Kapitel 1

Vorwort

Von Noor Naqschbandi und Linda Schraml

Liebe Bündnismitglieder, sehr geehrte Damen und Herren,

2022 war geprägt von multiplen Krisen, Turbulenzen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, von Herausforderungen und Veränderungen. Hinzu kommen steigende gesetzliche Anforderungen im Hinblick auf Nachhaltigkeit und die Umsetzung von menschenrechtlichen, sozialen und ökologischen Sorgfaltspflichten. All das betrifft die meisten von Ihnen ganz unmittelbar bei Ihrer Arbeit.

Seit seiner Gründung ist es Ziel und Aufgabe des Textilbündnisses, seine Mitglieder auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit zu begleiten und zu unterstützen. Die konsequente Ausrichtung am risikobasierten Sorgfaltspflichten-Ansatz stellt Mensch und Umwelt in den Fokus. Mit dem Textilbündnis wollen wir auch in Zukunft einen Beitrag zum Wandel hin zu einer sozial und ökologisch nachhaltigen Branche leisten. Damit das gelingt, haben wir die Prozesse und Strukturen neu ausgerichtet.

Mit dem neuen Konzept schärfen wir das Profil des Textilbündnisses und verstärken die Umsetzung von Sorgfaltspflichten, in Bezug auf größere Transparenz in Lieferketten und das Engagement in den vier Fokusthemen Existenzsichernde Löhne und Einkaufspraktiken, Kreislaufwirtschaft und Klima, Geschlechtergerechtigkeit, Beschwerdemechanismen und Abhilfe.

Jetzt kommt es darauf an, das neue Konzept gemeinsam mit Leben zu füllen. Das gelingt – wie so oft – am besten gemeinsam. Bringen Sie sich aktiv in die Bündnisarbeit ein, beteiligen Sie sich an den Projekten, an Strategiekreisen, an unseren Arbeitstreffen und Mitgliederveranstaltungen. Nutzen Sie die Möglichkeit, sich mit Ihren Ideen und Bedarfen an das Bündnissekretariat zu wenden. Denn wir sind uns sicher: Für vielversprechende, innovative Lösungen finden Sie im Textilbündnis motivierte Mitstreiter*innen.

Dieser Jahresbericht zeigt, dass wir auch 2022 wieder eine Menge erreicht haben. Hier nur einige Beispiele: 12 neue Mitglieder sind dem Textilbündnis beigetreten. Das Projekt zu Produktklonen ging in die zweite Phase – diesmal wurden Hemden und Jacken auf ihre Recycling-Fähigkeit untersucht. 33 Bündnismitglieder setzten ein Zeichen zur Beendigung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt und riefen die Bundesregierung auf, das ILO-Übereinkommen 190 zu ratifizieren. Mit mehreren Projekten und Kooperationen setzen wir uns für Beschwerdemechanismen und Abhilfe​ ein, unter anderem in Pakistan und der Türkei. Und in Indien unterstützen wir Kleinbauern und Kleinbäuerinnen, von konventionellem auf den Bio-Anbau von Baumwolle umzusteigen. All das und vieles mehr lesen Sie in diesem Jahresbericht.

Auch für 2023 haben wir uns viel vorgenommen. Wir möchten neue Projekte in den Produktionsländern starten. Wir möchten ambitioniert voran- und über gesetzliche Mindestanforderungen hinausgehen. Wir möchten zeigen, dass es geht und gemeinsam erarbeiten, wie es geht. Gerade in turbulenten Zeiten wie diesen müssen wir dranbleiben, um uns als starke Multi-Stakeholder-Initiative zu behaupten und weiterhin zu den Vorreitern für Nachhaltigkeit zu gehören.

Machen Sie das Textilbündnis zu Ihrem Bündnis, damit es mehr ist als die Summe seiner Teile, seiner Mitglieder. Je aktiver Sie sich engagieren, desto mehr Wirkung können wir entfalten und desto größer wird der Mehrwert für alle.

Für das Bündnissekretariat

Noor Naqschbandi und Linda Schraml

Inhaltsübersicht 2022
Kapitel 2
Grußwort Bärbel Kofler

Kapitel 2

Grußwort

Von Staatssekretärin Dr. Bärbel Kofler

Dr. Bärbel Kofler, Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Copyright: BPA/Steffen Kugler

Sehr geehrte Bündnismitglieder,

das Umfeld des Bündnisses hat sich seit seiner Gründung deutlich verändert. Weltwirtschaft und internationale Wertschöpfungsketten stehen angesichts der aktuellen multiplen Krisen vor großen, strukturellen Herausforderungen. Gleichzeitig sind Unternehmen zunehmend angehalten, ihren internationalen Sorgfaltspflichten nachzukommen. Konsument*innen achten vermehrt darauf, wie ihre Kleidung produziert wird und wünschen sich fair hergestellte Textilien. Mit dem deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und dem Vorschlag der Europäischen Kommission für ein EU-Gesetz wird der Schutz von Menschenrechten und Umweltstandards entlang globaler Lieferketten gestärkt. Unternehmen müssen sich an diese veränderten Rahmenbedingungen anpassen.

Multi-Stakeholder-Initiativen wie dem Textilbündnis kommt dabei eine wichtige Rolle zu: Sie können Unternehmen bei der ambitionierten Umsetzung verbindlicher Vorhaben unterstützen. Gleichzeitig geht das Textilbündnis deutlich über gesetzliche Mindestanforderungen hinaus und ergänzt dort, wo ein Gesetz allein keinen strukturellen Wandel bewirken kann. Das Textilbündnis bietet seinen Mitgliedern eine wichtige Plattform, um sich zu aktuellen Herausforderungen auszutauschen und sie gemeinsam anzugehen.

Ich freue mich sehr, dass Sie als Bündnismitglieder mit der Zeit gehen und das Textilbündnis proaktiv weiterentwickeln. Ihre inhaltliche Neuausrichtung mit dem Fokus auf gemeinsames Engagement und vier Fokusthemen birgt enormes Potenzial. Es ist gut, dass die verschiedenen Akteursgruppen in Zukunft noch enger zusammenarbeiten und ihre Ressourcen, ihr Know-how und ihre Netzwerke bündeln. So können Sie zukünftig mit gemeinsamen Projekten noch mehr Wirkung vor Ort in den Produktionsländern erzielen und Herausforderungen angehen, die allein nicht zu bewältigen sind.

Mit den neu gesetzten Fokusthemen leistet das Textilbündnis auch einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung der Schwerpunkte der deutschen Entwicklungspolitik. Bundesministerin Svenja Schulze ist eine feministische Entwicklungspolitik ein besonderes Anliegen. Gerade in der Textilindustrie gibt es hierfür viele Ansatzpunkte, da die Mehrheit der Arbeitskräfte weiblich ist. Mit dem Textilbündnis haben wir die Chance, die besonderen Bedürfnisse von Frauen im Textilsektor stärker in den Blick zu nehmen und gezielt gegen Missstände und Diskriminierung vorzugehen. Frauen sind häufig geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt und verdienen deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen.

Auch beim Fokusthema existenzsichernde Löhne und Einkaufspraktiken ziehen wir an einem Strang: Das Textilbündnis kann insbesondere dort Akzente setzen, wo gesetzliche Regelungen ergänzt werden müssen. Die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlöhne ermöglichen Textilarbeitenden vielerorts allerdings noch nicht einmal, ihre Grundbedürfnisse zu decken. Gemeinsames Handeln ist erforderlich, um Löhne zu erhöhen und diesen Missstand gemeinsam zu beheben.

Als Bundesentwicklungsministerium unterstützen wir das Bündnis für nachhaltige Textilien weiterhin gern bei seiner wichtigen Arbeit. Ich möchte mich an dieser Stelle auch ganz herzlich für Ihr wichtiges Engagement der letzten Jahre bedanken und kann Sie alle nur ermuntern: Nutzen Sie das Textilbündnis und gestalten Sie es weiter aktiv mit. Nur gemeinsam und in einem offenen, ehrlichen Austausch können wir Fortschritte erzielen und eine zukunftsfähige, sozial gerechte und nachhaltige Textilwirtschaft erschaffen.

Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit mit Ihnen allen!

Dr. Bärbel Kofler

Parlamentarische Staatssekretärin bei der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

Kapitel 1
Vorwort
Kapitel 3
Textilbündnis 2023

Kapitel 3

Textilbündnis 2023

Sorgfaltspflichten, Transparenz und Fokusthemen

Neuausrichtung

In den letzten Jahren hat sich das Umfeld der Textil- und Bekleidungsbranche stark verändert. Gesetzgeber weltweit fordern von Unternehmen stärkeres Engagement für Nachhaltigkeit und die Einhaltung von sozialen und umweltbezogenen Sorgfaltspflichten, etwa mit dem Lieferkettengesetz in Deutschland. Darüber hinaus brachte die EU unter dem Dach des EU Green Deals eine Reihe regulatorischer Maßnahmen auf den Weg. Sie haben das Potenzial, große Veränderungen und neue Anforderungen sowohl für Unternehmen, Konsument*innen, als auch für Produktionsländer mit sich zu bringen.

Zudem wirkte Corona auch 2022 noch nach und die Menschenrechtsverletzungen in verschiedenen Ländern wie China und Myanmar gingen weiter. Hinzu kam der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine und damit einhergehend steigende Energiekosten und Inflation. 2022 war angesichts multipler Krisen ein herausforderndes Jahr mit großer Unsicherheit und hohen Belastungen – für die Wirtschaft, für die Politik und für Menschen weltweit.

2022 stellte sich das Bündnis für nachhaltige Textilien für die Zukunft auf. Damit reagiert es einerseits auf veränderte Rahmenbedingungen und will andererseits die eigene Effizienz steigern. Die Arbeit im Textilbündnis konzentriert sich von nun an auf drei Basiselemente.

Im Basiselement 1 kommen die Unternehmen ihrer individuellen Verantwortung zur Umsetzung ihrer Sorgfaltspflichten nach und berichten transparent über den Stand der Umsetzung. Voraussetzung dafür ist die Kenntnis über das eigene Liefernetzwerk, die im Basiselement 2 vertieft wird. In Basiselement 3 geht es darum, vier Fokusthemen effektiv anzugehen, um Kapazitäten und Ressourcen zu bündeln und größere Wirkungen zu erzielen.

„Diese Neuausrichtung hat ein klares Ziel: Wir wollen zum Wandel hin zu einer nachhaltigeren und verantwortungsvolleren Textil- und Bekleidungsbranche beitragen und unsere Mitglieder dabei bestmöglich unterstützen. Für uns bleibt es wichtig, Rechenschaft über die Umsetzung von Sorgfaltspflichten abzulegen. Aber wir vermeiden doppelte Berichterstattung, weil wir jetzt auch andere Formate anerkennen. Alle Mitgliedsunternehmen veröffentlichen jetzt ihre Lieferanten – so fördern wir die branchenweite Transparenz. Mit den vier Fokusthemen werden unsere Fortschritte messbarer und wir gehen mit Projekten vor Ort stärker in die Umsetzung.“

Linda Schraml, Leiterin des Bündnissekretariats

Wir geben an dieser Stelle einen Überblick über die wichtigsten Änderungen. Mehr Informationen finden Sie im Aktuelles-Beitrag zur Neuausrichtung:

Aktuelles

Sorgfaltspflichten, Transparenz und Fokusthemen

In seiner Sitzung am 28. September 2022 hat der Steuerungskreis ein neues Konzept für das Textilbündnis beschlossen. In Zukunft konzentriert sich die Arbeit des Bündnisses auf drei Basiselemente.

Umsetzung von Sorgfaltspflichten

Kern des Basiselements 1 bleibt die Berichterstattung zur Umsetzung von Sorgfaltspflichten. Mitgliedsunternehmen können dafür weiterhin den bündniseigenen Review-Prozess mit der Dateneingabe in TexPerT und dem Auswertungsgespräch nutzen. Neu ist, dass als Nachweis nun auch andere Formate anerkannt werden. Aktuell sind das die Berichterstattung im Zuge des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes an das BAFA und die Prüfung für den Grünen Knopf 2.0.

Transparenz über Liefernetzwerke

Alle Mitgliedsunternehmen stellen dem Bündnissekretariat einmal jährlich eine Liste mit ihren Lieferanten zur Verfügung, insbesondere ihre Nähereien und Konfektionsbetriebe (Tier 1). Alle Lieferanten werden zu einer gemeinsamen Bündnisliste aggregiert und über das Open Supply Hub (vormals Open Apparel Registry) veröffentlicht. Die Beteiligung an der aggregierten Bündnisliste war bislang freiwillig und wird jetzt verpflichtend. So fördern das Textilbündnis und seine Mitglieder die Transparenz in der Branche.

Fokusthemen effektiv angehen

Existenzsichernde Löhne und Einkaufspraktiken, Kreislaufwirtschaft und Klima, Geschlechtergerechtigkeit, Beschwerdemechanismen und Abhilfe – diese vier Fokusthemen spiegeln Herausforderungen wider, mit denen die ganze Branche konfrontiert ist. Gleichzeitig besteht ein großer Hebel für Verbesserungen durch gemeinsames Handeln im Textilbündnis und mit Partnerorganisationen.

Für alle vier Fokusthemen gibt es einen Referenzrahmen, der sich an internationalen Vorgaben und Empfehlungen orientiert. Er stellt die vom Textilbündnis angestrebten Ziele dar. Hinzu kommen „Individuelle Commitments“ der Mitgliedsunternehmen: Anhand einheitlicher Indikatoren kann jedes Mitglied individuell und das Textilbündnis aggregiert den Fortschritt in den Fokusthemen messen. Und die Mitglieder setzen zu allen Fokusthemen gemeinsame Projekte in Produktionsländern um. Diese Projekte leisten einen messbaren Beitrag zu den Fokusthemen und zahlen auf die individuellen Indikatoren ein.

Kapitel 2
Grußwort Bärbel Kofler
Kapitel 4
2022 in Zahlen
Kapitel 3
Textilbündnis 2023
Kapitel 4.1
Mitglieder

Kapitel 4.1

Mitglieder

2022 in Zahlen

2022 konnten wir 12 neue Mitglieder im Textilbündnis begrüßen. Ende Dezember 2022 zählte das Textilbündnis 128 Mitglieder.

Herzlich willkommen! Das sind die 12 neuen Mitglieder im Textilbündnis:

2022 sind fünf Mitglieder ausgetreten bzw. wurden ausgeschlossen: Verbraucherzentrale Bundesverband, Kampagne für saubere Kleidung, Hopp KG, Global Tactics Textilmanufaktur e.K., Orsay GmbH.

Kapitel 4
2022 in Zahlen
Kapitel 4.2
Publikationen

Kapitel 4.2

Publikationen

2022 in Zahlen

Unterstützungsmaterial

2022 stellte das Textilbündnis seinen Mitgliedern 15 neue oder aktualisierte Leitfäden und weitere Unterstützungsmaterialien zur Verfügung. Die meisten Dokumente finden Sie zum Download auf der Textilbündnis-Website. Einzelne Publikationen sind exklusiv den Textilbündnis-Mitgliedern vorbehalten (*).

Kapitel 4.1
Mitglieder
Kapitel 4.3
Veranstaltungen

Kapitel 4.3

Workshops und Webinare

2022 in Zahlen

Hoch im Kurs: Lieferkettengesetz und Klima

Besonders großes Interesse bestand 2022 an Veranstaltungen zum Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und zu Klimathemen: Mit etwa 250 Teilnehmenden war das im Dezember gemeinsam mit amfori organisierte Webinar “Reporting Obligations under the German Supply Chain Act” die am stärksten besuchte Veranstaltung. Darüber hinaus nahmen viele Mitglieder die Angebote beim Arbeitstreffen und der Mitgliederversammlung wahr.

Rund 80 Mitglieder verfolgten zum Beispiel den Input von Torsten Safarik, Präsident des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), zur Umsetzung des Lieferkettengesetzes sowie das Panel “Mitigating climate risks in the textile and garment industry: How to achieve the 2030 goals of the Fashion Industry Charter for Climate Action”. Zwischen 60 und 80 Teilnehmende beteiligten sich an den drei Webinaren zur Bilanzierung und Reduktion von Treibhausgas-Emissionen und den Erkenntnissen und Erfahrungen aus textilfaserspezifischen Ökobilanzierungen. 

Themenspezifische Arbeitsgruppen

Darüber hinaus fanden 44 – überwiegend virtuelle – Treffen der verschiedenen Projekt- und Expert*innen-Gruppen (EG) sowie Strategiekreise statt. In diesen Gruppen arbeiten die Mitglieder zusammen an Kreislaufwirtschaft, Klimaschutz, Abwasser, Zwangsarbeit, existenzsichernden Löhnen, Chemiefasern, Naturfasern, Beschwerdemechanismen und geschlechtsspezifischer Gewalt. In den Gruppen stehen Austausch und Peer Learning im Vordergrund.

Ein paar Beispiele: In einem Webinar zu LGBTIQ+ stellte Hugo Boss der EG Geschlechtsspezifische Gewalt seine Diversity and Inclusion Strategy vor. In einer Peer Learning Group der EG Kreislaufwirtschaft ging es um nachhaltige Verpackungen und alternative Geschäftsmodelle. Und in der EG Zwangsarbeit dominierten 2022 nach wie vor die Menschenrechtsverletzungen in verschiedenen Ländern sowie die regulativen Trends auf amerikanischer und europäischer Ebene die Diskussionen.

ISPO Munich

Das Textilbündnis stellte sich im Sustainability Hub bei der großen Sport- und Outdoormesse ISPO vom 28.-30. November 2022 in München vor. Neben dem Textilbündnis waren 44 weitere Brands, Dienstleister und Organisationen dabei, unter anderem Textile Exchange und die Fair Wear Foundation, VAUDE und Sympatex. An allen drei Messetagen nahmen jeweils rund 60 Besucher*innen an einer Guided Tour durch das Sustainability Hub teil.

Aktuelles

Beitrag beim Sustainability Hub

Nachhaltigkeit war eins der Leitthemen bei der großen Sport- und Outdoormesse ISPO in München vom 28.-30. November in München. Beim Sustainability Hub stellte sich auch das Textilbündnis vor.

Aktuelles

Let´s Play, Fair!

So lautete das Motto des diesjährigen Arbeitstreffens am 17. und 18. Mai im BeachMitte in Berlin. Doch im Liegestuhl haben sich die Teilnehmenden allenfalls in den Pausen zurückgelehnt.

Aktuelles

Bündnis 2023 – Ab in die Umsetzung!

Zur Mitgliederversammlung kamen rund 150 Teilnehmende nach Hamburg. Sie tauschten sich aus, diskutierten und entwickelten Ideen für gemeinsame Projekte.

Kapitel 4.2
Publikationen
Kapitel 5
Gastbeitrag Reiner Hoffmann

Kapitel 5

Gute Arbeit weltweit

Gastbeitrag von Reiner Hoffmann

Reiner Hoffmann war von 2014 bis 2022 Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes und ist seit 2020 Mitglied im Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss (EWSA) in Brüssel. Im September 2022 ernannte ihn Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze zum SDG-Botschafter. Seit Februar 2023 ist er außerdem Vorsitzender des Rates für Nachhaltige Entwicklung (RNE).

Mit vereinten Kräften für gute Arbeit weltweit

Ich habe mich sehr gefreut, als mich Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze im September 2022 zum „SDG-Botschafter für gute Arbeit weltweit“ ernannt hat. Menschenwürdige Arbeit, faire Löhne und gute Arbeitsbedingungen sind eine Grundvoraussetzung für ein Leben in Würde und Wohlstand. Nur durch eine soziale Arbeitswelt gelingt gute Arbeit weltweit. Dafür brauchen wir eine nachhaltige Transformation globaler Lieferketten.

2014 war ich als Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes bei der Gründung des Bündnisses für nachhaltige Textilien dabei. Heute, gut acht Jahre später kann ich sagen: Das Textilbündnis und seine Mitglieder können auf einen großen Erfolg zurückblicken. Gemeinsam ambitioniert voranzuschreiten war sicherlich nicht immer einfach und ist es angesichts der aktuellen multiplen Krisen und fragilen Lieferketten noch immer nicht. Das hat uns auch die Corona-Pandemie sehr deutlich vor Augen geführt.

Dennoch eint die Unternehmen, Verbände, NGOs, Standardorganisationen, Gewerkschaften und die Bundesregierung ein gemeinsames Ziel, das Sie nicht aus den Augen verlieren sollten: Eine sozial gerechte, ökologische und korruptionsfreie Textillieferkette.

2022 hat das Textilbündnis bewiesen, dass es mit dem Wandel in der Textil- und Bekleidungsbranche Schritt halten kann. Mit seiner Neuausrichtung hat es die Weichen gestellt, um Unternehmen bei der ambitionierten Umsetzung gesetzlicher Vorgaben zu unterstützen und gleichzeitig deutlich darüber hinauszugehen und weiterhin Pionierarbeit zu leisten.

Ich begrüße die vier Fokusthemen, die das Textilbündnis im Zuge der Neuausrichtung gewählt hat:

Existenzsichernde Löhne sind aus gewerkschaftlicher Sicht zentral. Hier zeigt sich, wie wichtig Vereinigungs- und Organisationsfreiheit in den Produktionsländern und Betrieben ist. Gewerkschaften nehmen eine wichtige Rolle bei Lohnverhandlungen ein. Starke Gewerkschaften und handlungsfähige Arbeitgeberverbände sind ein wichtiger Grundbaustein auf dem Weg zu existenzsichernden Löhnen.

Geschlechtergerechtigkeit ist insbesondere in einer Branche elementar, in der die Mehrheit der Arbeiter*innen weiblich ist. Frauen und andere vulnerable Gruppen leiden besonders unter schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen. Die gezielte wirtschaftliche Stärkung von Frauen als Unternehmerinnen, Führungskräfte und Beschäftigte sowie eine Arbeitsmarktpolitik, die zu einer Gleichstellung der Geschlechter beiträgt, sind entscheidende Maßnahmen für gute Arbeit weltweit.

Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz sind in der Textilbranche eng miteinander verbunden. Es muss uns gelingen, die Umwelt- und Klimabelastung erheblich zu reduzieren. Doch dafür reicht eine Recyclingstrategie allein nicht aus. Unternehmen müssen sich Gedanken um die Zukunftsfähigkeit ihrer Geschäftsmodelle machen und Produkte von Grund auf neu denken. Das passiert zum Beispiel im Pilotprojekt Produktklone bereits und ich bin sicher, zukünftig wird das Textilbündnis hier – auch mit Blick auf die EU-Textilstrategie – weiter ambitioniert voranschreiten.

Beschwerdemechanismen und Abhilfe sind ein Schlüssel für gute Arbeit weltweit. Sie tragen erheblich dazu bei, dass Menschenrechte, Sozial- und Umweltstandards eingehalten werden und Betroffene Abhilfe erhalten, wenn es doch zu Verstößen kommt. Hier hat sich in den letzten Jahren viel getan, doch insbesondere dort, wo Betroffene noch keinen Zugang zu wirksamen Mechanismen haben, sollten sich die Bündnismitglieder engagieren. 

Es ist entscheidend, in Multi-Stakeholder-Initiativen auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten. Ungeachtet der unterschiedlichen Perspektiven und Interessen der Akteursgruppen im Textilbündnis steht die Zielerreichung im Mittelpunkt. Es zeigt sich, dass das, was die Zusammenarbeit oft so herausfordernd macht, gleichzeitig auch der Mehrwert von Multi-Stakeholder-Initiativen ist: Andere Arbeitsrealitäten und „Brillen“ zwingen sie alle immer wieder ihren eigenen Standpunkt zu überdenken und dadurch Wege einzuschlagen, die sie alleine nicht gegangen wären.

Nachdem das neue Konzept beschlossen ist, ist nun wichtig, auch ins Tun kommen. Denn es reicht nicht, sich anspruchsvolle Ziele zu setzen. Es kommt auch und vor allem auf die Umsetzung an.

Was wir hier in Europa an Gesetzen beschließen, ist das eine. Wichtig ist aber, dass es bei den Menschen in der gesamten Wertschöpfungskette ankommt. Die Globalisierung hat zu Wohlstand geführt – doch dieser Wohlstand ist ungleich verteilt. In den Ländern, aus denen wir unsere Waren beziehen, müssen grundlegende Arbeitsnormen eingehalten werden. Nur so kommen wir zu sozialer Gerechtigkeit. Unsere Anstrengungen müssen vor Ort ankommen.

Das Textilbündnis folgt dem „First Mover“-Prinzip. Wenn wir zeigen, dass es geht, wird es auch positive Auswirkungen auf andere haben. Wir müssen den Fortschritt, den wir hier erreicht haben, in die Breite tragen. In diesem Sinne wünsche ich dem Bündnis für nachhaltige Textilien und seinen Mitgliedern viel Erfolg und gutes Gelingen dabei.

Reiner Hoffmann 

Kapitel 4.3
Veranstaltungen
Kapitel 6
Woran wir arbeiten

Kapitel 6.1

Löhne und Einkaufspraktiken

Fokusthema

In den Produktionsländern der Textilindustrie werden häufig keine existenzsichernden Löhne gezahlt, selbst wenn gesetzlich festgelegte Mindestlöhne eingehalten werden. Das Bündnis für nachhaltige Textilien und seine Mitglieder streben die Zahlung existenzsichernder Löhne in der gesamten Lieferkette gemäß anerkannter Benchmarks an. Seit 2023 sind existenzsichernde Löhne und verantwortungsvolle Einkaufspraktiken eins von vier Fokusthemen im Textilbündnis.

Living Wage Lab

Das Living Wage Lab bot den beteiligten Bündnismitgliedern zunächst die Möglichkeit, sich darüber zu verständigen, was ein existenzsichernder Lohn ist und wie man ihn erreicht. Laut der Initiative ACT, mit der das Textilbündnis kooperiert, ist ein existenzsichernder Lohn das Mindesteinkommen, das ein*e Arbeitnehmer*in benötigt, um die Grundbedürfnisse für sich und die eigene Familie zu befriedigen, einschließlich eines gewissen frei verfügbaren Betrags. Das Einkommen sollte während der gesetzlichen Arbeitszeitgrenzen (ohne Überstunden) verdient werden.

Zudem wurden im Living Wage Lab Wissensressourcen, Tools zu Lohndatenerhebung und Lohnlückenberechnung sowie Schulungen und Trainingsmöglichkeiten vorgestellt und mit den Teilnehmenden geteilt.

Die Unternehmen nominierten einzelne Zuliefererbetriebe, um mit ihnen zusammen zu analysieren, welchen Lohn die Arbeiter*innen in den Produktionsstätten erhalten. Daraus ergibt sich auch die Lohnlücke, also die Differenz zwischen dem aktuell gezahlten Lohn und den von anerkannten Benchmarks vorgeschlagenen existenzsichernden Lohn. Anschließend entwickelten die Unternehmen zusammen mit den Produzenten gemeinsam Ideen und Strategien für kurz- und langfristige Maßnahmen, um die Löhne zu steigern.

Unterstützt wurden die Unternehmen dabei von Thrive Collaborative sowie anderen strategischen Partner*innen wie der Fair Wear Foundation, ACT oder der Fair Labor Association.

Um differenziert an Themen weiterzuarbeiten und sich zu länderspezifischen Risiken und Möglichkeiten auszutauschen, bildeten die Teilnehmenden kleinere Subgruppen und veranstalteten Ländertreffen.

Das Living Wage Lab ist im März 2023 ausgelaufen. Das Bündnissekretariat fasst die vielversprechenden Ideen und Ansätze aus dem Living Wage Lab zusammen, um sie mit anderen Stakeholdern zu teilen. Die Projektbeteiligten planen eine Fortsetzung, die auf den vorangegangenen Aktivitäten aufbauen sollen.

Auf der Textilbündnis-Website finden Sie weitere Informationen zum neuen Fokusthema Existenzsichernde Löhne und Einkaufspraktiken.

„Einer der wichtigsten Meilensteine unserer Kooperation ist die Einrichtung der Arbeitsgruppe zu verantwortungsvollen Einkaufspraktiken. Der intensive Austausch mit anderen Unternehmen hierzu ist für uns besonders wertvoll. Die Entwicklung von verantwortungsvollen Einkaufspraktiken ist in Deutschland nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch erster Anhaltspunkt zur Beseitigung von Menschenrechtsverletzungen in der Lieferkette. Dabei ist es besonders hilfreich, dass die Arbeitsgruppe international ausgerichtet ist und somit viele Unternehmen ihre unterschiedlichen Erfahrungen einbringen können.“

Dr. Gurgen Petrossian, Senior Consultant Sustainability bei s.Oliver Group

Diese Mitglieder beteiligten sich am Living Wage Lab

Unternehmen:
Aldi Süd, Bierbaum Proenen, Chaps Merchandising, Deuter, Greiff, Hugo Boss, Kettelhack, Ortovox, Otto Group, Vaude, Waschbär, KiK

Zivilgesellschaftliche Akteure:
DGB, Südwind, Inkota Netzwerk

Weitere Kooperationspartner:

Thrive Collaborative (Dienstleister, Unterstützung des Projektmanagements)

Treffen des Living Wage Lab beim Arbeitstreffen 2022

Common Framework for Responsible Purchasing Practices

Der Steuerungskreis hat 2022 mit einem Memorandum of Understanding festgelegt, das Common Framework for Responsible Purchasing Practices (CFRPP) als offiziellen Referenzrahmen für verantwortungsvolle Einkaufspraktiken im Textilbündnis anzuerkennen. Auch in anderen Multi-Stakeholder-Initiativen ist das CFRPP mittlerweile handlungsleitend in Bezug auf Einkaufspraktiken.

Das CFRPP wurde auch auf dem OECD Garment Forum im Februar 2023 mehrfach als wichtiges neues Rahmenwerk zitiert.

Aktuelles

Einkaufspraktiken

Das „Common Framework for Responsible Purchasing Practices“ soll zukünftig als Grundlage dienen, um Mitglieder bei der systematischen Verbesserung ihrer Einkaufspraktiken zu unterstützen.

Aktuelles

BMZ Conference on Living Wages: From Ambition to Implementation

Virtual conference “From ambition to implementation: Scaling successful approaches to living wages in textile supply chains” to strengthen international cooperation on the way towards living wages.

Kapitel 6
Woran wir arbeiten
Kapitel 6.2
Kreislaufwirtschaft

Kapitel 6.2

Kreislaufwirtschaft

Fokusthema

Im März 2022 hat die Europäische Kommission die Strategie für nachhaltige und kreislauffähige Textilien vorgestellt. Die EU-Textilstrategie ist eine Initiative unter dem Dach des EU Green Deals und des Aktionsplans für Kreislaufwirtschaft. Ziele der Strategie sind: Textilien bis 2030 langlebiger, reparierbarer, wiederverwendbar und recycelbar zu machen und gegen Fast Fashion vorzugehen, Textilabfälle zu reduzieren und die Vernichtung unverkaufter Textilien zu verhindern. All das soll auch dazu beitragen, dass der Textilsektor resilienter für Krisen und Schocks in der Energie- und Rohstoffversorgung wird.

Konkret sollen unter anderem folgende Bereiche geregelt werden:

  • Eine Ökodesign-Verordnung für nachhaltige Textilprodukte soll verbindliche produktspezifische Ökodesign-Anforderungen offenlegen. Dazu zählt beispielsweise, dass Hersteller dazu verpflichtet werden, Informationen zur Kreislauffähigkeit ihrer Textilien sowie zu anderen Umweltaspekten in einem digitalen Produktpass darzulegen.
  • Für eine ökologisch nachhaltige öffentliche Beschaffung sollen verbindliche Kriterien eingeführt werden.
  • Die Vernichtung von verkaufsfähiger Ware soll verhindert werden.

Damit verändern sich die Anforderungen an die Textilproduktion, was auch die Mitglieder des Textilbündnisses in den nächsten Jahren substanziell betrifft.

Seit 2020 arbeitet eine  Expert*innen-Gruppe (EG) im Textilbündnis zu verschiedenen Aspekten der Kreislaufwirtschaft. 2022 beschäftigten sich in der zweiten Phase des Projektes Produktklone die Bündnisunternehmen Blutsgeschwister, Hakro, Seidensticker und s.Oliver zusammen mit der Hochschule Niederrhein mit nachhaltigem Design und der Recyclingfähigkeit der eingesetzten Materialien. Der Fokus lag speziell auf den zwei Produktkategorien Hemd/Bluse und Jacke/Mantel. Das Projekt zielte darauf ab, die Barrieren der Kreislauffähigkeit dieser speziellen Produkte zu identifizieren und die Textilien nachhaltiger zu designen.

Darüber hinaus veranstaltete die EG Kreislaufwirtschaft Webinare und Workshops zu alternativen Geschäftsmodellen, darunter Renting- und Leasing-Modelle, Recycling- und „Take-back“-Systeme, Retro Logistics und Reparaturservices. Ziel war es, Best Practices der Mitgliedsunternehmen mit anderen zu teilen, sie zu inspirieren und zu zeigen, dass Kreislaufwirtschaft im Unternehmen möglich ist und umsetzbare Lösungen sich wirklich lohnen. Bündnismitglieder finden die Präsentationen im Mitgliederportal.

Mit der Neuausrichtung 2022 wurde ein neues Fokusthema Kreislaufwirtschaft und Klima festgelegt, um diesen Bereich vertieft zu bearbeiten und konkrete Projekte in die Umsetzung zu bringen.

„Eine Übermenge an Abfall, die Verschwendung von Ressourcen und zugleich Rohstoffverknappung zwingen die Textil- und Bekleidungswirtschaft zum Umdenken, forciert durch gesetzliche Rahmenbedingungen der EU. Was logisch klingt, ist dennoch nicht leicht umgesetzt. Materialerkennung, Stoffstrom-Management, ökologisch und ökonomisch sinnvolle Recyclingverfahren, langlebige Produkte mit Rezyklate-Anteil und vieles mehr sind noch zu entwickeln und in die Praxis umzusetzen. Im Verbund mit Partnern aus Wirtschaft, Kommunen und Forschung können diese Aufgaben aber leichter angegangen werden.

Aus diesem Grund begrüßen wir das Bündnis für nachhaltige Textilien und seine unermüdliche Projektarbeit sehr und sind auch als Hochschule Niederrhein selbst Mitglied geworden. So können wir als Problemlöser in der Branche noch mehr Wirksamkeit entfalten. Das Projekt Produktklon II ist solch ein Beispiel: Hier haben wir uns intensiv mit der Recyclingfähigkeit zweier Produktkategorien befassen dürfen und dadurch firmenübergreifende Ansätze entwickelt, ohne dass der Charakter der Produkte oder Firmen dabei außer Acht gelassen wurde. Als Hochschule widmen wir uns gerade vermehrt der Qualität der Alttextilien: Wieviel Substanz steckt am Ende eines Produktlebens überhaupt noch in den gebrauchten Fasern, bieten sie sich noch für das Recycling an? Auf diese Frage konnten wir auch im Produktklon-Projekt einige Antworten finden.“

Prof. Dr. Maike Rabe, Leiterin des Forschungsinstitut für Textil und Bekleidung (FTB) der Hochschule Niederrhein

Aktuelles

Start der 2. Projektphase

Nach erfolgreichem Abschluss der ersten Phase geht es nun darum, weitere Produktkategorien einzubeziehen.

Aktuelles

Die „perfekte“ Lösung für Kreislaufwirtschaft?

Wie gehen Unternehmen Kreislaufwirtschaft an? Was sind die größten Herausforderungen? In einem Workshop beim Textilbündnis-Arbeitstreffen tauschten sich rund 30 Mitglieder dazu aus.

Aktuelles

Normungsroadmap zu Kreislaufwirtschaft

Eine Normungsroadmap soll einen Überblick über den Status Quo der Normung im Bereich Kreislaufwirtschaft geben, Anforderungen und Herausforderungen für sieben Schwerpunktthemen beschreiben und die konkreten Handlungsbedarfe für zukünftige Normen und Standards identifizieren und formulieren.

Aktuelles

Ergebnispräsentation im Projekt zu Produktklonen

Produkte nachhaltig und kreislauffähig designen? Das ist möglich, wie ein Projekt der Arbeitsgruppe Recycling zeigt. Neun Bündnisunternehmen nominierten zehn ihrer Produkte und ließen sie von der Hochschule Niederrhein analysieren. Jetzt wurden die Ergebnisse präsentiert.

Kapitel 6.1
Löhne und Einkaufspraktiken
Kapitel 6.3
Klima

Kapitel 6.3

Klima

Bilanzierung und Reduktion

Der Weltklimarat (IPCC) warnte im März 2023 in seinem sechsten Sachstandsbericht, dass die Erderwärmung von 1,5 Grad bereits im nächsten Jahrzehnt überschritten wird. Bisherige Maßnahmen und Umsetzungspläne seien in Tempo und Umfang unzureichend. Der IPCC-Vorsitzende Hoesung Lee kommentiert die derzeitige Situation wie folgt: „Wir gehen, wenn wir sprinten sollten.“ Höchste Zeit also, auch im Textilsektor entsprechende Reduktionsmaßnahmen auf allen Stufen der Lieferkette zu integrieren.

Die OECD Guidance für den Bekleidungs- und Schuhwarensektor listet Treibhausgas-Emissionen als eins der Sektorrisiken. Als solches sind Emissionen Teil der Risikoanalyse im Review-Prozess des Textilbündnisses. Das heißt, Mitgliedsunternehmen müssen analysieren, ob in ihrer Lieferkette ein (potentielles) Risiko für hohe Treibhausgas-Emissionen besteht und wenn ja, entsprechende Abhilfemaßnahmen definieren. Letztere beschränken sich bislang aber vorrangig auf den direkten Geschäftsbereich der Modemarken und Händler. Zu diesem „Scope 1“ zählen Headquarter, Vertrieb oder die jeweiligen Filialen. Hier stellen die Unternehmen häufig auf Strom aus erneuerbaren Energien um oder installieren Photovoltaik-Anlagen.

Deutlich komplexer sind die Umstellungsmaßnahmen in der tieferen Lieferkette (Scope 3). Die Textilproduktion, speziell die Ausrüstung der Flächen, geht mit einem großen Energie- und Wärmebedarf einher. In Produktionsländern in Asien stammen Energie und Wärme oft aus fossilen Energieträgern. Umstellungsmaßnahmen der Produktionsstätten auf erneuerbare Energien lassen sich oftmals nicht einfach durch einen Anbieterwechsel lösen. Denn oft sind die Verfügbarkeit von Strom, Wärme und Energie dann nicht gesichert oder die Kosten deutlich höher – ein Nachteil für Produzenten. Einkaufende Unternehmen sollten zusammen mit ihren Zulieferern und Produzenten machbare lokale Lösungen identifizieren und Anpassungsmaßnahmen entsprechend fördern und begleiten.

Fokusthema Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz

Mit dem neuen Fokusthema Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz will das Bündnis für nachhaltige Textilien speziell die Ressourcennutzung adressieren. Mit Bündnisinitiativen sollen Mitglieder gemeinsam Wirkung vor Ort für zirkuläre und ressourcenschonende Textilproduktion voranbringen, inklusive reduzierter Treibhausgas-Emissionen.

2022 legten die Bündnismitglieder dazu die Grundlagen: Sie entwickelten einen Referenzrahmen, Indikatoren und Projektideen. Damit wollen sie gemeinsam den Transformationsprozess auf Ebene der Produktionsstätten beschleunigen, Anreize für Anpassungsmaßnahmen setzen und gemeinsam mit Produzenten Ziele und konkrete Schritte hin zur Reduktion von Treibhausgas-Emissionen gehen. Die Richtung stimmt – für 2023 gilt es nun, die Projekte zügig und großflächig in die Umsetzung zu bringen.

Auf der Textilbündnis-Website finden Sie zu folgenden Aspekten weitere Informationen

Aktuelles

„Assessment of available tools for measuring GHG emissions“

Damit Unternehmen das passende Tool zur Bilanzierung ihrer Treibhausgas-Emissionen finden, hat die Expert*innen-Gruppe Klimaschutz in Zusammenarbeit mit dem Öko-Institut ein rund 60 Seiten starkes Überblicksdokument erstellt.

Aktuelles

Die Bedeutung des Klimawandels für die Textilindustrie

Vier Online-Veranstaltungen geben einen Überblick zur Bedeutung des Klimawandels für die Textilindustrie, zur Bilanzierung von Treibhausgas-Emissionen und geeigneten Reduktionsmaßnahmen.

Kapitel 6.2
Kreislaufwirtschaft
Kapitel 6.4
Geschlechtergerechtigkeit

Kapitel 6.4

Geschlechtergerechtigkeit

Geschlechtsspezifische Gewalt und Diskriminierung beenden, Inklusion fördern

Ende der Expert*innen-Gruppe Geschlechtsspezifische Gewalt und neues Fokusthema

Geschlechtergerechtigkeit ist ein wichtiges Thema im Textilbündnis. Die Mitglieder setzen sich gemeinsam für ein Ende von Diskriminierung und Gewalt ein. Auch 2022 lag der Fokus der Expert*innen-Gruppe Geschlechtsspezifische Gewalt darauf, sich zum Thema auszutauschen und voneinander zu lernen.

Zum Beispiel in Webinaren: Im März teilte ALDI Nord seine Erfahrungen mit der eigenen Gender Policy und dem Aktionsplan. Die Teilnehmenden erhielten Tipps, Bausteine und Best Practices, um eine eigene Gender Policy zu erarbeiten. Und im Oktober stellte Bündnismitglied Hugo Boss seine Diversity and Inclusion Strategy und die Kooperation mit ILGA World vor.

Fokusthema Geschlechtergerechtigkeit

Die Arbeit der Expert*innen-Gruppe (EG) stand 2022 aber auch im Zeichen der Neuausrichtung des Bündnisses. In einem partizipativen Prozess entwickelten die EG-Mitglieder die individuellen Anforderungen und Key Performance Indikatoren (KPI) des Fokusthemas Geschlechtergerechtigkeit. Ziel des Fokusthemas ist es, die Kräfte der Mitglieder zu bündeln, mehr Wirkung vor Ort in den Produktionsländern zu erzielen und anhand der KPIs zu messen.

Die Mitglieder formulierten auch eine Vision zu Geschlechtergerechtigkeit: eine würdige, sichere und gesunde Arbeitswelt, in der alle Formen von Diskriminierung und Gewalt gegen alle Arbeitnehmer*innen beseitigt werden, insbesondere von Frauen und anderen vulnerablen Gruppen, die aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Geschlechtsidentität, ethnischer Zugehörigkeit, Migrationsstatus, Behinderung oder anderen sozial-konstruierten Merkmalen diskriminiert werden. Darauf arbeiten das Textilbündnis und seine Mitglieder hin – auch mit gemeinsamen Projekten.

Nachdem in den letzten Jahren der Austausch und das Voneinander-Lernen im Vordergrund standen, ist die Zeit nun reif für einen stärkeren Fokus auf Umsetzung und Wirksamkeit. Viele Nichtregierungsorganisationen, Unternehmen, Internationale Organisationen, aber auch Brancheninitiativen wie das Textilbündnis, haben in den letzten Jahren wichtige Grundsteine gelegt, Pionierarbeit geleistet, innovative Ansätze erprobt oder Hilfestellungen erarbeitet. Leider sind konkrete Verbesserungen und nachhaltige Wirkung vor Ort bisher kaum sichtbar. Umso wichtiger ist der neue Fokus im Textilbündnis.

Auf der Textilbündnis-Website finden Sie weitere Informationen zum Fokusthema Geschlechtergerechtigkeit.

„Das Problem der Diskriminierung bleibt nach wie vor eines der am schwierigsten zu identifizierenden menschenrechtlichen Risiken in der Textilindustrie, weshalb der Austausch hierzu in der Arbeitsgruppe für uns sehr wertvoll war. Die Einblicke und Diskussionen mit den weiteren Mitgliedern der Gruppe helfen uns dabei, unsere Richtlinie gegen Diskriminierung und für die Gleichstellung der Geschlechter zu aktualisieren und angemessene Präventionsmaßnahmen in unserem Auditsystem zu stärken.“

Dr. Gurgen Petrossian, Senior Consultant Sustainability, s.Oliver Bernd Freier GmbH & Co. KG

Weltfrauentag 2022: Brief an die Bundesregierung

33 Bündnismitglieder wandten sich am 08. März 2022 mit einem Brief an Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. Darin fordern sie die Bundesregierung auf, das Übereinkommen 190 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zur Beendigung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt zügig zu ratifizieren. Die Konvention hebt geschlechtsspezifische Gewalt und Belästigung besonders hervor und formuliert konkrete Anforderungen an Unternehmen. Im Dezember 2022 hat die Bundesregierung die Ratifizierung beschlossen – das ist auch ein Erfolg der Textilbündnis-Mitglieder.

Aktuelles

Beendigung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt

33 Mitglieder die Bundesregierung in einem Brief dazu auf, das ILO-Übereinkommen 190 zügig zu ratifizieren.

Leitfaden „Inklusion in Textil-Lieferketten“

Der Leitfaden „Inklusion in Textil-Lieferketten“ unterstützt Unternehmen dabei, die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung diskriminierungsfrei zu fördern und praxisnah umzusetzen. Das Textilbündnis erarbeitete den Leitfaden zusammen mit dem Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN) und dem GIZ-Globalvorhaben Inklusion von Menschen mit Behinderung.

Bei einem Launch-Event im April 2022 konnten Bündnismitglieder mit Vorreiterunternehmen, den Autor*innen des Leitfadens sowie den Expert*innen des GIZ-Globalvorhabens ins Gespräch kommen.

Aktuelles

Empfehlungen für Unternehmen und Zulieferbetriebe

Der Leitfaden „Inklusion in Textil-Lieferketten“ will Unternehmen dabei unterstützen, die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung diskriminierungsfrei zu fördern und praxisnah umzusetzen.

Gender Data Indicator Guidance

Die Expert*innen-Gruppe arbeitete weiterhin intensiv zu Gender Data und veröffentlichte im März 2022 die gemeinsam mit anderen Brancheninitiativen entwickelte Gender Data Indicator Guidance. Mit einem kurzen Erklärvideo machen die Brancheninitiativen Ethical Trading Initiative, Fair Wear Foundation, BSR, SEDEX und das Textilbündnis gemeinsam Werbung für die Guidance.

Aktuelles

Neue Leitlinien zu Gender-Datenindikatoren

Obwohl Frauen die Mehrzahl der Beschäftigten in der Textilindustrie ausmachen, werden sie in Statistiken häufig übersehen. Die systematische Benachteiligung und Diskriminierung sind nicht nur für sie persönlich nachteilig, sondern haben auch negative Folgen für die gesamte Wirtschaft.

Dindigul Agreement

Im April 2022 wurde das erste rechtsverbindliche, von Gewerkschaften verhandelte Übereinkommen zu Geschlechtsspezifischer Gewalt in Asien unterzeichnet, das Dindigul Agreement. Im Juni 2022 organisierte die Expert*innen-Gruppe daraufhin einen Austausch mit der Unterzeichnergewerkschaft Tamil Nadu Textil and Common Labour Union (TTCU) sowie den Unterstützerorganisationen Asia Floor Wage Alliance (AFWA) und Global Labour Justice (GLJ). Im direkten Austausch erfuhren die Mitglieder, wie das Abkommen entstanden ist, wo die Umsetzungsschwerpunkte liegen und was die unterschiedlichen Rollen und Verantwortlichkeiten der Unterzeichner*innen sind.

Auf der nächsten Seite lesen Sie ein Interview mit Thivya Rakini von TTCU undNandita Shivakumar von AFWA zum Stand der Umsetzung des Dindigul Agreement.

Aktuelles

Indien: Erstes rechtsverbindliches Übereinkommen zu GBVH

Mit dem „Dindigul Agreement to End Gender-Based Violence and Harassment“ (GBVH) gibt es erstmals in der asiatischen Textilindustrie ein rechtsverbindliches Abkommen zur Beendigung sexueller Gewalt und Belästigung von Arbeiterinnen.

Kapitel 6.3
Klima
Kapitel 6.5
Dindigul Agreement

Kapitel 6.5

Advancing Gender Justice in Asian Fast Fashion Supply Chains

One year of implementation of the Dindigul Agreement

Conversation with Thivya Rakini, President of the Tamil Nadu Textile and Common Labour Union (TTCU) and Nandita Shivakumar from Asia Floor Wage Alliance (AFWA).

Thivya Rakini

Nandita Shivakumar

The Dindigul Agreement has been signed in April last year. It has received quite a large media coverage and was termed a landmark agreement. What is special and different about this initiative, Thivya?

Thivya: The Dindigul Agreement is the first enforceable brand agreement in Asia, wherein brands (H&M, GAP, PVH) and one supplier factory (Eastman Exports) committed in a legally binding manner to address gender and caste-based violence and freedom of association in a garment production complex.

The agreement draws language from the ILO C-190, includes an innovative program known as “Safe Circles”, with regular trainings for all workers, supervisors and managers; a peer education program and shop floor monitors to detect and report gender-based violence and harassment (GBVH). It provides strong anti-retaliation protections against workers and shopfloor monitors for reporting grievances; strengthens India’s mandatory workplace GBVH committees (Internal Complaints Committee) by ensuring they are worker-led and have expert independent capacity; and creates independent grievance mechanisms with business consequences.

In short, the agreement provides a comprehensive set of tools that delivers power and support to women workers to monitor, prevent and remediate GBVH collectively and with management.

What is your view, Nandita. How is this agreement different from other projects and programs on women’s rights in the textile industry?

Nandita: As Thivya said, the Dindigul Agreement is quite different from existing programs in addressing gender rights in the garment industry. To add to what Thivya said, one of the most important features to me is that the agreement was drafted through a consultative process with women workers – so it reflects their experiences with GBVH and focuses on building their capacity and leadership in addressing GBVH.

Equally important to me is that it reflects the ILO labour standards (C-190, C-87, C-98) and addresses violence and harassment at the intersection of caste, gender, migration status. And finally, it recognizes that one-off trainings or grievance redressal tools like mobile apps alone cannot address GBVH. Workers require a comprehensive set of tools including strong anti-retaliation protections, freedom of association, independent and accessible grievance redressal mechanisms, regular training, and a process for social dialogue to be able to prevent and remediate GBVH.

The agreement has been in force now for a year. After one year of implementation can you already discern some positive impact on the factory floor, Thivya? What steps has Eastman Exports taken already and what has changed for women on the factory floor?

Thivya: Through the agreement, a process of social dialogue has been initiated between Eastman and TTCU, and we have been able to remediate 100+ grievances of workers within a year. These includes cases of gender-based violence, as well as other issues – like health and safety, access to social security, freedom of mobility, caste-discrimination at the workplace, etc. As the agreement stipulates regular meetings between TTCU and Eastman’s management – most of these grievances have been resolved within a 14-day frame. Also, I personally visit the factory at least twice a week, so that workers have direct access to the union, to raise grievances whenever they need.

We have completed basic trainings for all workers, management and contractors on the Dindigul Agreement and on GBVH. The Internal Complaints Committee (ICC) has been reorganized and strengthened, and the independent grievance redressal mechanism with assessors and the shop floor monitor system, has also started functioning. We have worked with Eastman to ensure that this apparel production complex provides freedom of mobility for all women workers staying at worker hostels. We believe Eastman is the only factory ensuring this in Dindigul.

We are currently working with Eastman on redeveloping management policies so that caste and gender-based violence are systematically addressed.

Despite numerous programs, initiatives and repeated calls for action, gender-based violence and harassment (GBVH) remains widespread in global supply chains of the fashion industry and little progress has been made so far. What are the barriers and obstacles to progress in India, in your view, Nandita?

Nandita: GBVH is an issue not just in India – but across garment production countries, and it is rooted in risks associated with brand purchasing practices, the concentration of a majority woman workforce in the lower tiers of supply chain production, poor working conditions, and lack of freedom of association in supplier factories. The downward pressure on prices by brands and increasingly unpredictable seasonal variation in production, require garment suppliers to employ a precarious, low-wage workforce. These terms of employment itself make women workers more vulnerable to GBVH.

This is why AFWA has been calling for a multifaceted approach to address GBVH. Brands must engage in human rights due diligence that identify gendered spectrums of violence and risk factors for GBVH using the C190 framework and take actions to mitigate adverse impacts; protect and promote women workers’ associational agency; and uphold binding accountability for C190 obligations by entering enforceable agreements across fast fashion supply chains.

There has been a lot of discussion about internal complaint committees (ICCs) which are mandatory in India. There are complaints about too many committees on different topics and that in reality they are not functioning. Why are they often not functioning and what does it need to make them work, Thivya? What is their role in the agreement?

Thivya: The ICCs are a result of a long struggle by the Indian women’s movement, and are definitely an important tool to address GBVH. However, they function poorly in most garment factories for multiple reasons.

Let me provide a few examples. Without a union in the factory, workers are scared to report grievances to the ICC as they fear retaliation from management. Worker members in the committee are themselves scared to investigate grievances raised by other workers fairly, as they fear management retaliation. Also, in many factories the independent member of the ICC is hired and paid by management – this affects their independence. And in some cases, workers don’t even know that the ICC exists and that they can raise grievances to it.

The Dindigul Agreement tries to address these issues. Firstly, it ensures that all workers and the management are aware of the roles and responsibilities of the ICC and its members. Secondly, it ensures that there are strong anti-retaliation protections, for workers who raise grievances and for ICC worker members who investigate grievances. It ensures that the ICC is primarily worker-led, with the majority of members being women and elected by the union. Thirdly, it creates expert capacity to investigate GBVH – as under the Agreement ICCs can delegate to a roster of independent expert assessors to investigate allegations of GBVH.

Finally, committee-recommended remedies are survivor focused. Upon receiving a complaint, ICCs and assessors are required to ensure worker safety and privacy. In case the ICC finds GBVH has occurred, Eastman must follow the committee-recommended remedies.

What are your expectations towards brand signatories? What is their role in the agreement, Nandita?

Nandita: Brands are responsible for the overall monitoring and enforcement of the agreement along with the labor signatories. Brand signatories are part of the Oversight Committee, which supervises the outcomes of the agreement, and receives reports from the Agreement’s independent grievance mechanism in case of Eastman’s non-compliance. If Eastman fails to comply with the Agreement, the brand signatories must take steps to impose business consequences; and if they fail to do so, labor signatories can take legal action, as the agreement with brands is subject to binding arbitration.

How do you see the future of the agreement? If you were to look back in 5 years’ time, what do you wish to have achieved by then, Thivya?

Thivya: We have seen many grievance redressal mechanisms in Tamil Nadu’s garment factories over the last two decades including grievance redressal apps, hotline numbers, GBVH trainings etc. They have all failed, as workers do not feel confident to raise their grievances through it. They fear retaliation from management or believe that their complaints will not be heard and addressed. Also, many efforts have failed as they do not engage with women workers as agents of change. This is what the union-led Dindigul Agreement has tried to change.

We hope in the next 5 years, this agreement is expanded to more factories in Tamil Nadu and beyond. We hope that more suppliers and brands are open to enforceable brand agreements. We hope in this way we will be able to empower more women workers to have a constructive voice at work, and we will be able to facilitate ongoing dialogue and collaboration between workers and management to address GBVH. We believe it to be the best safety net for workers and businesses to ensure what happened to Jeyasre will never be repeated.

Finally, what would be your message to Partnership member brands potentially interested in joining the agreement, Thivya and Nandita?

Thivya: We hope more brands will become signatories of the Dindigul Agreement. The Dindigul Agreement is the highest standard of commitment that any brand can take towards GBVH prevention and remediation in their supply chain. By being part of it, you are demonstrating that, as a brand, you prioritize the safety and security of women at your supplier factories and you ensure they have access to the best system to prevent and remediate GBVH, and any other forms of egregious violations. We hope that more brands understand this, and become part of the agreement. 

Nandita: I completely agree with Thivya. We really hope more brands become signatories of the Dindigul Agreement. Brands must see enforceable brand agreements (EBAs) like the Dindigul Agreement as the roadmap to meet their legal obligations to achieve violence-free workplaces. By being a part of this agreement, they are sending a clear message that they will ensure safe and dignified workplaces for women workers in their supply chain.

Aktuelles

Indien: Erstes rechtsverbindliches Übereinkommen zu GBVH

Mit dem „Dindigul Agreement to End Gender-Based Violence and Harassment“ (GBVH) gibt es erstmals in der asiatischen Textilindustrie ein rechtsverbindliches Abkommen zur Beendigung sexueller Gewalt und Belästigung von Arbeiterinnen.

Aktuelles

Textilbündnis plant die Unterstützung des Dindigul Agreement

Ziel ist es, konkrete Verbesserungen für Frauen vor Ort zu erreichen und Arbeitsbedingungen zu schaffen, in denen sie keine Angst vor geschlechtsspezifischer Gewalt und Diskriminierung haben müssen. Dazu wollen die Beteiligten das Dindigul Agreement auf weitere Zulieferer in Tamil Nadu und gegebenenfalls darüber hinaus ausweiten.

Fokusthema Geschlechtergerechtigkeit

Lesen Sie hier mehr zum Textilbündnis-Fokusthema Geschlechtergerechtigkeit.

Kapitel 6.4
Geschlechtergerechtigkeit
Kapitel 6.6
Beschwerden und Abhilfe

Kapitel 6.6

Beschwerden und Abhilfe

Unsere Projekte in Pakistan, Türkei, Vietnam und Indien

Zugang zu effektiven Beschwerdemechanismen stärken

Beschäftigte in der Textilindustrie, die nachteiligen Auswirkungen ausgesetzt sein können, sollen Zugang zu effektiven Beschwerdemechanismen sowie Abhilfe und Wiedergutmachung erhalten. Dafür setzen sich das Textilbündnis und seine Mitglieder ein. Dabei orientieren sie sich an den Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte der Vereinten Nationen (Link) und der OECD Handreichung für die Umsetzung von Sorgfaltspflichten im Textil- und Bekleidungssektor (Link). Das Textilbündnis setzt auf verschiedenen Ebenen an.

Innerbetriebliche Beschwerdestrukturen in Pakistan

2022 unterstützte ein Programm insgesamt 16 Lieferanten dabei, innerbetriebliche Beschwerdestrukturen aufzubauen. Gefördert wurde das Projekt vor allem durch das bilaterale GIZ-Vorhaben TextILES. Das Bündnismitglied Fairtrade Deutschland setzte die Maßnahmen in Pakistan um, basierend auf den Erkenntnissen und Erfahrungen des Fairtrade Textilprogramms in Indien. Die Bündnisunternehmen Primark, Takko, Kettelhack, Hugo Boss und tex idea nominierten zusammen neun Lieferanten für das Programm. Weitere sieben Lieferanten steuerte TexILES bei.

Zunächst wurde ein pakistanisches Team aus vier Trainer*innen in einem „Training-of-Trainers“-Seminar ausgebildet. In den darauffolgenden Monaten führten sie verschiedene Trainings mit Management und Arbeiter*innen durch. Schnell merkten sie, welcher Ansatz besonders erfolgreich ist: Sie bildeten eine Gruppe von Arbeiter*innen als Multiplikator*innen aus, die ihr erlerntes Wissen in einem gemeinsam erarbeiteten Zeitplan schrittweise an die gesamte Belegschaft weitergaben.

„The project is well organized and has deep insight of the subject. As a management, this will help us to address issues of workers on floor and improve our working conditions. This will increase our workforce trust on company values, enhance productivity and ultimately result in low turnover and happy workplace.”

Manager HR & Compliance eines am Projekt beteiligten Lieferanten

Kick-off event in Karachi

Kick-off in Lahore

Complaint Committee Training in Faisalabad

Complaint Committee Training in Lahore

Exchange Meeting in Lahore

Orientation of Workers

Orientation of Workers

Orientation of Workers

Orientation of Workers

Orientation of Workers

Orientation of Workers

Orientation of Workers

Orientation of Workers

Orientation of Workers

Post Assessment

Post Assessment

Post Assessment

Training

Training of Master Trainers at Karachi based factories

Training of Master Trainers at Punjab based factories

Training of Master Trainers at Punjab based factories

Training of Master Trainers at Punjab based factories

Aktuelles

Stärkung fabrikinterner Beschwerdemechanismen

Ziel des Moduls ist es, Zulieferer dabei zu unterstützen, funktionierende innerbetriebliche Beschwerdestrukturen aufzubauen und/oder weiterzuentwickeln. Zudem soll das Projekt Management und Arbeiter*innen befähigen, Vorfälle und Missstände gemeinsam im Dialog zu lösen.

Aufbau von fabrikinternen Komitees in indischen Spinnereien

In der zweiten Phase der Bündnisinitiative Tamil Nadu unterstützten die Beteiligten von November 2021 bis März 2023 insgesamt 40 Spinnereien dabei, die gesetzlich vorgeschriebenen innerbetrieblichen Beschwerdekomitees aufzubauen. Während allgemeine Belange über ein sogenanntes Grievance Redressal Committee (GRC) vorgebracht werden können, dient ein Internal Complaints Committee (ICC) der Behandlung von Beschwerden im Zusammenhang mit sexueller Belästigung von Frauen am Arbeitsplatz. Insgesamt konnten so 2087 Beschwerden/Vorfälle (1444 im ICC, 643 im GRC) gelöst werden.

Das Projekt zielte darauf ab, die Arbeitsbedingungen in der Textil- und Bekleidungsindustrie systemisch zu verbessern, insbesondere für Frauen und Mädchen. Es wurde umgesetzt von FEMNET e.V. und der indischen NGO Social Awareness and Voluntary Education (SAVE) und unterstützt durch Tchibo, Otto Group, Hugo Boss und KiK.

Auf der Textilbündnis-Website finden Sie weitere Informationen zur Bündnisinitiative in Tamil Nadu.

Management Training, Copyright: SAVE

Management Training, Copyright: SAVE

Management Training, Copyright: SAVE

Copyright: FEMNET e.V.

Copyright: FEMNET e.V.

Bündnismitglieder können den Beschwerdemechanismus der Fair Wear Foundation nutzen

Wenn Beschwerden nicht auf lokaler Ebene adressiert und gelöst werden können, spielen Beschwerdemechanismen von einkaufenden Unternehmen oder von Sektor- und Multi-Stakeholder-Initiativen eine wichtige Rolle. Denn diese fungieren als „safety net“.

Durch das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz sind Unternehmen seit Januar 2023 verpflichtet, ein Beschwerdeverfahren einzurichten. Dieses muss die vertrauliche Meldung von Menschenrechts- und Umweltverletzungen ermöglichen, die im Zusammenhang mit der wirtschaftlichen Tätigkeit eines Unternehmens sowie dessen direkten und indirekten Lieferanten entstehen können. Alternativ können sich Unternehmen an einem unternehmensübergreifenden Ansatz beteiligen.

Das Textilbündnis kooperiert seit April 2021 eng mit der Fair Wear Foundation (FWF), die einen solchen unternehmensübergreifenden Mechanismus umsetzt. Durch die Kooperation haben Bündnisunternehmen die Möglichkeit, den Mechanismus der FWF auch in ihrer Lieferkette zu implementieren. Die erste Projektphase endete im Oktober 2022 und wird nun auf weitere Länder, Unternehmen und Produktionsstätten ausgeweitet.

Auf der Textilbündnis-Website finden Sie weitere Informationen zur Bündnisinitiative Beschwerdemechanismen.

Beschwerdemöglichkeiten für syrische Beschäftigte in der Türkei

Mithilfe von Primark, C&A, H&M und KiK unterstützte das Textilbündnis das Worker Support Center (WSC) der türkischen NGO MUDEM – Refugee Support Association. Das WSC dient als lokale Anlaufstelle und Beschwerdemechanismus für insbesondere syrische Textilarbeiter*innen in der türkischen Textilindustrie. Sie sollen die Möglichkeit haben, auf Missstände am Arbeitsplatz aufmerksam zu machen bzw. rechtliche Unterstützung zu erlangen.

„MUDEM leistet seit Jahren eine enorm wichtige Arbeit, insbesondere für syrische Flüchtlinge, die in der türkischen Textilindustrie beschäftigt sind. Wir freuen uns, dass wir die Fortführung dieser Unterstützung gemeinsam gewährleisten konnten. So haben syrische Arbeitnehmende in der Türkei weiterhin Zugang zu rechtlicher Unterstützung.”

Thomas Ahlers, Manager Corporate Responsibility bei Primark

„Im Textilbündnis ist es uns wichtig, lokale zivilgesellschaftliche Anlaufstellen für Beschwerden zu fördern. Diese agieren im Interesse der Beschäftigten, kennen ihre Belange und Herausforderungen. Die lokale Nähe und Sprache erleichtern den Zugang und die Nutzung. Primark, Orsay und C&A zeigen, dass solche Kooperationen zwischen einkaufenden Unternehmen und lokalen Organisationen funktionieren und weiter gefördert werden sollten.“

Lara Hutt vom Bündnissekretariat

Aktuelles

Fortführung des Worker Support Centers

Orsay, Primark und C&A setzen sich dafür ein, dass syrische Textilarbeiter*innen in der Türkei weiterhin den Beschwerdemechanismus der türkischen Nichtregierungsorganisation MUDEM-Refugee Support Center nutzen und auf Missstände am Arbeitsplatz hinweisen können.

Beschwerden aus gemeinsamen Fabriken effizienter bearbeiten

Bewusst verzichtet das Textilbündnis auf einen eigenen bündnisinternen Beschwerdemechanismus. Vielmehr unterstützt das Textilbündnis existierende Ansätze anderer gleichgesinnter Initiativen in ihrer Weiterentwicklung und Skalierung. Zudem fördert es eine enge Zusammenarbeit verschiedener Organisationen, die sich ab 2023 gezielt der Aufgabe widmen, Synergiepotenziale zu identifizieren und eine entsprechende Harmonisierung anzustoßen.

Das Accountability and Remedy Project des Office of the High Commissioner for Human Rights (OHCHR) schreibt hierzu: „Developers and operators of non-State-based grievance mechanisms cooperate proactively and constructively with each other, and with relevant partners and institutions, to enhance outreach and to promote coherent and effective systems of accountability and access to remedy for business-related human rights harms, including in a cross-border context.”

Einen ersten Schritt sind Fair Wear, amfori und das Textilbündnis bereits gegangen: Im September 2022 unterzeichneten die drei Organisationen ein Memorandum of Understanding zur Behandlung von Beschwerden, die mehrere Mitgliedsunternehmen betreffen. Im Einklang mit den Empfehlungen des OHCHR soll diese Kooperation dazu beitragen, die koordinierte Zusammenarbeit zwischen den Anbietern von Beschwerdemechanismen zu erproben, Synergien zu identifizieren und die Bearbeitung von Beschwerden branchenweit anzugleichen.

Aktuelles

Kooperation von amfori, Fair Wear und Textilbündnis

Die drei Organisationen verstärken ihre Zusammenarbeit, um Beschwerden von Arbeiter*innen aus gemeinsamen Fabriken verschiedener Mitgliedsmarken effizienter adressieren zu können.

Austausch beim OECD Garment Forum und Textilbündnis-Arbeitstreffen

Bereits auf dem OECD Forum on Due Diligence in the Garment and Foot Wear Sector im Februar 2022 widmeten sich Fair Wear, amfori und das Textilbündnis „Collaborative approaches to access to remedy” und diskutierten mit Vertreter*innen aus Regierungen, Gewerkschaft, Unternehmen und Brancheninitiativen über Chancen und Herausforderungen.

Auch beim Textilbündnis-Arbeitstreffen im Mai 2022 beschäftigten sich die Mitglieder mit dem Thema. Sie diskutierten, wie Beschwerdemechanismen effektiver gestaltet und der Zugang zu Arbeitnehmer*innen erleichtert werden kann.

Aktuelles

„Beschwerden sind kein Weltuntergang, sondern wichtig“

Wie können Beschwerdemechanismen effektiver gestaltet und der Zugang für Arbeitnehmer*innen erleichtert werden? Diese Frage erörterten rund 30 Bündnismitglieder bei einem Workshop.

Kapitel 6.5
Dindigul Agreement
Kapitel 6.7
Abwassermanagement

Kapitel 6.7

Abwassermanagement

Bündnisinitiative

Die Bündnisinitiative Abwasser zielte darauf ab, das Abwassermanagement zu verbessern, insbesondere durch verlässliche Abwasserdaten für Marken und Handel. Im Juli 2020 gestartet, stand zunächst im Fokus, sich über Anforderungen auszutauschen. Anschließend erarbeiteten die Beteiligten Kommunikations- und Unterstützungsmaterialien. Dabei ist unter anderem ein Leitfaden entstanden, der Mitarbeitende von Brands zu Grundsätzen des Abwassermanagements informiert. Er stellt außerdem Maßnahmen zur Integration von ambitionierten Anforderungen vor, die über Einkaufspraktiken integriert werden können.

Bei der Arbeit in der Bündnisinitiative stellte sich heraus, dass Daten zu Abwässern in Produktionsstätten häufig zu veraltet, unvollständig oder wenig aussagekräftig waren, um sie sinnvoll auswerten zu können. Entsprechend hoch ist der Handlungsbedarf, Daten aus Abwasseranalysen öffentlich zu teilen und überprüfbar zu machen, um Mindestanforderungen einhalten zu können. Dabei ist ganz zentral, wie und wie häufig die Daten erfasst werden (Methode und Qualität) und dass sie um zusätzliche Informationen zu den Abwasseranlagen ergänzt werden. Nur so lässt sich Transparenz schaffen und lassen sich anschließend Verbesserungsmaßnahmen etablieren.

An der Bündnisinitiative Abwasser beteiligten sich:

Unternehmen

adidas, Brands Fashion, BMZ, F3 Fashion Cube, KiK, Takko, Zero Discharge of Hazardous Chemicals (ZDHC)

Standardorganisationen

OEKO-TEX®, Bluesign Technologies          

Initiativen und Verbände

Bundesverband der Deutschen Sportartikel Industrie (BSI), Gesamtverband Textil und Mode, 

Beratende Mitglieder

Umweltbundesamt (UBA)

Weitere Kooperationspartner        

Universität Stuttgart, FABRIC (GIZ Projekt), German Fashion

Kapitel 6.6
Beschwerden und Abhilfe
Kapitel 6.8
Bio-Baumwolle

Kapitel 6.8

Bio-Baumwolle

Pilotprojekt und Bündnisinitiative

Pilotprojekt Bio-Baumwolle

Das Pilotprojekt Bio-Baumwolle in der Region Süd-Odisha verfolgt das Ziel, die Menge an fairer Bio-Baumwolle auf dem Weltmarkt zu erhöhen. Hierfür unterstützen die Projektbeteiligten Kleinbäuer*innen dabei, von konventionellem auf Bio-Baumwollanbau umzustellen, unter anderem durch Trainings und geeignetes Saatgut. Alle Maßnahmen sollen dazu führen, die wirtschaftliche Situation der lokalen Kleinbäuer*innen und die Umweltbedingungen in der Region nachhaltig zu verbessern. An dem Projekt beteiligen sich die drei Bündnismitglieder Fairtrade Deutschland, Tchibo GmbH, Dibella b. v. sowie die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, die indische Kooperative Chetna und der Organic Cotton Accelerator (OCA). Das Pilotprojekt ist im Juni 2020 gestartet und endete im März 2023.

Mehr als 900 Kleinbäuer*innen hat das Pilotprojekt Bio-Baumwolle seit Beginn bei der Umstellung von konventionellem auf Bio-Baumwollanbau unterstützt. Für die Kleinbäuer*innen gab es gleich mehrere Gründe für den Anbau von Bio-Baumwolle: die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und der eigenen Gesundheit sowie die Zusicherung von Abnahmemengen und die Unterstützung durch Projektpartner. Sie sichern neben dem Mindestpreis auch eine Bio-Baumwollprämie und eine Fairtrade-Prämienzahlung zu. Dadurch verbessert sich die wirtschaftliche Situation und Resilienz der Produzent*innen.

Wichtig war es auch, die Qualität der Fasern zu optimieren. Dazu setzten die Farmer*innen neue Saatgutarten ein, welche insbesondere in Hinblick auf Qualität (Stapellänge) und Eignung für die Textilindustrie überzeugen. Sie bewässerten ausschließlich mit Regenwasser. Zudem konnten die Projektbeteiligten ausschließen, dass vom Anbau bis zur Entkörnung Verunreinigungen mit gentechnisch veränderter Baumwolle auftreten.

Während der Projektlaufzeit traten große Herausforderungen auf: die COVID-19-Pandemie, unerwartet hohe Monsunregenfälle im ersten Projektjahr und unerwartet starke Preisfluktuationen im zweiten Projektjahr.

Copyright: Fairtrade – Didier Gentilhomme

Bündnisinitiative Bio-Baumwolle

Basierend auf den Erfahrungen des Pilotprojekts sowie der weltweit steigenden Nachfrage nach Bio-Baumwolle startete im September 2021 die Bündnisinitiative (BI) Bio-Baumwolle in Indien. Ziel ist es, zum Aufbau einer fairen, umweltfreundlichen und wirtschaftlich tragfähigen Lieferkette für Bio-Baumwolle beizutragen und den Zugriff auf Bio-Baumwolle für Mitgliedsunternehmen zu erleichtern. Die Bündnisinitiative unterstützt 11.500 Baumwollproduzent*innen bei der Umstellung von konventionellem auf Bio-Baumwollanbau. Dazu gibt es zielgerichtete Maßnahmen zu Bewusstseinsbildung, Kapazitätsaufbau, Vernetzung und Beschaffung.

Maharashtra, Madhya Pradesh, Rajasthan, Odisha und Gujarat sind die indischen Bundesstaaten, in denen die Maßnahmen stattfinden. Unterstützung bei der Implementierung erhält die Bündnisinitiative durch die niederländische Organisation Organic Cotton Accelerator (OCA), die mit einem Büro vor Ort in Indien vertreten ist.

2022 schloss die Bündnisinitiative Verträge mit drei indischen Kooperativen. Etwa die Hälfte der beteiligten Mitgliedsunternehmen verständigte sich mit den Kooperativen auf verbindliche Abnahmemengen und Prämienzahlungen für das erste Erntejahr. Darüber hinaus erhalten die Produzent*innen Zugang zu gentechnikfreiem Bio-Saatgut. Als Ergänzung zu den schon laufenden landwirtschaftlichen Schulungs- und Kapazitätsaufbau-Programmen für die Baumwollproduzent*innen stießen die Projektbeteiligten an, Trainingsmodule zu Arbeitsrechten zu entwickeln. Die Mitglieder der BI tauschen sich in vierteljährlichen Formaten untereinander aus. Hierzu gehörten auch zwei Webinare zu Thema „in-conversion Baumwolle“. Jährlich evaluieren Dritte die BI.

An der Bündnisinitiative beteiligen sich zwölf Bündnismitglieder:

ALDI Einkauf SE & Co. oHG, ALDI Süd KG, Brands Fashion GmbH, C&A Mode GmbH & Co. KG, Esprit Europe Services GmbH, Formesse GmbH & Co. KG, Global Standard gemeinnützige GmbH (GOTS), HAKRO GmbH, H&M Group, s.Oliver Bernd Freier GmbH & Co. KG, Tchibo GmbH und Fairtrade Deutschland e.V.

Die BI läuft bis Ende August 2025. Für Bündnismitglieder ist es weiterhin möglich, sich der laufenden Bündnisinitiative anzuschließen.

In-conversion farmer(s) in India, Copyright: OCA

In-conversion farmer(s) in India, Copyright: OCA

In-conversion farmer(s) in India, Copyright: OCA

In-conversion farmer(s) in India, Copyright: OCA

In-conversion farmer(s) in India, Copyright: OCA

In-conversion farmer(s) in India, Copyright: OCA

In-conversion farmer(s) in India, Copyright: OCA

„2022 marked the start of our work on the ground for the Partnership Initiative Organic Cotton. More than 10,000 farmers in India took the first step to transition from conventional to organic farming with the support from OCA’s Implementing Partners. The Partnership Initiative helps these farmers through sourcing commitments and better prices for in-conversion cotton provided by the participating brand partners, as well as additional funding available for capacity building, seeds and bio-inputs during the demanding first three years of converting to certified organic farming. In turn, thousands of hectares of farmland will be regenerated through organic practices, eliminating the use of synthetic fertilisers and pesticides, building long-term soil health, and increasing on-farm biodiversity for generations to come.

The first cotton from the Partnership Initiative has now entered the supply chains of participating brands and retailers. At the same time, we are reaching the completion of our training curriculum focused specifically on decent working conditions in cotton farming. We are looking forward to integrating this training in our work for the following seasons.

Last but not least, we are also happy to have welcomed more partner brands to the Initiative, with Formesse joining in 2022 and Aldi Nord and Aldi Süd joining at the beginning of 2023.

Stay tuned as 2023 will bring more exciting developments!“

Bart Vollaard, Executive Director, Organic Cotton Accelerator (OCA)

„Als Teil der Bündnisinitiative unterstützen wir über 500 Kleinfarmer*innen in Indien, die bereits biologischen Anbau betreiben oder sich in der Umstellungsphase befinden. Indem wir Prämien für die Farmer*innen festgelegt haben, wollen wir den Bio-Anbau durch faire Bezahlung stärken und mehr Farmer*innen zur Umstellung motivieren. Denn biologischer Anbau ist schonender für Mensch und Umwelt.

Derzeit arbeiten wir daran, die Baumwolle vom Feld in unsere Produkte zu lenken. Hierfür braucht es eine enge Zusammenarbeit innerhalb der Organisation und mit unserem Partner vor Ort. Wir sind stolz darauf, dass wir auch in herausfordernden Zeiten neue Wege in der Beschaffung gehen und näher an den Rohstoffanbau zu rücken.

Genau hier hilft uns der Austausch innerhalb der Bündnisinitiative: Es werden Erfahrungswerte miteinander geteilt und wir können voneinander lernen. Gemeinsam können wir so einen größtmöglichen Beitrag zur Stärkung biologischer Baumwolle im Sektor leisten.“

Sabrina Müller, Head of Global Sustainability, s.Oliver Group

Weitere Informationen

Auf der Textilbündnis-Website finden Sie weitere Informationen zum Pilotprojekt und der Bündnisinitiative.

Aktuelles

Mehr Bio-Baumwolle auf dem Weltmarkt

Die Marktstudie von Textile Exchange belegt, dass mehr und mehr Baumwoll-Farmer*innen von konventionellem auf Bio-Anbau umstellen. Mit zwei Projekten in Indien setzen sich die Textilbündnismitglieder ebenfalls für mehr Bio-Baumwolle auf dem Weltmarkt ein.

Kapitel 6.7
Abwassermanagement
Kapitel 6.9
Chemiefasern

Kapitel 6.9

Chemiefasern

Expert*innen-Gruppe

Die Nachfrage nach Chemiefasern dominiert seit einigen Jahren den globalen Fasermarkt. Dazu zählen synthetische Fasern wie Polyester, der mittlerweile am häufigsten verwendeten Faser. Darüber hinaus gehören auch regenerierte Cellulosefasern wie Viskose zu den Chemiefasern.

Die steigende Nachfrage nach synthetischen und cellulosischen Fasern nimmt große Mengen an Ressourcen in Anspruch. Negative Umweltauswirkungen entstehen bei der Gewinnung der Rohstoffe, durch den Energie- und Wasserverbrauch sowie durch die Emission von Treibhausgasen und den Einsatz von Chemikalien bei der Herstellung der Fasern. Um dem entgegenzuwirken, gibt es verschiedene Ansätze: nachhaltige Rohstoffe gewinnen, nachhaltige Fasern produzieren, mehr rezyklierte Fasern herstellen und verwenden. Insbesondere aus der Perspektive der Kreislaufwirtschaft stellt  das Recycling von Chemiefasern ein riesiges Potenzial dar, um Materialien zurückzugewinnen und den Einsatz von neuen Ressourcen zu minimieren.

Die Expert*innen-Gruppe (EG) Chemiefasern startete 2018 mit dem Ziel zu definieren, was nachhaltige Chemiefasern sind und welche Mindestanforderungen gelten sollen. So soll es für Unternehmen leichter werden, nachhaltigere Materialien und Faseralternativen auszuwählen und einzukaufen.

Die EG nahm 2021 die Arbeit anhand einer Roadmap auf mit dem Ziel, Mindestkriterien für Chemiefasern zu definieren. Der erste Baustein in der Roadmap sind Factsheets zu cellulosischen und synthetischen Fasern. Das Textilbündnismitglied Deutsche Institute für Textil + Faserforschung (DITF) erstellte die Factsheets. Dazu untersuchte DITF die Fasern aus unterschiedlichen Perspektiven (biobasiert, rezykliert und herkömmlich), um Entscheidungskriterien für eine bessere Bewertung der Fasern aufzustellen. Die Auswirkungen auf die Umwelt und die Qualität der Fasern sind hier besonders relevant. 2022 stellte das DITF die Ergebnisse und Factsheets in der EG Chemiefasern vor.

Kapitel 6.8
Bio-Baumwolle
Kapitel 7
Highlights 2022

Kapitel 7

Highlights der Mitglieder

Und was ist 2022 sonst noch so passiert?

Wir haben die Mitglieder gefragt: Was war 2022 Ihr Highlight im Textilbündnis oder in einzelnen Arbeitsgruppen und Projekten? Wovon haben Sie besonders profitiert oder konnten einen Mehrwert für Ihre Arbeit gewinnen?

Arbeitsgruppe zur Beseitigung der Zwangsarbeit

„Die s.Oliver Group ist Mitglied im Arbeitskreis Zwangsarbeit, in dem aktuelle Schwierigkeiten bei der Beseitigung von Zwangsarbeit in der Lieferkette intensiv diskutiert wurden. Als s.Oliver Group schätzen wir es sehr, dass wir die Möglichkeit hatten, uns mit anderen Unternehmen zu Erfahrungen und Erkenntnissen über die Risiken in der tieferen Lieferketten auszutauschen. Zwangsarbeit bleibt eine der schwerwiegendsten Menschenrechtsverletzungen, die aufgrund unterschiedlicher nationaler Vorschriften nicht immer sichtbar ist. Ohne diesen Austausch kann es für Unternehmen schwierig sein, praktische Best Practices zu identifizieren.“

Dr. Gurgen Petrossian, Senior Consultant Sustainability Global Sustainability, s.Oliver

Meilenstein gegen Belästigung und Gewalt in der Arbeitswelt

„Auf Initiative der Expert*innen-Gruppe „Gender-based violence and harassment“ wendeten sich am 8. März 2022 33 Mitglieder des Textilbündnis in einem gemeinsamen Brief an Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze und Bundesarbeitsminister Hubertus Heil. Sie forderten die Bundesregierung auf, das ILO-Übereinkommen 190 zur Beendigung von Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt zügig zu ratifizieren. Umso mehr freuen wir uns, dass Deutschland nun im Dezember 2022 den Ratifizierungsprozess gestartet hat. Das ist auch unser Erfolg und ein wichtiges Zeichen für gute Arbeitsbedingungen und Geschlechtergerechtigkeit weltweit. Es schafft einen klaren Aktionsrahmen für die Beendigung von Diskriminierung und Gewalt am Arbeitsplatz.“

Christina Stockfisch, politische Referentin für europäische und internationale Gleichstellungspolitik im DGB-Bundesvorstand

Bündnisinitiative Bio-Baumwolle

„Wir sind sehr glücklich, dass Formesse Teil der Bündnisinitiative Bio-Baumwolle in Indien ist. Es ist uns schon lange ein Anliegen, eine faire, umweltfreundliche und gleichzeitig wirtschaftlich tragfähige Lieferkette für unsere Baumwolle aufzubauen. Bisher scheiterten wir, da keine zuverlässige Versorgung mit nachhaltiger Baumwolle in der für uns notwendigen hohen Qualität gewährleistet werden konnte. Der direkte Austausch nun mit allen Beteiligten ist nicht nur höchst transparent und interessant, sondern auch absolut zielführend, was die Anforderungen an unseren Baumwollzwirn angeht. Wir warten gespannt auf die erste Lieferung und hoffen auf langfristige Partnerschaften.“

Matthias Jaschke, Geschäftsleitung, Formesse

Verantwortungsvolle Einkaufspraktiken

„Einer der wichtigsten Meilensteine unserer Kooperation ist die Einrichtung der Arbeitsgruppe zu verantwortungsvollen Einkaufspraktiken. Der intensive Austausch mit anderen Unternehmen hierzu ist für uns besonders wertvoll. Die Entwicklung von Einkaufspraktiken ist in Deutschland nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch erster Anhaltspunkt zur Beseitigung von Menschenrechtsverletzungen in der Lieferkette. Dabei ist es besonders hilfreich, dass die Arbeitsgruppe international ausgerichtet ist und somit viele Unternehmen ihre unterschiedlichen Erfahrungen einbringen können.“

Dr. Gurgen Petrossian, Senior Consultant Sustainability Global Sustainability, s.Oliver

Kapitel 6.9
Chemiefasern