Accord”. 

Am Nachmittag arbeiteten Bündnismitglieder sowie interessierte Organisationen in Workshops und in einem World Café zusammen, wo konkrete Beteiligungsmöglichkeiten in Bündnisinitiativen diskutiert wurden. Mehr Informationen zum Arbeitstreffen finden Sie in diesem Beitrag

9. Mitgliederversammlung, 8. und 9. November 2023

Die Mitglieder des Bündnisses für nachhaltige Textilien trafen sich im November in Köln zur 9. Mitgliederversammlung. Geprägt war der Austausch insbesondere von einem Thema: der neuen EU-Gesetzgebung für die Textilwirtschaft. Die Leiterin des Textilbündnisses Linda Schraml berichtete am 1. Tag der Versammlung über die Ergebnisse der Bündnisarbeit im Jahr 2023. Dabei hob sie insbesondere die Bündnisinitiativen hervor, zu deren Teilnahme seit 2023 alle Mitglieder des Bündnisses verpflichtet sind. 

Der Nachmittag des zweiten Tages stand ganz im Lichte der gemeinsamen Arbeit an zentralen Fragestellungen, die in verschiedenen Workshops aufgegriffen wurden. Auch hier waren die neuen EU-Regularien und ihre Implikationen für die Textilindustrie zentrales Thema. Einzelne Workshop-Sessions befassten sich beispielsweise mit den neuen Biodiversitätskriterien für Standards und Einkauf, dem Umgang mit Post-consumer-Abfällen oder Nachhaltigkeitskriterien im Baumwollanbau. 

Mehr Informationen zur 9. Mitgliederversammlung finden Sie in diesem Beitrag

Linda Schraml begrüßt die Anwesenden des Textilbündnisses

Vertreter*innen des Steuerungskreises beim Q&A

Das Publikum folgt dem Vortrag von Gabriella Waibel

Der Nachmittag des 2. Tages stand im Lichte gemeinsamer Workshops

Aktuelles

Der europäische Green Deal – ein neuer Wind für die Textilindustrie?

Gemeinsam mit dem Grünen Knopf bot das Textilbündnis vom September letzten Jahres bis Ende März 2024 eine Webinar-Reihe an. Das Thema? Der Green Deal der EU und seine Auswirkungen auf den Textil- und Bekleidungssektor. In insgesamt sechs Webinaren bereiteten diverse Experten und Interessenvertretern interessierte Bündnismitgliedern auf die neuen regulatorischen Anforderungen vor. 

Kapitel 3.2
Mitglieder
Kapitel 3.4
Publikationen

Kapitel 3.4

Publikationen

Das Textilbündnis 2023 in Zahlen

2023 stellte das Textilbündnis seinen Mitgliedern zehn neue oder aktualisierte Leitfäden und weitere Unterstützungsmaterialien zur Verfügung. Die meisten Dokumente finden Sie zum Download auf der Textilbündnis-Website

Allgemein

  • Cooperation Rules (EN)
  • Regeln der Zusammenarbeit (DE)

Review

  • Step by Step through the Review Process (EN)
  • Schritt für Schritt durch den Review-Prozess (DE)

Fasern

  • Factsheet Polyester
  • Factsheet Polyamid
  • Factsheet Elastane
  • Factsheet Chemiefasern
  • Factsheet Cellulosefastern
  • Factsheet Acrylfasern

Chemikalien- und Umweltmanagement

  • Textil-Abwassermanagement für Marker, Händler und Importeure (DE)
Kapitel 3.3
Veranstaltungen
Kapitel 4
Themen und Arbeitsbereiche

Kapitel 4.1

Umsetzung der Neuausrichtung

Strategische Neuausrichtung und Ideenwettbewerb

Das Jahr 2023 startete für das Bündnis für nachhaltige Textilien mit dem ersten Ideenwettbewerb. In diesem Rahmen konnten Mitglieder konkrete Projektideen für mehr soziale und ökologische Nachhaltigkeit in den textilen Produktionsländern vorschlagen. Für die Umsetzung der Projekte stand jeweils ein Fördervolumen von bis zu 200.000€ zur Verfügung. Von den aktuell elf Bündnisinitiativen stammen drei aus dem Ideenwettbewerb. Insgesamt hat das Textilbündnis im vergangenen Jahr gemeinsam mit den Mitgliedern zehn neue Bündnisinitiativen entwickelt – mehr als insgesamt seit der Gründung des Textilbündnisses umgesetzt wurden. Das ist ein klarer Beweis, dass die strategische Neuausrichtung – stärkere Umsetzung in den Produktionsländern entlang von vier Fokusthemen – tatkräftig mit Leben gefüllt wird. Die meisten dieser Bündnisinitiativen sind inzwischen gestartet oder stehen unmittelbar davor.

Neben den Bündnisinitiativen wurde für jedes Fokusthema ein zuständiger Strategiekreis initiiert und in enger Abstimmung mit den Bündnismitgliedern Key-Performance-Indikatoren (KPIs) zur Darstellung einer erfolgreichen Umsetzung der Fokusthemen entwickelt. Darüber hinaus hat der Steuerungskreis drei weitere Beteiligungsmöglichkeiten beschlossen, um insbesondere den Mitgliedern ohne eigene Lieferkette die Chance zu geben, sich sinnvoll im Gemeinsamen Engagement einzubringen.  

Insgesamt beteiligen sich aktuell 83 Mitglieder im Rahmen des Gemeinsamen Engagements. Hiervon fallen 66 Beteiligungen auf Bündnisinitiativen, 14 Mitglieder organisieren Informations- und Lernveranstaltungen und drei Mitglieder setzen alternative Projekte um.

Aktuelles

Neue Ideen für BIs

Erstmals hat das Textilbündnis einen Ideenwettbewerb veranstaltet. Eingegangen sind sechs Projektideen zu den Fokusthemen Beschwerdemechanismen und Abhilfe, Geschlechtergerechtigkeit und Kreislaufwirtschaft. 

Kapitel 4
Themen und Arbeitsbereiche
Kapitel 4.2
Löhne und Einkaufspraktiken

Kapitel 4.2

Existenzsichernde Löhne und Einkaufspraktiken

Fokusthema

In den Produktionsländern der Textilindustrie werden häufig keine existenzsichernden Löhne gezahlt, selbst wenn gesetzlich festgelegte Mindestlöhne eingehalten werden. Insbesondere die gängigen Einkaufspraktiken von Brands berücksichtigen nicht, ob existenzsichernde Löhne an Arbeiter*innen gezahlt werden können. Das Bündnis für nachhaltige Textilien und seine Mitglieder streben verantwortungsvolle Einkaufspraktiken und die Zahlung existenzsichernder Löhne in der Lieferkette gemäß anerkannter Benchmarks an. Seit letztem Jahr dient das Common Framework for Responsible Purchasing Practices (CFRPP) als offizieller Referenzrahmen im Textilbündnis.  

Auf der Textilbündnis-Website finden Sie weitere Informationen zum Fokusthema Existenzsichernde Löhne und Einkaufspraktiken. 

Bündnisinitiative (BI) Living Wage Lab 2.0

Eines der ins Leben gerufenen Projekte zur Förderung der Zahlung existenzsichernder Löhne bildet die Bündnisinitiative Living Wage Lab 1.0 (LWL 1.0). Diese wurde im März 2023 abgeschlossen. In dieser ersten Phase bot die Bündnisinitiative den beteiligten Bündnismitgliedern die Möglichkeit sich darüber zu verständigen, was ein existenzsichernder Lohn ist und wie man ihn erreicht. Die Aktivitäten im Lab 1.0 umfassten unter anderem: 

  • Eine Überprüfung der eigenen Einkaufspraktiken 
  • Eine Vorstellung von Tools zu Lohndatenerhebung und Lohnlückenberechnung 
  • Schulungen und Trainings mit Unternehmen und Zulieferbetrieben 
  • gemeinsame Ideenentwicklung von Unternehmen und Produzenten für lohnsteigernde Maßnahmen 

Im Jahresbericht von 2022 finden Sie weitere Informationen zu der ersten Phase des Living Wage Labs. 

Aufbauend auf den Erfahrungen und Ansätzen aus der ersten Phase fanden in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 sowohl im Strategiekreis als auch mit den Unternehmen des Bündnisses diverse vorbereitende Termine und Gespräche zur Fortsetzung der Bündnisinitiative als Living Wage Lab 2.0 (LWL 2.0) statt. Die Bündnisinitiative LWL 2.0 zielt darauf ab, die Lücke zwischen den gegenwärtigen Löhnen und den angestrebten existenzsichernden Löhnen für Textilarbeiter*innen in Zulieferbetrieben der teilnehmenden Bündnismitglieder zu reduzieren.

Ergänzend zur ersten Phase werden diesmal konkrete Maßnahmen mit den Zulieferern in Bangladesch, Indien und Pakistan umgesetzt, wie beispielsweise Capacity-Building für Arbeitnehmenden in den nominierten Fabriken zur Wahrnehmung ihrer Rechte in Bezug auf existenzsichernde Löhne, sowie Maßnahmen zur Stärkung von sozialem Dialog. Parallel erarbeiten die teilnehmenden Bündnisunternehmen gemeinsam Strategien zur Schließung der Lohnlücke und systematischen Integration von existenzsichernden Löhnen in ihre Einkaufsprozesse. Neben Workshops finden dazu regelmäßige Peer-Learning-Austausche statt. Ein erster Kick-Off für das Living Wage Lab 2.0 fand im Februar 2024 statt.

Diese Mitglieder beteiligten sich am Living Wage Lab 1.0

Unternehmen:
ALDI Süd KG, Bierbaum Proenen, Chaps Merchandising, Deuter Sport GmbH, GREIFF Mode GmbH & Co. KG, Hugo Boss AG Hch. Kettelhack GmbH & Co. KG, Ortovox Sportartikel GmbH, Otto Group, Vaude Sport GmbH & Co., Waschbär GmbH, KiK Textilien und Non-Food GmbH

Zivilgesellschaftliche Akteure:
DGB, Südwind, Inkota Netzwerk e.V.

Diese Mitglieder beteiligen sich am Living Wage Lab 2.0

Unternehmen:
Bierbaum-Proenen, Chaps Merchandising, GREIFF Mode GmbH & Co. KG, Hugo Boss AG Hch. Kettelhack GmbH & Co. KG, KiK Textilien und Non-Food GmbH, Ortovox Sportartikel GmbH, Vaude Sport GmbH & Co., Waschbär GmbH, 3FREUNDE

Zivilgesellschaftliche Akteure:
INKOTA Netzwerk e.V., Fairtrade DE

Bündnisinitiative (BI) Organic Cotton

Basierend auf den Erfahrungen des gleichnamigen Pilotprojekts startete im September 2021 die Bündnisinitiative (BI) Organic Cotton in Indien. Die BI hat es sich zum Ziel gesetzt, eine faire, umweltfreundliche und wirtschaftlich tragfähige Lieferkette für Bio-Baumwolle mit aufzubauen und den Zugriff auf Bio-Baumwolle für Mitgliedsunternehmen zu erleichtern. Hierzu unterstützte die Bündnisinitiative in der Saison 2022-2023 11.363 Kleinbäuer*innen in den Bundesstaaten Madhya Pradesh, Rajasthan, Odisha und Gujarat in Indien darin, auf Bio-Baumwollanbau umzustellen. Entsprechend erhielten die Kleinbäuer*innen zielgerichtete landwirtschaftliche Trainings sowie Zugang zu gentechnikfreiem Bio-Saatgut. Insgesamt wurden so bisher ca. 60.000 Menschen unterstützt, da die Familien aus durchschnittlich sechs Personen bestehen. In der ersten Saison konnten auf diese Weise fast 16.000 Hektar landwirtschaftliche Fläche nachhaltiger bewirtschaftet werden. Zudem wurden Trainingsmodule zu „decent work“ entwickelt und 2023 in ersten Workshops für Multiplikator*innen erfolgreich pilotiert.  

Darüber hinaus unterstützen die teilnehmenden Unternehmen die Farmer durch Abnahmevereinbarungen und Prämienzahlungen. Demnach erhielten im ersten Jahr 6.288 Kleinbäuer*innen der unterstützten 11.363 Kleinbäuer*innen eine Marktanbindung und Prämienzahlung von den beteiligten Unternehmen für den Verkauf ihrer in-conversion-Baumwolle. Dies führte dazu, dass diese ein um 48% erhöhtes Einkommen pro Hektar im Vergleich zu konventionell arbeitenden Baumwollproduzent*innen aufwiesen. Die restlichen Farmer habenihre Baumwolle auf den freien Markt ohne Prämienzahlung verkauften. In der Konsequenz verließen 846 Farmer das Projekt nach der ersten Saison (2022-2023). Die Anzahl der unterstützten Farmer im zweiten Jahr sinkt damit auf 10.517 Baumwollproduzent*innen. Eine Beteiligung weiterer Bündnismitglieder und insbesondere von Mitgliedsunternehmen wäre somit sehr wichtig, um Marktanbindung und Prämienzahlung für weitere Bauern zu gewährleisten. Bei Interesse gerne beim Sekretariat melden.  

Weitere Informationen zu in-conversion Baumwolle finden Sie in diesem Beitrag.

Diese Mitglieder beteiligten sich an der BI Organic Cotton

Unternehmen:
ALDI Einkauf SE & Co. oHG, ALDI Süd KG, Brands Fashion GmbH, C&A Mode GmbH & Co. KG, Esprit Europe Services GmbH, Formesse GmbH & Co. KG, H&M Group, s.Oliver Bernd Freier GmbH & Co. KG, Tchibo GmbH

Zivilgesellschaftliche Akteure:
Global Standard gemeinnützige GmbH (GOTS), Fairtrade Deutschland e.V.

Weitere Kooperationspartner: 
Organisation Organic Cotton Accelerator (OCA)

Aktuelles

Training zu Decent Work

Im Rahmen der Bündnisinitiative Organic Cotton wurde im Februar ein wichtiger Meilenstein erreicht: die Umsetzungspartner Organic Cotton Accelerator (OCA) und Traidcraft haben ein Training zum Konzept der Decent Work für Kleinbäuerinnen und -bauern sowie Farmarbeiter*innen im indischen Bio-Baumwollsektor entwickelt und veröffentlicht. Das Training wird nun pilotiert.  

Bündnisinitiative (BI) Learning and Implementation Community

Verantwortungsvolle Einkaufspraktiken sind ein wirkungsvoller Hebel, um die Arbeitsbedingungen von Beschäftigten in Lieferketten positiv zu beeinflussen. Unter anderem können sie existenzsichernde Löhne für Arbeitnehmer*innen fördern und bei Lieferanten für eine bessere Planung und wirtschaftliche Nachhaltigkeit sorgen. Aus diesem Interesse heraus engagieren sich Unternehmen unterschiedlicher Multi-Stakeholder-Initiativen, darunter auch einige Unternehmen des Textilbündnisses, innerhalb der Learning & Implementation Community (LIC) für verantwortungsvolle Einkaufspraktiken. Das Ziel der BI ist es, die fünf Prinzipien und Praktiken des Common Frameworks for Responsible Purchasing Practices (CFRPP) kennenzulernen und in die Einkaufspraktiken der beteiligten Mitglieder zu integrieren, um diese letztlich zu verbessern. Die enge Kooperation zwischen teilnehmenden Unternehmen und ihren Lieferanten spielt dabei eine bedeutende Rolle.  

Seit 2023 wird die Beteiligung an der Learning and Implementation Community als Bündnisinitiative im Rahmen des Gemeinsamen Engagements anerkannt. Im letzten Jahr arbeiteten die Mitglieder der gesamten Learning and Implementation Community an drei der insgesamt fünf Prinzipien. Konkret befinden sich die Teilnehmenden derzeit in der Bearbeitung des Prinzip 4 ‚Fair Payment Terms‘. Ergänzend zu den Treffen der gesamten Learning and Implementation Community, finden in den einzelnen Multi-Stakeholder-Initiativen, so auch unter den an der Community beteiligten Bündnismitgliedern, Mentoring-Termine statt. Im Rahmen dieser werden die in den Haupttreffen vermittelten Inhalte nochmal in der Tiefe besprochen, sowie Erfahrungen und Herausforderungen im Sinne des Peer-Learnings geteilt, z.B. zu geplanten oder ersten umgesetzten Maßnahmen.  

Die Bündnisinitiative ist Ende 2022 gestartet, daher war das Jahr 2023 vor allem von der Weiterentwicklung der Maßnahmenplänen der Unternehmen und vom Austausch der Unternehmen mit ihren Lieferanten geprägt.  

Diese Mitglieder beteiligten sich an der BI Learning and Implementation Community

Unternehmen:
ALDI Einkauf SE & Co. OHG, Kettelhack, KiK, Sympatex Technologies GmbH, Weitblick, Kaya & Kato (Grüner Knopf-Unternehmen)

Weitere Kooperationspartner:
MSI Working Group for Responsible Purchasing Practices, GIZGlobalvorhaben „Initiative Globale Solidarität 

Kapitel 4.1
Umsetzung der Neuausrichtung
Kapitel 4.3
Kreislaufwirtschaft und Klima

Kapitel 4.3

Kreislaufwirtschaft und Klima

Fokusthema

Der Weltklimarat (IPCC) warnte im März 2023 in seinem sechsten Sachstandsbericht, dass die Erderwärmung von 1,5 Grad bereits im nächsten Jahrzehnt überschritten werde. Die OECD Guidance für den Bekleidungs- und Schuhwarensektor listet Treibhausgas-Emissionen als eines der Sektorrisiken. Mit dem Fokusthema Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz will das Bündnis für nachhaltige Textilien speziell die Ressourcennutzung adressieren. Mit Bündnisinitiativen sollen Mitglieder gemeinsam Wirkung vor Ort durch zirkuläre und ressourcenschonende Textilproduktion erreichen, inklusive reduzierter Treibhausgas-Emissionen. 

Nachdem im Jahr 2022 die Bündnismitglieder die Grundlagen für die Bündnisinitiativen legten, stand das Jahr 2023 unter der Entwicklung von Key Performance Indikatoren (KPIs) innerhalb des Strategiekreises. Die KPIs dienen dazu, den gemeinsamen Transformationsprozess im Hinblick auf die Reduktion von Primärrohstoffen sowie die Verminderung von Treibhausgasemissionen messbar zu machen. Dies soll in der textilen Lieferkette auf verschiedenen Ebenen dargestellt werden.  

Auf der Textilbündnis-Website finden Sie zu folgenden Aspekten weitere Informationen 

Bündnisinitiative (BI) Circular Down

Daunen und Federn können zwischen drei und fünf Mal wieder aufbereitet und neu verarbeitet werden. Wie? Als Füllmaterial für neue Bettwaren und selbst dann ist noch nicht Schluss. Nach Ablauf ihres Lebenszyklus können sie weiter als Dämmmaterial in der Bauwirtschaft oder sogar als Dünger im Gartenbau und in der Landwirtschaft eingesetzt werden.  

Damit eine solch nachhaltige Verwendung Common Practice wird, hat es sich die Bündnisinitiative Circular Down zur Aufgabe gemacht, Daunen und Federn möglichst lange nutzbar zu machen und sie als Füllmaterial für Bettwaren länger im Kreislauf zu halten. Zur Umsetzung sollen im Zuge des Projekts ausrangierte mit Daunen und Federn befüllte Bettwaren in Deutschland gesammelt und diese aufbereitet werden.  

Durch die längerfristige Nutzung und den damit verbundenen geringeren Bedarf an frischen Dauen und Federn können längere Transportwege und damit der CO2-Ausstoß insgesamt verringert werden. Um ein ganzheitlich nachhaltiges Produkt zu erhalten, müssen jedoch auch alle neu gewonnenen Daunen und Federn ohne Tierleid hergestellt werden. Besonders in Importländern wie China tauchen hierzu immer wieder Berichte über mangelndes Tierwohl auf. Daher setzt sich die BI Circular Down auch für die Einhaltung von Tierschutzstandards in der Federproduktion Chinas ein. Hierzu sollen im Laufe des Projekts Trainingsmaterialien für Mitarbeitende auf chinesischen Geflügelfarmen erstellt und Auditor*innen geschult werden.

Diese Mitglieder beteiligten sich an der BI Circular Down

Unternehmen:
Essenza Home, erlich textil

Zivilgesellschaftliche Akteure:
FairWertung

Weitere Kooperationspartner:
BTE Handelsverband Textil, Verband deutscher Federnindustrie e.V. (VDFI), BEVH

Bündnisinitiative (BI) Implementing Circularity

Eine kreislauffähige textile Kollektion, bei der die einzelnen relevanten Produktinformationen von Kleidungsstücken auf einen Blick für Brands, Hersteller, Sortierer, Recycler und Verbraucher*innen ersichtlich werden? Was nach Wunschdenken klingt, soll in der im Dezember 2023 gestarteten Bündnisinitiative Implementing Circularity Realität werden.  

Die Bündnisinitiative Implementing Circularity in the Textile Industry (ICT) zielt darauf ab, deutsche Modeunternehmen und ihre Lieferanten in den Produktionsländern Pakistan, Bangladesch, China und Indien dabei zu unterstützen, sowohl kreislauffähige Designs als auch einen digitalen Produktpass zu entwickeln. 

Hierzu werden sie bei der Auswahl nachhaltiger Materialien und zu den Auswirkungen ihrer Eigenschaften beraten und in der Anwendung vollständig kreislauffähiger Designkriterien geschult. Die infolgedessen produzierten Kleidungsstücke sollen schließlich mit einem digitalen Produktpass ausgestattet werden. Dies liefert Sortierern und Recyclern, aber auch Kund*innen am Ende der Nutzungszeit der Produkte alle notwendigen Informationen zur Materialzusammensetzung und Behandlung mit Chemikalien, um das passende Recyclingverfahren zu identifizieren. Dabei werden auch die dazugehörigen Zulieferer über kreislauffähige Designs und die Anforderungen der zukünftigen Ökodesign-Kriterien geschult und können dadurch einen Wettbewerbsvorteil erzielen. Auf diesem Weg sollen alle in der textilen Wertschöpfungskette beteiligten Stakeholder auf die Umsetzung der EU-Ökodesign-Verordnung für nachhaltige und kreislauffähige Textilien vorbereitet werden.  

Insgesamt sollen im Rahmen der Bündnisinitiative der Materialeinsatz, die vernichtete Ware und die CO2-Emissionen innerhalb von textilen Lieferketten mittelfristig reduziert werden.

Der Circular Design-Workshop in Berlin war der Kick-off für die Arbeit an den kreislauffähigen Produkten der Brands.

Unter der Leitung von circular.fashion arbeiteten Vertreter*innen aus verschiedenen Abteilungen der beteiligten Unternehmen in multidisziplinären Teams aus den Bereichen Design, Nachhaltigkeit und Einkauf zusammen.

Gemeinsam analysierten und überarbeiteten sie während der zweitägigen Veranstaltung insgesamt acht Produkte.

Schritt für Schritt setzten sie zirkuläre Designstrategien um und machten die Kleidungsstücke auf innovative Weise recycelbar, langlebig, wandelbar und reparierbar.

Diese Mitglieder beteiligten sich an der BI Implementing Circularity

Unternehmen:
Aldi Süd, Blutsgeschwister, KiK, Otto Group mit Otto und Bon Prix, Snocks, Tchibo, BoerGroup, Texaid

Zivilgesellschaftliche Akteure:
FairWertung

Bündnisinitiative (BI) Supplier Decarbonization

Schätzungen zufolge ist die Textilindustrie für 10% der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Der Großteil der Emissionen entsteht in Produktionsländern in Asien bei der fossilen Energieerzeugung und während der Produktion in den Lieferketten. Diese liegt jedoch meistens außerhalb des Geschäftsbereichs europäischer Marken und Hersteller. Eine Umstellung der Produktionsstätten auf erneuerbare Energien lässt sich oftmals nicht so einfach bewerkstelligen, da entweder Strom, Wärme und Energie nicht gesichert verfügbar sind oder die Kosten zu hoch ausfallen. Nicht zuletzt sind Daten zu den Emissionen der Wertschöpfungskette (sog. Scope-3-Emissionen) kaum vorhanden. Da sie keinem Unternehmen direkt zuordenbar sind, gibt es wenig Anreize und Verpflichtungen zur Reduktion.  

Dies hat zur Folge, dass die Bevölkerung in den Produktionsländern durch Klimawandel-bedingte Extremwetterphänomene und die Luftverschmutzung im Umkreis der Textilfabriken doppelt von den Auswirkungen der Emissionen betroffen ist.  

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, wurde im September 2023 die BI Supplier Decarbonization ins Leben gerufen, um langfristig den Ausstoß von Treibhausgasen in der Textillieferkette zu reduzieren. Hierzu werden Beschäftigte von rund 50 Zuliefererbetrieben beteiligter Bündnismitglieder in Bangladesch und Pakistan in sogenannten „Climate Action Trainings“ (CAT) zu den Klimaauswirkungen der Textilproduktion geschult. Jeder Betrieb ist schließlich dazu angehalten mindestens drei energiesparende Maßnahmen umzusetzen und sich langfristige Reduktionsziele zu setzen.  Insgesamt sollen somit 150 Energieeffizienz-Maßnahmen in den Produktionsstätten umgesetzt werden.  

Ergänzend zu diesen Maßnahmen soll im Rahmen der Initiative eine Studie durchgeführt werden, welche die gesundheitlichen Auswirkungen der Luftverschmutzungen auf die ansässige Bevölkerung untersucht. Die Idee ist, dass auf Basis der erhobenen Daten passende Abhilfemechanismen entwickelt werden. 

Diese Mitglieder beteiligten sich an der BI Supplier Decarbonization

Unternehmen:
Adler, DELTEX, Gebr. Heinemann, JAKO, KiK, Lidl, Otto Group, Sockswear, Takko, WIBU

Zivilgesellschaftliche Akteure:
BlueSign, Fashion Revolution Germany, NABU, UBA

Weitere Kooperationspartner:
50 Produktionsstätten, Stakeholder der Gemeinden (Karatchi und Dhaka) 

Pilotprojekt Produktklone I und II

Gegenwärtig folgen Produktion und Konsum in der Textil- und Bekleidungsindustrie einem linearen Wirtschaftsmodell, das daraus besteht, dass ein beträchtlicher Teil der Produkte am Ende nicht recycelt, sondern entsorgt wird. Die darin enthaltenen Rohstoffe und die dafür aufgewandte Energie bleiben ungenutzt und gehen verloren. Entscheidend ist es daher, bereits beim Produktdesign und der Produktentwicklung anzusetzen. Denn bis zu 80 % der Umweltauswirkungen – von der Gewinnung der Rohstoffe über die Herstellung und Nutzung von Produkten bis zu deren Entsorgung – werden bereits in der Entwicklungsphase vorherbestimmt.  

Genau da setzte das im Jahr 2023 erfolgreich abgeschlossene Pilotprojekt Produktklone I und II an – beim Design und den möglichen Barrieren der Recycling- und Kreislauffähigkeit von existierenden Produkten. Die teilnehmenden Bündnisunternehmen wählten hierzu zehn ihrer Produkte aus, die in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut für Textil und Bekleidung der Hochschule Niederrhein auf Zirkularitätskriterien wie Langlebigkeit, Reparierbarkeit, Material- und Energieeffizienz, Minimierung problematischer Stoffe und Verwendung nachwachsender Rohstoffe untersucht wurden.  

Basierend auf den Untersuchungen wurden schließlich gemeinsam mit den Unternehmen Lösungsansätze entwickelt. Das Ergebnis: „geklonte“ Produkte mit der gleichen Funktionalität, aber mit nachhaltigeren Materialen oder Schnitten. Zu jedem Produkt wurde ein Bericht für die Produktion entwickelt, auf dessen Grundlage zukünftigen Produkte nachhaltiger und vor allem kreislauffähiger werden. 

Diese Mitglieder beteiligten sich an dem Pilotprojekt Produktklone

Produktklone I

Unternehmen:
Vaude Sport GmbH & Co., Dibella b.v., Deuter Sport GmbH, IVY OAK GmbH, NKD Group GmbH, Brands Fashion GmbH, Ortovox Sportartikel GmbH, Hopp KG, Sympatex Technologies GmbH

 

Produktklone II

Unternehmen:
Hakro, Seidensticker, s.Oliver, Blutsgeschwister

Weitere Kooperationspartner:
Forschungsinstitut für Textil und Bekleidung (FTB) – Hochschule Niederrhein

Kapitel 4.2
Löhne und Einkaufspraktiken
Kapitel 4.4
Geschlechtergerechtigkeit

Kapitel 4.4

Geschlechtergerechtigkeit

Geschlechtsspezifische Gewalt und Diskriminierung beenden, Inklusion fördern

Trotz einiger Fortschritte ist Diskriminierung, sexuelle Belästigung und geschlechtsspezifische Gewalt im Textilsektor weiterhin eines der vorherrschenden Sektorrisiken. Im Rahmen des Fokusthemas Geschlechtergerechtigkeit setzen sich Bündnismitglieder deshalb gemeinsam dafür ein, eine würdige, sichere und gesunde Arbeitswelt zu schaffen. Hierfür ist es unabdingbar, dass alle Formen der Diskriminierung und Gewalt gegen alle Arbeitnehmer*innen, insbesondere Frauen und andere marginalisierte Gruppen in den Produktionsländern, aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Geschlechtsidentität, ethnischer Zugehörigkeit, Migrationsstatus, Behinderung oder anderen sozial-konstruierten Merkmalen, beseitigt werden. Der Fokus soll hierbei verstärkt in der Umsetzung und der Wirkung vor Ort liegen. 

Auf der Textilbündnis-Website finden Sie weitere Informationen zum Fokusthema Geschlechtergerechtigkeit. 

Bündnisinitiative (BI) Gender Data Gap

Trotz des breiten Bewusstseins über potenzielle Auswirkungen von Diskriminierung, sexueller Belästigung oder geschlechtsspezifischer Gewalt, bleibt das tatsächliche Ausmaß der geschlechterspezifischen Diskriminierung nur schwer zu messen. Der Grund hierfür sind unzureichende und intransparente Daten sowie niedrige Berichtsraten. Der Mangel an Daten führt außerdem dazu, dass Unternehmen kaum effektive Maßnahmen entwickeln können, die Geschlechterungleichheiten und Diskriminierungen reduzieren.  

Um dieser Datenlücke entgegenzukommen, wurde 2023 die Bündnisinitiative (BI) Gender Data Gap ins Leben gerufen. Das Ziel der BI ist es, ein praktisch anwendbares Handbuch zu entwickeln, um die Geschlechtergleichberechtigung in den Unternehmen zu messen, steuern und zu verbessern. Es soll skalierfähig sein, damit es länder- und stakeholderübergreifend eingesetzt werden kann. Nach der Auswertung dieser Daten werden im Rahmen der BI geeignete Maßnahmen mit den Produktionsstätten vor Ort umgesetzt und begleitet, um genderspezifischer Diskriminierung entgegenzuwirken und die Wirksamkeit der Maßnahmen zu messen. Nach der Pilotierung in Tunesien wird das Handbuch den Textilbündnismitgliedern im Rahmen eines Capacity Buildings vor- und zur eigenen Anwendung zur Verfügung gestellt. 

Diese Mitglieder beteiligten sich an der BI Gender Data Gap

Unternehmen:
Hess Natur-Textilien GmbH & Co.KG, Gerry Weber International GmbH, Global Standard gemeinnützige GmbH (GOTS)

Zivilgesellschaftliche Akteure:
Hessnatur Stiftung, FEMNET e.V.

Weitere Kooperationspartner:
Zwei Produktionsstätten in Tunesien: Denim Manufacture, Manufacturing International Company 

Bündnisinitiative (BI) Advancing Worker-Led Agreements on Gender Justice

Die Bündnisinitiative Advancing Worker-Led Agreements on Gender Justice und seine beteiligten Bündnismitglieder haben sich das Ziel gesetzt, geschlechtsspezifische Gewalt und Belästigung (GBVH) sowie intersektionale Diskriminierung in Textilfabriken in der Region Tamil Nadu in Indien zu beenden. Hierzu soll Arbeiterinnen, insbesondere Dalit-Frauen aus teilnehmenden Zulieferbetrieben der Bündnismitglieder, Zugang zu funktionierenden und geschlechtssensiblen Beschwerdemechanismen ermöglicht werden. Der alleinige Zugang reicht jedoch nicht aus.

Textilarbeiterinnen müssen sich ebenfalls befähigt und sicher fühlen, Beschwerden im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch und Belästigung sowie Diskriminierung im weiteren Sinne zu melden und Vertrauen in die Effektivität des Mechanismus haben. Hierzu sollen interne Beschwerdekomitees und Betriebsbeobachter*innen bestehend aus Mitarbeitenden der teilnehmenden Zulieferer zu Frauenrechten, geschlechtsspezifischen Fragen zur Vertretung der Beschäftigten und zum Umgang mit Beschwerden geschult werden.

Zudem soll nach Vorbild des Dindigul Agreements zur Beendigung von geschlechtsspezifischer Gewalt mit interessierten Marken und ihren Zulieferern über rechtsverbindliche Abkommen zwischen lokalen Arbeiternehmer*innenvertretungen und Modeunternehmen sowie ihren Zulieferbetrieben geschlossen werden. 2023 haben hierzu Gespräche zwischen Brands, Zulieferbetrieben und Arbeitnehmer*innenvertretungen begonnen. Im nächsten Schritt steht die Verhandlung der Abkommen bevor. Darüber hinaus sollen u.a. Schulungen für weibliche Beschäftigte in der Bekleidungsindustrie angeboten werden, um ihre Führungsqualitäten zu stärken und sie in die Lage zu versetzen, in Aufsichtsfunktionen aufsteigen zu können.  

Diese Mitglieder beteiligen sich an der BI Advancing Worker-Led Agreements on Gender Justice

Unternehmen:
C&A, KiK

Zivilgesellschaftliche Akteure:
FEMNET e.V.

Weitere Kooperationspartner:
Society for Labour and Development (SLD), Asia Floor Wage Alliance (AFWA), Global Labour Justice – International Labour Rights Forum (GLJ-ILRF) 

Aktuelles

Perspektiven des Dindigul Agreements

Das 2022 in Kraft getretene Dindigul-Agreement zur Beendigung geschlechtsspezifischer Gewalt und Belästigung zeigt bereits erste Erfolge. Diese Erfolge gilt es auszuweiten, daher reisten Ende 2023 u.a. Mitglieder des Textilbündnisses und des Bündnissekretariats nach Indien. Ihr Ziel: Die Perspektive der Menschen vor Ort kennenzulernen und an das Abkommen anzuknüpfen, z.B. in Form der BI Advancing Worker-Led Agreements on Gender Justice.

Kapitel 4.3
Kreislaufwirtschaft und Klima
Kapitel 4.5
Beschwerden und Abhilfe

Kapitel 4.5

Beschwerden und Abhilfe

Zugang zu effektiven Beschwerdemechanismen stärken

Beschäftigte in der Textilindustrie, die nachteiligen Arbeitsbedingungen ausgesetzt sein können, sollen Zugang zu effektiven Beschwerdemechanismen sowie wirksamer Abhilfe und Wiedergutmachung erhalten. Dies ist nicht nur ein elementarer Bestandteil der unternehmerischen Sorgfaltspflicht, sondern kann auch einen wichtigen Beitrag zu Chancengleichheit und der Bekämpfung diskriminierender Strukturen leisten. Dafür setzen sich das Textilbündnis und seine Mitglieder ein.  

Um dieses Ziel zu realisieren, setzt das Bündnis in der Ausgestaltung seiner Bündnisinitiativen darauf, alle relevanten Umsetzungsstufen zu adressieren: Förderung funktionsfähiger innerbetrieblicher Beschwerdestrukturen, die Stärkung unternehmensübergreifender externer Beschwerdemechanismen und die Unterstützung lokaler Anlaufstellen.  

Aufbauend auf den Projekterfahrungen und -erfolgen der letzten Jahre stand im Jahr 2023 die gemeinsame Entwicklung der KPIs zu den drei Umsetzungsstufen in den neu aufgesetzten Bündnisinitiativen an.  

Auf der Textilbündnis-Website finden Sie weitere Informationen zum Fokusthema Beschwerdemechanismen und Abhilfe. 

Bündnisinitiative (BI) Joint Grievance Mechanism with Fair Wear Foundation

Wenn Beschwerden nicht auf lokaler Ebene adressiert und gelöst werden können, spielen Beschwerdemechanismen von einkaufenden Unternehmen oder von Sektor- und Multi-Stakeholder-Initiativen eine wichtige Rolle. Denn diese fungieren als „safety net“. 

Durch das LkSG sind viele Unternehmen seit Januar 2023 verpflichtet, ein Beschwerdeverfahren einzurichten. Dieses muss die vertrauliche Meldung von Menschenrechts- und Umweltverletzungen ermöglichen, die im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Tätigkeit eines Unternehmens sowie dessen direkten und indirekten Lieferanten entstehen können. Alternativ können sich Unternehmen an einem unternehmensübergreifenden Ansatz beteiligen. Die Herausforderung hier ist die Vielzahl an bestehenden und etablierten Beschwerdemechanismen und Abhilfemöglichkeiten. 

Um das Angebot an Beschwerdemechanismen nicht noch breiter und unübersichtlicher zu gestalten, kooperiert das Bündnis für nachhaltige Textilien seit April 2021 eng mit der Fair Wear Foundation (FWF), die bereits einen etablierten unternehmensübergreifenden Mechanismus umsetzt. Durch die Kooperation haben teilnehmende Bündnisunternehmen die Möglichkeit, den Mechanismus der FWF auch in ihrer Lieferkette zu implementieren und damit den Zugang zu effektiven Beschwerde- und Abhilfemöglichkeiten für Arbeiter*innen zu verbessern. Weiter soll die Kooperation mit der FWF die vielen verschiedenen Ansätze in Bezug auf Beschwerdemechanismen und Abhilfe harmonisieren.  

Die erste Projektphase endete im April 2023 und wird seit der zweiten Phase auf weitere Länder (Vietnam, Indien, Bangladesch, Türkei, Osteuropa), Unternehmen und Produktionsstätten ausgeweitet. Die nun zweite angelaufene Projektphase der Bündnisinitiative findet erneut in Kooperation mit der Fair Wear Foundation statt und nimmt eine stärkere Begleitung von Rechteinhaber*innen aus den Produktionsländern in den Fokus. Eine zusätzliche Neuerung der zweiten Phase ist der verstärkte Fokus auf die Stärkung und Begleitung der Arbeiter*innen während des Beschwerdeprozesses. Dieses wird nun in 2024 mit Femnet sowie zwei lokalen Organisationen, CIVIDEP und BCWS umgesetzt. Weitere Informationen zur zweiten Projektphase finden Sie in folgendem Beitrag

Im Rahmen der Bündnisinitiative wurden bisher insgesamt 26 Fabriken aufgenommen. Dadurch haben etwa 25.000 Arbeiter*innen die Möglichkeit, den Beschwerdemechanismus von Fair Wear zu nutzen.

Diese Mitglieder beteiligten sich an der BI Joint Grievance Mechanism

Unternehmen:
Brands Fashion, Cotton’n’more, Karl Dieckhoff, Esprit, Seidensticker

Zivilgesellschaftliche Akteure:
FEMNET e.V.

Weitere Kooperationspartner:
Fair Wear Foundation (FWF), Civil Initiatives for Development and Peace-India (CIVIDEP, Bangladesh Center for Workers Solidarity (BCWS) 

Bündnisinitiative (BI) Digital Complaint Management and Capacity Building

Während bisherige Initiativen im Bereich Beschwerdemechanismen und Abhilfe sich vornehmlich auf Tier 1-Lieferanten konzentrieren, widmet sich die BI Digital Complaint Management and Capacity Building fehlender Beschwerdestrukturen der tieferen Lieferkette (Tier 2 & Tier 3). Eingereicht wurde die Bündnisinitiative im Ideenwettbewerb von Bierbaum Proenen, CARE, Deltex, deuter, ORTOVOX, Sympatex.  

Gerade die tiefere Lieferkette birgt für Fabrikarbeiter*innen vermehrt Risiken, da Tier 2- und Tier 3-Zulieferbetriebe sehr einfach gewechselt werden können, oft ohne Kenntnis der Marken. Hierdurch kann eine nachvollziehbare und nachhaltige Risikoanalyse sowie Risikominimierung seitens der Marken schwer umgesetzt werden. Hinzu kommt, dass viele Brands ihre Tier 2- und Tier 3-Lieferanten schlichtweg noch nicht ausreichend in die Betrachtung ihrer Lieferkette aufgenommen haben, was z.B. an der fehlenden Kenntnis der Lieferanten liegt. Allerdings wird genau diese Kenntnis nunmehr durch gesetzliche Vorschriften (LkSG) vorausgesetzt.  

Nicht zuletzt existieren oft kaum Anbieter von Beschwerdemechanismen, die über Tier-1-Lieferanten hinausgehen, für jeden nutzbar sind und keine Mitgliedschaft einer anbietenden Organisation in dem jeweiligen Land voraussetzen. China und Vietnam sind zwei Länder, in denen Beschwerdestrukturen in der tieferen Lieferkette noch weitestgehend fehlen.  

Sowohl chinesische als auch vietnamesische Arbeiter*innen und das Management von Textilfabriken der tieferen Lieferkette sollen im Rahmen von Trainingsprogrammen zu Arbeitsrecht und menschenwürdiger Arbeit geschult und für die Vorteile und Vertrauenswürdigkeit von Beschwerdesystemen sensibilisiert werden. Das Ziel ist es, ein funktionierendes fabrikinternes Beschwerdesystem in den jeweiligen Betrieben zu etablieren. Ergänzend als Back-Up-Beschwerdeinstrument soll zudem ein extern geführtes, digitales Beschwerdesystem eingerichtet werden. Dieser soll die Arbeiter*innen ermutigen und ihnen die Möglichkeit geben, ihre Beschwerden anonym und ohne Repressalien anzubringen.  

Diese Mitglieder beteiligen sich an der BI Digital Complaint Management and Capacity Building

Unternehmen:
Bierbaum Proenen, CARE, Deltex, deuter, ORTOVOX, Sympatex

Zivilgesellschaftliche Akteure:
CARE

 

Aktuelles

Neue BI zum verbesserten Zugang zu Beschwerdemechanismen in China und Vietnam gestartet

Das Bündnis für nachhaltige Textilien hat zusammen mit seinen Mitgliedern Bierbaum-Proenen, CARE Deutschland, Deltex, deuter, ORTOVOX und Sympatex eine Bündnisinitiative zur Verbesserung des Zugangs zu Beschwerdemechanismen in China und Vietnam, einschließlich der tieferen Lieferkette, gestartet. 

Bündnisinitiative (BI) Access to Remedy for (Refugee) Workers

Einige Arbeiter*innen, aber besonders Geflüchtete in der Textilindustrie sind in ihrem (Berufs-)Alltag oftmals doppelt benachteiligt. Zum einen sind ihnen ihre Rechte häufig nicht oder nur zum Teil bekannt, zum anderen stehen besonders Geflüchtete als vulnerable Gruppen im Alltag und am Arbeitsplatz diskriminierenden Strukturen entgegen.  

Die Bündnisinitiative (BI) Access to Remedy for (Refugee) Workers adressiert diese Herausforderung, indem sie die Arbeitsbedingungen von Arbeiter*innen aus der Aufnahmegesellschaft und von Geflüchteten in der türkischen Textil- und Bekleidungsindustrie langfristig verbessert. Hierzu sollen im Rahmen der BI Arbeiter*innen über ihre Rechte informiert, die Nutzung von Beschwerdesystemen und die Wirksamkeit des Beschwerdemechanismus „Worker Support Center“ (WSC) verbessert werden.   

Über die gesamte Projektlaufzeit sollen insgesamt 300 Fabrikbesuche bei 200 verschiedenen Fabriken von der NGO MUDEM durchgeführt werden. Im Zuge dieser Besuche werden ca. 3.000 Interviews mit Beschäftigten geführt, davon mind. 50 % Arbeiterinnen. In diesen Interviews werden einerseits die Arbeiter*innen zu ihren Erfahrungen befragt und anderseits ihr Wissen zu ihren Rechten und Arbeitsbedingungen (inkl. awareness rasising bezüglich des WSC) geschärft. 

Diese Mitglieder beteiligten sich an der BI Access to Remedy for (Refugee) Workers

Unternehmen:
Primark, C&A, NKD, Jfferys, IVY OAK, KiK, textilekonzepte, Puma, adidas, Ceres Clothing 

Weitere Kooperationspartner:
MUDEM – Refugee Support Association

Aktuelles

Über 25.500 Arbeiter*innen bei Schulungen zu fabrikinternen Beschwerdemechanismen

Im Jahr 2023 wurde die Bündnisinitiative Stärkung fabrikinterner Beschwerdemechanismen in der pakistanischen Textilindustrie erfolgreich abgeschlossen. Vom Projektstart 2021 bis zum Projektende 2023 konnten transparente Beschwerdekomitees in insgesamt 16 Fabriken (davon 8 Zulieferer), 303 ausgebildete Mastertrainer*innen und 25.5000 geschulte Mitarbeitende in 640 individuellen Orientierungssitzungen verzeichnet werden. 

Kapitel 4.4
Geschlechtergerechtigkeit
Kapitel 5
Transparenz in der Lieferkette

Kapitel 5

Auf dem Weg zu mehr Lieferkettentransparenz

Open Supply Hub

Transparenz über die eigene Lieferkette zu schaffen, bedeutet zu verstehen, wie Lieferketten aufgebaut sind und welche Akteure sich daran beteiligen – dies umfasst alle Lieferketten und geht über direkte Vertragsbeziehungen hinaus. Die individuelle interne Transparenz (engl. Traceability) ist eine Grundvoraussetzung für die Umsetzung unternehmerischer Sorgfaltspflichten. Diese wird im Textilbündnis durch die Veröffentlichung einzelner Lieferkettendaten – die sogenannte externe Transparenz (engl. Transparency) ergänzt. Dahinter steht die Überzeugung, dass eine öffentliche Zugänglichkeit von Lieferkettendaten zu Verbesserungen von Sorgfaltsprozessen führt. So werden Kooperationspotenziale sichtbar, die im Rahmen des gemeinsamen Engagements genutzt werden.  

Den Weg der externen Transparenz gehen wir gemeinsam mit unserem strategischen Partner Open Supply Hub (OSH). OSH ist ein Open-Source-Tool, das Daten aus Produktionsstätten bereinigt, standardisiert und als öffentliches Gut kostenlos zur Verfügung stellt mit dem Ziel, die Menschenrechts- und Umweltbedingungen in und um (Bekleidungs-) Fabriken zu verbessern. 

Lieferantenliste und Top-Produktionsstätten

Die vorliegenden Daten ermöglichen keine Aussage über strategische Partnerschaften oder genaue Quantitäten pro Land.

Die Veröffentlichung der Zulieferdaten der Tier 1 Lieferanten über die aggregierte Bündnisliste war für die Mitgliedsunternehmen bisher freiwillig. Im Rahmen der Neuausrichtung ist nun die Teilnahme an der Lieferantenliste für alle Unternehmen des Textilbündnis verpflichtend geworden. Im Jahr 2023 haben daher erstmals alle Bündnisunternehmen mindestens ihre Tier 1 Lieferanten an das Bündnissekretariat übermittelt. Diese Daten wurden gesammelt, aggregiert und ans OSH übermittelt. Neben den Infografiken bewerten wir folgende Daten aus diesem Prozess als wissenswert:

  • Insgesamt 9 Mitgliedsunternehmen berichten unter ihrem Firmennamen direkt an den Open Supply Hub.
  • 7 Mitgliedsunternehmen lieferten Daten über Tier 1 hinaus.
  • Nur 3 Unternehmen machten von der möglichen Ausnahmeregelung [1] für einzelne Produktionsstätten Gebrauch.

[1] Ausnahmen von der Veröffentlichung sind nur möglich, wenn Rückschlüsse von einer Produktionsstätte auf ein Unternehmen möglich wären.

Insgesamt sind im Rahmen der aggregierten Lieferantenliste sogar 12176 Daten eingegangen, welche aufgrund des verbesserten OSH-Algorithmus auf 8755 Daten bereinigt werden konnte.

Die Signifikanz von Lieferkettentransparenz wurde bereits in der Neuausrichtung des Textilbündnisses bestätigt und 2023 vom neugewählten Steuerungskreis nochmals bekräftigt, indem beschlossen wurde, Lieferkettentransparenz ab 2025 auf Tier-2-Daten zu erweitern. Der Ansatz einer aggregierten Liste anonymer Lieferantendaten aller Bündnismitglieder bleibt somit auch weiterhin bestehen. Die aggregierte Liste bildet nicht nur eine Grundlage für die Veröffentlichung zusätzlicher Daten aus der Lieferkette und damit eine höhere Transparenz, sondern hat sich gleichzeitig auch als ein Schutzraum für die Unternehmen bewährt.  

Aktuelles

Open Supply Hub

Das Bündnis für nachhaltige Textilien begrüßt den Upload der aktuellen Lieferantenliste der Bündnisunternehmen bei unserem Partner Open Supply Hub (OSH). Die Liste beinhaltet nun alle Tier 1 Lieferanten der Unternehmen im Bündnis, also die Zulieferer der finalen Produkte, und umfasst insgesamt 8755 Produktionsstätten weltweit!

Kapitel 4.5
Beschwerden und Abhilfe
Kapitel 6
Review-Prozess

Kapitel 6

Review-Prozess

Veröffentlichung der Review-Berichte

Im Jahr 2023 fand erneut der Review-Prozess statt. Dieser ermöglicht es Unternehmen, sich im Detail mit den Risiken in ihrer Lieferkette und den damit einhergehenden Sorgfaltspflichten in Bezug auf Auswirkungen auf Geschäftspartner, Arbeitnehmer*innen, weitere Stakeholder sowie Umwelt und Klima auseinanderzusetzen.   

Am 15.11.2023 wurden die ersten Berichte auf der Website veröffentlicht. 28 von 69 Unternehmen nahmen 2023 am Review-Prozess teil. Das Textilbündnis erkannte 2023 auch erstmals alternative Berichterstattungen an. Die restlichen Bündnisunternehmen nahmen 2023 erstmals die alternativen Berichterstattungsmöglichkeiten in Anspruch. So kamen 13 Unternehmen ihren Berichtspflichten anhand des Berichts an das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) im Rahmen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) und 20 Unternehmen anhand der Berichtserstattungen gemäß den Anforderungen des Grünen Knopfs 2.0 nach. Sieben Unternehmen befinden sich derzeit im Onboarding-Prozess, ein Unternehmen pausiert seine Mitgliedschaft. 

Die Mitglieder der Akteursgruppen NGOs, Verbände, Standardorganisationen, Gewerkschaften, die Bundesregierung sowie beratende Mitglieder nahmen ebenfalls am Review-Prozess teil und beantworteten hierfür Leitfragen.  

Die Review Berichte sind auf der Website einsehbar.

Aktuelles

Veröffentlichung der Review-Berichte in 2023

Der Review-Prozess ermöglicht es Unternehmen, sich im Detail mit Risiken innerhalb ihres Liefernetzwerks und den damit einhergehenden Sorgfaltspflichten auseinanderzusetzen. Ziel ist es, die schwerwiegendsten Risiken zu identifizieren und ihnen effektiv vorzubeugen. Am 15.11. wurden die ersten Berichte für 2023 auf der Website veröffentlicht.   

Kapitel 5
Transparenz in der Lieferkette