Kapitel 6.8

Bio-Baumwolle

Pilotprojekt und Bündnisinitiative

Pilotprojekt Bio-Baumwolle

Das Pilotprojekt Bio-Baumwolle in der Region Süd-Odisha verfolgt das Ziel, die Menge an fairer Bio-Baumwolle auf dem Weltmarkt zu erhöhen. Hierfür unterstützen die Projektbeteiligten Kleinbäuer*innen dabei, von konventionellem auf Bio-Baumwollanbau umzustellen, unter anderem durch Trainings und geeignetes Saatgut. Alle Maßnahmen sollen dazu führen, die wirtschaftliche Situation der lokalen Kleinbäuer*innen und die Umweltbedingungen in der Region nachhaltig zu verbessern. An dem Projekt beteiligen sich die drei Bündnismitglieder Fairtrade Deutschland, Tchibo GmbH, Dibella b. v. sowie die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, die indische Kooperative Chetna und der Organic Cotton Accelerator (OCA). Das Pilotprojekt ist im Juni 2020 gestartet und endete im März 2023.

Mehr als 900 Kleinbäuer*innen hat das Pilotprojekt Bio-Baumwolle seit Beginn bei der Umstellung von konventionellem auf Bio-Baumwollanbau unterstützt. Für die Kleinbäuer*innen gab es gleich mehrere Gründe für den Anbau von Bio-Baumwolle: die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und der eigenen Gesundheit sowie die Zusicherung von Abnahmemengen und die Unterstützung durch Projektpartner. Sie sichern neben dem Mindestpreis auch eine Bio-Baumwollprämie und eine Fairtrade-Prämienzahlung zu. Dadurch verbessert sich die wirtschaftliche Situation und Resilienz der Produzent*innen.

Wichtig war es auch, die Qualität der Fasern zu optimieren. Dazu setzten die Farmer*innen neue Saatgutarten ein, welche insbesondere in Hinblick auf Qualität (Stapellänge) und Eignung für die Textilindustrie überzeugen. Sie bewässerten ausschließlich mit Regenwasser. Zudem konnten die Projektbeteiligten ausschließen, dass vom Anbau bis zur Entkörnung Verunreinigungen mit gentechnisch veränderter Baumwolle auftreten.

Während der Projektlaufzeit traten große Herausforderungen auf: die COVID-19-Pandemie, unerwartet hohe Monsunregenfälle im ersten Projektjahr und unerwartet starke Preisfluktuationen im zweiten Projektjahr.

Copyright: Fairtrade – Didier Gentilhomme

Bündnisinitiative Bio-Baumwolle

Basierend auf den Erfahrungen des Pilotprojekts sowie der weltweit steigenden Nachfrage nach Bio-Baumwolle startete im September 2021 die Bündnisinitiative (BI) Bio-Baumwolle in Indien. Ziel ist es, zum Aufbau einer fairen, umweltfreundlichen und wirtschaftlich tragfähigen Lieferkette für Bio-Baumwolle beizutragen und den Zugriff auf Bio-Baumwolle für Mitgliedsunternehmen zu erleichtern. Die Bündnisinitiative unterstützt 11.500 Baumwollproduzent*innen bei der Umstellung von konventionellem auf Bio-Baumwollanbau. Dazu gibt es zielgerichtete Maßnahmen zu Bewusstseinsbildung, Kapazitätsaufbau, Vernetzung und Beschaffung.

Maharashtra, Madhya Pradesh, Rajasthan, Odisha und Gujarat sind die indischen Bundesstaaten, in denen die Maßnahmen stattfinden. Unterstützung bei der Implementierung erhält die Bündnisinitiative durch die niederländische Organisation Organic Cotton Accelerator (OCA), die mit einem Büro vor Ort in Indien vertreten ist.

2022 schloss die Bündnisinitiative Verträge mit drei indischen Kooperativen. Etwa die Hälfte der beteiligten Mitgliedsunternehmen verständigte sich mit den Kooperativen auf verbindliche Abnahmemengen und Prämienzahlungen für das erste Erntejahr. Darüber hinaus erhalten die Produzent*innen Zugang zu gentechnikfreiem Bio-Saatgut. Als Ergänzung zu den schon laufenden landwirtschaftlichen Schulungs- und Kapazitätsaufbau-Programmen für die Baumwollproduzent*innen stießen die Projektbeteiligten an, Trainingsmodule zu Arbeitsrechten zu entwickeln. Die Mitglieder der BI tauschen sich in vierteljährlichen Formaten untereinander aus. Hierzu gehörten auch zwei Webinare zu Thema „in-conversion Baumwolle“. Jährlich evaluieren Dritte die BI.

An der Bündnisinitiative beteiligen sich zwölf Bündnismitglieder:

ALDI Einkauf SE & Co. oHG, ALDI Süd KG, Brands Fashion GmbH, C&A Mode GmbH & Co. KG, Esprit Europe Services GmbH, Formesse GmbH & Co. KG, Global Standard gemeinnützige GmbH (GOTS), HAKRO GmbH, H&M Group, s.Oliver Bernd Freier GmbH & Co. KG, Tchibo GmbH und Fairtrade Deutschland e.V.

Die BI läuft bis Ende August 2025. Für Bündnismitglieder ist es weiterhin möglich, sich der laufenden Bündnisinitiative anzuschließen.

In-conversion farmer(s) in India, Copyright: OCA

In-conversion farmer(s) in India, Copyright: OCA

In-conversion farmer(s) in India, Copyright: OCA

In-conversion farmer(s) in India, Copyright: OCA

In-conversion farmer(s) in India, Copyright: OCA

In-conversion farmer(s) in India, Copyright: OCA

In-conversion farmer(s) in India, Copyright: OCA

„2022 marked the start of our work on the ground for the Partnership Initiative Organic Cotton. More than 10,000 farmers in India took the first step to transition from conventional to organic farming with the support from OCA’s Implementing Partners. The Partnership Initiative helps these farmers through sourcing commitments and better prices for in-conversion cotton provided by the participating brand partners, as well as additional funding available for capacity building, seeds and bio-inputs during the demanding first three years of converting to certified organic farming. In turn, thousands of hectares of farmland will be regenerated through organic practices, eliminating the use of synthetic fertilisers and pesticides, building long-term soil health, and increasing on-farm biodiversity for generations to come.

The first cotton from the Partnership Initiative has now entered the supply chains of participating brands and retailers. At the same time, we are reaching the completion of our training curriculum focused specifically on decent working conditions in cotton farming. We are looking forward to integrating this training in our work for the following seasons.

Last but not least, we are also happy to have welcomed more partner brands to the Initiative, with Formesse joining in 2022 and Aldi Nord and Aldi Süd joining at the beginning of 2023.

Stay tuned as 2023 will bring more exciting developments!“

Bart Vollaard, Executive Director, Organic Cotton Accelerator (OCA)

„Als Teil der Bündnisinitiative unterstützen wir über 500 Kleinfarmer*innen in Indien, die bereits biologischen Anbau betreiben oder sich in der Umstellungsphase befinden. Indem wir Prämien für die Farmer*innen festgelegt haben, wollen wir den Bio-Anbau durch faire Bezahlung stärken und mehr Farmer*innen zur Umstellung motivieren. Denn biologischer Anbau ist schonender für Mensch und Umwelt.

Derzeit arbeiten wir daran, die Baumwolle vom Feld in unsere Produkte zu lenken. Hierfür braucht es eine enge Zusammenarbeit innerhalb der Organisation und mit unserem Partner vor Ort. Wir sind stolz darauf, dass wir auch in herausfordernden Zeiten neue Wege in der Beschaffung gehen und näher an den Rohstoffanbau zu rücken.

Genau hier hilft uns der Austausch innerhalb der Bündnisinitiative: Es werden Erfahrungswerte miteinander geteilt und wir können voneinander lernen. Gemeinsam können wir so einen größtmöglichen Beitrag zur Stärkung biologischer Baumwolle im Sektor leisten.“

Sabrina Müller, Head of Global Sustainability, s.Oliver Group

Weitere Informationen

Auf der Textilbündnis-Website finden Sie weitere Informationen zum Pilotprojekt und der Bündnisinitiative.

Aktuelles

Mehr Bio-Baumwolle auf dem Weltmarkt

Die Marktstudie von Textile Exchange belegt, dass mehr und mehr Baumwoll-Farmer*innen von konventionellem auf Bio-Anbau umstellen. Mit zwei Projekten in Indien setzen sich die Textilbündnismitglieder ebenfalls für mehr Bio-Baumwolle auf dem Weltmarkt ein.

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Abwassermanagement
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Chemiefasern