Kapitel 6.1

Löhne und Einkaufspraktiken

Fokusthema

In den Produktionsländern der Textilindustrie werden häufig keine existenzsichernden Löhne gezahlt, selbst wenn gesetzlich festgelegte Mindestlöhne eingehalten werden. Das Bündnis für nachhaltige Textilien und seine Mitglieder streben die Zahlung existenzsichernder Löhne in der gesamten Lieferkette gemäß anerkannter Benchmarks an. Seit 2023 sind existenzsichernde Löhne und verantwortungsvolle Einkaufspraktiken eins von vier Fokusthemen im Textilbündnis.

Living Wage Lab

Das Living Wage Lab bot den beteiligten Bündnismitgliedern zunächst die Möglichkeit, sich darüber zu verständigen, was ein existenzsichernder Lohn ist und wie man ihn erreicht. Laut der Initiative ACT, mit der das Textilbündnis kooperiert, ist ein existenzsichernder Lohn das Mindesteinkommen, das ein*e Arbeitnehmer*in benötigt, um die Grundbedürfnisse für sich und die eigene Familie zu befriedigen, einschließlich eines gewissen frei verfügbaren Betrags. Das Einkommen sollte während der gesetzlichen Arbeitszeitgrenzen (ohne Überstunden) verdient werden.

Zudem wurden im Living Wage Lab Wissensressourcen, Tools zu Lohndatenerhebung und Lohnlückenberechnung sowie Schulungen und Trainingsmöglichkeiten vorgestellt und mit den Teilnehmenden geteilt.

Die Unternehmen nominierten einzelne Zuliefererbetriebe, um mit ihnen zusammen zu analysieren, welchen Lohn die Arbeiter*innen in den Produktionsstätten erhalten. Daraus ergibt sich auch die Lohnlücke, also die Differenz zwischen dem aktuell gezahlten Lohn und den von anerkannten Benchmarks vorgeschlagenen existenzsichernden Lohn. Anschließend entwickelten die Unternehmen zusammen mit den Produzenten gemeinsam Ideen und Strategien für kurz- und langfristige Maßnahmen, um die Löhne zu steigern.

Unterstützt wurden die Unternehmen dabei von Thrive Collaborative sowie anderen strategischen Partner*innen wie der Fair Wear Foundation, ACT oder der Fair Labor Association.

Um differenziert an Themen weiterzuarbeiten und sich zu länderspezifischen Risiken und Möglichkeiten auszutauschen, bildeten die Teilnehmenden kleinere Subgruppen und veranstalteten Ländertreffen.

Das Living Wage Lab ist im März 2023 ausgelaufen. Das Bündnissekretariat fasst die vielversprechenden Ideen und Ansätze aus dem Living Wage Lab zusammen, um sie mit anderen Stakeholdern zu teilen. Die Projektbeteiligten planen eine Fortsetzung, die auf den vorangegangenen Aktivitäten aufbauen sollen.

Auf der Textilbündnis-Website finden Sie weitere Informationen zum neuen Fokusthema Existenzsichernde Löhne und Einkaufspraktiken.

„Einer der wichtigsten Meilensteine unserer Kooperation ist die Einrichtung der Arbeitsgruppe zu verantwortungsvollen Einkaufspraktiken. Der intensive Austausch mit anderen Unternehmen hierzu ist für uns besonders wertvoll. Die Entwicklung von verantwortungsvollen Einkaufspraktiken ist in Deutschland nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch erster Anhaltspunkt zur Beseitigung von Menschenrechtsverletzungen in der Lieferkette. Dabei ist es besonders hilfreich, dass die Arbeitsgruppe international ausgerichtet ist und somit viele Unternehmen ihre unterschiedlichen Erfahrungen einbringen können.“

Dr. Gurgen Petrossian, Senior Consultant Sustainability bei s.Oliver Group

Diese Mitglieder beteiligten sich am Living Wage Lab

Unternehmen:
Aldi Süd, Bierbaum Proenen, Chaps Merchandising, Deuter, Greiff, Hugo Boss, Kettelhack, Ortovox, Otto Group, Vaude, Waschbär, KiK

Zivilgesellschaftliche Akteure:
DGB, Südwind, Inkota Netzwerk

Weitere Kooperationspartner:

Thrive Collaborative (Dienstleister, Unterstützung des Projektmanagements)

Treffen des Living Wage Lab beim Arbeitstreffen 2022

Common Framework for Responsible Purchasing Practices

Der Steuerungskreis hat 2022 mit einem Memorandum of Understanding festgelegt, das Common Framework for Responsible Purchasing Practices (CFRPP) als offiziellen Referenzrahmen für verantwortungsvolle Einkaufspraktiken im Textilbündnis anzuerkennen. Auch in anderen Multi-Stakeholder-Initiativen ist das CFRPP mittlerweile handlungsleitend in Bezug auf Einkaufspraktiken.

Das CFRPP wurde auch auf dem OECD Garment Forum im Februar 2023 mehrfach als wichtiges neues Rahmenwerk zitiert.

Aktuelles

Einkaufspraktiken

Das „Common Framework for Responsible Purchasing Practices“ soll zukünftig als Grundlage dienen, um Mitglieder bei der systematischen Verbesserung ihrer Einkaufspraktiken zu unterstützen.

Aktuelles

BMZ Conference on Living Wages: From Ambition to Implementation

Virtual conference “From ambition to implementation: Scaling successful approaches to living wages in textile supply chains” to strengthen international cooperation on the way towards living wages.

Kapitel 6
Woran wir arbeiten
Kapitel 6.2
Kreislaufwirtschaft