Kapitel 6.3

Klima

Bilanzierung und Reduktion

Der Weltklimarat (IPCC) warnte im März 2023 in seinem sechsten Sachstandsbericht, dass die Erderwärmung von 1,5 Grad bereits im nächsten Jahrzehnt überschritten wird. Bisherige Maßnahmen und Umsetzungspläne seien in Tempo und Umfang unzureichend. Der IPCC-Vorsitzende Hoesung Lee kommentiert die derzeitige Situation wie folgt: „Wir gehen, wenn wir sprinten sollten.“ Höchste Zeit also, auch im Textilsektor entsprechende Reduktionsmaßnahmen auf allen Stufen der Lieferkette zu integrieren.

Die OECD Guidance für den Bekleidungs- und Schuhwarensektor listet Treibhausgas-Emissionen als eins der Sektorrisiken. Als solches sind Emissionen Teil der Risikoanalyse im Review-Prozess des Textilbündnisses. Das heißt, Mitgliedsunternehmen müssen analysieren, ob in ihrer Lieferkette ein (potentielles) Risiko für hohe Treibhausgas-Emissionen besteht und wenn ja, entsprechende Abhilfemaßnahmen definieren. Letztere beschränken sich bislang aber vorrangig auf den direkten Geschäftsbereich der Modemarken und Händler. Zu diesem „Scope 1“ zählen Headquarter, Vertrieb oder die jeweiligen Filialen. Hier stellen die Unternehmen häufig auf Strom aus erneuerbaren Energien um oder installieren Photovoltaik-Anlagen.

Deutlich komplexer sind die Umstellungsmaßnahmen in der tieferen Lieferkette (Scope 3). Die Textilproduktion, speziell die Ausrüstung der Flächen, geht mit einem großen Energie- und Wärmebedarf einher. In Produktionsländern in Asien stammen Energie und Wärme oft aus fossilen Energieträgern. Umstellungsmaßnahmen der Produktionsstätten auf erneuerbare Energien lassen sich oftmals nicht einfach durch einen Anbieterwechsel lösen. Denn oft sind die Verfügbarkeit von Strom, Wärme und Energie dann nicht gesichert oder die Kosten deutlich höher – ein Nachteil für Produzenten. Einkaufende Unternehmen sollten zusammen mit ihren Zulieferern und Produzenten machbare lokale Lösungen identifizieren und Anpassungsmaßnahmen entsprechend fördern und begleiten.

Fokusthema Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz

Mit dem neuen Fokusthema Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz will das Bündnis für nachhaltige Textilien speziell die Ressourcennutzung adressieren. Mit Bündnisinitiativen sollen Mitglieder gemeinsam Wirkung vor Ort für zirkuläre und ressourcenschonende Textilproduktion voranbringen, inklusive reduzierter Treibhausgas-Emissionen.

2022 legten die Bündnismitglieder dazu die Grundlagen: Sie entwickelten einen Referenzrahmen, Indikatoren und Projektideen. Damit wollen sie gemeinsam den Transformationsprozess auf Ebene der Produktionsstätten beschleunigen, Anreize für Anpassungsmaßnahmen setzen und gemeinsam mit Produzenten Ziele und konkrete Schritte hin zur Reduktion von Treibhausgas-Emissionen gehen. Die Richtung stimmt – für 2023 gilt es nun, die Projekte zügig und großflächig in die Umsetzung zu bringen.

Auf der Textilbündnis-Website finden Sie zu folgenden Aspekten weitere Informationen

Aktuelles

„Assessment of available tools for measuring GHG emissions“

Damit Unternehmen das passende Tool zur Bilanzierung ihrer Treibhausgas-Emissionen finden, hat die Expert*innen-Gruppe Klimaschutz in Zusammenarbeit mit dem Öko-Institut ein rund 60 Seiten starkes Überblicksdokument erstellt.

Aktuelles

Die Bedeutung des Klimawandels für die Textilindustrie

Vier Online-Veranstaltungen geben einen Überblick zur Bedeutung des Klimawandels für die Textilindustrie, zur Bilanzierung von Treibhausgas-Emissionen und geeigneten Reduktionsmaßnahmen.

Kapitel 6.2
Kreislaufwirtschaft
Kapitel 6.4
Geschlechtergerechtigkeit