Kapitel 5

Bündnisinitiativen, Projekte, Arbeitsgruppen

BI Beschwerdemechanismen

Im Mai 2021 startete nach längerer Pandemie-Verzögerung das erste Modul der Bündnisinitiative (BI) Beschwerdemechanismen. Es handelt sich hierbei um ein Kooperationsprojekt zwischen dem Textilbündnis, der Fair Wear Foundation und dem holländischen Agreement on Sustainable Garments and Textile (AGT). Ziel ist es, Arbeiter*innen in der Lieferkette der beteiligten Unternehmen einen besseren Zugang zu Beschwerdemechanismen und Abhilfe zu ermöglichen. Außerdem sollen hiermit erste Bestrebungen in Richtung eines gemeinsamen, Initiativen-übergreifenden Beschwerdemechanismus getätigt werden.

Im Rahmen dieser Kooperation öffnete die Fair Wear ihren unternehmensübergreifenden Beschwerdemechanismus für eine Anzahl an Bündnisunternehmen und AGT-Unterzeichner. Arbeiter*innen, die in Konfektionsbetrieben dieser Unternehmen arbeiten, haben seither die Möglichkeit, sich im Falle von Missständen an die Fair Wear zu wenden.

An der ersten Pilotphase in Vietnam und Indien beteiligen sich Esprit, s.Oliver, Seidensticker, G-Star und HEMA. Femnet und Arisa unterstützen das Projekt von zivilgesellschaftlicher Seite. Perspektivisch ist geplant, das Projekt auf weitere Länder und Unternehmen und die Möglichkeiten für einen industrieweiten Beschwerdemechanismus auszuloten.

Weitere Informationen zur Bündnisinitiative und dem Pilotprojekt finden Sie hier: Bündnisinitiative Beschwerdemechanismen

BI Tamil Nadu

Im November 2021 startete die Bündnisinitiative (BI) Tamil Nadu in ihre zweite Phase. Die Beteiligten setzen sich gemeinsam für verbesserte Arbeitsbedingungen in Textil-Fabriken in Tamil Nadu ein, insbesondere in Spinnereien. Sie möchten die Trainings mit Management und Arbeiter*innen in Bezug auf Umfang und Qualität ausbauen und Fabriken enger begleiten. Deswegen fokussiert die BI in der zweiten Phase auf eine kleinere Anzahl von Spinnereien: In den vier Distrikten wurden je zehn Pilotfabriken ausgewählt.

Neu ist auch die Einbindung der Trainer*innen aus dem Tchibo Worldwide Enhancement of Social Quality (WE) Programm. Dieses hat Tchibo 2008 als Public Private Partnership mit der GIZ ins Leben gerufen. Die WE Trainer*innen bringen ihre langjährige Expertise in Bezug auf Trainingskonzeption und Unternehmensansprache ein, um gemeinsam mit SAVE für eine größere Akzeptanz und Beteiligung seitens des Fabrikmanagement zu sorgen.

Weitergehende Informationen zur  Bündnisinitiative Tamil Nadu

BI Bio-Baumwolle

2021 hat die Expert*innen-Gruppe Naturfasern den Start der Bündnisinitiative (BI) Bio-Baumwolle in Indien beschlossen. Die BI sieht vor, bis 2025 mindestens 6.500 Kleinbauern bei der Umstellung des Anbaus von konventioneller zu Bio-Baumwolle zu unterstützen. Ziel der BI ist, die Menge an verfügbarer Bio-Baumwolle auf dem Weltmarkt zu erhöhen und so den Zugang für Bündnismitglieder zu erleichtern. Das angestrebte Volumen für die Gesamtlaufzeit der BI liegt bei 10.000 MT Lint Cotton. Hauptimplementierungspartner der BI ist der Organic Cotton Accelerator (OCA).

Dies geht mit dem Bestreben des Textilbündnis einher, für das Jahr 2025 einen Anteil von 70% nachhaltiger Baumwolle, davon 20% Bio-Baumwolle und Baumwolle in-conversion, zu erzielen.

Detaillierte Informationen zur jüngsten Bündnisinitiative lesen Sie in diesem Aktuelles-Beitrag.

Chemiefasern

Die EG Chemiefasern startete 2018 mit dem Ziel zu definieren, was nachhaltige Chemiefasern sind und welche Mindestanforderungen gelten sollen. Das soll Unternehmen bei der Auswahl nachhaltiger Materialien und Faseralternativen unterstützen.

Die EG hat ein Glossar zu Kreislaufwirtschaft erstellt und nahm 2021 die Arbeit an einer Roadmap auf, deren erster Baustein Factsheets zu holzbasierten (cellulosischen) und synthetischen Fasern beinhaltet. Dazu arbeitet das Bündnismitglied Deutsche Institute für Textil + Faserforschung (DITF) daran, die Fasern aus unterschiedlichen Perspektiven zu untersuchen und Entscheidungskriterien für eine bessere Bewertung der Faser aufzustellen. Die Auswirkungen auf die Umwelt und die Qualität der Fasern sind hier besonders relevant.

Geschlechtsspezifische Gewalt

Zusammen mit anderen Multi-Stakeholder-Initiativen (MSI) überarbeiteten die Mitglieder der Expert*innen-Gruppe das von BSR entwickelte Gender Data & Impact Tool zur Erhebung gender-disaggregierter Daten. Die MSIs haben es vereinfacht und an die Bedürfnisse der Unternehmen angepasst. Ein Video beschreibt den Prozess und erklärt das Tool. Mehr dazu im Aktuelles-Beitrag.

Gemeinsam mit dem Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN) und dem GIZ-Globalvorhaben Inklusion von Menschen mit Behinderung haben die Mitglieder der EG 2021 einen Leitfaden zu Inklusion entwickelt. Der Leitfaden unterstützt Unternehmen und ihre Zulieferbetriebe, die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen diskriminierungsfrei zu fördern.

2021 veröffentlichte das Textilbündnis die Handreichung zu Sorgfaltspflichten, Sozialaudits und Geschlechtsspezifischer Gewalt (Download). Sie wurde von der EG erarbeitet und wird nun von den Mitgliedern genutzt. Zum Beispiel setzt Brands Fashion den gemeinsam entwickelten Interviewleitfaden im engen Dialog mit seinen Zulieferern zum Thema Geschlechtsspezifische Gewalt ein. Der dialogbasierte Ansatz trifft auch bei Zulieferern auf Interesse und Zustimmung.

Weiterführende Infos zum Thema Diskriminierung und geschlechtsspezifische Gewalt finden Sie auf der Textilbündnis-Website.

Klimaschutz

Um die Temperaturen innerhalb des 1,5°C-Anstiegs zu halten, muss die Industrie bis 2030 eine absolute Reduzierung der Emissionen um 45 % und bis 2050 CO2-Neutralität erreichen. Das Textilbündnis orientiert sich dazu an den Vorgaben der Fashion Industry Charter for Climate Action. Die Bündnismitglieder setzen auf die Bilanzierung ihrer Emissionen, um zielgerichtete Maßnahmen auf Ebene der Produzenten zu etablieren. Für Unternehmen bietet das Playbook der Fashion Charter eine Orientierung.

Das Bündnis, seine Mitglieder und Partner haben verschiedene Tools erarbeitet, darunter ein Plan der Umstellungsmaßnahmen in Stufen und idealen Zeitfenstern darstellt sowie ein umfangreicher Vergleich von Bilanzierungstools “Assessment GHG tools”. Darüber hinaus entwickelte die Fashion Charter in Kooperation mit der GIZ und einzelnen Unternehmen Climate Action Trainings. Die E-Learnings sollen vor allem Produzenten unterstützen und sind online frei nutzbar.

Der Zeitdruck und die komplexen Lieferkettenstrukturen erfordern dabei eine hohe Kooperationsbereitschaft von Unternehmen, Zulieferern und Dienstleistern. Darum gilt es, gemeinsam Maßnahmen flächendeckend umzusetzen, die Treibhausgas-Emissionen in der Produktion drastisch zu reduzieren und auf erneuerbare Energien umzusteigen. Hierzu tun das Textilbündnis, seine Mitglieder und Kooperationspartner, was nötig und möglich ist: Sie teilen Wissen und Erfahrungen und bündeln ihre Kräfte, um gemeinsam den Klimawandel zu bremsen.

Weiterführende Infos zum Thema Klima und Treibhausgas-Emissionen finden Sie auf der Textilbündnis-Website.

Accelerating Circularity Project Europe (ACPE)

Das Thema Kreislaufwirtschaft hat im Textilbereich in den letzten Jahren eine große Dynamik entfaltet. Es steht auf der politischen Agenda und auch bei Verbraucher*innen steigt das Interesse. Kein Wunder also, dass sich auch (Textil-)Unternehmen mehr und mehr mit Kreislaufwirtschaft beschäftigen. Allerdings kann niemand allen Kreislaufwirtschaft implementieren, länderübergreifende Kooperationen und Synergien zwischen den Akteuren der textilen Lieferkette ist notwendig.

Deshalb trifft das Accelerating Circularity Project Europe (ACPE) den Nerv der Zeit. Das Ziel ist, die Textilindustrie in die Lage zu versetzen, ein europäisches kreislauffähiges System zu etablieren. Dazu arbeitet die gesamte Lieferkette (Sammler, Recycler, Sortierer, Pre-Processer und Brands) gemeinsam am Textile to Textile Recycling. Das Textilbündnis ist seit der ersten Stunde beim ACPE dabei und im Steering Committee vertreten. Dadurch erhalten Bündnisunternehmen kostenlosen Zugang zum Projekt.

Nicole Hühn von Sympatex ruft andere Unternehmen auf, sich am Projekt zu beteiligen: Es ist ja nur eine logische Konsequenz, dass es in diese Richtung geht. Wir haben Sammelsysteme und Unmengen an gebrauchter Materialen. Mit dem Projekt von ACPE waren wir nie näher dran, alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen. Es wäre schade, wenn die Sammlung, das Recycling und das Garn-ausspinnen funktionieren würden, aber die Brands fehlen, die das Material benutzen würden.“

Kreislauffähige Produktklone

Die AG Recycling – Teil der Expert*innen-Gruppe Kreislaufwirtschaft – startete im März 2021 das Projekt Produktklone zusammen mit der Hochschule Niederrhein. Neun Bündnisunternehmen nominierten zehn Produkte. Ziel war es, Barrieren für die Kreislauffähigkeit der Produkte zu identifizieren und die Produkte nachhaltiger zu designen. Dabei untersuchte die Hochschule die Produkte vor allem auf Kreislauffähigkeit, Langlebigkeit und Nutzung von nachhaltigen Materialien.

Neue Produktideen aus einem Workshop mit circular.fashion können bereits jetzt in die Tat umgesetzt werden. 2021 knüpfen die Beteiligten an das Projekt an und überlegen, wie die Ergebnisse skaliert werden können und wie eine Fortsetzung aussehen kann.

Den Beitrag zur Ergebnispräsentation des Projekts finden Sie Aktuelles-Beitrag.

Lesen Sie dazu auch das Interview in diesem Jahresbericht mit Maike Rabe von der Hochschule Niederrhein zum Produktklon-Projekt.

Lieferkettentransparenz

Lieferkettentransparenz ist eine Grundvoraussetzung für die Umsetzung der unternehmerischen Sorgfaltspflicht. Unternehmen können nur dann wirksam auf soziale, ökologische und Korruptionsrisiken in ihrer Lieferkette reagieren, wenn sie wissen, wo, wie und von wem ihre Produkte hergestellt werden.

Einen Beitrag dazu leistet auch die aggregierte Liste mit Produktionsstätten, die das Textilbündnis seit 2020 über das Open Apparel Registry (OAR) veröffentlicht. Seit 2021 können Unternehmen und auch das Textilbündnis die Produktionsstätten auf einer Weltkarte abbilden und diese auf ihrer Website einbetten – ein Tool, das vom Textilbündnis gefördert wurde. Die Weltkarte mit den aggregierten Lieferantendaten der Bündnismitglieder finden Sie auf der Bündniswebsite.

Die Zulieferung zu der aggregierten Liste ist freiwillig. Mittlerweile beteiligen sich 25 Mitgliedsunternehmen an der Liste, darunter auch Unternehmen, die bisher keine Lieferanteninformationen veröffentlicht haben. Die aggregierte Liste zählt aktuell knapp 8600 Produktionsstätten.

Das Teilen der Lieferketteninformationen ermöglicht eine bessere Kooperation zwischen Mitgliedern und die effektivere Nutzung von Synergien. Dies ist relevant für eine Vielzahl von Bündnisaktivitäten: zum Beispiel wird die aggregierte Lieferantenliste für den Abgleich mit einer Beschwerdeliste (Incident List) genutzt, um Mitglieder über Vorfälle in Fabriken zu informieren oder zur Identifikation von geteilten Produktionsstätten, um gemeinsame Bündnisaktivitäten umsetzen zu können. 

Baumwolle (EG Naturfasern)

Neben der Konzeption und Anbahnung der Bündnisinitiative Bio-Baumwolle befasste sich die Expert*innen-Gruppe (EG) Naturfasern gemeinsam mit Textile Exchange und GOTS tiefergehend mit Baumwolle in Umstellung (in-conversion). Die Umstellung vom konventionellen auf Bio-Baumwollanbau geht mit einer Übergangszeit von 24 Monaten (in Europa) bzw. 36 Monaten (in Indien und den Vereinigten Staaten) einher, in der ein besonderes Augenmerk auf die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und der Wiederherstellung des Ökogleichgewichts gelegt wird.

Im Hinblick auf die hohe Nachfrage nach Bio-Baumwolle bedarf es einer steigenden Investition in Baumwolle in-conversion, da die aktuell vorhandenen Anbaukapazitäten nicht ausreichend sind, den steigenden Bedarf an Bio-Baumwolle zu decken. Ein klares Investitionsbekenntnis zu Baumwolle in-conversion durch die Mitglieder des Textilbündnisses schafft für Kleinbäuerinnen und -bauern den Anreiz, die zeit- und kostenintensive Umstellung auf ökologische Praktiken, einschließlich ihrer Zertifizierung, vorzunehmen. Damit geht einher, dass sich Produzentinnen und Produzenten auf verbindliche Abnahmemengen verlassen können. Genau diese Unterstützungsleistungen leisten die Partner des Pilotprojekts und der Bündnisinitiative Bio-Baumwolle in Indien.

 

Schurwolle (EG Naturfasern)

Mitgliedsunternehmen, die Schurwolle beschaffen, haben sich dazu verpflichtet, bei der Beschaffung von Schurwolle auf die Einhaltung des Tierwohls zu achten. Dies umfasst die international anerkannten Fünf Freiheiten in der Wollproduktion, inklusive des Verzichts auf Mulesing.

Daran anknüpfend organisierte das Textilbündnis zusammen mit 4 Pfoten und Waschbär 2021 eine Informationsveranstaltung. Diese widmete sich Schurwolle, sonstigen Wollarten und Tierwohl. Thematisiert wurden die Weiterentwicklung der Fünf Freiheiten hin zum Fünf-Domänen-Modell, Tierwohlgefährdungen bei der Gewinnung von Schur-, Merino-, Alpaka-Wolle, Angora und Mohair und sowie Neuerungen bei den Wollstandards.

Das Textilbündnis unterstützt wollbeschaffende Unternehmen dabei, unternehmenseigene Grundsatzerklärung zu Wolle und Tierwohl zu entwickeln.

Weitere Informationen zum Sektorrisiko Tierwohl

Pilotprojekt Bio-Baumwolle

Das Pilotprojekt Bio Baumwolle ist im Juni 2020 in Süd-Odisha, Indien, erfolgreich an den Start gegangen. Bereits im ersten Jahr konnten 992 Kleinbäuernnen und -bauern, bei einer Anbaufläche von 570 ha, von konventionellem auf Bio Baumwollanbau umgestellt werden. Eine Verunreinigung mit gentechnisch veränderter Baumwolle konnte für den gesamten Produktionszyklus ausgeschlossen werden.

Um die wirtschaftliche Resilienz der Produzentinnen und Produzenten zu verbessern, wurde, ergänzend zum Mindestpreis, eine Bio Baumwolle Prämie und eine Fairtrade-Prämienzahlung geleistet. Diese lag zusammengerechnet über den handelsüblichen Marktpreis. Bereits im ersten Jahr haben Kleinbäuerinnen und -bauern signalisiert, den Anbau von Bio Baumwolle weiter fortsetzen zu wollen.

Weitere Informationen auf der Textilbündnis-Website.

Beschwerdemechanismen-Projekt MUDEM

Über die Bündnisinitiative Beschwerdemechanismen hinaus arbeitet das Textilbündnis mit lokalen Strukturen zusammen – so beispielsweise in der Türkei: Das Garment Worker Support Center (WSC) der türkischen NGO MUDEM unterstützt (geflüchtete) Arbeiter*innen in sozialen und rechtlichen Fragen. Arbeiter*innen können dort auch über Missstände am Arbeitsplatz aufmerksam machen. Auch mehrere Bündnisunternehmen kooperieren mit MUDEM und stellen sicher, dass Arbeiter*innen in ihren Lieferketten das WSC kennen. Bei eingehenden Beschwerden arbeiten die Unternehmen, Mitarbeiter*innen des WSC und des betroffenen Lieferanten an einer Lösung und Abhilfemaßnahmen.

MUDEM-Refugee Support Center

Das MUDEM – Refugee Support Center wurde 2014 in Ankara (Türkei) gegründet, um im In- und Ausland Asylsuchenden, Flüchtlingen, Einwanderern, Opfern von Menschenhandel, Antragstellern auf internationalen Schutz und Staatenlosen zu helfen. Heute arbeitet MUDEM-RSC in sechs Städten, darunter Istanbul, Ankara und Izmir, mit über 100 Mitarbeiter*innen und führt acht Projekte durch, die Flüchtlingen und Asylbewerbern Unterstützung beim Zugang zu Rechten und Dienstleistungen bieten. Eines dieser Projekte ist das Worker Support Center (WSC), das 2018 gegründet wurde. Das WSC ist ein webbasiertes Projekt und bietet Arbeiter*innen in der Textilindustrie kostenlose Beratung bei sozialen und rechtlichen Problemen sowie Missständen am Arbeitsplatz. Weitere Infos finden Sie hier.

BI Existenzsichernde Löhne

In der ersten Phase der Bündnisinitiative (BI) existenzsichernde Löhne (Mai 2019-April 2021) wurde das Basis-Modul Einkaufspraktiken sowie ein Trainingsmodul umgesetzt. Das Trainingsmodul beinhaltete die Durchführung von Schulungen für Lieferanten von Bündnisunternehmen zum Thema Preiskalkulation und Labour Minute Costing und wurde im September 2020 durch die Fair Wear umgesetzt. Dokumente zur Schulung finden Bündnismitglieder im geschlossenen Mitgliederbereich.

Living Wage Lab

Das Living Wage Lab markiert die zweite Phase der Bündnisinitiative Existenzsichernde Löhne. Ziel ist es, Mitglieder bei der Entwicklung und Umsetzung individueller Strategien zu existenzsichernden Löhnen zu unterstützen und gemeinsam mit Produzenten Pilotprojekte aufzusetzen und skalierbare Lösungen zu entwickeln.

Das Living Wage Lab baut auf den Erfahrungen und Ergebnissen der bisherigen Module der BI Existenzsichernde Löhne auf und wurde von dem Anfang 2020 ins Leben gerufenen Strategiekreis zu Existenzsichernden Löhnen erarbeitet.

Teilnehmende: Institut Südwind, Inkota, DGB, Aldi Süd, Bierbaum-Proenen, Chaps Online, Greiff, Hugo Boss, Kettelhack, KiK, Otto Group, Ortovox, Sympatex, Vaude, Waschbär sowie die GIZ im Auftrag des BMZ.

Den teilnehmenden Unternehmen werden außerdem Trainingsoptionen angeboten, unter anderem zu Kostenkalkulation und zur Verbesserung der eigenen Einkaufspraktiken.

Gemeinsam mit weiteren Organisationen wie zum Beispiel der Fair Wear Foundation sollen Zulieferertrainings angeboten werden. Weitere abgrenzbare Module beispielsweise in Kooperation mit der Initiative Action Collaboration Transformation (ACT) sollen künftig ergänzt werden.

BI Beschwerdemechanismen

Im Mai 2021 startete nach längerer Pandemie-Verzögerung das erste Modul der Bündnisinitiative (BI) Beschwerdemechanismen. Es handelt sich hierbei um ein Kooperationsprojekt zwischen dem Textilbündnis, der Fair Wear Foundation und dem holländischen Agreement on Sustainable Garments and Textile (AGT). Ziel ist es, Arbeiter*innen in der Lieferkette der beteiligten Unternehmen einen besseren Zugang zu Beschwerdemechanismen und Abhilfe zu ermöglichen. Außerdem sollen hiermit erste Bestrebungen in Richtung eines gemeinsamen, Initiativen-übergreifenden Beschwerdemechanismus getätigt werden.

Im Rahmen dieser Kooperation öffnete die Fair Wear ihren unternehmensübergreifenden Beschwerdemechanismus für eine Anzahl an Bündnisunternehmen und AGT-Unterzeichner. Arbeiter*innen, die in Konfektionsbetrieben dieser Unternehmen arbeiten, haben seither die Möglichkeit, sich im Falle von Missständen an die Fair Wear zu wenden.

An der ersten Pilotphase in Vietnam und Indien beteiligen sich Esprit, s.Oliver, Seidensticker, G-Star und HEMA. Femnet und Arisa unterstützen das Projekt von zivilgesellschaftlicher Seite. Perspektivisch ist geplant, das Projekt auf weitere Länder und Unternehmen und die Möglichkeiten für einen industrieweiten Beschwerdemechanismus auszuloten.

Weitere Informationen zur Bündnisinitiative und dem Pilotprojekt finden Sie hier: Bündnisinitiative Beschwerdemechanismen

BI Tamil Nadu

Im November 2021 startete die Bündnisinitiative (BI) Tamil Nadu in ihre zweite Phase. Die Beteiligten setzen sich gemeinsam für verbesserte Arbeitsbedingungen in Textil-Fabriken in Tamil Nadu ein, insbesondere in Spinnereien. Sie möchten die Trainings mit Management und Arbeiter*innen in Bezug auf Umfang und Qualität ausbauen und Fabriken enger begleiten. Deswegen fokussiert die BI in der zweiten Phase auf eine kleinere Anzahl von Spinnereien: In den vier Distrikten wurden je zehn Pilotfabriken ausgewählt.

Neu ist auch die Einbindung der Trainer*innen aus dem Tchibo Worldwide Enhancement of Social Quality (WE) Programm. Dieses hat Tchibo 2008 als Public Private Partnership mit der GIZ ins Leben gerufen. Die WE Trainer*innen bringen ihre langjährige Expertise in Bezug auf Trainingskonzeption und Unternehmensansprache ein, um gemeinsam mit SAVE für eine größere Akzeptanz und Beteiligung seitens des Fabrikmanagement zu sorgen.

Weitergehende Informationen zur  Bündnisinitiative Tamil Nadu

BI Bio-Baumwolle

2021 hat die Expert*innen-Gruppe Naturfasern den Start der Bündnisinitiative (BI) Bio-Baumwolle in Indien beschlossen. Die BI sieht vor, bis 2025 mindestens 6.500 Kleinbauern bei der Umstellung des Anbaus von konventioneller zu Bio-Baumwolle zu unterstützen. Ziel der BI ist, die Menge an verfügbarer Bio-Baumwolle auf dem Weltmarkt zu erhöhen und so den Zugang für Bündnismitglieder zu erleichtern. Das angestrebte Volumen für die Gesamtlaufzeit der BI liegt bei 10.000 MT Lint Cotton. Hauptimplementierungspartner der BI ist der Organic Cotton Accelerator (OCA).

Dies geht mit dem Bestreben des Textilbündnis einher, für das Jahr 2025 einen Anteil von 70% nachhaltiger Baumwolle, davon 20% Bio-Baumwolle und Baumwolle in-conversion, zu erzielen.

Detaillierte Informationen zur jüngsten Bündnisinitiative lesen Sie in diesem Aktuelles-Beitrag.

Chemiefasern

Die EG Chemiefasern startete 2018 mit dem Ziel zu definieren, was nachhaltige Chemiefasern sind und welche Mindestanforderungen gelten sollen. Das soll Unternehmen bei der Auswahl nachhaltiger Materialien und Faseralternativen unterstützen.

Die EG hat ein Glossar zu Kreislaufwirtschaft erstellt und nahm 2021 die Arbeit an einer Roadmap auf, deren erster Baustein Factsheets zu holzbasierten (cellulosischen) und synthetischen Fasern beinhaltet. Dazu arbeitet das Bündnismitglied Deutsche Institute für Textil + Faserforschung (DITF) daran, die Fasern aus unterschiedlichen Perspektiven zu untersuchen und Entscheidungskriterien für eine bessere Bewertung der Faser aufzustellen. Die Auswirkungen auf die Umwelt und die Qualität der Fasern sind hier besonders relevant.

Geschlechtsspezifische Gewalt

Zusammen mit anderen Multi-Stakeholder-Initiativen (MSI) überarbeiteten die Mitglieder der Expert*innen-Gruppe das von BSR entwickelte Gender Data & Impact Tool zur Erhebung gender-disaggregierter Daten. Die MSIs haben es vereinfacht und an die Bedürfnisse der Unternehmen angepasst. Ein Video beschreibt den Prozess und erklärt das Tool. Mehr dazu im Aktuelles-Beitrag.

Gemeinsam mit dem Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN) und dem GIZ-Globalvorhaben Inklusion von Menschen mit Behinderung haben die Mitglieder der EG 2021 einen Leitfaden zu Inklusion entwickelt. Der Leitfaden unterstützt Unternehmen und ihre Zulieferbetriebe, die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen diskriminierungsfrei zu fördern.

2021 veröffentlichte das Textilbündnis die Handreichung zu Sorgfaltspflichten, Sozialaudits und Geschlechtsspezifischer Gewalt (Download). Sie wurde von der EG erarbeitet und wird nun von den Mitgliedern genutzt. Zum Beispiel setzt Brands Fashion den gemeinsam entwickelten Interviewleitfaden im engen Dialog mit seinen Zulieferern zum Thema Geschlechtsspezifische Gewalt ein. Der dialogbasierte Ansatz trifft auch bei Zulieferern auf Interesse und Zustimmung.

Weiterführende Infos zum Thema Diskriminierung und geschlechtsspezifische Gewalt finden Sie auf der Textilbündnis-Website.

Klimaschutz

Um die Temperaturen innerhalb des 1,5°C-Anstiegs zu halten, muss die Industrie bis 2030 eine absolute Reduzierung der Emissionen um 45 % und bis 2050 CO2-Neutralität erreichen. Das Textilbündnis orientiert sich dazu an den Vorgaben der Fashion Industry Charter for Climate Action. Die Bündnismitglieder setzen auf die Bilanzierung ihrer Emissionen, um zielgerichtete Maßnahmen auf Ebene der Produzenten zu etablieren. Für Unternehmen bietet das Playbook der Fashion Charter eine Orientierung.

Das Bündnis, seine Mitglieder und Partner haben verschiedene Tools erarbeitet, darunter ein Plan der Umstellungsmaßnahmen in Stufen und idealen Zeitfenstern darstellt sowie ein umfangreicher Vergleich von Bilanzierungstools “Assessment GHG tools”. Darüber hinaus entwickelte die Fashion Charter in Kooperation mit der GIZ und einzelnen Unternehmen Climate Action Trainings. Die E-Learnings sollen vor allem Produzenten unterstützen und sind online frei nutzbar.

Der Zeitdruck und die komplexen Lieferkettenstrukturen erfordern dabei eine hohe Kooperationsbereitschaft von Unternehmen, Zulieferern und Dienstleistern. Darum gilt es, gemeinsam Maßnahmen flächendeckend umzusetzen, die Treibhausgas-Emissionen in der Produktion drastisch zu reduzieren und auf erneuerbare Energien umzusteigen. Hierzu tun das Textilbündnis, seine Mitglieder und Kooperationspartner, was nötig und möglich ist: Sie teilen Wissen und Erfahrungen und bündeln ihre Kräfte, um gemeinsam den Klimawandel zu bremsen.

Weiterführende Infos zum Thema Klima und Treibhausgas-Emissionen finden Sie auf der Textilbündnis-Website.

Accelerating Circularity Project Europe (ACPE)

Das Thema Kreislaufwirtschaft hat im Textilbereich in den letzten Jahren eine große Dynamik entfaltet. Es steht auf der politischen Agenda und auch bei Verbraucher*innen steigt das Interesse. Kein Wunder also, dass sich auch (Textil-)Unternehmen mehr und mehr mit Kreislaufwirtschaft beschäftigen. Allerdings kann niemand allen Kreislaufwirtschaft implementieren, länderübergreifende Kooperationen und Synergien zwischen den Akteuren der textilen Lieferkette ist notwendig.

Deshalb trifft das Accelerating Circularity Project Europe (ACPE) den Nerv der Zeit. Das Ziel ist, die Textilindustrie in die Lage zu versetzen, ein europäisches kreislauffähiges System zu etablieren. Dazu arbeitet die gesamte Lieferkette (Sammler, Recycler, Sortierer, Pre-Processer und Brands) gemeinsam am Textile to Textile Recycling. Das Textilbündnis ist seit der ersten Stunde beim ACPE dabei und im Steering Committee vertreten. Dadurch erhalten Bündnisunternehmen kostenlosen Zugang zum Projekt.

Nicole Hühn von Sympatex ruft andere Unternehmen auf, sich am Projekt zu beteiligen: Es ist ja nur eine logische Konsequenz, dass es in diese Richtung geht. Wir haben Sammelsysteme und Unmengen an gebrauchter Materialen. Mit dem Projekt von ACPE waren wir nie näher dran, alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen. Es wäre schade, wenn die Sammlung, das Recycling und das Garn-ausspinnen funktionieren würden, aber die Brands fehlen, die das Material benutzen würden.“

Kreislauffähige Produktklone

Die AG Recycling – Teil der Expert*innen-Gruppe Kreislaufwirtschaft – startete im März 2021 das Projekt Produktklone zusammen mit der Hochschule Niederrhein. Neun Bündnisunternehmen nominierten zehn Produkte. Ziel war es, Barrieren für die Kreislauffähigkeit der Produkte zu identifizieren und die Produkte nachhaltiger zu designen. Dabei untersuchte die Hochschule die Produkte vor allem auf Kreislauffähigkeit, Langlebigkeit und Nutzung von nachhaltigen Materialien.

Neue Produktideen aus einem Workshop mit circular.fashion können bereits jetzt in die Tat umgesetzt werden. 2021 knüpfen die Beteiligten an das Projekt an und überlegen, wie die Ergebnisse skaliert werden können und wie eine Fortsetzung aussehen kann.

Den Beitrag zur Ergebnispräsentation des Projekts finden Sie Aktuelles-Beitrag.

Lesen Sie dazu auch das Interview in diesem Jahresbericht mit Maike Rabe von der Hochschule Niederrhein zum Produktklon-Projekt.

Lieferkettentransparenz

Lieferkettentransparenz ist eine Grundvoraussetzung für die Umsetzung der unternehmerischen Sorgfaltspflicht. Unternehmen können nur dann wirksam auf soziale, ökologische und Korruptionsrisiken in ihrer Lieferkette reagieren, wenn sie wissen, wo, wie und von wem ihre Produkte hergestellt werden.

Einen Beitrag dazu leistet auch die aggregierte Liste mit Produktionsstätten, die das Textilbündnis seit 2020 über das Open Apparel Registry (OAR) veröffentlicht. Seit 2021 können Unternehmen und auch das Textilbündnis die Produktionsstätten auf einer Weltkarte abbilden und diese auf ihrer Website einbetten – ein Tool, das vom Textilbündnis gefördert wurde. Die Weltkarte mit den aggregierten Lieferantendaten der Bündnismitglieder finden Sie auf der Bündniswebsite.

Die Zulieferung zu der aggregierten Liste ist freiwillig. Mittlerweile beteiligen sich 25 Mitgliedsunternehmen an der Liste, darunter auch Unternehmen, die bisher keine Lieferanteninformationen veröffentlicht haben. Die aggregierte Liste zählt aktuell knapp 8600 Produktionsstätten.

Das Teilen der Lieferketteninformationen ermöglicht eine bessere Kooperation zwischen Mitgliedern und die effektivere Nutzung von Synergien. Dies ist relevant für eine Vielzahl von Bündnisaktivitäten: zum Beispiel wird die aggregierte Lieferantenliste für den Abgleich mit einer Beschwerdeliste (Incident List) genutzt, um Mitglieder über Vorfälle in Fabriken zu informieren oder zur Identifikation von geteilten Produktionsstätten, um gemeinsame Bündnisaktivitäten umsetzen zu können. 

Baumwolle (EG Naturfasern)

Neben der Konzeption und Anbahnung der Bündnisinitiative Bio-Baumwolle befasste sich die Expert*innen-Gruppe (EG) Naturfasern gemeinsam mit Textile Exchange und GOTS tiefergehend mit Baumwolle in Umstellung (in-conversion). Die Umstellung vom konventionellen auf Bio-Baumwollanbau geht mit einer Übergangszeit von 24 Monaten (in Europa) bzw. 36 Monaten (in Indien und den Vereinigten Staaten) einher, in der ein besonderes Augenmerk auf die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und der Wiederherstellung des Ökogleichgewichts gelegt wird.

Im Hinblick auf die hohe Nachfrage nach Bio-Baumwolle bedarf es einer steigenden Investition in Baumwolle in-conversion, da die aktuell vorhandenen Anbaukapazitäten nicht ausreichend sind, den steigenden Bedarf an Bio-Baumwolle zu decken. Ein klares Investitionsbekenntnis zu Baumwolle in-conversion durch die Mitglieder des Textilbündnisses schafft für Kleinbäuerinnen und -bauern den Anreiz, die zeit- und kostenintensive Umstellung auf ökologische Praktiken, einschließlich ihrer Zertifizierung, vorzunehmen. Damit geht einher, dass sich Produzentinnen und Produzenten auf verbindliche Abnahmemengen verlassen können. Genau diese Unterstützungsleistungen leisten die Partner des Pilotprojekts und der Bündnisinitiative Bio-Baumwolle in Indien.

 

Schurwolle (EG Naturfasern)

Mitgliedsunternehmen, die Schurwolle beschaffen, haben sich dazu verpflichtet, bei der Beschaffung von Schurwolle auf die Einhaltung des Tierwohls zu achten. Dies umfasst die international anerkannten Fünf Freiheiten in der Wollproduktion, inklusive des Verzichts auf Mulesing.

Daran anknüpfend organisierte das Textilbündnis zusammen mit 4 Pfoten und Waschbär 2021 eine Informationsveranstaltung. Diese widmete sich Schurwolle, sonstigen Wollarten und Tierwohl. Thematisiert wurden die Weiterentwicklung der Fünf Freiheiten hin zum Fünf-Domänen-Modell, Tierwohlgefährdungen bei der Gewinnung von Schur-, Merino-, Alpaka-Wolle, Angora und Mohair und sowie Neuerungen bei den Wollstandards.

Das Textilbündnis unterstützt wollbeschaffende Unternehmen dabei, unternehmenseigene Grundsatzerklärung zu Wolle und Tierwohl zu entwickeln.

Weitere Informationen zum Sektorrisiko Tierwohl

Pilotprojekt Bio-Baumwolle

Das Pilotprojekt Bio Baumwolle ist im Juni 2020 in Süd-Odisha, Indien, erfolgreich an den Start gegangen. Bereits im ersten Jahr konnten 992 Kleinbäuernnen und -bauern, bei einer Anbaufläche von 570 ha, von konventionellem auf Bio Baumwollanbau umgestellt werden. Eine Verunreinigung mit gentechnisch veränderter Baumwolle konnte für den gesamten Produktionszyklus ausgeschlossen werden.

Um die wirtschaftliche Resilienz der Produzentinnen und Produzenten zu verbessern, wurde, ergänzend zum Mindestpreis, eine Bio Baumwolle Prämie und eine Fairtrade-Prämienzahlung geleistet. Diese lag zusammengerechnet über den handelsüblichen Marktpreis. Bereits im ersten Jahr haben Kleinbäuerinnen und -bauern signalisiert, den Anbau von Bio Baumwolle weiter fortsetzen zu wollen.

Weitere Informationen auf der Textilbündnis-Website.

Beschwerdemechanismen-Projekt MUDEM

Über die Bündnisinitiative Beschwerdemechanismen hinaus arbeitet das Textilbündnis mit lokalen Strukturen zusammen – so beispielsweise in der Türkei: Das Garment Worker Support Center (WSC) der türkischen NGO MUDEM unterstützt (geflüchtete) Arbeiter*innen in sozialen und rechtlichen Fragen. Arbeiter*innen können dort auch über Missstände am Arbeitsplatz aufmerksam machen. Auch mehrere Bündnisunternehmen kooperieren mit MUDEM und stellen sicher, dass Arbeiter*innen in ihren Lieferketten das WSC kennen. Bei eingehenden Beschwerden arbeiten die Unternehmen, Mitarbeiter*innen des WSC und des betroffenen Lieferanten an einer Lösung und Abhilfemaßnahmen.

MUDEM-Refugee Support Center

Das MUDEM – Refugee Support Center wurde 2014 in Ankara (Türkei) gegründet, um im In- und Ausland Asylsuchenden, Flüchtlingen, Einwanderern, Opfern von Menschenhandel, Antragstellern auf internationalen Schutz und Staatenlosen zu helfen. Heute arbeitet MUDEM-RSC in sechs Städten, darunter Istanbul, Ankara und Izmir, mit über 100 Mitarbeiter*innen und führt acht Projekte durch, die Flüchtlingen und Asylbewerbern Unterstützung beim Zugang zu Rechten und Dienstleistungen bieten. Eines dieser Projekte ist das Worker Support Center (WSC), das 2018 gegründet wurde. Das WSC ist ein webbasiertes Projekt und bietet Arbeiter*innen in der Textilindustrie kostenlose Beratung bei sozialen und rechtlichen Problemen sowie Missständen am Arbeitsplatz. Weitere Infos finden Sie hier.

BI Existenzsichernde Löhne

In der ersten Phase der Bündnisinitiative (BI) existenzsichernde Löhne (Mai 2019-April 2021) wurde das Basis-Modul Einkaufspraktiken sowie ein Trainingsmodul umgesetzt. Das Trainingsmodul beinhaltete die Durchführung von Schulungen für Lieferanten von Bündnisunternehmen zum Thema Preiskalkulation und Labour Minute Costing und wurde im September 2020 durch die Fair Wear umgesetzt. Dokumente zur Schulung finden Bündnismitglieder im geschlossenen Mitgliederbereich.

Living Wage Lab

Das Living Wage Lab markiert die zweite Phase der Bündnisinitiative Existenzsichernde Löhne. Ziel ist es, Mitglieder bei der Entwicklung und Umsetzung individueller Strategien zu existenzsichernden Löhnen zu unterstützen und gemeinsam mit Produzenten Pilotprojekte aufzusetzen und skalierbare Lösungen zu entwickeln.

Das Living Wage Lab baut auf den Erfahrungen und Ergebnissen der bisherigen Module der BI Existenzsichernde Löhne auf und wurde von dem Anfang 2020 ins Leben gerufenen Strategiekreis zu Existenzsichernden Löhnen erarbeitet.

Teilnehmende: Institut Südwind, Inkota, DGB, Aldi Süd, Bierbaum-Proenen, Chaps Online, Greiff, Hugo Boss, Kettelhack, KiK, Otto Group, Ortovox, Sympatex, Vaude, Waschbär sowie die GIZ im Auftrag des BMZ.

Den teilnehmenden Unternehmen werden außerdem Trainingsoptionen angeboten, unter anderem zu Kostenkalkulation und zur Verbesserung der eigenen Einkaufspraktiken.

Gemeinsam mit weiteren Organisationen wie zum Beispiel der Fair Wear Foundation sollen Zulieferertrainings angeboten werden. Weitere abgrenzbare Module beispielsweise in Kooperation mit der Initiative Action Collaboration Transformation (ACT) sollen künftig ergänzt werden.

Kapitel 4.4
Review-Berichte der anderen Akteursgruppen
Kapitel 6
Produktklone: Interview mit der Hochschule Niederrhein