Kapitel 6.4

Geschlechtergerechtigkeit

Geschlechtsspezifische Gewalt und Diskriminierung beenden, Inklusion fördern

Ende der Expert*innen-Gruppe Geschlechtsspezifische Gewalt und neues Fokusthema

Geschlechtergerechtigkeit ist ein wichtiges Thema im Textilbündnis. Die Mitglieder setzen sich gemeinsam für ein Ende von Diskriminierung und Gewalt ein. Auch 2022 lag der Fokus der Expert*innen-Gruppe Geschlechtsspezifische Gewalt darauf, sich zum Thema auszutauschen und voneinander zu lernen.

Zum Beispiel in Webinaren: Im März teilte ALDI Nord seine Erfahrungen mit der eigenen Gender Policy und dem Aktionsplan. Die Teilnehmenden erhielten Tipps, Bausteine und Best Practices, um eine eigene Gender Policy zu erarbeiten. Und im Oktober stellte Bündnismitglied Hugo Boss seine Diversity and Inclusion Strategy und die Kooperation mit ILGA World vor.

Fokusthema Geschlechtergerechtigkeit

Die Arbeit der Expert*innen-Gruppe (EG) stand 2022 aber auch im Zeichen der Neuausrichtung des Bündnisses. In einem partizipativen Prozess entwickelten die EG-Mitglieder die individuellen Anforderungen und Key Performance Indikatoren (KPI) des Fokusthemas Geschlechtergerechtigkeit. Ziel des Fokusthemas ist es, die Kräfte der Mitglieder zu bündeln, mehr Wirkung vor Ort in den Produktionsländern zu erzielen und anhand der KPIs zu messen.

Die Mitglieder formulierten auch eine Vision zu Geschlechtergerechtigkeit: eine würdige, sichere und gesunde Arbeitswelt, in der alle Formen von Diskriminierung und Gewalt gegen alle Arbeitnehmer*innen beseitigt werden, insbesondere von Frauen und anderen vulnerablen Gruppen, die aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Geschlechtsidentität, ethnischer Zugehörigkeit, Migrationsstatus, Behinderung oder anderen sozial-konstruierten Merkmalen diskriminiert werden. Darauf arbeiten das Textilbündnis und seine Mitglieder hin – auch mit gemeinsamen Projekten.

Nachdem in den letzten Jahren der Austausch und das Voneinander-Lernen im Vordergrund standen, ist die Zeit nun reif für einen stärkeren Fokus auf Umsetzung und Wirksamkeit. Viele Nichtregierungsorganisationen, Unternehmen, Internationale Organisationen, aber auch Brancheninitiativen wie das Textilbündnis, haben in den letzten Jahren wichtige Grundsteine gelegt, Pionierarbeit geleistet, innovative Ansätze erprobt oder Hilfestellungen erarbeitet. Leider sind konkrete Verbesserungen und nachhaltige Wirkung vor Ort bisher kaum sichtbar. Umso wichtiger ist der neue Fokus im Textilbündnis.

Auf der Textilbündnis-Website finden Sie weitere Informationen zum Fokusthema Geschlechtergerechtigkeit.

„Das Problem der Diskriminierung bleibt nach wie vor eines der am schwierigsten zu identifizierenden menschenrechtlichen Risiken in der Textilindustrie, weshalb der Austausch hierzu in der Arbeitsgruppe für uns sehr wertvoll war. Die Einblicke und Diskussionen mit den weiteren Mitgliedern der Gruppe helfen uns dabei, unsere Richtlinie gegen Diskriminierung und für die Gleichstellung der Geschlechter zu aktualisieren und angemessene Präventionsmaßnahmen in unserem Auditsystem zu stärken.“

Dr. Gurgen Petrossian, Senior Consultant Sustainability, s.Oliver Bernd Freier GmbH & Co. KG

Weltfrauentag 2022: Brief an die Bundesregierung

33 Bündnismitglieder wandten sich am 08. März 2022 mit einem Brief an Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. Darin fordern sie die Bundesregierung auf, das Übereinkommen 190 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zur Beendigung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt zügig zu ratifizieren. Die Konvention hebt geschlechtsspezifische Gewalt und Belästigung besonders hervor und formuliert konkrete Anforderungen an Unternehmen. Im Dezember 2022 hat die Bundesregierung die Ratifizierung beschlossen – das ist auch ein Erfolg der Textilbündnis-Mitglieder.

Aktuelles

Beendigung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt

33 Mitglieder die Bundesregierung in einem Brief dazu auf, das ILO-Übereinkommen 190 zügig zu ratifizieren.

Leitfaden „Inklusion in Textil-Lieferketten“

Der Leitfaden „Inklusion in Textil-Lieferketten“ unterstützt Unternehmen dabei, die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung diskriminierungsfrei zu fördern und praxisnah umzusetzen. Das Textilbündnis erarbeitete den Leitfaden zusammen mit dem Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN) und dem GIZ-Globalvorhaben Inklusion von Menschen mit Behinderung.

Bei einem Launch-Event im April 2022 konnten Bündnismitglieder mit Vorreiterunternehmen, den Autor*innen des Leitfadens sowie den Expert*innen des GIZ-Globalvorhabens ins Gespräch kommen.

Aktuelles

Empfehlungen für Unternehmen und Zulieferbetriebe

Der Leitfaden „Inklusion in Textil-Lieferketten“ will Unternehmen dabei unterstützen, die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung diskriminierungsfrei zu fördern und praxisnah umzusetzen.

Gender Data Indicator Guidance

Die Expert*innen-Gruppe arbeitete weiterhin intensiv zu Gender Data und veröffentlichte im März 2022 die gemeinsam mit anderen Brancheninitiativen entwickelte Gender Data Indicator Guidance. Mit einem kurzen Erklärvideo machen die Brancheninitiativen Ethical Trading Initiative, Fair Wear Foundation, BSR, SEDEX und das Textilbündnis gemeinsam Werbung für die Guidance.

Aktuelles

Neue Leitlinien zu Gender-Datenindikatoren

Obwohl Frauen die Mehrzahl der Beschäftigten in der Textilindustrie ausmachen, werden sie in Statistiken häufig übersehen. Die systematische Benachteiligung und Diskriminierung sind nicht nur für sie persönlich nachteilig, sondern haben auch negative Folgen für die gesamte Wirtschaft.

Dindigul Agreement

Im April 2022 wurde das erste rechtsverbindliche, von Gewerkschaften verhandelte Übereinkommen zu Geschlechtsspezifischer Gewalt in Asien unterzeichnet, das Dindigul Agreement. Im Juni 2022 organisierte die Expert*innen-Gruppe daraufhin einen Austausch mit der Unterzeichnergewerkschaft Tamil Nadu Textil and Common Labour Union (TTCU) sowie den Unterstützerorganisationen Asia Floor Wage Alliance (AFWA) und Global Labour Justice (GLJ). Im direkten Austausch erfuhren die Mitglieder, wie das Abkommen entstanden ist, wo die Umsetzungsschwerpunkte liegen und was die unterschiedlichen Rollen und Verantwortlichkeiten der Unterzeichner*innen sind.

Auf der nächsten Seite lesen Sie ein Interview mit Thivya Rakini von TTCU undNandita Shivakumar von AFWA zum Stand der Umsetzung des Dindigul Agreement.

Aktuelles

Indien: Erstes rechtsverbindliches Übereinkommen zu GBVH

Mit dem „Dindigul Agreement to End Gender-Based Violence and Harassment“ (GBVH) gibt es erstmals in der asiatischen Textilindustrie ein rechtsverbindliches Abkommen zur Beendigung sexueller Gewalt und Belästigung von Arbeiterinnen.

Kapitel 6.3
Klima
Kapitel 6.5
Dindigul Agreement