Kapitel 6.2
Kreislaufwirtschaft
Fokusthema
Im März 2022 hat die Europäische Kommission die Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien vorgestellt. Die EU-Textilstrategie ist eine Initiative unter dem Dach des EU Green Deals und des Aktionsplans für Kreislaufwirtschaft. Ziele der Strategie sind: Textilien bis 2030 langlebiger, reparierbarer, wiederverwendbar und recycelbar zu machen und gegen Fast Fashion vorzugehen, Textilabfälle zu reduzieren und die Vernichtung unverkaufter Textilien zu verhindern. All das soll auch dazu beitragen, dass der Textilsektor resilienter für Krisen und Schocks in der Energie- und Rohstoffversorgung wird.
Konkret sollen unter anderem folgende Bereiche geregelt werden:
- Eine Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Textilprodukte soll verbindliche produktspezifische Ökodesign-Anforderungen offenlegen. Dazu zählt beispielsweise, dass Hersteller dazu verpflichtet werden, Informationen zur Kreislauffähigkeit ihrer Textilien sowie zu anderen Umweltaspekten in einem digitalen Produktpass darzulegen.
- Für eine ökologisch nachhaltige öffentliche Beschaffung sollen verbindliche Kriterien eingeführt werden.
- Die Vernichtung von verkaufsfähiger Ware soll verhindert werden.
Damit verändern sich die Anforderungen an die Textilproduktion, was auch die Mitglieder des Textilbündnisses in den nächsten Jahren substanziell betrifft.
Seit 2020 arbeitet eine Expert*innen-Gruppe (EG) im Textilbündnis zu verschiedenen Aspekten der Kreislaufwirtschaft. 2022 beschäftigten sich in der zweiten Phase des Projektes Produktklone die Bündnisunternehmen Blutsgeschwister, Hakro, Seidensticker und s.Oliver zusammen mit der Hochschule Niederrhein mit nachhaltigem Design und der Recyclingfähigkeit der eingesetzten Materialien. Der Fokus lag speziell auf den zwei Produktkategorien Hemd/Bluse und Jacke/Mantel. Das Projekt zielte darauf ab, die Barrieren der Kreislauffähigkeit dieser speziellen Produkte zu identifizieren und die Textilien nachhaltiger zu designen.
Darüber hinaus veranstaltete die EG Kreislaufwirtschaft Webinare und Workshops zu alternativen Geschäftsmodellen, darunter Renting- und Leasing-Modelle, Recycling- und „Take-back“-Systeme, Retro Logistics und Reparaturservices. Ziel war es, Best Practices der Mitgliedsunternehmen mit anderen zu teilen, sie zu inspirieren und zu zeigen, dass Kreislaufwirtschaft im Unternehmen möglich ist und umsetzbare Lösungen sich wirklich lohnen. Bündnismitglieder finden die Präsentationen im Mitgliederportal.
Mit der Neuausrichtung 2022 wurde ein neues Fokusthema Kreislaufwirtschaft und Klima festgelegt, um diesen Bereich vertieft zu bearbeiten und konkrete Projekte in die Umsetzung zu bringen.
„Eine Übermenge an Abfall, die Verschwendung von Ressourcen und zugleich Rohstoffverknappung zwingen die Textil- und Bekleidungswirtschaft zum Umdenken, forciert durch gesetzliche Rahmenbedingungen der EU. Was logisch klingt, ist dennoch nicht leicht umgesetzt. Materialerkennung, Stoffstrom-Management, ökologisch und ökonomisch sinnvolle Recyclingverfahren, langlebige Produkte mit Rezyklate-Anteil und vieles mehr sind noch zu entwickeln und in die Praxis umzusetzen. Im Verbund mit Partnern aus Wirtschaft, Kommunen und Forschung können diese Aufgaben aber leichter angegangen werden. Aus diesem Grund begrüßen wir das Bündnis für nachhaltige Textilien und seine unermüdliche Projektarbeit sehr und sind auch als Hochschule Niederrhein selbst Mitglied geworden. So können wir als Problemlöser in der Branche noch mehr Wirksamkeit entfalten. Das Projekt Produktklon II ist solch ein Beispiel: Hier haben wir uns intensiv mit der Recyclingfähigkeit zweier Produktkategorien befassen dürfen und dadurch firmenübergreifende Ansätze entwickelt, ohne dass der Charakter der Produkte oder Firmen dabei außer Acht gelassen wurde. Als Hochschule widmen wir uns gerade vermehrt der Qualität der Alttextilien: Wieviel Substanz steckt am Ende eines Produktlebens überhaupt noch in den gebrauchten Fasern, bieten sie sich noch für das Recycling an? Auf diese Frage konnten wir auch im Produktklon-Projekt einige Antworten finden.“
Prof. Dr. Maike Rabe, Leiterin des Forschungsinstitut für Textil und Bekleidung (FTB) der Hochschule Niederrhein
Aktuelles
Start der 2. Projektphase
Nach erfolgreichem Abschluss der ersten Phase geht es nun darum, weitere Produktkategorien einzubeziehen.
Aktuelles
Die „perfekte“ Lösung für Kreislaufwirtschaft?
Wie gehen Unternehmen Kreislaufwirtschaft an? Was sind die größten Herausforderungen? In einem Workshop beim Textilbündnis-Arbeitstreffen tauschten sich rund 30 Mitglieder dazu aus.
Aktuelles
Normungsroadmap zu Kreislaufwirtschaft
Eine Normungsroadmap soll einen Überblick über den Status Quo der Normung im Bereich Kreislaufwirtschaft geben, Anforderungen und Herausforderungen für sieben Schwerpunktthemen beschreiben und die konkreten Handlungsbedarfe für zukünftige Normen und Standards identifizieren und formulieren.
Aktuelles
Ergebnispräsentation im Projekt zu Produktklonen
Produkte nachhaltig und kreislauffähig designen? Das ist möglich, wie ein Projekt der Arbeitsgruppe Recycling zeigt. Neun Bündnisunternehmen nominierten zehn ihrer Produkte und ließen sie von der Hochschule Niederrhein analysieren. Jetzt wurden die Ergebnisse präsentiert.