Kapitel 4.3

Rückblick

Review-Prozess 2021

Insgesamt wurden die Unternehmen durch den Review-Prozess zu einer systematischen und übergeordneten Risikoanalyse und Vorgehensweise gemäß den Anforderungen der OECD sensibilisiert. Die Auswertungsgespräche konnten gezielt auf die Verbesserung der Prozesse und Maßnahmen in den Unternehmen mit Fokus auf potenziell Betroffene hinwirken. Somit nahmen die Unternehmen eine „neue“ Risikoperspektive ein – die Perspektive der (potenziell) Betroffenen. Dennoch gilt es, Betroffene und weitere Anspruchsgruppen vor Ort in Zukunft systematisch und sinnvoll einzubeziehen und in den Risikoanalysen stärker zu berücksichtigen.

Durch die Analyse und Priorisierung ihrer Risiken konnten die Bündnisunternehmen Ziele und Maßnahmen wirkungsorientiert definieren. In diesem Review-Prozess ist aufgefallen, dass vielen Unternehmen der Schritt von den identifizierten Risiken zur Priorisierung weiterhin schwerfällt und sie der Schweregrad nicht systematisch berücksichtigen. Eine weitere Herausforderung ist, wirksame und SMARTe Ziele (SMART = spezifisch, messbar, attraktiv/akzeptiert, realistisch, terminiert) zu formulieren, die das identifizierte Risiko angemessen reflektieren. Nichtsdestotrotz sind die Ziele ein Schritt in die richtige Richtung im Sinne einer kontinuierlichen Verbesserung.

Darüber hinaus führte der Review-Prozess dazu, dass sich die Unternehmen intensiver als zuvor mit den Risiken in ihrer Lieferkette und mit deren Zusammenhängen auseinandergesetzt haben. Viele Unternehmen haben gute Kenntnisse ihrer direkten Zulieferer, insbesondere Konfektionsbetriebe (Tier 1). Vielen Unternehmen gelingt es jedoch noch nicht, die gesamte Lieferkette zu berücksichtigen – weder bei der Risikoanalyse noch bei der Definition von Zielen und Maßnahmen. Dabei sind die größten Herausforderungen der mangelnde Einfluss und fehlende Informationen in der vorgelagerten Wertschöpfungskette. Unternehmen gehen oft davon aus, dass sie konkrete Ziele und Maßnahmen nur bei voller Rückverfolgbarkeit ergreifen können. Es ist positiv zu bewerten, dass sich viele Unternehmen aufgrund dessen weiterführende Analysen vorgenommen haben und sich zusätzliche freiwillige Ziele gesetzt haben zu mehr Rückverfolgbarkeit und Lieferkettentransparenz sowie zur Verbesserung und Weiterentwicklung der Risikoanalyse.

Des Weiteren nennt die Mehrheit der Bündnisunternehmen den Aufbau und die Umsetzung effektiver Beschwerdemechanismen als große Herausforderung. Beschwerdeprozesse genügen oft nicht und viele Unternehmen stehen hier noch am Anfang. Insbesondere der Zugang zu Beschwerdemechanismen für Betroffenen in tieferen Wertschöpfungsstufen ist schwierig. Ein Ansatz zur Lösung ist die Bündnisinitiative Beschwerdemechanismen, bei der sich mehrere Bündnismitglieder dafür einsetzen, dass mehr Textilarbeiter*innen Zugang zu Beschwerdemechanismen und Abhilfe erhalten. Ein gemeinsames Projekt mit der Fair Wear Foundation (FWF) ist Teil der Bündnisinitiative.

Bericht des Deutschen Instituts für Menschenrechte

Das Deutsche Institut für Menschenrechte (DIMR) begleitete sechs der 55 Auswertungsgespräche. Dabei war das Ziel, die Qualität und Eignung der Auswertungsgespräche als Instrument zur Förderung von Sorgfaltspflichten im Textilbündnis zu beurteilen. Das DIMR kam zu dem Schluss, dass die Auswertungsgespräche einen wichtigen Bestandteil des Review-Prozesses darstellen und auch in Zukunft ein verpflichtender Teil des Prozesses bleiben sollten. Zum einen habe das gegenseitige Verständnis durch die Gespräche deutlich erhöht werden können. Zum anderen sei der Erkenntniszuwachs gestiegen, der für die kontinuierliche Verbesserung der Unternehmen in Bezug auf ihre Umsetzung der UN-Leitprinzipien notwendig ist.

Aktuelles

Bericht des Deutschen Instituts für Menschenrechte

Beobachtungen und Einschätzungen des DIMR in Bezug auf die Auswertungsgespräche im Review-Prozess.

Kapitel 4.2
Review-Prozess: Sektorrisiken
Kapitel 4.4
Review-Berichte der anderen Akteursgruppen