Kapitel 6.6

Beschwerden und Abhilfe

Unsere Projekte in Pakistan, Türkei, Vietnam und Indien

Zugang zu effektiven Beschwerdemechanismen stärken

Beschäftigte in der Textilindustrie, die nachteiligen Auswirkungen ausgesetzt sein können, sollen Zugang zu effektiven Beschwerdemechanismen sowie Abhilfe und Wiedergutmachung erhalten. Dafür setzen sich das Textilbündnis und seine Mitglieder ein. Dabei orientieren sie sich an den Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte der Vereinten Nationen (Link) und der OECD Handreichung für die Umsetzung von Sorgfaltspflichten im Textil- und Bekleidungssektor (Link). Das Textilbündnis setzt auf verschiedenen Ebenen an.

Innerbetriebliche Beschwerdestrukturen in Pakistan

2022 unterstützte ein Programm insgesamt 16 Lieferanten dabei, innerbetriebliche Beschwerdestrukturen aufzubauen. Gefördert wurde das Projekt vor allem durch das bilaterale GIZ-Vorhaben TextILES. Das Bündnismitglied Fairtrade Deutschland setzte die Maßnahmen in Pakistan um, basierend auf den Erkenntnissen und Erfahrungen des Fairtrade Textilprogramms in Indien. Die Bündnisunternehmen Primark, Takko, Kettelhack, Hugo Boss und tex idea nominierten zusammen neun Lieferanten für das Programm. Weitere sieben Lieferanten steuerte TexILES bei.

Zunächst wurde ein pakistanisches Team aus vier Trainer*innen in einem „Training-of-Trainers“-Seminar ausgebildet. In den darauffolgenden Monaten führten sie verschiedene Trainings mit Management und Arbeiter*innen durch. Schnell merkten sie, welcher Ansatz besonders erfolgreich ist: Sie bildeten eine Gruppe von Arbeiter*innen als Multiplikator*innen aus, die ihr erlerntes Wissen in einem gemeinsam erarbeiteten Zeitplan schrittweise an die gesamte Belegschaft weitergaben.

„The project is well organized and has deep insight of the subject. As a management, this will help us to address issues of workers on floor and improve our working conditions. This will increase our workforce trust on company values, enhance productivity and ultimately result in low turnover and happy workplace.”

Manager HR & Compliance eines am Projekt beteiligten Lieferanten

Kick-off event in Karachi

Kick-off in Lahore

Complaint Committee Training in Faisalabad

Complaint Committee Training in Lahore

Exchange Meeting in Lahore

Orientation of Workers

Orientation of Workers

Orientation of Workers

Orientation of Workers

Orientation of Workers

Orientation of Workers

Orientation of Workers

Orientation of Workers

Orientation of Workers

Post Assessment

Post Assessment

Post Assessment

Training

Training of Master Trainers at Karachi based factories

Training of Master Trainers at Punjab based factories

Training of Master Trainers at Punjab based factories

Training of Master Trainers at Punjab based factories

Aktuelles

Stärkung fabrikinterner Beschwerdemechanismen

Ziel des Moduls ist es, Zulieferer dabei zu unterstützen, funktionierende innerbetriebliche Beschwerdestrukturen aufzubauen und/oder weiterzuentwickeln. Zudem soll das Projekt Management und Arbeiter*innen befähigen, Vorfälle und Missstände gemeinsam im Dialog zu lösen.

Aufbau von fabrikinternen Komitees in indischen Spinnereien

In der zweiten Phase der Bündnisinitiative Tamil Nadu unterstützten die Beteiligten von November 2021 bis März 2023 insgesamt 40 Spinnereien dabei, die gesetzlich vorgeschriebenen innerbetrieblichen Beschwerdekomitees aufzubauen. Während allgemeine Belange über ein sogenanntes Grievance Redressal Committee (GRC) vorgebracht werden können, dient ein Internal Complaints Committee (ICC) der Behandlung von Beschwerden im Zusammenhang mit sexueller Belästigung von Frauen am Arbeitsplatz. Insgesamt konnten so 2087 Beschwerden/Vorfälle (1444 im ICC, 643 im GRC) gelöst werden.

Das Projekt zielte darauf ab, die Arbeitsbedingungen in der Textil- und Bekleidungsindustrie systemisch zu verbessern, insbesondere für Frauen und Mädchen. Es wurde umgesetzt von FEMNET e.V. und der indischen NGO Social Awareness and Voluntary Education (SAVE) und unterstützt durch Tchibo, Otto Group, Hugo Boss und KiK.

Auf der Textilbündnis-Website finden Sie weitere Informationen zur Bündnisinitiative in Tamil Nadu.

Management Training, Copyright: SAVE

Management Training, Copyright: SAVE

Management Training, Copyright: SAVE

Copyright: FEMNET e.V.

Copyright: FEMNET e.V.

Bündnismitglieder können den Beschwerdemechanismus der Fair Wear Foundation nutzen

Wenn Beschwerden nicht auf lokaler Ebene adressiert und gelöst werden können, spielen Beschwerdemechanismen von einkaufenden Unternehmen oder von Sektor- und Multi-Stakeholder-Initiativen eine wichtige Rolle. Denn diese fungieren als „safety net“.

Durch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz sind Unternehmen seit Januar 2023 verpflichtet, ein Beschwerdeverfahren einzurichten. Dieses muss die vertrauliche Meldung von Menschenrechts- und Umweltverletzungen ermöglichen, die im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Tätigkeit eines Unternehmens sowie dessen direkten und indirekten Lieferanten entstehen können. Alternativ können sich Unternehmen an einem unternehmensübergreifenden Ansatz beteiligen.

Das Textilbündnis kooperiert seit April 2021 eng mit der Fair Wear Foundation (FWF), die einen solchen unternehmensübergreifenden Mechanismus umsetzt. Durch die Kooperation haben Bündnisunternehmen die Möglichkeit, den Mechanismus der FWF auch in ihrer Lieferkette zu implementieren. Die erste Projektphase endete im Oktober 2022 und wird nun auf weitere Länder, Unternehmen und Produktionsstätten ausgeweitet.

Auf der Textilbündnis-Website finden Sie weitere Informationen zur Bündnisinitiative Beschwerdemechanismen.

Beschwerdemöglichkeiten für syrische Beschäftigte in der Türkei

Mithilfe von Primark, C&A, H&M und KiK unterstützte das Textilbündnis das Worker Support Center (WSC) der türkischen NGO MUDEM – Refugee Support Association. Das WSC dient als lokale Anlaufstelle und Beschwerdemechanismus für insbesondere syrische Textilarbeiter*innen in der türkischen Textilindustrie. Sie sollen die Möglichkeit haben, auf Missstände am Arbeitsplatz aufmerksam zu machen bzw. rechtliche Unterstützung zu erlangen.

„MUDEM leistet seit Jahren eine enorm wichtige Arbeit, insbesondere für syrische Flüchtlinge, die in der türkischen Textilindustrie beschäftigt sind. Wir freuen uns, dass wir die Fortführung dieser Unterstützung gemeinsam gewährleisten konnten. So haben syrische Arbeitnehmende in der Türkei weiterhin Zugang zu rechtlicher Unterstützung.”

Thomas Ahlers, Manager Corporate Responsibility bei Primark

„Im Textilbündnis ist es uns wichtig, lokale zivilgesellschaftliche Anlaufstellen für Beschwerden zu fördern. Diese agieren im Interesse der Beschäftigten, kennen ihre Belange und Herausforderungen. Die lokale Nähe und Sprache erleichtern den Zugang und die Nutzung. Primark, Orsay und C&A zeigen, dass solche Kooperationen zwischen einkaufenden Unternehmen und lokalen Organisationen funktionieren und weiter gefördert werden sollten.“

Lara Hutt vom Bündnissekretariat

Aktuelles

Fortführung des Worker Support Centers

Orsay, Primark und C&A setzen sich dafür ein, dass syrische Textilarbeiter*innen in der Türkei weiterhin den Beschwerdemechanismus der türkischen Nichtregierungsorganisation MUDEM-Refugee Support Center nutzen und auf Missstände am Arbeitsplatz hinweisen können.

Beschwerden aus gemeinsamen Fabriken effizienter bearbeiten

Bewusst verzichtet das Textilbündnis auf einen eigenen bündnisinternen Beschwerdemechanismus. Vielmehr unterstützt das Textilbündnis existierende Ansätze anderer gleichgesinnter Initiativen in ihrer Weiterentwicklung und Skalierung. Zudem fördert es eine enge Zusammenarbeit verschiedener Organisationen, die sich ab 2023 gezielt der Aufgabe widmen, Synergiepotenziale zu identifizieren und eine entsprechende Harmonisierung anzustoßen.

Das Accountability and Remedy Project des Office of the High Commissioner for Human Rights (OHCHR) schreibt hierzu: „Developers and operators of non-State-based grievance mechanisms cooperate proactively and constructively with each other, and with relevant partners and institutions, to enhance outreach and to promote coherent and effective systems of accountability and access to remedy for business-related human rights harms, including in a cross-border context.”

Einen ersten Schritt sind Fair Wear, amfori und das Textilbündnis bereits gegangen: Im September 2022 unterzeichneten die drei Organisationen ein Memorandum of Understanding zur Behandlung von Beschwerden, die mehrere Mitgliedsunternehmen betreffen. Im Einklang mit den Empfehlungen des OHCHR soll diese Kooperation dazu beitragen, die koordinierte Zusammenarbeit zwischen den Anbietern von Beschwerdemechanismen zu erproben, Synergien zu identifizieren und die Bearbeitung von Beschwerden branchenweit anzugleichen.

Aktuelles

Kooperation von amfori, Fair Wear und Textilbündnis

Die drei Organisationen verstärken ihre Zusammenarbeit, um Beschwerden von Arbeiter*innen aus gemeinsamen Fabriken verschiedener Mitgliedsmarken effizienter adressieren zu können.

Austausch beim OECD Garment Forum und Textilbündnis-Arbeitstreffen

Bereits auf dem OECD Forum on Due Diligence in the Garment and Foot Wear Sector im Februar 2022 widmeten sich Fair Wear, amfori und das Textilbündnis „Collaborative approaches to access to remedy” und diskutierten mit Vertreter*innen aus Regierungen, Gewerkschaft, Unternehmen und Brancheninitiativen über Chancen und Herausforderungen.

Auch beim Textilbündnis-Arbeitstreffen im Mai 2022 beschäftigten sich die Mitglieder mit dem Thema. Sie diskutierten, wie Beschwerdemechanismen effektiver gestaltet und der Zugang zu Arbeitnehmer*innen erleichtert werden kann.

Aktuelles

„Beschwerden sind kein Weltuntergang, sondern wichtig“

Wie können Beschwerdemechanismen effektiver gestaltet und der Zugang für Arbeitnehmer*innen erleichtert werden? Diese Frage erörterten rund 30 Bündnismitglieder bei einem Workshop.

Kapitel 6.5
Dindigul Agreement
Kapitel 6.7
Abwassermanagement