Kapitel 1

Intro

Von Jürgen Janssen, Leiter des Bündnissekretariats

Liebe Bündnismitglieder, sehr geehrte Damen und Herren,

die Textil- und Bekleidungsbranche agiert in einem Umfeld, dass sich auch im vergangenen Jahr rasant gewandelt hat. Dabei zeigt sich immer deutlicher, dass Corona ein großer Trendbeschleuniger war und ist. Ein weiteres zentrales Element dieses Umfelds ist der regulative Rahmen, der durch die Verabschiedung des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes deutlich verändert wurde. Und natürlich haben wir alle die Bundestagswahl mit großer Spannung verfolgt.

Schon bald nach der Regierungsbildung haben dann sowohl das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unter der neuen Leitung von Bundesministerin Svenja Schulze, als auch die anderen, im Steuerungskreis vertretenen Ressorts Umwelt (BMUV) sowie Arbeit und Soziales (BMAS) deutlich gemacht, dass sie den vom Textilbündnis verkörperten Multi-Stakeholder-Ansatz zur Umsetzung von Sorgfaltspflichten weiterhin als wichtiges Element für den Wandel ansehen und daher auch in den kommenden Jahren fördern wollen. Dies ist für das Bündnis und die Mitglieder eine gute Nachricht und Ansporn zugleich.

Vor diesem Hintergrund möchte ich drei Punkte aus der vielfältigen Arbeit des Bündnisses im vergangenen Jahr herausgreifen:

Der neue Review-Prozess war für unsere Mitglieder und das Bündnissekretariat eine große Herausforderung und Chance zugleich. Herausforderung vor allem mit Blick auf den nicht unerheblichen Aufwand. Und Chance, weil die Mitglieder die Sorgfaltspflichten-Logik erstmals konsequent durchspielen und in ihrem Nachhaltigkeitsmanagement verankern konnten. Die auf der Bündnis-Website veröffentlichten Berichte zeigen, dass die Bündnisunternehmen den Sorgfaltspflichtenansatz grundsätzlich verinnerlicht haben und umsetzen. Sie zeigen aber auch Lücken und Verbesserungsmöglichkeiten bei der Wahrnehmung ihrer individuellen Unternehmensverantwortung.

Die große Bedeutung und Hebelwirkung von verantwortungsvollen Geschäfts- und Einkaufspraktiken ist uns im Textilbündnis nicht erst seit Corona bewusst. Als Jahresthema 2021 standen Einkaufspraktiken besonders im Fokus. Dazu haben wir uns unter anderem mit anderen Multi-Stakeholder-Initiativen an die Erarbeitung des „Common Framework for Responsible Purchasing Practices“ gemacht. Es soll in Zukunft als Referenzrahmen zur Beurteilung und die Verbesserung von Einkaufspraktiken dienen.

Viel Bewegung gibt es auch bei unseren Bündnisinitiativen (BI): Im Mai startete die BI Beschwerdemechanismen mit einem Kooperationsprojekt mit der Fair Wear Foundation und dem holländischen Agreement on Sustainable Garments and Textile. Ziel ist es, Arbeiter*innen in Vietnam und Indien einen besseren Zugang zu Beschwerdemöglichkeiten und Abhilfe zu verschaffen. Im Jahresverlauf konnten wir unser Engagement bei diesem zentralen Element des Sorgfaltspflichtenansatzes um Kooperationsvorhaben in Pakistan und der Türkei erweitern. Hinzu kamen die Vorbereitung einer Bündnisinitiative zur Förderung der Verfügbarkeit von nachhaltiger und Bio-Baumwolle, zu der bereits ein Pilotprojekt in Umsetzung ist, die Fortsetzung der BI Abwasser sowie der Start der zweiten Projektphase bei den BI in Tamil Nadu und beim Thema existenzsichernde Löhne.

Auf der Grundlage dieses soliden Arbeitsprogramms, der differenzierten Rückmeldungen der Mitglieder zum Review-Prozess und vor dem Hintergrund des sich weiter wandelnden Umfelds, hat der Steuerungskreis die Diskussion um die zukünftige Ausrichtung des Textilbündnisses angestoßen. Dabei zeichnen sich einige Weiterentwicklungen ab, die unter anderem eine noch bessere internationale Anschlussfähigkeit der Aktivitäten des Bündnisses anstreben, dem gemeinsamen Engagement eine deutlich größere Bedeutung zumessen, eine stärkere Fokussierung auf bestimmte, zentrale Sektorrisiken und Prozesse ermöglichen und den sich weiter ausbildenden gesetzlichen Rahmen menschenrechtlicher und umweltbezogener Sorgfaltspflichten berücksichtigen. Die Entscheidungen dazu stehen in der zweiten Jahreshälfte 2022 an.

Die Mitgliedschaft im Textilbündnis ist jetzt und wird auch in Zukunft mit Aufwand verbunden sein. Wir sind davon überzeugt und arbeiten daran, dass sich dieser Aufwand lohnt, dass sich dadurch die Arbeits- und Umweltbedingungen in der Branche und vor allem in den Produktionsländern verbessern und dass Sie als Mitglied mit Ihrem Engagement auch Ihre eigenen Nachhaltigkeitsziele besser erreichen können. Nutzen Sie daher Ihre Mitgliedschaft im Textilbündnis als Chance, individuell und gemeinsam Herausforderungen anzugehen und so schrittweise faire Arbeitsbedingungen und eine Produktion innerhalb der planetaren Grenzen zu erreichen.

Zu all den Themen und Projekten, die ich hier nur anreißen konnte, und zu noch vielen weiteren finden Sie in diesem Jahresbericht detaillierte Informationen. Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre und freuen uns auf die weitere, vertrauensvolle Zusammenarbeit im Bündnis für nachhaltige Textilien.

Für das Bündnissekretariat
Jürgen Janssen

Inhaltsübersicht
Kapitel 2
Grußwort Svenja Schulze

Kapitel 2

Grußwort

Von Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze

Copyright: BPA/Steffen Kugler

Sehr geehrte Bündnismitglieder, sehr geehrte Lesende, 

das Bündnis für nachhaltige Textilien setzt sich seit nunmehr sieben Jahren für bessere soziale und ökologische Bedingungen in der weltweiten Textilproduktion ein. Trotz der Corona-Pandemie und der strukturellen Herausforderungen in der Wertschöpfungskette wurden im letzten Jahr wieder wichtige Fortschritte erzielt. 

Das Bündnis leistet einen wichtigen Beitrag zu hochrelevanten Themen, die ich gemeinsam mit Ihnen als Schwerpunkte der deutschen Entwicklungspolitik in den kommenden Jahren voranbringen möchte. Als Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung freue ich mich deshalb sehr, das Bündnis zu unterstützen:   

Insbesondere in einem Sektor, in dem die meisten Arbeitskräfte weiblich sind, ist es wichtig, die Bedürfnisse von Frauen und Mädchen in den Blick zu nehmen und gezielt gegen Missstände und Diskriminierung vorzugehen. In der Expert*innen-Gruppe zu geschlechtsspezifischer Gewalt tauschen Sie sich bereits zu Handlungsmöglichkeiten und Best Practices aus. Das Textilbündnis bietet hier eine Plattform, die gegenseitige Unterstützung und Wissensaustausch erst möglich macht. 

Arbeit schützt nicht immer vor Hunger und Armut – ein existenzsichernder Lohn jedoch schon. Ich begrüße daher sehr, dass sich Bündnismitglieder im Living Wage Lab zusammentun, um skalierbare Strategien hin zu existenzsichernden Löhnen zu entwickeln. Schließlich müssen alle Beteiligten zusammenwirken, um nachhaltige, strukturelle Veränderungen zu schaffen.  

Die Klimakrise trifft die ärmsten Länder am härtesten, darunter auch viele Textilproduktionsländer. Nur mit kleinen Anpassungen wird man diesem globalen Problem nicht angemessen begegnen können. Es erfordert ein grundlegendes Umdenken. Im Bündnis setzen Sie sich intensiv mit alternativen Geschäftsmodellen und einer kreislauffähigen Textilwirtschaft auseinander. Das ist ein erster wichtiger Schritt! 

Gemeinsam deckt das Textilbündnis fast die Hälfte des deutschen Textileinzelhandelsmarktes ab. Das bringt große Verantwortung mit sich. Aber auch die Chance, wichtige Impulse zu setzen und der Branche den Weg hin zu einer zukunftsfähigen, sozialen und nachhaltigen Textilwirtschaft zu weisen. 

Seit das Bündnis 2014 gegründet wurde hat sich vieles verändert. Mit dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz müssen Unternehmen erstmalig Sorgfaltspflichten verbindlich erfüllen. Der kürzlich veröffentliche Legislativvorschlag der Europäischen Kommission geht in seinen Anforderungen sogar darüber hinaus und ermöglicht große entwicklungspolitische Fortschritte. 

Dies wird dem Textilbündnis eine zusätzliche Bedeutung geben. Zum einen können Multi-Stakeholder-Initiativen – wie auch im Vorschlag der Europäischen Kommission beschrieben – bei der Umsetzung verpflichtender Vorgaben unterstützen. Zum anderen bleibt das Bündnis eine Vorreiterinitiative, die über gesetzliche Mindestanforderungen hinausgeht. Es kann Akzente insbesondere dort setzen, wo ein Gesetz ergänzt werden muss. 

Als ambitionierte Initiative entwickelt sich das Bündnis kontinuierlich weiter. Und Sie alle gestalten diese Entwicklung mit, bringen Ihre Expertise ein und treten in Austausch miteinander.  

Ich bedanke mich deshalb herzlich für Ihr wichtiges Engagement und freue mich über die gute Zusammenarbeit! 

Svenja Schulze 

Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung  

Kapitel 1
Vorwort
Kapitel 3
Übersicht Kapitel 3
Kapitel 2
Grußwort Svenja Schulze
Kapitel 3.1
Mitglieder

2021 in Zahlen

Mitglieder

2021 haben wir 15 neue Mitglieder dazugewonnen. Ende Dezember 2021 zählte das Textilbündnis 122 Mitglieder.

Herzlich willkommen! Das sind die 15 neuen Mitglieder im Textilbündnis:

Kapitel 3
Übersicht Kapitel 3
Kapitel 3.2
Individuelle Verantwortung

2021 in Zahlen

Individuelle Verantwortung

104 Mitglieder haben am Review-Prozess teilgenommen

Fortschritte

Jedes Unternehmen, das sich in der letzten Berichtsphase Ziele gesetzt hat, erstattet Bericht über den Fortschritt mit Blick auf diese Ziele. Die Fortschrittsberichterstattung folgt dem „comply-or-explain“-Prinzip. Wenn ein Unternehmen ein Ziel nicht erreicht hat, muss es erklären, in welchem Umfang es vom Ziel abgewichen ist, was der Grund war und was es unternommen hat, um das Ziel doch noch zu erreichen.

Im Review-Prozess 2019 haben sich die Mitglieder 515 Ziele gesetzt. 405 davon haben sie bis zum Review-Prozess 2021 erreicht.

Neue Ziele im Review-Prozess 2021

Kern der Berichterstattung ist die Risikoanalyse und Risikopriorisierung entlang von elf sozialen, ökologischen und Korruptions-Risiken. Auf dieser Grundlage leiten die Bündnisunternehmen Ziele ab, um potenziellen Risiken vorzubeugen und tatsächliche negative Auswirkungen abzumildern.

Im Review-Prozess haben sich die Mitgliedsunternehmen 871 Ziele zu den 11 Sektorrisiken gesetzt.

Hinweis: Hier sind nur die Ziele der Mitglieder berücksichtigt, die ihren Bericht bis Mitte Mai 2022 veröffentlichen konnten. Da sich einzelne Unternehmen im Mediationsverfahren befinden, können sich die Zahlen noch ändern.

Gemeinsames Ziel zu nachhaltiger Baumwolle

Seit 2018 ist jedes baumwollbeschaffende Bündnismitglied dazu verpflichtet, sich im Review-Prozess ein individuelles Steigerungsziel zu nachhaltiger Baumwolle zusetzen. Im Fortschrittsbericht des darauffolgenden Review-Prozesses legt das Mitglied dar, ob bzw. inwiefern es das Ziel erreicht hat. Das Steigerungsziel ist ein individuelles Ziel, das alle zwei Jahre für die Steigerung des Anteils von Bio-Baumwolle und/oder anderweitig nachhaltiger Baumwolle gesetzt wird.

Vom gemeinsamen Baumwollziel sind die Bündnisunternehmen nur noch wenige Prozentpunkte entfernt. Bis 2025 sollen 70 Prozent der von ihnen beschafften Baumwolle nachhaltig sein, davon 20 Prozent Bio-Baumwolle oder Baumwolle in Umstellung. Im Review-Prozess 2021 gaben die Bündnisunternehmen an, 971.471 Tonne Baumwolle zu beschaffen, davon 50,4 Prozent anderweitig nachhaltige Baumwolle und 14,7 Prozent Bio-Baumwolle.

In Kapitel 4 lesen Sie detaillierte Hintergrundinformationen zum Review-Prozess 2021.

Weiterführende Informationen zum Review-Prozess finden Sie auf der Textilbündnis-Website ebenso wie die Review-Berichte aller Mitglieder.

Kapitel 3.1
Mitglieder
Kapitel 3.3
Gemeinsames Engagement

2021 in Zahlen

Gemeinsames Engagement

2021 beteiligten sich 30 Mitglieder am Gemeinsamen Engagement: in den vier Bündnisinitiativen (BI) Tamil Nadu, Abwasser, Beschwerdemechanismen, Existenzsichernde Löhne sowie im Pilotprojekt Bio-Baumwolle.

 

Weitere Infos zum gemeinsamen Engagement der Textilbündnismitglieder in Kapitel 5 und auf der Textilbündnis-Website.

Kapitel 3.2
Individuelle Verantwortung
Kapitel 3.4
Lernen & Dialog

2022 in Zahlen

Lernen & Dialog

Veranstaltungen

Online, hybrid und in Präsenz

Auch 2021 fanden die meisten Veranstaltungen aufgrund der anhaltenden Corona-Pandemie noch online statt. Zwar sind wir mittlerweile mit virtuellen Meetings vertraut und wissen um deren Vorteile, doch war es auch schön, dass sich rund 70 Mitglieder beim hybriden Arbeitstreffen im Oktober in Präsenz treffen konnten. Weitere rund 30 Personen nahmen virtuell teil.

Top-10 Veranstaltungen nach Anzahl der Teilnehmenden

An den Workshops und weiteren Sessions bei der Mitgliederversammlung (MV) und beim Arbeitstreffen (AT) nahmen wie schon in den Vorjahren besonders viele Mitglieder teil. Erfreulich ist auch das große Interesse an den verschiedenen Webinaren und Workshops rund um das Jahresthema Verantwortungsvolle Einkaufspraktiken.

Außerdem trafen sich die 15 Expert*innen-Gruppen, Bündnisinitiativen, Strategiekreise, Ad-hoc und Arbeitsgruppen zu mehr als 80 geschlossenen Treffen. Details zu den verschiedenen Gruppen gibt es in Kapitel 5.

Darüber hinaus beteiligte sich das Textilbündnis bei verschiedenen internationalen Branchenveranstaltungen wie dem OECD Forum, Veranstaltungen von The Industry We Want und bei der Webinarreihe Asian Dialogues. An der gemeinsam mit amfori, ETI und Fair Wear Foundation organisierten Session „Scaling Responsible Purchasing Practices through Effective Supply Chain Partnerships” beim OECD Forum am 03.02.2021 nahmen rund 210 Personen teil.


Unterstützungsmaterial

Im Zusammenhang mit dem Review-Prozess veröffentlichte das Textilbündnis 2021 diverse Leitfäden zu einzelnen Sektorrisiken, zur Risikoanalyse und zu Sorgfaltspflichten. Darüber hinaus sind weitere Handreichungen, E-Learnings und Materialien entstanden. Die meisten Dokumente finden Sie zum Download auf der Textilbündnis-Website. Einzelne Publikationen sind exklusiv den Textilbündnis-Mitgliedern vorbehalten.

Kapitel 3.3
Gemeinsames Engagement
Kapitel 4
Übersicht Kapitel 4
Kapitel 3.4
Lernen & Dialog
Kapitel 4.1
Review-Prozess: Einleitung

Kapitel 4.1

Einleitung

Review-Prozess 2021

Sorgfaltspflichten strukturiert umsetzen und darüber berichten

Der Review-Prozess steht für die individuelle Verantwortung der Unternehmen im Bündnis für nachhaltige Textilien, Sorgfaltspflichten in ihrem Liefernetzwerk umzusetzen.

Das Textilbündnis hatte den Review-Prozess auf der Grundlage von Empfehlungen der OECD grundlegend überarbeitet. Er fokussiert nun noch stärker als zuvor auf die kontinuierliche Verbesserung der sozialen und ökologischen Bedingungen in der Wertschöpfungskette im Sinne der Anforderungen der OECD an unternehmerische Sorgfaltspflichten.

Schon 2020 hätte der Review-Prozess stattfinden sollen, wurde aufgrund der Covid-19-Pandemie aber ausgesetzt, sodass er 2021 zum ersten Mal in seiner überarbeiteten Version durchgeführt wurde. Trotz der anhaltenden Herausforderungen in Verbindung mit der Pandemie haben die Unternehmen am Review-Prozess teilgenommen und die notwendigen Ressourcen bereitgestellt.

Hintergrund zum neuen Review-Prozess

Die Mitglieder im Bündnis für nachhaltige Textilien setzen sich gemeinsam für soziale, ökologische und ökonomische Verbesserungen entlang der gesamten Textil-Lieferkette ein. Ihr individuelles Engagement für dieses gemeinsame Ziel wird im Review-Prozess konkretisiert und dokumentiert. Kern der Berichterstattung ist die Risikoanalyse und Risiko-Priorisierung entlang von elf sozialen, ökologischen und Korruptions-Risiken. Auf dieser Grundlage leiten sie Ziele ab, um potenziellen Risiken vorzubeugen und tatsächliche negative Auswirkungen abzumildern.

Erstmals fanden eintägige Auswertungs- und Beratungsgespräche statt. Dabei bewertete ein Tandem aus Bündnissekretariat und unabhängigen Expert*innen die Risikoanalysen und Ziel- und Maßnahmenpläne, die die Unternehmen zuvor im bündniseigenen Berichts-Tool TexPerT eingegeben hatten. Neben den individuellen Fortschritten seit dem letzten Review-Prozess prüfte das Tandem auch, ob sich die neuen Ziele sinnvoll und nachvollziehbar aus der Risikoanalyse ableiten und ob die Ziele ausreichend ambitioniert sind. Nach dem Gespräch konnten die Unternehmen ihre Risikoanalyse sowie die Ziele und Maßnahmen noch einmal überarbeiten.

„Bei den Auswertungsgesprächen konnten wir mit den Unternehmen eine vertiefte Diskussion zu den Anforderungen an eine systematische Risikoanalyse gemäß OECD Anforderungen führen. Für viele war insbesondere der Blick über die gesamte Lieferkette neu und herausfordernd. Unser Eindruck ist, dass der Review-Prozess die Unternehmen sensibilisiert für eine systematische und übergeordnete Risikoanalyse, welche die gesamte Lieferkette im Blick hat. Wir konnten vielfach eine positive Entwicklung von den ersten Versionen bis zu den jetzt veröffentlichten Berichten beobachten.“

Sibylle Baumgartner von focusright, eine der unabhängigen Expert*innen, über die Auswertungsgespräche

104 Mitglieder haben am Review-Prozess 2021 teilgenommen

Gemeinsames Ziel für nachhaltige Baumwolle

Vom gemeinsamen Baumwollziel sind die Bündnisunternehmen nur noch wenige Prozentpunkte entfernt. Bis 2025 sollen 70 Prozent der von ihnen beschafften Baumwolle nachhaltig sein, davon 20 Prozent Bio-Baumwolle oder Baumwolle in Umstellung. Im Review-Prozess 2021 gaben die Bündnisunternehmen an, 971.471 Tonne Baumwolle zu beschaffen, davon 50,4 Prozent anderweitig nachhaltige Baumwolle und 14,7 Prozent Bio-Baumwolle.

2018 waren von knapp 800.000 Tonne noch 10,5 Prozent aus Bio-Anbau und 21,7 Prozent aus anderen als nachhaltig anerkannten Quellen. Das heißt, der Anteil der nachhaltigen Baumwolle hat sich von 32,2 Prozent auf 65,1 Prozent mehr als verdoppelt.

Welche Baumwollstandards anerkannt werden lesen Sie hier.

Kapitel 4
Übersicht Kapitel 4
Kapitel 4.2
Review-Prozess: Sektorrisiken

Kapitel 4.2

Sektorrisiken

Review-Prozess 2021

Ziele zu den einzelnen Sektorrisiken

Im Review-Prozess gehen die Unternehmen gezielt ihre schwerwiegendsten Risiken an. Sie machen einen individuelle Risikoanalyse und leiten zu den elf Sektorrisiken Ziele und Maßnahmen ab. Damit leisten sie einen Beitrag zur Erreichung der Bündnisziele.

Wenn Sie unten eins der Sektorrisiken anklicken, sehen Sie, was das dazugehörige Bündnisziel ist und welche Ziele sich die Bündnisunternehmen für sich selbst und bei ihren Zulieferern gesetzt haben. Verlinkt ist außerdem die jeweilige Sektorrisiko-Detailseite auf der Textilbündnis-Website.

Als Ziele werden häufig genannt:

  • Schulungen, um zur Sensibilisierung für das Sektorrisiko beizutragen
  • Analysen und Datenabfragen für mehr Transparenz über die Lieferkette
  • Audits, um die Einhaltung der Vorgaben zu überprüfen und Missstände zu korrigieren
  • Zertifikate und Standards, beispielsweise beim Einkauf von Rohmaterialien und Chemikalien
  • engere Zusammenarbeit mit Lieferanten und Capacity Development (Kompetenzaufbau)
  • Formulierung von Anforderungen an Lieferanten zur Umsetzung des Sorgfaltspflichtenansatzes

Umweltschutz & Ressourceneinsatz

Bündnisziel

Weitere Umweltschäden in der Wertschöpfungskette sind vermieden; der Ressourcenverbrauch in der Wertschöpfungskette ist optimiert.

Review-Prozess 2021

Für das Sektorrisiko Umweltschutz, Ressourceneinsatz & Fasern haben sich die Unternehmen insgesamt 106 Ziele gesetzt. Die Ziele und Maßnahmen mit Fokus auf das eigene Unternehmen dominieren, es gibt aber auch welche für die tiefere Lieferkette.

Inhalte der Maßnahmen

Bei den Mitgliedsunternehmen:

  • Anpassung des Einkaufs, unter anderem durch eine Steigerung des Anteils nachhaltiger Fasern und die Verwendung von Zertifikaten
  • Anpassung der Produktentwicklung mit einem Fokus auf Kreislaufwirtschaft, Recycling und Zertifikaten
  • Sensibilisierung und Schulungen
  • Analysen

Bei Tier II (Materialherstellung) und Tier III (Rohstoffaufbereitung):

  • Sensibilisierung, zum Beispiel durch Marketing und Kommunikation zur Absatzförderung nachhaltiger Produkte sowie zur Sensibilisierung zu Produktnutzung und Recycling, beispielsweise durch Pflegeanleitungen und Recycling-Angebote
  • Produktentwicklung bezüglich Kreislaufschließung, abbaufähigen Produkten, Recycling und Resteverwertung in der Produktion

Bei Tier IV (Rohstoffgewinnung):

  • Zertifikate und Standards
  • Zusammenarbeit und Capacity Development, beispielsweise durch Pilotprojekte, zum Beispiel zu Wassermanagement

Beispielhafte Ziele

„2025 sollen die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft in den relevanten Kernprozessen verankert sein.“ – Otto Group

„By 2025 40% reduction in water consumption at Tier 2 supplier facilities (against 2017 baseline).“ – adidas

„Zero Waste bis 2025.“ – Lodenfrey

Weitere Informationen zum Sektorrisiko Umweltschutz & Ressourceneinsatz.

Löhne & Sozialleistungen

Bündnisziel

In allen Betrieben/bei allen Geschäftspartnern in der Wertschöpfungskette werden existenzsichernder Löhne gezahlt.

Review-Prozess 2021

Für das Sektorrisiko Löhne und Sozialleistungen haben sich die Unternehmen insgesamt 92 Ziele gesetzt. Der Großteil der Ziele und Maßnahmen fokussiert auf das eigene Unternehmen und auf der Lieferkettenstufe der finalen Produktherstellung und Konfektionierung (Tier 1).

Inhalte der Maßnahmen

Bei den Mitgliedsunternehmen:

  • Erarbeiten einer Strategie
  • Analyse und Anpassung der Einkaufspraktiken
  • Sensibilisierung im Einkauf
  • Verankerung im Unternehmen

Bei Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung):

  • Zusammenarbeit mit den Produzenten, zum Beispiel bei der Analyse der Lohnlücken und der Definition von Ziel-Löhnen
  • Schulungen und Sensibilisierung

Beispielhaftes Ziel

„Errichtung einer konzernübergreifenden Arbeitsgruppe (‘expert circle’) zum Thema Living Wages in 2021 mit dem Ziel, eine langfristige Strategie zum Thema existenzsichernde Löhne in 2022 zu erarbeiten und die Inhalte des Living Wage Labs im Konzern zu implementieren.“ – Otto Group

Weitere Informationen zum Sektorrisiko Löhne und Sozialleistungen.

Vereinigungsfreiheit & Kollektivverhandlungen

Bündnisziel

Vereinigungsfreiheit und Kollektivverhandlungen sind in allen Betrieben/bei allen Geschäftspartnern in der Wertschöpfungskette ermöglicht.

Review-Prozess 2021

Für das Sektorrisiko Vereinigungsfreiheit und Kollektivverhandlungen haben sich die Unternehmen insgesamt 77 Ziele gesetzt. Der Großteil der Ziele und Maßnahmen fokussiert auf die Lieferkettenstufe der finalen Produktherstellung und Konfektionierung (Tier 1). Thematisch geht es vergleichsmäßig häufig um Beschwerdemechanismen.

Inhalte der Maßnahmen

Bei Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung):

  • Analysen zum Status quo auf Lieferantenebene mit dem Ziel, daraus Maßnahmen abzuleiten
  • Zusammenarbeit und Capacity Development, zum Beispiel durch Komitees / Arbeitnehmenden-Treffen
  • Sensibilisierung und Schulungen

Bei Tier II (Materialherstellung):

  • Analysen, unter anderem länderbasierte Risikoanalysen sowie Lieferanten-spezifische Analysen des Status Quo
  • Ausweitung von Beschwerdemechanismen
  • Definition von Maßnahmen

Bei den Mitgliedsunternehmen:

  • Sensibilisierung und Schulung sowie Wissensaufbau
  • Aufnahme des Themas in Grundsatzerklärung / Policy
  • Einbettung von Richtlinien im eigenen Unternehmen
  • funktionsübergreifende Abstimmung und Einrichten von Arbeitsgruppen

Beispielhafte Ziele

„Somit können mögliche Lohnlücken, wie z.B. in der Näherei in Rumänien, schneller erkannt und beglichen werden. Um diese Lohnstrukturen einzusehen und zu monitoren, planen wir zudem interne Audits auch in der tieferen Lieferkette, z.B. in der Türkei (Nassprozesse).“ – erlich textil

„Im Rahmen der Bündnisinitiative „Existenzsichernde Löhne“ planen wir bis Ende April 2023 im „Living Wage Lab“ den Dialog mit nationalen und internationalen Gewerkschaften und/oder zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie weiteren Initiativen zu suchen, um die systemischen Voraussetzungen für die Verhandlung und Zahlung existenzsichernder Löhne zu verstehen und Ansatzpunkte zu identifizieren, das Recht auf Vereinigungsfreiheit und Kollektivverhandlungen in den genutzten Hauptproduktionsstätten (Tier 1) zu stärken.“ – ALDI Süd

Weitere Informationen zum Sektorrisiko Vereinigungsfreiheit und Kollektivverhandlungen.

Kinder- & Zwangsarbeit

Bündnisziel

Es besteht Null-Toleranz gegenüber jeglicher Form von Kinder- und Zwangsarbeit in allen Betrieben/bei allen Geschäftspartnern in der Wertschöpfungskette.

Review-Prozess 2021

Für das Sektorrisiko Kinder & Zwangsarbeit haben sich die Unternehmen 84 Ziele gesetzt. Tendenziell dominiert das Thema Kinderarbeit. Der Fokus der Ziele & Maßnahmen liegt stark auf Ebene der Mitgliedsunternehmen und ihren direkten Zulieferern (finale Produktherstellung und Konfektionierung). Verglichen mit anderen Sektorrisiken setzten sich die Bündnisunternehmen darüber hinaus mehr Ziele und Maßnahmen auf Stufe Tier II (Materialherstellung) und Tier III (Rohstoffaufbereitung). 

Inhalte der Maßnahmen

Bei den Mitgliedsunternehmen:

  • Erarbeitung einer Strategie
  • Formulierung von klaren Lieferantenanforderungen (Null-Toleranz zu Kinderarbeit)
  • Anpassung der Einkaufsrichtlinien mit einem starken Fokus auf Zertifizierungen sowie dem Monitoring von unerlaubter Auftragsvergabe

Bei Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung):

  • Lieferantenanforderungen, wie beispielsweise vertragliche Zusicherungen und Null-Toleranz-Policies bzgl. Kinderarbeit

Bei Tier IV (Rohstoffgewinnung):

  • Pilotprojekten mit Zertifizierungsgesellschaften, um das Risiko von Kinderarbeit zu reduzieren. Dies gilt insbesondere für Baumwolle

Beispielhaftes Ziel

„Verringerung des Risikos von Kinder- und Zwangsarbeit in der Baumwollproduktion durch die systematische Steigerung der Transparenz zum Baumwollursprung. Der Baumwollursprung (auf Länderebene) soll bei 40 % des Volumens bis 2023 bekannt sein.“ – Hch. Kettelhack GmbH & Co. KG

Weitere Informationen Sektorrisiko Kinder- und Zwangsarbeit.

Diskriminierung, Belästigung & geschlechtsspezifische Gewalt

Bündnisziel

Es besteht Null-Toleranz gegenüber jeglicher Form von Diskriminierung, insbesondere sexueller Belästigung und geschlechtsspezifischer Gewalt in allen Betrieben/bei allen Geschäftspartnern in der Wertschöpfungskette.

Review-Prozess 2021

Für das Sektorrisiko Diskriminierung, sexuelle Belästigung und geschlechtsspezifische Gewalt haben sich die Unternehmen insgesamt 78 Ziele gesetzt. Der Großteil der Ziele und Maßnahmen fokussiert auf Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung) sowie auf das eigene Unternehmen.

Inhalte der Maßnahmen

Bei den Mitgliedsunternehmen:

  • Erarbeiten einer Strategie
  • Erstellen von Lieferantenanforderungen sowie Policies und Richtlinien
  • Anpassung von und Schulung zu Audits
  • Verankerung im Unternehmen

Bei Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung):

  • Verbesserung von Beschwerdemechanismen sowie Beschwerdemanagement
  • Schulung und Sensibilisierung
  • Audits
  • Austausch mit Arbeiter*innen und das Einrichten von „Anti-Harassment-Committees“
  • Weitergabe von Lieferantenanforderungen

Beispielhafte Ziele

„Etablieren eines anonymen und verlässlichen Beschwerdesystems für Mitarbeiter*innen aller Produktionspartner auf Tier 1 bis Ende 2022.“ – Hakro

„2023 sind alle Arbeitnehmer*innen bei unserem Tier 1 Produzenten, sofern es die Corona-Pandemie zulässt, zu dem Themen Chancengleichheit und Unterdrückung von Minderheiten geschult. Auch die lokalen Communities vor Ort werden wir in den Themen richtiger Umgang mit unterdrückten Minderheiten und Vermeidung von Diskriminierung sensibilisieren.“ – 3 Freunde

„Bis 2023 werden wir in Zusammenarbeit mit dem GOTS Audits gendersensibler gestalten. Hierzu bleiben wir im engen Austausch mit dem GOTS der aktuell inbegriffen ist, erstmals explizit gender-sensible Sozialaudits in die Praxis umzusetzen. Grundlage ist der Leitfaden „Due Diligence, Social Audits and  Gender-Based Violence and Harassment“, welchen Mitglieder des Textilbündnisses, der Internationale Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN) und der Global Organic Textile Standard (GOTS) 2020 in einem gemeinsamen Projekt zum Thema geschlechtsspezifische Gewalt entwickelt haben. Wir erhoffen uns hiervon, die unabhängigen Audits nicht nur auszubauen, sondern auch gender-sensibler gestalten zu können.“ – Lanius

Weitere Informationen zum Sektorrisiko Diskriminierung, sexuelle Belästigung & geschlechtsspezifische Gewalt.

Arbeitszeiten

Bündnisziel

In allen Betrieben/bei allen Geschäftspartnern in der Wertschöpfungskette ist die Einhaltung von Arbeitszeitvorgaben und die Vermeidung von exzessiven Überstunden sichergestellt.

Review-Prozess 2021

Für das Sektorrisiko Arbeitszeiten haben sich die Unternehmen insgesamt 65 Ziele gesetzt. Der Großteil der Ziele und Maßnahmen fokussiert auf Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung) und das eigene Unternehmen. Einige Ziele wurden auch zu Tier II (Materialherstellung) definiert.

Inhalte der Maßnahmen

Bei den Mitgliedsunternehmen:

  • Analyse und Anpassung der Einkaufspraktiken
  • Schulung und Sensibilisierung im Einkauf
  • Monitoring tatsächlich geleisteter Überstunden
  • Formulierung von Lieferantenanforderungen
  • vertiefte Analysen mit dem Ziel, daraus Maßnahmen abzuleiten

Bei Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung):

  • Zusammenarbeit mit den Produzenten, beispielweise im Austausch zur Kapazitätsplanung, in der Sensibilisierung und im Capacity Development
  • Monitoring, das heißt Datenabfrage und Systeme zur Erfassung von Arbeitszeiten
  • Analysen
  • Datenerhebung
  • Anpassung der eigenen Einkaufspraktiken

Bei Tier II (Materialherstellung):

  • vertiefte Analysen und Datenabfrage
  • Ausweitung von Beschwerdemechanismen und Beschwerdemanagement

Beispielhaftes Ziel

„The workers at 20 of our tier 1 factories in China are represented by Health & Safety Committees as a means to voice excessive working hours to their management and our auditors by 2023.“ – KiK

Weitere Informationen zum Sektorrisiko Arbeitszeiten.

Gesundheit & Sicherheit

Bündnisziel

Brandschutz und Gebäudesicherheit sowie Vermeidung von Arbeitsunfällen sind in allen Betrieben/bei allen Geschäftspartnern in der Wertschöpfungskette sichergestellt.

Review-Prozess 2021

Für das Sektorrisiko Gesundheit und Sicherheit haben sich die Unternehmen insgesamt 79 Ziele gesetzt. Der Großteil der Ziele und Maßnahmen fokussiert auf Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung). Weniger häufig, aber jeweils gleich stark vertreten sind Maßnahmen mit Fokus auf das eigene Unternehmen bzw. mit Fokus auf Tier II (Materialherstellung).

Inhalte der Maßnahmen

Bei den Mitgliedsunternehmen:

  • Beitritt zu bzw. Austausch mit Initiativen, zum Beispiel ein Fokus auf die Weiterführung des RMG Sustainability Council (RSC, vormals „Bangladesh Accord“)
  • Analyse und Anpassung der Einkaufspraktiken
  • Regelung des Einkaufs durch Zertifikate
  • Aufnahme des Themas in Grundsatzerklärung / Policy
  • Einbettung im eigenen Unternehmen

Bei Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung):

Häufig wird auf bereits bestehenden Maßnahmen aufgebaut durch: 

  • Monitoring durch Datenabfrage und Audits
  • Zusammenarbeit und Capacity Development
  • Sensibilisierung und Schulungen
  • Zertifikate

Bei Tier II (Materialherstellung):

  • Maßnahmen zur Verbesserung von Beschwerdemechanismen
  • Zusammenarbeit und Capacity Development
  • Schulungen und Sensibilisierung
  • Maßnahmen für mehr Lieferkettentransparenz

Bei Tier III (Rohstoffaufbereitung) und Tier IV (Rohstoffgewinnung):

  • Zertifikate
  • Sensibilisierung und Schulungen
  • Weitergabe von Lieferantenanforderungen

Beispielhaftes Ziel

„ALDI setzt sich weiterhin für das Thema Brandschutz und Gebäudesicherheit in Bangladesch ein. Als Mitglied der Brands Association werden wir dies über das Ready Made Garment Sustainability Council (RSC), Nachfolgeorganisation des Accords, umsetzen. In 2021 werden wir Mitglied der Brand Association. Die Mitgliedschaft ermöglicht es uns, weiterhin mit anderen Unternehmen, Gewerkschaften und lokalen Stakeholdern an einem sicheren Arbeitsumfeld für alle Beschäftigten in den Produktionsstätten in Bangladesch, die für ALDI produzieren, arbeiten zu können.“ – Aldi Nord

Weitere Informationen zum Sektorrisiko Gesundheit und Sicherheit.

Korruption

Bündnisziel

Es besteht Null-Toleranz gegenüber jeglicher Form von Korruption, Erpressung und Bestechung.

Review-Prozess 2021

Für das Sektorrisiko Korruption haben sich die Unternehmen insgesamt 65 Ziele gesetzt. Der Großteil der Ziele und Maßnahmen fokussiert auf Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung), gefolgt von Maßnahmen mit Fokus auf das eigene Unternehmen.

Inhalte der Maßnahmen

Bei den Mitgliedsunternehmen:

  • Sensibilisierung und Schulungen, vor allem im Einkauf
  • Formulierung von Lieferantenanforderungen
  • Einbetten des Themas Korruption in Grundsatzerklärungen und Prozesse

Bei Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung):

  • Weitergabe von Lieferantenanforderungen, beispielsweise durch die Unterzeichnung des Code of Conduct
  • Sensibilisierung und Schulung
  • Zusammenarbeit und Capacity Development durch gemeinsame Maßnahmen
  • spezifische Analysen

Bei Tier II (Materialherstellung):

  • Weitergabe von Lieferantenanforderungen
  • Zusammenarbeit und Capacity Development bei direkten Lieferantenbeziehungen (gemeinsame Maßnahmen)

Beispielhaftes Ziel

„Until 2023 we will provide trainings on anti-corruption for at least 80% of the employees in the entire supply chain.“ – Ceres Clothing

Weitere Informationen zum Sektorrisiko Korruption.

Treibhausgas-Emissionen

Bündnisziel

Treibhausgas-Emissionen sind in der gesamten Wertschöpfungskette minimiert.

Review-Prozess 2021

Für das Sektorrisiko Klimaschutz und Treibhausgas-Emissionen haben sich die Unternehmen insgesamt 89 Ziele gesetzt. Die Unternehmen haben sich Ziele und Maßnahmen für alle Stufen der Wertschöpfungskette gesetzt. Ein besonderer Fokus besteht in Bezug auf das eigene Unternehmen und Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung).

Inhalte der Maßnahmen

Bei den Mitgliedsunternehmen:

  • Analysen mit Fokus auf die Berechnung von Scope-1- und Scope-2-Emissionen
  • Definition von Maßnahme

Bei Importeuren und Agenten:

  • Analysen, wie beispielsweise die Berechnung von Scope-3-Emissionen
  • Themen wie nachhaltiger Transport

Bei Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung):

  • Analysen Berechnung von Scope-3-Emissionen
  • Analysen zum Status quo auf Lieferantenebene
  • Definition von Maßnahmen
  • Zusammenarbeit und Capacity Development, zum Beispiel zur Analyse und zur Definition von Maßnahmen
  • Sensibilisierung und Schulungen

Bei Tier II (Materialherstellung), Tier III (Rohstoffaufbereitung) und Tier IV (Rohstoffgewinnung):

  • Analysen zur Berechnung von Scope-3-Emissionen
  • Analysen zum Status quo auf Lieferantenebene
  • Maßnahmen zur Sortimentsanpassung durch recycelte Rohstoffe bzw. Zertifikate

Beispielhafte Ziele

„100% nachhaltige Textilfasern werden umgesetzt bis 2025. Diese nachhaltigeren Fasern haben einen geringeren CO2-Fußabdruck als konventionelle. Beispielsweise durch geringeren Einsatz von Kunstdünger oder durch Ressourcenschonung durch den Einsatz recycelter Materialien.“ – Tchibo

„Berechnung des kompletten Company Carbon Footprints (baseline) inkl. Scope 3 unter Berücksichtigung von Primärdaten von Tier 4 und Tier 2 bis Ende des Berichtszeitraums.“ – Ortovox

Weitere Informationen zum Sektorrisiko Treibhausgas-Emissionen.

Chemikalieneinsatz & Abwasser

Bündnisziel

Es treten keine negativen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt durch den Einsatz von Chemikalien in der Wertschöpfungskette ein.

Review-Prozess 2021

Für das Sektorrisiko Chemikalieneinsatz & Abwasser haben sich die Unternehmen insgesamt 95 Ziele gesetzt. Die Ziele und Maßnahmen fokussieren stark auf Tier II (Materialherstellung), gefolgt von Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung) und dem eigenen Unternehmen.

Inhalte der Maßnahmen

Bei den Mitgliedsunternehmen:

  • Anpassung des Einkaufs durch Verwendung von Zertifikaten
  • Erstellen von Lieferantenanforderungen
  • Aufbau oder die Anpassung von Monitoringsystemen
  • Wissensaufbau

Bei Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung) und Tier II (Materialherstellung):

  • Zertifikate und Standards (ZDHC-MRSL, Chemical Management 4sustainability)
  • Zusammenarbeit und Capacity Development, insbesondere zu Chemikalienmanagement, Umsetzung der Zertifizierung, Pilotprojekte
  • Sensibilisierung und Schulungen
  • Weitergabe von Lieferantenanforderungen
  • Analysen zum Status quo auf Lieferantenebene (inkl. Datenabfrage)

Beispielhafte Ziele

„Wir werden bis Ende 2023 an alle Lieferanten auf Tier 2 und Tier 3 Ebene die ZDHC-MRSL kommunizieren und anschließend analysieren, wer konform ist. Bei einer Nichtkonformität werden wir Ihnen die Unterstützungsangebote zur Verfügung stellen.“ – Karl Dieckhoff

„80% der Nassprozessfabriken haben einen Abwassertest oder ZDHC InCheck Report bis 2023.“ – Tchibo

„Unser Ziel ist es innerhalb der nächsten 2 Jahre ein Chemikalien- und Abwassermanagement aufzubauen. Außerdem möchten wir die im Rahmen von Zero Discharge of Hazardous Chemicals (ZDHC) entwickelten Manufacturing Restricted Substances List (ZDHC MRSL) an Lieferanten und Produzenten kommunizieren und innerhalb der nächsten 2 Jahre etablieren.“ – erlich textil

Weitere Informationen zum Sektorrisiko Chemikalieneinsatz & Abwasser.

Tierwohl

Bündnisziel

Jegliche Praktiken, die das Wohlergehen von Tieren in der Wertschöpfungskette gefährden, sind eliminiert.

Review-Prozess 2021

Für das Sektorrisiko Tierwohl haben sich die Unternehmen insgesamt 41 Ziele gesetzt. Die meisten Ziele und Maßnahmen fokussieren auf Tier IV (Rohstoffgewinnung), weitere auf das eigene Unternehmen sowie Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung).

Inhalte der Maßnahmen

Bei den Mitgliedsunternehmen:

  • Formulierung und Kommunikation von Policies und Richtlinien, meist zu Lieferantenanforderungen
  • Sortiment- und Einkaufsanpassungen bzgl. einer Verwendung von Zertifikaten bzw. der Suche nach alternativen Rohstoffen

Bei Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung):

  • Weitergabe von Lieferantenanforderungen, wie zum Beispiel Garantien zum Ausschluss von Mulesing

Bei Tier IV (Rohstoffgewinnung):

  • Zusammenarbeit mit Zertifizierungssystemen, insbesondere bei Wolle

Beispielhafte Ziele

„Um die Kollektion aus Schurwolle wieder in Produktion gehen zu lassen, ist unser Ziel, einen Lieferanten zu finden, der Wolle aus kontrolliert biologischer Tierhaltung (kbT), Schurwolle mit dem „Responsible Wool Standard“ oder Wolle als Abfallprodukt anbietet. Solange wird die Kollektion nicht nachproduziert.“ – erlich textil

„Anteil an biologischer oder RWS zertifizierter Wolle auf 15% steigern bis 2023. Einführung eines neuen ERP [Enterprise Resource Planning] Systems, was das systematische Erfassen von Zertifikaten und Informationen zur Herkunft der Wolle ermöglicht und so mehr Transparenz schafft.“ – Lodenfrey

Weitere Informationen zum Sektorrisiko Tierwohl.

Umweltschutz & Ressourceneinsatz

Bündnisziel

Weitere Umweltschäden in der Wertschöpfungskette sind vermieden; der Ressourcenverbrauch in der Wertschöpfungskette ist optimiert.

Review-Prozess 2021

Für das Sektorrisiko Umweltschutz, Ressourceneinsatz & Fasern haben sich die Unternehmen insgesamt 106 Ziele gesetzt. Die Ziele und Maßnahmen mit Fokus auf das eigene Unternehmen dominieren, es gibt aber auch welche für die tiefere Lieferkette.

Inhalte der Maßnahmen

Bei den Mitgliedsunternehmen:

  • Anpassung des Einkaufs, unter anderem durch eine Steigerung des Anteils nachhaltiger Fasern und die Verwendung von Zertifikaten
  • Anpassung der Produktentwicklung mit einem Fokus auf Kreislaufwirtschaft, Recycling und Zertifikaten
  • Sensibilisierung und Schulungen
  • Analysen

Bei Tier II (Materialherstellung) und Tier III (Rohstoffaufbereitung):

  • Sensibilisierung, zum Beispiel durch Marketing und Kommunikation zur Absatzförderung nachhaltiger Produkte sowie zur Sensibilisierung zu Produktnutzung und Recycling, beispielsweise durch Pflegeanleitungen und Recycling-Angebote
  • Produktentwicklung bezüglich Kreislaufschließung, abbaufähigen Produkten, Recycling und Resteverwertung in der Produktion

Bei Tier IV (Rohstoffgewinnung):

  • Zertifikate und Standards
  • Zusammenarbeit und Capacity Development, beispielsweise durch Pilotprojekte, zum Beispiel zu Wassermanagement

Beispielhafte Ziele

„2025 sollen die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft in den relevanten Kernprozessen verankert sein.“ – Otto Group

„By 2025 40% reduction in water consumption at Tier 2 supplier facilities (against 2017 baseline).“ – adidas

„Zero Waste bis 2025.“ – Lodenfrey

Weitere Informationen zum Sektorrisiko Umweltschutz & Ressourceneinsatz.

Löhne & Sozialleistungen

Bündnisziel

In allen Betrieben/bei allen Geschäftspartnern in der Wertschöpfungskette werden existenzsichernder Löhne gezahlt.

Review-Prozess 2021

Für das Sektorrisiko Löhne und Sozialleistungen haben sich die Unternehmen insgesamt 92 Ziele gesetzt. Der Großteil der Ziele und Maßnahmen fokussiert auf das eigene Unternehmen und auf der Lieferkettenstufe der finalen Produktherstellung und Konfektionierung (Tier 1).

Inhalte der Maßnahmen

Bei den Mitgliedsunternehmen:

  • Erarbeiten einer Strategie
  • Analyse und Anpassung der Einkaufspraktiken
  • Sensibilisierung im Einkauf
  • Verankerung im Unternehmen

Bei Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung):

  • Zusammenarbeit mit den Produzenten, zum Beispiel bei der Analyse der Lohnlücken und der Definition von Ziel-Löhnen
  • Schulungen und Sensibilisierung

Beispielhaftes Ziel

„Errichtung einer konzernübergreifenden Arbeitsgruppe (‘expert circle’) zum Thema Living Wages in 2021 mit dem Ziel, eine langfristige Strategie zum Thema existenzsichernde Löhne in 2022 zu erarbeiten und die Inhalte des Living Wage Labs im Konzern zu implementieren.“ – Otto Group

Weitere Informationen zum Sektorrisiko Löhne und Sozialleistungen.

Vereinigungsfreiheit & Kollektivverhandlungen

Bündnisziel

Vereinigungsfreiheit und Kollektivverhandlungen sind in allen Betrieben/bei allen Geschäftspartnern in der Wertschöpfungskette ermöglicht.

Review-Prozess 2021

Für das Sektorrisiko Vereinigungsfreiheit und Kollektivverhandlungen haben sich die Unternehmen insgesamt 77 Ziele gesetzt. Der Großteil der Ziele und Maßnahmen fokussiert auf die Lieferkettenstufe der finalen Produktherstellung und Konfektionierung (Tier 1). Thematisch geht es vergleichsmäßig häufig um Beschwerdemechanismen.

Inhalte der Maßnahmen

Bei Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung):

  • Analysen zum Status quo auf Lieferantenebene mit dem Ziel, daraus Maßnahmen abzuleiten
  • Zusammenarbeit und Capacity Development, zum Beispiel durch Komitees / Arbeitnehmenden-Treffen
  • Sensibilisierung und Schulungen

Bei Tier II (Materialherstellung):

  • Analysen, unter anderem länderbasierte Risikoanalysen sowie Lieferanten-spezifische Analysen des Status Quo
  • Ausweitung von Beschwerdemechanismen
  • Definition von Maßnahmen

Bei den Mitgliedsunternehmen:

  • Sensibilisierung und Schulung sowie Wissensaufbau
  • Aufnahme des Themas in Grundsatzerklärung / Policy
  • Einbettung von Richtlinien im eigenen Unternehmen
  • funktionsübergreifende Abstimmung und Einrichten von Arbeitsgruppen

Beispielhafte Ziele

„Somit können mögliche Lohnlücken, wie z.B. in der Näherei in Rumänien, schneller erkannt und beglichen werden. Um diese Lohnstrukturen einzusehen und zu monitoren, planen wir zudem interne Audits auch in der tieferen Lieferkette, z.B. in der Türkei (Nassprozesse).“ – erlich textil

„Im Rahmen der Bündnisinitiative „Existenzsichernde Löhne“ planen wir bis Ende April 2023 im „Living Wage Lab“ den Dialog mit nationalen und internationalen Gewerkschaften und/oder zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie weiteren Initiativen zu suchen, um die systemischen Voraussetzungen für die Verhandlung und Zahlung existenzsichernder Löhne zu verstehen und Ansatzpunkte zu identifizieren, das Recht auf Vereinigungsfreiheit und Kollektivverhandlungen in den genutzten Hauptproduktionsstätten (Tier 1) zu stärken.“ – ALDI Süd

Weitere Informationen zum Sektorrisiko Vereinigungsfreiheit und Kollektivverhandlungen.

Kinder- & Zwangsarbeit

Bündnisziel

Es besteht Null-Toleranz gegenüber jeglicher Form von Kinder- und Zwangsarbeit in allen Betrieben/bei allen Geschäftspartnern in der Wertschöpfungskette.

Review-Prozess 2021

Für das Sektorrisiko Kinder & Zwangsarbeit haben sich die Unternehmen 84 Ziele gesetzt. Tendenziell dominiert das Thema Kinderarbeit. Der Fokus der Ziele & Maßnahmen liegt stark auf Ebene der Mitgliedsunternehmen und ihren direkten Zulieferern (finale Produktherstellung und Konfektionierung). Verglichen mit anderen Sektorrisiken setzten sich die Bündnisunternehmen darüber hinaus mehr Ziele und Maßnahmen auf Stufe Tier II (Materialherstellung) und Tier III (Rohstoffaufbereitung). 

Inhalte der Maßnahmen

Bei den Mitgliedsunternehmen:

  • Erarbeitung einer Strategie
  • Formulierung von klaren Lieferantenanforderungen (Null-Toleranz zu Kinderarbeit)
  • Anpassung der Einkaufsrichtlinien mit einem starken Fokus auf Zertifizierungen sowie dem Monitoring von unerlaubter Auftragsvergabe

Bei Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung):

  • Lieferantenanforderungen, wie beispielsweise vertragliche Zusicherungen und Null-Toleranz-Policies bzgl. Kinderarbeit

Bei Tier IV (Rohstoffgewinnung):

  • Pilotprojekten mit Zertifizierungsgesellschaften, um das Risiko von Kinderarbeit zu reduzieren. Dies gilt insbesondere für Baumwolle

Beispielhaftes Ziel

„Verringerung des Risikos von Kinder- und Zwangsarbeit in der Baumwollproduktion durch die systematische Steigerung der Transparenz zum Baumwollursprung. Der Baumwollursprung (auf Länderebene) soll bei 40 % des Volumens bis 2023 bekannt sein.“ – Hch. Kettelhack GmbH & Co. KG

Weitere Informationen Sektorrisiko Kinder- und Zwangsarbeit.

Diskriminierung, Belästigung & geschlechtsspezifische Gewalt

Bündnisziel

Es besteht Null-Toleranz gegenüber jeglicher Form von Diskriminierung, insbesondere sexueller Belästigung und geschlechtsspezifischer Gewalt in allen Betrieben/bei allen Geschäftspartnern in der Wertschöpfungskette.

Review-Prozess 2021

Für das Sektorrisiko Diskriminierung, sexuelle Belästigung und geschlechtsspezifische Gewalt haben sich die Unternehmen insgesamt 78 Ziele gesetzt. Der Großteil der Ziele und Maßnahmen fokussiert auf Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung) sowie auf das eigene Unternehmen.

Inhalte der Maßnahmen

Bei den Mitgliedsunternehmen:

  • Erarbeiten einer Strategie
  • Erstellen von Lieferantenanforderungen sowie Policies und Richtlinien
  • Anpassung von und Schulung zu Audits
  • Verankerung im Unternehmen

Bei Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung):

  • Verbesserung von Beschwerdemechanismen sowie Beschwerdemanagement
  • Schulung und Sensibilisierung
  • Audits
  • Austausch mit Arbeiter*innen und das Einrichten von „Anti-Harassment-Committees“
  • Weitergabe von Lieferantenanforderungen

Beispielhafte Ziele

„Etablieren eines anonymen und verlässlichen Beschwerdesystems für Mitarbeiter*innen aller Produktionspartner auf Tier 1 bis Ende 2022.“ – Hakro

„2023 sind alle Arbeitnehmer*innen bei unserem Tier 1 Produzenten, sofern es die Corona-Pandemie zulässt, zu dem Themen Chancengleichheit und Unterdrückung von Minderheiten geschult. Auch die lokalen Communities vor Ort werden wir in den Themen richtiger Umgang mit unterdrückten Minderheiten und Vermeidung von Diskriminierung sensibilisieren.“ – 3 Freunde

„Bis 2023 werden wir in Zusammenarbeit mit dem GOTS Audits gendersensibler gestalten. Hierzu bleiben wir im engen Austausch mit dem GOTS der aktuell inbegriffen ist, erstmals explizit gender-sensible Sozialaudits in die Praxis umzusetzen. Grundlage ist der Leitfaden „Due Diligence, Social Audits and  Gender-Based Violence and Harassment“, welchen Mitglieder des Textilbündnisses, der Internationale Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN) und der Global Organic Textile Standard (GOTS) 2020 in einem gemeinsamen Projekt zum Thema geschlechtsspezifische Gewalt entwickelt haben. Wir erhoffen uns hiervon, die unabhängigen Audits nicht nur auszubauen, sondern auch gender-sensibler gestalten zu können.“ – Lanius

Weitere Informationen zum Sektorrisiko Diskriminierung, sexuelle Belästigung & geschlechtsspezifische Gewalt.

Arbeitszeiten

Bündnisziel

In allen Betrieben/bei allen Geschäftspartnern in der Wertschöpfungskette ist die Einhaltung von Arbeitszeitvorgaben und die Vermeidung von exzessiven Überstunden sichergestellt.

Review-Prozess 2021

Für das Sektorrisiko Arbeitszeiten haben sich die Unternehmen insgesamt 65 Ziele gesetzt. Der Großteil der Ziele und Maßnahmen fokussiert auf Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung) und das eigene Unternehmen. Einige Ziele wurden auch zu Tier II (Materialherstellung) definiert.

Inhalte der Maßnahmen

Bei den Mitgliedsunternehmen:

  • Analyse und Anpassung der Einkaufspraktiken
  • Schulung und Sensibilisierung im Einkauf
  • Monitoring tatsächlich geleisteter Überstunden
  • Formulierung von Lieferantenanforderungen
  • vertiefte Analysen mit dem Ziel, daraus Maßnahmen abzuleiten

Bei Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung):

  • Zusammenarbeit mit den Produzenten, beispielweise im Austausch zur Kapazitätsplanung, in der Sensibilisierung und im Capacity Development
  • Monitoring, das heißt Datenabfrage und Systeme zur Erfassung von Arbeitszeiten
  • Analysen
  • Datenerhebung
  • Anpassung der eigenen Einkaufspraktiken

Bei Tier II (Materialherstellung):

  • vertiefte Analysen und Datenabfrage
  • Ausweitung von Beschwerdemechanismen und Beschwerdemanagement

Beispielhaftes Ziel

„The workers at 20 of our tier 1 factories in China are represented by Health & Safety Committees as a means to voice excessive working hours to their management and our auditors by 2023.“ – KiK

Weitere Informationen zum Sektorrisiko Arbeitszeiten.

Gesundheit & Sicherheit

Bündnisziel

Brandschutz und Gebäudesicherheit sowie Vermeidung von Arbeitsunfällen sind in allen Betrieben/bei allen Geschäftspartnern in der Wertschöpfungskette sichergestellt.

Review-Prozess 2021

Für das Sektorrisiko Gesundheit und Sicherheit haben sich die Unternehmen insgesamt 79 Ziele gesetzt. Der Großteil der Ziele und Maßnahmen fokussiert auf Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung). Weniger häufig, aber jeweils gleich stark vertreten sind Maßnahmen mit Fokus auf das eigene Unternehmen bzw. mit Fokus auf Tier II (Materialherstellung).

Inhalte der Maßnahmen

Bei den Mitgliedsunternehmen:

  • Beitritt zu bzw. Austausch mit Initiativen, zum Beispiel ein Fokus auf die Weiterführung des RMG Sustainability Council (RSC, vormals „Bangladesh Accord“)
  • Analyse und Anpassung der Einkaufspraktiken
  • Regelung des Einkaufs durch Zertifikate
  • Aufnahme des Themas in Grundsatzerklärung / Policy
  • Einbettung im eigenen Unternehmen

Bei Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung):

Häufig wird auf bereits bestehenden Maßnahmen aufgebaut durch: 

  • Monitoring durch Datenabfrage und Audits
  • Zusammenarbeit und Capacity Development
  • Sensibilisierung und Schulungen
  • Zertifikate

Bei Tier II (Materialherstellung):

  • Maßnahmen zur Verbesserung von Beschwerdemechanismen
  • Zusammenarbeit und Capacity Development
  • Schulungen und Sensibilisierung
  • Maßnahmen für mehr Lieferkettentransparenz

Bei Tier III (Rohstoffaufbereitung) und Tier IV (Rohstoffgewinnung):

  • Zertifikate
  • Sensibilisierung und Schulungen
  • Weitergabe von Lieferantenanforderungen

Beispielhaftes Ziel

„ALDI setzt sich weiterhin für das Thema Brandschutz und Gebäudesicherheit in Bangladesch ein. Als Mitglied der Brands Association werden wir dies über das Ready Made Garment Sustainability Council (RSC), Nachfolgeorganisation des Accords, umsetzen. In 2021 werden wir Mitglied der Brand Association. Die Mitgliedschaft ermöglicht es uns, weiterhin mit anderen Unternehmen, Gewerkschaften und lokalen Stakeholdern an einem sicheren Arbeitsumfeld für alle Beschäftigten in den Produktionsstätten in Bangladesch, die für ALDI produzieren, arbeiten zu können.“ – Aldi Nord

Weitere Informationen zum Sektorrisiko Gesundheit und Sicherheit.

Korruption

Bündnisziel

Es besteht Null-Toleranz gegenüber jeglicher Form von Korruption, Erpressung und Bestechung.

Review-Prozess 2021

Für das Sektorrisiko Korruption haben sich die Unternehmen insgesamt 65 Ziele gesetzt. Der Großteil der Ziele und Maßnahmen fokussiert auf Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung), gefolgt von Maßnahmen mit Fokus auf das eigene Unternehmen.

Inhalte der Maßnahmen

Bei den Mitgliedsunternehmen:

  • Sensibilisierung und Schulungen, vor allem im Einkauf
  • Formulierung von Lieferantenanforderungen
  • Einbetten des Themas Korruption in Grundsatzerklärungen und Prozesse

Bei Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung):

  • Weitergabe von Lieferantenanforderungen, beispielsweise durch die Unterzeichnung des Code of Conduct
  • Sensibilisierung und Schulung
  • Zusammenarbeit und Capacity Development durch gemeinsame Maßnahmen
  • spezifische Analysen

Bei Tier II (Materialherstellung):

  • Weitergabe von Lieferantenanforderungen
  • Zusammenarbeit und Capacity Development bei direkten Lieferantenbeziehungen (gemeinsame Maßnahmen)

Beispielhaftes Ziel

„Until 2023 we will provide trainings on anti-corruption for at least 80% of the employees in the entire supply chain.“ – Ceres Clothing

Weitere Informationen zum Sektorrisiko Korruption.

Treibhausgas-Emissionen

Bündnisziel

Treibhausgas-Emissionen sind in der gesamten Wertschöpfungskette minimiert.

Review-Prozess 2021

Für das Sektorrisiko Klimaschutz und Treibhausgas-Emissionen haben sich die Unternehmen insgesamt 89 Ziele gesetzt. Die Unternehmen haben sich Ziele und Maßnahmen für alle Stufen der Wertschöpfungskette gesetzt. Ein besonderer Fokus besteht in Bezug auf das eigene Unternehmen und Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung).

Inhalte der Maßnahmen

Bei den Mitgliedsunternehmen:

  • Analysen mit Fokus auf die Berechnung von Scope-1- und Scope-2-Emissionen
  • Definition von Maßnahme

Bei Importeuren und Agenten:

  • Analysen, wie beispielsweise die Berechnung von Scope-3-Emissionen
  • Themen wie nachhaltiger Transport

Bei Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung):

  • Analysen Berechnung von Scope-3-Emissionen
  • Analysen zum Status quo auf Lieferantenebene
  • Definition von Maßnahmen
  • Zusammenarbeit und Capacity Development, zum Beispiel zur Analyse und zur Definition von Maßnahmen
  • Sensibilisierung und Schulungen

Bei Tier II (Materialherstellung), Tier III (Rohstoffaufbereitung) und Tier IV (Rohstoffgewinnung):

  • Analysen zur Berechnung von Scope-3-Emissionen
  • Analysen zum Status quo auf Lieferantenebene
  • Maßnahmen zur Sortimentsanpassung durch recycelte Rohstoffe bzw. Zertifikate

Beispielhafte Ziele

„100% nachhaltige Textilfasern werden umgesetzt bis 2025. Diese nachhaltigeren Fasern haben einen geringeren CO2-Fußabdruck als konventionelle. Beispielsweise durch geringeren Einsatz von Kunstdünger oder durch Ressourcenschonung durch den Einsatz recycelter Materialien.“ – Tchibo

„Berechnung des kompletten Company Carbon Footprints (baseline) inkl. Scope 3 unter Berücksichtigung von Primärdaten von Tier 4 und Tier 2 bis Ende des Berichtszeitraums.“ – Ortovox

Weitere Informationen zum Sektorrisiko Treibhausgas-Emissionen.

Chemikalieneinsatz & Abwasser

Bündnisziel

Es treten keine negativen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt durch den Einsatz von Chemikalien in der Wertschöpfungskette ein.

Review-Prozess 2021

Für das Sektorrisiko Chemikalieneinsatz & Abwasser haben sich die Unternehmen insgesamt 95 Ziele gesetzt. Die Ziele und Maßnahmen fokussieren stark auf Tier II (Materialherstellung), gefolgt von Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung) und dem eigenen Unternehmen.

Inhalte der Maßnahmen

Bei den Mitgliedsunternehmen:

  • Anpassung des Einkaufs durch Verwendung von Zertifikaten
  • Erstellen von Lieferantenanforderungen
  • Aufbau oder die Anpassung von Monitoringsystemen
  • Wissensaufbau

Bei Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung) und Tier II (Materialherstellung):

  • Zertifikate und Standards (ZDHC-MRSL, Chemical Management 4sustainability)
  • Zusammenarbeit und Capacity Development, insbesondere zu Chemikalienmanagement, Umsetzung der Zertifizierung, Pilotprojekte
  • Sensibilisierung und Schulungen
  • Weitergabe von Lieferantenanforderungen
  • Analysen zum Status quo auf Lieferantenebene (inkl. Datenabfrage)

Beispielhafte Ziele

„Wir werden bis Ende 2023 an alle Lieferanten auf Tier 2 und Tier 3 Ebene die ZDHC-MRSL kommunizieren und anschließend analysieren, wer konform ist. Bei einer Nichtkonformität werden wir Ihnen die Unterstützungsangebote zur Verfügung stellen.“ – Karl Dieckhoff

„80% der Nassprozessfabriken haben einen Abwassertest oder ZDHC InCheck Report bis 2023.“ – Tchibo

„Unser Ziel ist es innerhalb der nächsten 2 Jahre ein Chemikalien- und Abwassermanagement aufzubauen. Außerdem möchten wir die im Rahmen von Zero Discharge of Hazardous Chemicals (ZDHC) entwickelten Manufacturing Restricted Substances List (ZDHC MRSL) an Lieferanten und Produzenten kommunizieren und innerhalb der nächsten 2 Jahre etablieren.“ – erlich textil

Weitere Informationen zum Sektorrisiko Chemikalieneinsatz & Abwasser.

Tierwohl

Bündnisziel

Jegliche Praktiken, die das Wohlergehen von Tieren in der Wertschöpfungskette gefährden, sind eliminiert.

Review-Prozess 2021

Für das Sektorrisiko Tierwohl haben sich die Unternehmen insgesamt 41 Ziele gesetzt. Die meisten Ziele und Maßnahmen fokussieren auf Tier IV (Rohstoffgewinnung), weitere auf das eigene Unternehmen sowie Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung).

Inhalte der Maßnahmen

Bei den Mitgliedsunternehmen:

  • Formulierung und Kommunikation von Policies und Richtlinien, meist zu Lieferantenanforderungen
  • Sortiment- und Einkaufsanpassungen bzgl. einer Verwendung von Zertifikaten bzw. der Suche nach alternativen Rohstoffen

Bei Tier I (finale Produktherstellung und Konfektionierung):

  • Weitergabe von Lieferantenanforderungen, wie zum Beispiel Garantien zum Ausschluss von Mulesing

Bei Tier IV (Rohstoffgewinnung):

  • Zusammenarbeit mit Zertifizierungssystemen, insbesondere bei Wolle

Beispielhafte Ziele

„Um die Kollektion aus Schurwolle wieder in Produktion gehen zu lassen, ist unser Ziel, einen Lieferanten zu finden, der Wolle aus kontrolliert biologischer Tierhaltung (kbT), Schurwolle mit dem „Responsible Wool Standard“ oder Wolle als Abfallprodukt anbietet. Solange wird die Kollektion nicht nachproduziert.“ – erlich textil

„Anteil an biologischer oder RWS zertifizierter Wolle auf 15% steigern bis 2023. Einführung eines neuen ERP [Enterprise Resource Planning] Systems, was das systematische Erfassen von Zertifikaten und Informationen zur Herkunft der Wolle ermöglicht und so mehr Transparenz schafft.“ – Lodenfrey

Weitere Informationen zum Sektorrisiko Tierwohl.

Kapitel 4.1
Review-Prozess: Einleitung
Kapitel 4.3
Review-Prozess im Rückblick

Kapitel 4.3

Rückblick

Review-Prozess 2021

Insgesamt wurden die Unternehmen durch den Review-Prozess zu einer systematischen und übergeordneten Risikoanalyse und Vorgehensweise gemäß den Anforderungen der OECD sensibilisiert. Die Auswertungsgespräche konnten gezielt auf die Verbesserung der Prozesse und Maßnahmen in den Unternehmen mit Fokus auf potenziell Betroffene hinwirken. Somit nahmen die Unternehmen eine „neue“ Risikoperspektive ein – die Perspektive der (potenziell) Betroffenen. Dennoch gilt es, Betroffene und weitere Anspruchsgruppen vor Ort in Zukunft systematisch und sinnvoll einzubeziehen und in den Risikoanalysen stärker zu berücksichtigen.

Durch die Analyse und Priorisierung ihrer Risiken konnten die Bündnisunternehmen Ziele und Maßnahmen wirkungsorientiert definieren. In diesem Review-Prozess ist aufgefallen, dass vielen Unternehmen der Schritt von den identifizierten Risiken zur Priorisierung weiterhin schwerfällt und sie der Schweregrad nicht systematisch berücksichtigen. Eine weitere Herausforderung ist, wirksame und SMARTe Ziele (SMART = spezifisch, messbar, attraktiv/akzeptiert, realistisch, terminiert) zu formulieren, die das identifizierte Risiko angemessen reflektieren. Nichtsdestotrotz sind die Ziele ein Schritt in die richtige Richtung im Sinne einer kontinuierlichen Verbesserung.

Darüber hinaus führte der Review-Prozess dazu, dass sich die Unternehmen intensiver als zuvor mit den Risiken in ihrer Lieferkette und mit deren Zusammenhängen auseinandergesetzt haben. Viele Unternehmen haben gute Kenntnisse ihrer direkten Zulieferer, insbesondere Konfektionsbetriebe (Tier 1). Vielen Unternehmen gelingt es jedoch noch nicht, die gesamte Lieferkette zu berücksichtigen – weder bei der Risikoanalyse noch bei der Definition von Zielen und Maßnahmen. Dabei sind die größten Herausforderungen der mangelnde Einfluss und fehlende Informationen in der vorgelagerten Wertschöpfungskette. Unternehmen gehen oft davon aus, dass sie konkrete Ziele und Maßnahmen nur bei voller Rückverfolgbarkeit ergreifen können. Es ist positiv zu bewerten, dass sich viele Unternehmen aufgrund dessen weiterführende Analysen vorgenommen haben und sich zusätzliche freiwillige Ziele gesetzt haben zu mehr Rückverfolgbarkeit und Lieferkettentransparenz sowie zur Verbesserung und Weiterentwicklung der Risikoanalyse.

Des Weiteren nennt die Mehrheit der Bündnisunternehmen den Aufbau und die Umsetzung effektiver Beschwerdemechanismen als große Herausforderung. Beschwerdeprozesse genügen oft nicht und viele Unternehmen stehen hier noch am Anfang. Insbesondere der Zugang zu Beschwerdemechanismen für Betroffenen in tieferen Wertschöpfungsstufen ist schwierig. Ein Ansatz zur Lösung ist die Bündnisinitiative Beschwerdemechanismen, bei der sich mehrere Bündnismitglieder dafür einsetzen, dass mehr Textilarbeiter*innen Zugang zu Beschwerdemechanismen und Abhilfe erhalten. Ein gemeinsames Projekt mit der Fair Wear Foundation (FWF) ist Teil der Bündnisinitiative.

Bericht des Deutschen Instituts für Menschenrechte

Das Deutsche Institut für Menschenrechte (DIMR) begleitete sechs der 55 Auswertungsgespräche. Dabei war das Ziel, die Qualität und Eignung der Auswertungsgespräche als Instrument zur Förderung von Sorgfaltspflichten im Textilbündnis zu beurteilen. Das DIMR kam zu dem Schluss, dass die Auswertungsgespräche einen wichtigen Bestandteil des Review-Prozesses darstellen und auch in Zukunft ein verpflichtender Teil des Prozesses bleiben sollten. Zum einen habe das gegenseitige Verständnis durch die Gespräche deutlich erhöht werden können. Zum anderen sei der Erkenntniszuwachs gestiegen, der für die kontinuierliche Verbesserung der Unternehmen in Bezug auf ihre Umsetzung der UN-Leitprinzipien notwendig ist.

Aktuelles

Bericht des Deutschen Instituts für Menschenrechte

Beobachtungen und Einschätzungen des DIMR in Bezug auf die Auswertungsgespräche im Review-Prozess.

Kapitel 4.2
Review-Prozess: Sektorrisiken
Kapitel 4.4
Review-Berichte der anderen Akteursgruppen

Kapitel 4.4

Berichte der weiteren Akteursgruppen

Review-Prozess 2021

Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften, Verbände sowie Standardorganisationen kommen im Review-Prozess einer angepassten Berichtspflicht nach und beantworten drei Leitfragen. Die Berichterstattung fand ebenfalls von April bis Ende Mai 2021 statt.

Die Leitfragen

  • Wie hat sich die Organisation im Berichtszeitraum in das Bündnis eingebracht (finanziell, personell oder in Form von Wissen)?
  • Mit welchen Maßnahmen* hat die Organisation im Berichtszeitraum zur Erreichung der Bündnisziele beigetragen?
  • Welche Maßnahmen* für die Erreichung der Bündnisziele nehmen Sie sich im kommenden Berichtszeitraum vor?

Dabei nennen die Mitglieder sowohl Maßnahmen zu einzelnen Sektorrisiken und zu Bündnisthemen als auch übergreifende Maßnahmen. Bezogen auf die Sektorrisiken formulierten sie insbesondere Maßnahmen zu

  • Chemikalieneinsatz und Abwasser
  • Diskriminierung, sexuelle Belästigung & geschlechtsspezifische Gewalt
  • Löhne & Sozialleistungen
  • Kinder- und Zwangsarbeit

Der Beitrag zu Bündnisthemen bezieht sich vor allem auf Maßnahmen zu Natur- und Chemiefasern. Als übergreifende Maßnahmen nennen die Mitglieder der oben genannten Akteursgruppen insbesondere Maßnahmen zur Bewusstseinsbildung.

Alle Berichte der Mitglieder sind auf der Homepage des Textilbündnisses zu finden.

Kapitel 4.3
Review-Prozess im Rückblick
Kapitel 5
Bündnisinitiativen, Projekte & Arbeitsgruppen

Kapitel 5

Bündnisinitiativen, Projekte, Arbeitsgruppen

BI Beschwerdemechanismen

Im Mai 2021 startete nach längerer Pandemie-Verzögerung das erste Modul der Bündnisinitiative (BI) Beschwerdemechanismen. Es handelt sich hierbei um ein Kooperationsprojekt zwischen dem Textilbündnis, der Fair Wear Foundation und dem holländischen Agreement on Sustainable Garments and Textile (AGT). Ziel ist es, Arbeiter*innen in der Lieferkette der beteiligten Unternehmen einen besseren Zugang zu Beschwerdemechanismen und Abhilfe zu ermöglichen. Außerdem sollen hiermit erste Bestrebungen in Richtung eines gemeinsamen, Initiativen-übergreifenden Beschwerdemechanismus getätigt werden.

Im Rahmen dieser Kooperation öffnete die Fair Wear ihren unternehmensübergreifenden Beschwerdemechanismus für eine Anzahl an Bündnisunternehmen und AGT-Unterzeichner. Arbeiter*innen, die in Konfektionsbetrieben dieser Unternehmen arbeiten, haben seither die Möglichkeit, sich im Falle von Missständen an die Fair Wear zu wenden.

An der ersten Pilotphase in Vietnam und Indien beteiligen sich Esprit, s.Oliver, Seidensticker, G-Star und HEMA. Femnet und Arisa unterstützen das Projekt von zivilgesellschaftlicher Seite. Perspektivisch ist geplant, das Projekt auf weitere Länder und Unternehmen und die Möglichkeiten für einen industrieweiten Beschwerdemechanismus auszuloten.

Weitere Informationen zur Bündnisinitiative und dem Pilotprojekt finden Sie hier: Bündnisinitiative Beschwerdemechanismen

BI Tamil Nadu

Im November 2021 startete die Bündnisinitiative (BI) Tamil Nadu in ihre zweite Phase. Die Beteiligten setzen sich gemeinsam für verbesserte Arbeitsbedingungen in Textil-Fabriken in Tamil Nadu ein, insbesondere in Spinnereien. Sie möchten die Trainings mit Management und Arbeiter*innen in Bezug auf Umfang und Qualität ausbauen und Fabriken enger begleiten. Deswegen fokussiert die BI in der zweiten Phase auf eine kleinere Anzahl von Spinnereien: In den vier Distrikten wurden je zehn Pilotfabriken ausgewählt.

Neu ist auch die Einbindung der Trainer*innen aus dem Tchibo Worldwide Enhancement of Social Quality (WE) Programm. Dieses hat Tchibo 2008 als Public Private Partnership mit der GIZ ins Leben gerufen. Die WE Trainer*innen bringen ihre langjährige Expertise in Bezug auf Trainingskonzeption und Unternehmensansprache ein, um gemeinsam mit SAVE für eine größere Akzeptanz und Beteiligung seitens des Fabrikmanagement zu sorgen.

Weitergehende Informationen zur  Bündnisinitiative Tamil Nadu

BI Bio-Baumwolle

2021 hat die Expert*innen-Gruppe Naturfasern den Start der Bündnisinitiative (BI) Bio-Baumwolle in Indien beschlossen. Die BI sieht vor, bis 2025 mindestens 6.500 Kleinbauern bei der Umstellung des Anbaus von konventioneller zu Bio-Baumwolle zu unterstützen. Ziel der BI ist, die Menge an verfügbarer Bio-Baumwolle auf dem Weltmarkt zu erhöhen und so den Zugang für Bündnismitglieder zu erleichtern. Das angestrebte Volumen für die Gesamtlaufzeit der BI liegt bei 10.000 MT Lint Cotton. Hauptimplementierungspartner der BI ist der Organic Cotton Accelerator (OCA).

Dies geht mit dem Bestreben des Textilbündnis einher, für das Jahr 2025 einen Anteil von 70% nachhaltiger Baumwolle, davon 20% Bio-Baumwolle und Baumwolle in-conversion, zu erzielen.

Detaillierte Informationen zur jüngsten Bündnisinitiative lesen Sie in diesem Aktuelles-Beitrag.

Chemiefasern

Die EG Chemiefasern startete 2018 mit dem Ziel zu definieren, was nachhaltige Chemiefasern sind und welche Mindestanforderungen gelten sollen. Das soll Unternehmen bei der Auswahl nachhaltiger Materialien und Faseralternativen unterstützen.

Die EG hat ein Glossar zu Kreislaufwirtschaft erstellt und nahm 2021 die Arbeit an einer Roadmap auf, deren erster Baustein Factsheets zu holzbasierten (cellulosischen) und synthetischen Fasern beinhaltet. Dazu arbeitet das Bündnismitglied Deutsche Institute für Textil + Faserforschung (DITF) daran, die Fasern aus unterschiedlichen Perspektiven zu untersuchen und Entscheidungskriterien für eine bessere Bewertung der Faser aufzustellen. Die Auswirkungen auf die Umwelt und die Qualität der Fasern sind hier besonders relevant.

Geschlechtsspezifische Gewalt

Zusammen mit anderen Multi-Stakeholder-Initiativen (MSI) überarbeiteten die Mitglieder der Expert*innen-Gruppe das von BSR entwickelte Gender Data & Impact Tool zur Erhebung gender-disaggregierter Daten. Die MSIs haben es vereinfacht und an die Bedürfnisse der Unternehmen angepasst. Ein Video beschreibt den Prozess und erklärt das Tool. Mehr dazu im Aktuelles-Beitrag.

Gemeinsam mit dem Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN) und dem GIZ-Globalvorhaben Inklusion von Menschen mit Behinderung haben die Mitglieder der EG 2021 einen Leitfaden zu Inklusion entwickelt. Der Leitfaden unterstützt Unternehmen und ihre Zulieferbetriebe, die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen diskriminierungsfrei zu fördern.

2021 veröffentlichte das Textilbündnis die Handreichung zu Sorgfaltspflichten, Sozialaudits und Geschlechtsspezifischer Gewalt (Download). Sie wurde von der EG erarbeitet und wird nun von den Mitgliedern genutzt. Zum Beispiel setzt Brands Fashion den gemeinsam entwickelten Interviewleitfaden im engen Dialog mit seinen Zulieferern zum Thema Geschlechtsspezifische Gewalt ein. Der dialogbasierte Ansatz trifft auch bei Zulieferern auf Interesse und Zustimmung.

Weiterführende Infos zum Thema Diskriminierung und geschlechtsspezifische Gewalt finden Sie auf der Textilbündnis-Website.

Klimaschutz

Um die Temperaturen innerhalb des 1,5°C-Anstiegs zu halten, muss die Industrie bis 2030 eine absolute Reduzierung der Emissionen um 45 % und bis 2050 CO2-Neutralität erreichen. Das Textilbündnis orientiert sich dazu an den Vorgaben der Fashion Industry Charter for Climate Action. Die Bündnismitglieder setzen auf die Bilanzierung ihrer Emissionen, um zielgerichtete Maßnahmen auf Ebene der Produzenten zu etablieren. Für Unternehmen bietet das Playbook der Fashion Charter eine Orientierung.

Das Bündnis, seine Mitglieder und Partner haben verschiedene Tools erarbeitet, darunter ein Plan der Umstellungsmaßnahmen in Stufen und idealen Zeitfenstern darstellt sowie ein umfangreicher Vergleich von Bilanzierungstools “Assessment GHG tools”. Darüber hinaus entwickelte die Fashion Charter in Kooperation mit der GIZ und einzelnen Unternehmen Climate Action Trainings. Die E-Learnings sollen vor allem Produzenten unterstützen und sind online frei nutzbar.

Der Zeitdruck und die komplexen Lieferkettenstrukturen erfordern dabei eine hohe Kooperationsbereitschaft von Unternehmen, Zulieferern und Dienstleistern. Darum gilt es, gemeinsam Maßnahmen flächendeckend umzusetzen, die Treibhausgas-Emissionen in der Produktion drastisch zu reduzieren und auf erneuerbare Energien umzusteigen. Hierzu tun das Textilbündnis, seine Mitglieder und Kooperationspartner, was nötig und möglich ist: Sie teilen Wissen und Erfahrungen und bündeln ihre Kräfte, um gemeinsam den Klimawandel zu bremsen.

Weiterführende Infos zum Thema Klima und Treibhausgas-Emissionen finden Sie auf der Textilbündnis-Website.

Accelerating Circularity Project Europe (ACPE)

Das Thema Kreislaufwirtschaft hat im Textilbereich in den letzten Jahren eine große Dynamik entfaltet. Es steht auf der politischen Agenda und auch bei Verbraucher*innen steigt das Interesse. Kein Wunder also, dass sich auch (Textil-)Unternehmen mehr und mehr mit Kreislaufwirtschaft beschäftigen. Allerdings kann niemand allen Kreislaufwirtschaft implementieren, länderübergreifende Kooperationen und Synergien zwischen den Akteuren der textilen Lieferkette ist notwendig.

Deshalb trifft das Accelerating Circularity Project Europe (ACPE) den Nerv der Zeit. Das Ziel ist, die Textilindustrie in die Lage zu versetzen, ein europäisches kreislauffähiges System zu etablieren. Dazu arbeitet die gesamte Lieferkette (Sammler, Recycler, Sortierer, Pre-Processer und Brands) gemeinsam am Textile to Textile Recycling. Das Textilbündnis ist seit der ersten Stunde beim ACPE dabei und im Steering Committee vertreten. Dadurch erhalten Bündnisunternehmen kostenlosen Zugang zum Projekt.

Nicole Hühn von Sympatex ruft andere Unternehmen auf, sich am Projekt zu beteiligen: Es ist ja nur eine logische Konsequenz, dass es in diese Richtung geht. Wir haben Sammelsysteme und Unmengen an gebrauchter Materialen. Mit dem Projekt von ACPE waren wir nie näher dran, alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen. Es wäre schade, wenn die Sammlung, das Recycling und das Garn-ausspinnen funktionieren würden, aber die Brands fehlen, die das Material benutzen würden.“

Kreislauffähige Produktklone

Die AG Recycling – Teil der Expert*innen-Gruppe Kreislaufwirtschaft – startete im März 2021 das Projekt Produktklone zusammen mit der Hochschule Niederrhein. Neun Bündnisunternehmen nominierten zehn Produkte. Ziel war es, Barrieren für die Kreislauffähigkeit der Produkte zu identifizieren und die Produkte nachhaltiger zu designen. Dabei untersuchte die Hochschule die Produkte vor allem auf Kreislauffähigkeit, Langlebigkeit und Nutzung von nachhaltigen Materialien.

Neue Produktideen aus einem Workshop mit circular.fashion können bereits jetzt in die Tat umgesetzt werden. 2021 knüpfen die Beteiligten an das Projekt an und überlegen, wie die Ergebnisse skaliert werden können und wie eine Fortsetzung aussehen kann.

Den Beitrag zur Ergebnispräsentation des Projekts finden Sie Aktuelles-Beitrag.

Lesen Sie dazu auch das Interview in diesem Jahresbericht mit Maike Rabe von der Hochschule Niederrhein zum Produktklon-Projekt.

Lieferkettentransparenz

Lieferkettentransparenz ist eine Grundvoraussetzung für die Umsetzung der unternehmerischen Sorgfaltspflicht. Unternehmen können nur dann wirksam auf soziale, ökologische und Korruptionsrisiken in ihrer Lieferkette reagieren, wenn sie wissen, wo, wie und von wem ihre Produkte hergestellt werden.

Einen Beitrag dazu leistet auch die aggregierte Liste mit Produktionsstätten, die das Textilbündnis seit 2020 über das Open Apparel Registry (OAR) veröffentlicht. Seit 2021 können Unternehmen und auch das Textilbündnis die Produktionsstätten auf einer Weltkarte abbilden und diese auf ihrer Website einbetten – ein Tool, das vom Textilbündnis gefördert wurde. Die Weltkarte mit den aggregierten Lieferantendaten der Bündnismitglieder finden Sie auf der Bündniswebsite.

Die Zulieferung zu der aggregierten Liste ist freiwillig. Mittlerweile beteiligen sich 25 Mitgliedsunternehmen an der Liste, darunter auch Unternehmen, die bisher keine Lieferanteninformationen veröffentlicht haben. Die aggregierte Liste zählt aktuell knapp 8600 Produktionsstätten.

Das Teilen der Lieferketteninformationen ermöglicht eine bessere Kooperation zwischen Mitgliedern und die effektivere Nutzung von Synergien. Dies ist relevant für eine Vielzahl von Bündnisaktivitäten: zum Beispiel wird die aggregierte Lieferantenliste für den Abgleich mit einer Beschwerdeliste (Incident List) genutzt, um Mitglieder über Vorfälle in Fabriken zu informieren oder zur Identifikation von geteilten Produktionsstätten, um gemeinsame Bündnisaktivitäten umsetzen zu können. 

Baumwolle (EG Naturfasern)

Neben der Konzeption und Anbahnung der Bündnisinitiative Bio-Baumwolle befasste sich die Expert*innen-Gruppe (EG) Naturfasern gemeinsam mit Textile Exchange und GOTS tiefergehend mit Baumwolle in Umstellung (in-conversion). Die Umstellung vom konventionellen auf Bio-Baumwollanbau geht mit einer Übergangszeit von 24 Monaten (in Europa) bzw. 36 Monaten (in Indien und den Vereinigten Staaten) einher, in der ein besonderes Augenmerk auf die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und der Wiederherstellung des Ökogleichgewichts gelegt wird.

Im Hinblick auf die hohe Nachfrage nach Bio-Baumwolle bedarf es einer steigenden Investition in Baumwolle in-conversion, da die aktuell vorhandenen Anbaukapazitäten nicht ausreichend sind, den steigenden Bedarf an Bio-Baumwolle zu decken. Ein klares Investitionsbekenntnis zu Baumwolle in-conversion durch die Mitglieder des Textilbündnisses schafft für Kleinbäuerinnen und -bauern den Anreiz, die zeit- und kostenintensive Umstellung auf ökologische Praktiken, einschließlich ihrer Zertifizierung, vorzunehmen. Damit geht einher, dass sich Produzentinnen und Produzenten auf verbindliche Abnahmemengen verlassen können. Genau diese Unterstützungsleistungen leisten die Partner des Pilotprojekts und der Bündnisinitiative Bio-Baumwolle in Indien.

 

Schurwolle (EG Naturfasern)

Mitgliedsunternehmen, die Schurwolle beschaffen, haben sich dazu verpflichtet, bei der Beschaffung von Schurwolle auf die Einhaltung des Tierwohls zu achten. Dies umfasst die international anerkannten Fünf Freiheiten in der Wollproduktion, inklusive des Verzichts auf Mulesing.

Daran anknüpfend organisierte das Textilbündnis zusammen mit 4 Pfoten und Waschbär 2021 eine Informationsveranstaltung. Diese widmete sich Schurwolle, sonstigen Wollarten und Tierwohl. Thematisiert wurden die Weiterentwicklung der Fünf Freiheiten hin zum Fünf-Domänen-Modell, Tierwohlgefährdungen bei der Gewinnung von Schur-, Merino-, Alpaka-Wolle, Angora und Mohair und sowie Neuerungen bei den Wollstandards.

Das Textilbündnis unterstützt wollbeschaffende Unternehmen dabei, unternehmenseigene Grundsatzerklärung zu Wolle und Tierwohl zu entwickeln.

Weitere Informationen zum Sektorrisiko Tierwohl

Pilotprojekt Bio-Baumwolle

Das Pilotprojekt Bio Baumwolle ist im Juni 2020 in Süd-Odisha, Indien, erfolgreich an den Start gegangen. Bereits im ersten Jahr konnten 992 Kleinbäuernnen und -bauern, bei einer Anbaufläche von 570 ha, von konventionellem auf Bio Baumwollanbau umgestellt werden. Eine Verunreinigung mit gentechnisch veränderter Baumwolle konnte für den gesamten Produktionszyklus ausgeschlossen werden.

Um die wirtschaftliche Resilienz der Produzentinnen und Produzenten zu verbessern, wurde, ergänzend zum Mindestpreis, eine Bio Baumwolle Prämie und eine Fairtrade-Prämienzahlung geleistet. Diese lag zusammengerechnet über den handelsüblichen Marktpreis. Bereits im ersten Jahr haben Kleinbäuerinnen und -bauern signalisiert, den Anbau von Bio Baumwolle weiter fortsetzen zu wollen.

Weitere Informationen auf der Textilbündnis-Website.

Beschwerdemechanismen-Projekt MUDEM

Über die Bündnisinitiative Beschwerdemechanismen hinaus arbeitet das Textilbündnis mit lokalen Strukturen zusammen – so beispielsweise in der Türkei: Das Garment Worker Support Center (WSC) der türkischen NGO MUDEM unterstützt (geflüchtete) Arbeiter*innen in sozialen und rechtlichen Fragen. Arbeiter*innen können dort auch über Missstände am Arbeitsplatz aufmerksam machen. Auch mehrere Bündnisunternehmen kooperieren mit MUDEM und stellen sicher, dass Arbeiter*innen in ihren Lieferketten das WSC kennen. Bei eingehenden Beschwerden arbeiten die Unternehmen, Mitarbeiter*innen des WSC und des betroffenen Lieferanten an einer Lösung und Abhilfemaßnahmen.

MUDEM-Refugee Support Center

Das MUDEM – Refugee Support Center wurde 2014 in Ankara (Türkei) gegründet, um im In- und Ausland Asylsuchenden, Flüchtlingen, Einwanderern, Opfern von Menschenhandel, Antragstellern auf internationalen Schutz und Staatenlosen zu helfen. Heute arbeitet MUDEM-RSC in sechs Städten, darunter Istanbul, Ankara und Izmir, mit über 100 Mitarbeiter*innen und führt acht Projekte durch, die Flüchtlingen und Asylbewerbern Unterstützung beim Zugang zu Rechten und Dienstleistungen bieten. Eines dieser Projekte ist das Worker Support Center (WSC), das 2018 gegründet wurde. Das WSC ist ein webbasiertes Projekt und bietet Arbeiter*innen in der Textilindustrie kostenlose Beratung bei sozialen und rechtlichen Problemen sowie Missständen am Arbeitsplatz. Weitere Infos finden Sie hier.

BI Existenzsichernde Löhne

In der ersten Phase der Bündnisinitiative (BI) existenzsichernde Löhne (Mai 2019-April 2021) wurde das Basis-Modul Einkaufspraktiken sowie ein Trainingsmodul umgesetzt. Das Trainingsmodul beinhaltete die Durchführung von Schulungen für Lieferanten von Bündnisunternehmen zum Thema Preiskalkulation und Labour Minute Costing und wurde im September 2020 durch die Fair Wear umgesetzt. Dokumente zur Schulung finden Bündnismitglieder im geschlossenen Mitgliederbereich.

Living Wage Lab

Das Living Wage Lab markiert die zweite Phase der Bündnisinitiative Existenzsichernde Löhne. Ziel ist es, Mitglieder bei der Entwicklung und Umsetzung individueller Strategien zu existenzsichernden Löhnen zu unterstützen und gemeinsam mit Produzenten Pilotprojekte aufzusetzen und skalierbare Lösungen zu entwickeln.

Das Living Wage Lab baut auf den Erfahrungen und Ergebnissen der bisherigen Module der BI Existenzsichernde Löhne auf und wurde von dem Anfang 2020 ins Leben gerufenen Strategiekreis zu Existenzsichernden Löhnen erarbeitet.

Teilnehmende: Institut Südwind, Inkota, DGB, Aldi Süd, Bierbaum-Proenen, Chaps Online, Greiff, Hugo Boss, Kettelhack, KiK, Otto Group, Ortovox, Sympatex, Vaude, Waschbär sowie die GIZ im Auftrag des BMZ.

Den teilnehmenden Unternehmen werden außerdem Trainingsoptionen angeboten, unter anderem zu Kostenkalkulation und zur Verbesserung der eigenen Einkaufspraktiken.

Gemeinsam mit weiteren Organisationen wie zum Beispiel der Fair Wear Foundation sollen Zulieferertrainings angeboten werden. Weitere abgrenzbare Module beispielsweise in Kooperation mit der Initiative Action Collaboration Transformation (ACT) sollen künftig ergänzt werden.

BI Beschwerdemechanismen

Im Mai 2021 startete nach längerer Pandemie-Verzögerung das erste Modul der Bündnisinitiative (BI) Beschwerdemechanismen. Es handelt sich hierbei um ein Kooperationsprojekt zwischen dem Textilbündnis, der Fair Wear Foundation und dem holländischen Agreement on Sustainable Garments and Textile (AGT). Ziel ist es, Arbeiter*innen in der Lieferkette der beteiligten Unternehmen einen besseren Zugang zu Beschwerdemechanismen und Abhilfe zu ermöglichen. Außerdem sollen hiermit erste Bestrebungen in Richtung eines gemeinsamen, Initiativen-übergreifenden Beschwerdemechanismus getätigt werden.

Im Rahmen dieser Kooperation öffnete die Fair Wear ihren unternehmensübergreifenden Beschwerdemechanismus für eine Anzahl an Bündnisunternehmen und AGT-Unterzeichner. Arbeiter*innen, die in Konfektionsbetrieben dieser Unternehmen arbeiten, haben seither die Möglichkeit, sich im Falle von Missständen an die Fair Wear zu wenden.

An der ersten Pilotphase in Vietnam und Indien beteiligen sich Esprit, s.Oliver, Seidensticker, G-Star und HEMA. Femnet und Arisa unterstützen das Projekt von zivilgesellschaftlicher Seite. Perspektivisch ist geplant, das Projekt auf weitere Länder und Unternehmen und die Möglichkeiten für einen industrieweiten Beschwerdemechanismus auszuloten.

Weitere Informationen zur Bündnisinitiative und dem Pilotprojekt finden Sie hier: Bündnisinitiative Beschwerdemechanismen

BI Tamil Nadu

Im November 2021 startete die Bündnisinitiative (BI) Tamil Nadu in ihre zweite Phase. Die Beteiligten setzen sich gemeinsam für verbesserte Arbeitsbedingungen in Textil-Fabriken in Tamil Nadu ein, insbesondere in Spinnereien. Sie möchten die Trainings mit Management und Arbeiter*innen in Bezug auf Umfang und Qualität ausbauen und Fabriken enger begleiten. Deswegen fokussiert die BI in der zweiten Phase auf eine kleinere Anzahl von Spinnereien: In den vier Distrikten wurden je zehn Pilotfabriken ausgewählt.

Neu ist auch die Einbindung der Trainer*innen aus dem Tchibo Worldwide Enhancement of Social Quality (WE) Programm. Dieses hat Tchibo 2008 als Public Private Partnership mit der GIZ ins Leben gerufen. Die WE Trainer*innen bringen ihre langjährige Expertise in Bezug auf Trainingskonzeption und Unternehmensansprache ein, um gemeinsam mit SAVE für eine größere Akzeptanz und Beteiligung seitens des Fabrikmanagement zu sorgen.

Weitergehende Informationen zur  Bündnisinitiative Tamil Nadu

BI Bio-Baumwolle

2021 hat die Expert*innen-Gruppe Naturfasern den Start der Bündnisinitiative (BI) Bio-Baumwolle in Indien beschlossen. Die BI sieht vor, bis 2025 mindestens 6.500 Kleinbauern bei der Umstellung des Anbaus von konventioneller zu Bio-Baumwolle zu unterstützen. Ziel der BI ist, die Menge an verfügbarer Bio-Baumwolle auf dem Weltmarkt zu erhöhen und so den Zugang für Bündnismitglieder zu erleichtern. Das angestrebte Volumen für die Gesamtlaufzeit der BI liegt bei 10.000 MT Lint Cotton. Hauptimplementierungspartner der BI ist der Organic Cotton Accelerator (OCA).

Dies geht mit dem Bestreben des Textilbündnis einher, für das Jahr 2025 einen Anteil von 70% nachhaltiger Baumwolle, davon 20% Bio-Baumwolle und Baumwolle in-conversion, zu erzielen.

Detaillierte Informationen zur jüngsten Bündnisinitiative lesen Sie in diesem Aktuelles-Beitrag.

Chemiefasern

Die EG Chemiefasern startete 2018 mit dem Ziel zu definieren, was nachhaltige Chemiefasern sind und welche Mindestanforderungen gelten sollen. Das soll Unternehmen bei der Auswahl nachhaltiger Materialien und Faseralternativen unterstützen.

Die EG hat ein Glossar zu Kreislaufwirtschaft erstellt und nahm 2021 die Arbeit an einer Roadmap auf, deren erster Baustein Factsheets zu holzbasierten (cellulosischen) und synthetischen Fasern beinhaltet. Dazu arbeitet das Bündnismitglied Deutsche Institute für Textil + Faserforschung (DITF) daran, die Fasern aus unterschiedlichen Perspektiven zu untersuchen und Entscheidungskriterien für eine bessere Bewertung der Faser aufzustellen. Die Auswirkungen auf die Umwelt und die Qualität der Fasern sind hier besonders relevant.

Geschlechtsspezifische Gewalt

Zusammen mit anderen Multi-Stakeholder-Initiativen (MSI) überarbeiteten die Mitglieder der Expert*innen-Gruppe das von BSR entwickelte Gender Data & Impact Tool zur Erhebung gender-disaggregierter Daten. Die MSIs haben es vereinfacht und an die Bedürfnisse der Unternehmen angepasst. Ein Video beschreibt den Prozess und erklärt das Tool. Mehr dazu im Aktuelles-Beitrag.

Gemeinsam mit dem Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN) und dem GIZ-Globalvorhaben Inklusion von Menschen mit Behinderung haben die Mitglieder der EG 2021 einen Leitfaden zu Inklusion entwickelt. Der Leitfaden unterstützt Unternehmen und ihre Zulieferbetriebe, die Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen diskriminierungsfrei zu fördern.

2021 veröffentlichte das Textilbündnis die Handreichung zu Sorgfaltspflichten, Sozialaudits und Geschlechtsspezifischer Gewalt (Download). Sie wurde von der EG erarbeitet und wird nun von den Mitgliedern genutzt. Zum Beispiel setzt Brands Fashion den gemeinsam entwickelten Interviewleitfaden im engen Dialog mit seinen Zulieferern zum Thema Geschlechtsspezifische Gewalt ein. Der dialogbasierte Ansatz trifft auch bei Zulieferern auf Interesse und Zustimmung.

Weiterführende Infos zum Thema Diskriminierung und geschlechtsspezifische Gewalt finden Sie auf der Textilbündnis-Website.

Klimaschutz

Um die Temperaturen innerhalb des 1,5°C-Anstiegs zu halten, muss die Industrie bis 2030 eine absolute Reduzierung der Emissionen um 45 % und bis 2050 CO2-Neutralität erreichen. Das Textilbündnis orientiert sich dazu an den Vorgaben der Fashion Industry Charter for Climate Action. Die Bündnismitglieder setzen auf die Bilanzierung ihrer Emissionen, um zielgerichtete Maßnahmen auf Ebene der Produzenten zu etablieren. Für Unternehmen bietet das Playbook der Fashion Charter eine Orientierung.

Das Bündnis, seine Mitglieder und Partner haben verschiedene Tools erarbeitet, darunter ein Plan der Umstellungsmaßnahmen in Stufen und idealen Zeitfenstern darstellt sowie ein umfangreicher Vergleich von Bilanzierungstools “Assessment GHG tools”. Darüber hinaus entwickelte die Fashion Charter in Kooperation mit der GIZ und einzelnen Unternehmen Climate Action Trainings. Die E-Learnings sollen vor allem Produzenten unterstützen und sind online frei nutzbar.

Der Zeitdruck und die komplexen Lieferkettenstrukturen erfordern dabei eine hohe Kooperationsbereitschaft von Unternehmen, Zulieferern und Dienstleistern. Darum gilt es, gemeinsam Maßnahmen flächendeckend umzusetzen, die Treibhausgas-Emissionen in der Produktion drastisch zu reduzieren und auf erneuerbare Energien umzusteigen. Hierzu tun das Textilbündnis, seine Mitglieder und Kooperationspartner, was nötig und möglich ist: Sie teilen Wissen und Erfahrungen und bündeln ihre Kräfte, um gemeinsam den Klimawandel zu bremsen.

Weiterführende Infos zum Thema Klima und Treibhausgas-Emissionen finden Sie auf der Textilbündnis-Website.

Accelerating Circularity Project Europe (ACPE)

Das Thema Kreislaufwirtschaft hat im Textilbereich in den letzten Jahren eine große Dynamik entfaltet. Es steht auf der politischen Agenda und auch bei Verbraucher*innen steigt das Interesse. Kein Wunder also, dass sich auch (Textil-)Unternehmen mehr und mehr mit Kreislaufwirtschaft beschäftigen. Allerdings kann niemand allen Kreislaufwirtschaft implementieren, länderübergreifende Kooperationen und Synergien zwischen den Akteuren der textilen Lieferkette ist notwendig.

Deshalb trifft das Accelerating Circularity Project Europe (ACPE) den Nerv der Zeit. Das Ziel ist, die Textilindustrie in die Lage zu versetzen, ein europäisches kreislauffähiges System zu etablieren. Dazu arbeitet die gesamte Lieferkette (Sammler, Recycler, Sortierer, Pre-Processer und Brands) gemeinsam am Textile to Textile Recycling. Das Textilbündnis ist seit der ersten Stunde beim ACPE dabei und im Steering Committee vertreten. Dadurch erhalten Bündnisunternehmen kostenlosen Zugang zum Projekt.

Nicole Hühn von Sympatex ruft andere Unternehmen auf, sich am Projekt zu beteiligen: Es ist ja nur eine logische Konsequenz, dass es in diese Richtung geht. Wir haben Sammelsysteme und Unmengen an gebrauchter Materialen. Mit dem Projekt von ACPE waren wir nie näher dran, alle Beteiligten an einen Tisch zu bekommen. Es wäre schade, wenn die Sammlung, das Recycling und das Garn-ausspinnen funktionieren würden, aber die Brands fehlen, die das Material benutzen würden.“

Kreislauffähige Produktklone

Die AG Recycling – Teil der Expert*innen-Gruppe Kreislaufwirtschaft – startete im März 2021 das Projekt Produktklone zusammen mit der Hochschule Niederrhein. Neun Bündnisunternehmen nominierten zehn Produkte. Ziel war es, Barrieren für die Kreislauffähigkeit der Produkte zu identifizieren und die Produkte nachhaltiger zu designen. Dabei untersuchte die Hochschule die Produkte vor allem auf Kreislauffähigkeit, Langlebigkeit und Nutzung von nachhaltigen Materialien.

Neue Produktideen aus einem Workshop mit circular.fashion können bereits jetzt in die Tat umgesetzt werden. 2021 knüpfen die Beteiligten an das Projekt an und überlegen, wie die Ergebnisse skaliert werden können und wie eine Fortsetzung aussehen kann.

Den Beitrag zur Ergebnispräsentation des Projekts finden Sie Aktuelles-Beitrag.

Lesen Sie dazu auch das Interview in diesem Jahresbericht mit Maike Rabe von der Hochschule Niederrhein zum Produktklon-Projekt.

Lieferkettentransparenz

Lieferkettentransparenz ist eine Grundvoraussetzung für die Umsetzung der unternehmerischen Sorgfaltspflicht. Unternehmen können nur dann wirksam auf soziale, ökologische und Korruptionsrisiken in ihrer Lieferkette reagieren, wenn sie wissen, wo, wie und von wem ihre Produkte hergestellt werden.

Einen Beitrag dazu leistet auch die aggregierte Liste mit Produktionsstätten, die das Textilbündnis seit 2020 über das Open Apparel Registry (OAR) veröffentlicht. Seit 2021 können Unternehmen und auch das Textilbündnis die Produktionsstätten auf einer Weltkarte abbilden und diese auf ihrer Website einbetten – ein Tool, das vom Textilbündnis gefördert wurde. Die Weltkarte mit den aggregierten Lieferantendaten der Bündnismitglieder finden Sie auf der Bündniswebsite.

Die Zulieferung zu der aggregierten Liste ist freiwillig. Mittlerweile beteiligen sich 25 Mitgliedsunternehmen an der Liste, darunter auch Unternehmen, die bisher keine Lieferanteninformationen veröffentlicht haben. Die aggregierte Liste zählt aktuell knapp 8600 Produktionsstätten.

Das Teilen der Lieferketteninformationen ermöglicht eine bessere Kooperation zwischen Mitgliedern und die effektivere Nutzung von Synergien. Dies ist relevant für eine Vielzahl von Bündnisaktivitäten: zum Beispiel wird die aggregierte Lieferantenliste für den Abgleich mit einer Beschwerdeliste (Incident List) genutzt, um Mitglieder über Vorfälle in Fabriken zu informieren oder zur Identifikation von geteilten Produktionsstätten, um gemeinsame Bündnisaktivitäten umsetzen zu können. 

Baumwolle (EG Naturfasern)

Neben der Konzeption und Anbahnung der Bündnisinitiative Bio-Baumwolle befasste sich die Expert*innen-Gruppe (EG) Naturfasern gemeinsam mit Textile Exchange und GOTS tiefergehend mit Baumwolle in Umstellung (in-conversion). Die Umstellung vom konventionellen auf Bio-Baumwollanbau geht mit einer Übergangszeit von 24 Monaten (in Europa) bzw. 36 Monaten (in Indien und den Vereinigten Staaten) einher, in der ein besonderes Augenmerk auf die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit und der Wiederherstellung des Ökogleichgewichts gelegt wird.

Im Hinblick auf die hohe Nachfrage nach Bio-Baumwolle bedarf es einer steigenden Investition in Baumwolle in-conversion, da die aktuell vorhandenen Anbaukapazitäten nicht ausreichend sind, den steigenden Bedarf an Bio-Baumwolle zu decken. Ein klares Investitionsbekenntnis zu Baumwolle in-conversion durch die Mitglieder des Textilbündnisses schafft für Kleinbäuerinnen und -bauern den Anreiz, die zeit- und kostenintensive Umstellung auf ökologische Praktiken, einschließlich ihrer Zertifizierung, vorzunehmen. Damit geht einher, dass sich Produzentinnen und Produzenten auf verbindliche Abnahmemengen verlassen können. Genau diese Unterstützungsleistungen leisten die Partner des Pilotprojekts und der Bündnisinitiative Bio-Baumwolle in Indien.

 

Schurwolle (EG Naturfasern)

Mitgliedsunternehmen, die Schurwolle beschaffen, haben sich dazu verpflichtet, bei der Beschaffung von Schurwolle auf die Einhaltung des Tierwohls zu achten. Dies umfasst die international anerkannten Fünf Freiheiten in der Wollproduktion, inklusive des Verzichts auf Mulesing.

Daran anknüpfend organisierte das Textilbündnis zusammen mit 4 Pfoten und Waschbär 2021 eine Informationsveranstaltung. Diese widmete sich Schurwolle, sonstigen Wollarten und Tierwohl. Thematisiert wurden die Weiterentwicklung der Fünf Freiheiten hin zum Fünf-Domänen-Modell, Tierwohlgefährdungen bei der Gewinnung von Schur-, Merino-, Alpaka-Wolle, Angora und Mohair und sowie Neuerungen bei den Wollstandards.

Das Textilbündnis unterstützt wollbeschaffende Unternehmen dabei, unternehmenseigene Grundsatzerklärung zu Wolle und Tierwohl zu entwickeln.

Weitere Informationen zum Sektorrisiko Tierwohl

Pilotprojekt Bio-Baumwolle

Das Pilotprojekt Bio Baumwolle ist im Juni 2020 in Süd-Odisha, Indien, erfolgreich an den Start gegangen. Bereits im ersten Jahr konnten 992 Kleinbäuernnen und -bauern, bei einer Anbaufläche von 570 ha, von konventionellem auf Bio Baumwollanbau umgestellt werden. Eine Verunreinigung mit gentechnisch veränderter Baumwolle konnte für den gesamten Produktionszyklus ausgeschlossen werden.

Um die wirtschaftliche Resilienz der Produzentinnen und Produzenten zu verbessern, wurde, ergänzend zum Mindestpreis, eine Bio Baumwolle Prämie und eine Fairtrade-Prämienzahlung geleistet. Diese lag zusammengerechnet über den handelsüblichen Marktpreis. Bereits im ersten Jahr haben Kleinbäuerinnen und -bauern signalisiert, den Anbau von Bio Baumwolle weiter fortsetzen zu wollen.

Weitere Informationen auf der Textilbündnis-Website.

Beschwerdemechanismen-Projekt MUDEM

Über die Bündnisinitiative Beschwerdemechanismen hinaus arbeitet das Textilbündnis mit lokalen Strukturen zusammen – so beispielsweise in der Türkei: Das Garment Worker Support Center (WSC) der türkischen NGO MUDEM unterstützt (geflüchtete) Arbeiter*innen in sozialen und rechtlichen Fragen. Arbeiter*innen können dort auch über Missstände am Arbeitsplatz aufmerksam machen. Auch mehrere Bündnisunternehmen kooperieren mit MUDEM und stellen sicher, dass Arbeiter*innen in ihren Lieferketten das WSC kennen. Bei eingehenden Beschwerden arbeiten die Unternehmen, Mitarbeiter*innen des WSC und des betroffenen Lieferanten an einer Lösung und Abhilfemaßnahmen.

MUDEM-Refugee Support Center

Das MUDEM – Refugee Support Center wurde 2014 in Ankara (Türkei) gegründet, um im In- und Ausland Asylsuchenden, Flüchtlingen, Einwanderern, Opfern von Menschenhandel, Antragstellern auf internationalen Schutz und Staatenlosen zu helfen. Heute arbeitet MUDEM-RSC in sechs Städten, darunter Istanbul, Ankara und Izmir, mit über 100 Mitarbeiter*innen und führt acht Projekte durch, die Flüchtlingen und Asylbewerbern Unterstützung beim Zugang zu Rechten und Dienstleistungen bieten. Eines dieser Projekte ist das Worker Support Center (WSC), das 2018 gegründet wurde. Das WSC ist ein webbasiertes Projekt und bietet Arbeiter*innen in der Textilindustrie kostenlose Beratung bei sozialen und rechtlichen Problemen sowie Missständen am Arbeitsplatz. Weitere Infos finden Sie hier.

BI Existenzsichernde Löhne

In der ersten Phase der Bündnisinitiative (BI) existenzsichernde Löhne (Mai 2019-April 2021) wurde das Basis-Modul Einkaufspraktiken sowie ein Trainingsmodul umgesetzt. Das Trainingsmodul beinhaltete die Durchführung von Schulungen für Lieferanten von Bündnisunternehmen zum Thema Preiskalkulation und Labour Minute Costing und wurde im September 2020 durch die Fair Wear umgesetzt. Dokumente zur Schulung finden Bündnismitglieder im geschlossenen Mitgliederbereich.

Living Wage Lab

Das Living Wage Lab markiert die zweite Phase der Bündnisinitiative Existenzsichernde Löhne. Ziel ist es, Mitglieder bei der Entwicklung und Umsetzung individueller Strategien zu existenzsichernden Löhnen zu unterstützen und gemeinsam mit Produzenten Pilotprojekte aufzusetzen und skalierbare Lösungen zu entwickeln.

Das Living Wage Lab baut auf den Erfahrungen und Ergebnissen der bisherigen Module der BI Existenzsichernde Löhne auf und wurde von dem Anfang 2020 ins Leben gerufenen Strategiekreis zu Existenzsichernden Löhnen erarbeitet.

Teilnehmende: Institut Südwind, Inkota, DGB, Aldi Süd, Bierbaum-Proenen, Chaps Online, Greiff, Hugo Boss, Kettelhack, KiK, Otto Group, Ortovox, Sympatex, Vaude, Waschbär sowie die GIZ im Auftrag des BMZ.

Den teilnehmenden Unternehmen werden außerdem Trainingsoptionen angeboten, unter anderem zu Kostenkalkulation und zur Verbesserung der eigenen Einkaufspraktiken.

Gemeinsam mit weiteren Organisationen wie zum Beispiel der Fair Wear Foundation sollen Zulieferertrainings angeboten werden. Weitere abgrenzbare Module beispielsweise in Kooperation mit der Initiative Action Collaboration Transformation (ACT) sollen künftig ergänzt werden.

Kapitel 4.4
Review-Berichte der anderen Akteursgruppen
Kapitel 6
Produktklone: Interview mit der Hochschule Niederrhein

Kapitel 6

Projekt zu Produktklonen

Interview mit Maike Rabe

Produkte nachhaltig und kreislauffähig designen?!

Ein Projekt der Arbeitsgruppe Recycling zeigte, dass das möglich ist. Ziel war es, nachhaltigere Produkt-Upgrades oder Versionen zu entwickeln. Neun Bündnisunternehmen nominierten zehn ihrer Produkte und ließen sie vom Forschungsinstitut für Textil und Bekleidung (FTB) der Hochschule Niederrhein hinsichtlich Kreislauffähigkeit, Langlebigkeit, Sortenreinheit und Recyclingfähigkeit analysieren.

Im Interview erzählt Prof. Dr. Maike Rabe, Leiterin des Forschungsinstituts, mehr über das Projekt.

Bitte sagen Sie uns, wer Sie sind und was Ihre konkrete Rolle im Projekt war?

Als Professorin für Textilveredlung und Ökologie an der Hochschule Niederrhein und Leiterin des Forschungsinstituts für Textil und Bekleidung (FTB) habe ich zusammen mit meiner Kollegin Ellen Bendt, Professorin für Strickdesign und innovatives Produktdesign, das Projekt geleitet und konzeptionell entwickelt. Dazu gehörten die Ausgestaltung des vom Textilbündnis geprägten Begriffs „Produktklon“, die wissenschaftliche Recherche zum Stand von Forschung und Technik in der Kreislaufwirtschaft, die Methodik zur Entwicklung kreislauffähiger Produkte und die konsequente Verfolgung des Projektziels. Durch Einbindung von Studierenden überwiegend aus unseren Masterstudiengängen in dieses Vorhaben konnten zudem Kenntnisse der Kreislaufwirtschaft anwendungsnah vermittelt werden. Das Team wurde durch die Textilingenieurin und wissenschaftliche Mitarbeiterin am FTB Benita Rau ergänzt. Sie brachte ihre umfassenden Kenntnisse als Auditorin und Zertifiziererin für Nachhaltigkeitsstandards in das Vorhaben ein und sorgte als Projektmanagerin für einen reibungslosen Ablauf und eine enge Zusammenarbeit mit dem Textilbündnis und den beteiligten Unternehmenspartnern.

Was ist denn überhaupt ein Produktklon? Könnte Sie das kurz in eigenen Worten erklären?

Der Begriff Produktklon wird in der Textil- und Bekleidungswirtschaft bisher nicht verwendet und wurde von uns deshalb neu definiert. Der Begriff „Klon“ ist aus dem Bereich der Gentechnik und Informatik bekannt. In der Gentechnik handelt es sich um Individuum, das genetisch identisch zu einem anderen Lebewesen ist, in der Informatik hingegen um den Nachbau eines Systems oder einer Software. Ein Bezug zu Nachhaltigkeit ist nicht gegeben. Der Begriff des Klons in der Textil- und Bekleidungswirtschaft wurde im Projekt mit Nachhaltigkeit und Kreislauffähigkeit verbunden und folgendermaßen definiert:

  • Ein Produktklon ist der Nachbau eines Objekts, der aus Sekundärrohstoffen (recycelten Rohstoffen) besteht und selbst kreislauffähig (recyclingfähig) ist.
  • Der Produktklon ist keine Kopie, sondern eine Verbesserung des Originals, nur Style und Grundfunktion sollen als Produkt-DNA erhalten bleiben, der Produktpreis sollte sich nicht erhöhen.
  • Die neue Rohstoffauswahl, der Herstellungsprozess, die Nutzungsphase und die Rückführung am Ende des Produktlebens zu Sekundärrohstoffen dürfen nicht zu einer Verschlechterung des ökologischen Fußabdrucks führen.

Was hat Sie bei dem Projekt besonders überrascht? Was waren die größten Herausforderungen und bei welchem Produkt?

Überrascht wurden wir in erste Linie von der Komplexität des Themas in der Umsetzung und der Schwierigkeit, Produktcluster zu bilden und dadurch Produktklone für ganze Artikelgruppen zu entwickeln. Weiterhin war überraschend, dass für Artikel in der Kreislaufwirtschaft sehr unterschiedliche Geschäftsmodelle gefunden werden müssen, von Re-Purpose und Re-Use bis hin zu Recycling. Sehr positiv beeindruckt waren wir von der Handlungsbereitschaft der Firmen und auch dem Vertrauen, das sie unserem Team entgegenbrachten. Ein Produktklon kann nämlich nur bei sehr tiefem Verständnis für das Produkt und auch einer hohen Detailkenntnis für alle Eigenschaften und Funktionen entwickelt werden.

Die größte Herausforderung ist und bleibt der noch an vielen Stellen fehlende Reifegrad der Recyclingprozesse, insbesondere wenn über eine einfache Kreislaufpassage hinaus mehrere Passagen dargestellt werden müssen. Die zweitgrößte Herausforderung sind die Kosten für Sekundärrohstoffe, für Logistikkonzepte und die Recyclingprozesse selbst.

Wie lief die Zusammenarbeit mit den Unternehmen, die ihre Produkte für das Projekt zur Verfügung gestellt haben?

Die Zusammenarbeit mit den Unternehmen gestaltete sich sehr positiv und wertschätzend. Die Einzelgespräche am Ende der Produktanalyse waren sehr informativ und hilfreich für die anschließende Ausarbeitung von Handlungsempfehlungen. Wir waren sehr dankbar für den offenen Austausch und erhielten dadurch einen spannenden Einblick in die Arbeit und Herangehensweise der einzelnen Unternehmen zu diesem Thema. Es wurde deutlich, dass ein intensiver Austausch mit den teilnehmenden Unternehmen eine wichtige Basis für solch ein Projektvorhaben ist.

Wo sehen Sie das größte Potential? Lassen sich die Erkenntnisse auch in der Breite anwenden?

Es haben sich während des Projektes einige wiederkehrende Stellschrauben herauskristallisiert. Die Grundansätze lassen sich in jedem Fall in der Breite anwenden. Dennoch wurde sehr deutlich, dass die Umsetzung sehr individuell vom Produkt und seinen jeweiligen Anforderungen abhängt. Der Monomaterial-Ansatz einer Socke, bei dem sehr viel über die Verfahrenstechnik und Bindung erreicht werden kann, gestaltet sich beispielsweise ganz anders als bei einer Wanderhose, bei der die Kreislaufwirtschaft über die Auswahl alternativer Materialien oder schnitttechnisch gelöst werden kann.

Großes Potential liegt sicherlich bei sogenannten Design-Guidelines, die individuell auf ein Produkt angepasst werden können. Ein detailliertes Hintergrundwissen zu den einzelnen Stellschrauben ist erforderlich. Hier können die Erkenntnisse aus dem Produktklon-Projekt sicherlich eine erste Hilfestellung geben.

Was wäre Ihr Wunsch für die weitere Projektarbeit?

Wie bereits erwähnt, hat der Projektverlauf gezeigt, dass der Austausch mit den einzelnen Unternehmen und eine gute Informationslage sehr wichtig für die erfolgreiche Projektarbeit sind. Hier würden wir uns zukünftig Arbeitsteams wünschen, in denen die Firmen selbst auch aktiv mitwirken. Die Erfahrung zeigt auch, dass für die Problemlösung längere Zeiträume eingeplant werden müssen.

Aktuelles

Produktklon-Projekt

Anfang Februar präsentierte die Hochschule Niederrhein die Ergebnisse und gaben jedem Unternehmen ein individuelles Feedback zu ihrem Produkt.

Kapitel 5
Bündnisinitiativen, Projekte & Arbeitsgruppen
Kapitel 7
Jahresthema 2021: Einkaufspraktiken

Kapitel 7

Verantwortungsvolle Einkaufspraktiken

Jahresthema 2021

Eine effektive und partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen einkaufenden Unternehmen und Lieferanten ist entscheidend, um die Rechte von Arbeitnehmer*innen in der Lieferkette zu schützen. Das hat die COVID-19-Krise noch einmal besonders deutlich gezeigt. Mit dem Jahresthema 2021 wollten wir einen Beitrag zur branchenweiten Verbesserung der Einkaufspraktiken leisten und Raum zu schaffen für Fortschritte in Richtung guter Arbeitsbedingungen und existenzsichernder Löhne.

Einkaufspraktiken beschreiben alle Prinzipien und Prozesse, mit denen Markenunternehmen und Einzelhändler mit den Herstellern, die ihre Produkte liefern, interagieren und Geschäfte machen. Verantwortungsvolle Einkaufspraktiken ermöglichen es Lieferanten, ihre Produktion und Arbeitszeiten effektiv zu planen und Arbeitnehmer*innen fair zu bezahlen. Gleichzeitig ermöglichen sie es den Lieferanten, in die allgemeine Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu investieren. Somit stärken sie die Resilienz in der Lieferkette.

Vielfältige Aktivitäten

Um die Mitglieder beim Thema Einkaufspraktiken zu unterstützen, hat das Textilbündnis 2021 verschiedene Angebote geschaffen. Hier ein paar Beispiele:

Seit Januar 2021 steht ein Basistraining im Videoformat auf Deutsch und Englisch zur Verfügung, bei dem Unternehmen unter anderem erfahren, wie sich ihr Handeln auf Arbeiter*innen in der Lieferkette auswirken kann, welche Auswirkung der Preisdruck auf die Löhne von Arbeiter*innen in der Lieferkette hat und wie sie durch verantwortungsvolle Einkaufspraktiken zu besseren Arbeitsbedingungen in der Lieferkette beitragen können.

Des Weiteren ist mit dem Living Wage Lab die Bündnisinitiative (BI) Existenzsichernde Löhne in eine neue Phase gestartet. Das Ziel des Living Wage Lab es ist, Bündnismitglieder bei der Entwicklung und Umsetzung individueller Strategien zu existenzsichernden Löhnen zu unterstützen und gemeinsam mit Lieferanten skalierbare Lösungen zu entwickeln. 17 Bündnismitglieder machen beim Living Wage Lab mit. Sie verpflichten sich auch dazu, ihre Einkaufspraktiken zu analysieren und an diesen zu arbeiten.

Bereits 2020 konnten Unternehmen das Purchasing Practices Self-Assessment (PPSA) für eine Selbsteinschätzung ihrer Einkaufspraktiken nutzen. Neu war 2021 der Fragebogen für das Feedback von Partnern in der Lieferkette wie zum Beispiel Importeure, Agenten, Lieferanten und Produzenten. Anhand dieses Purchasing Practices Assessment (PPA) konnten sie das Einkaufsverhalten ihrer Geschäftspartner kritisch bewerten. 48 Mitglieder des Textilbündnisses und Unterzeichner des niederländischen Agreement on Sustainable Garments and Textile analysierten so ihre eigenen Einkaufspraktiken und holten sich Feedback von ihren Lieferanten.

Darüber hinaus engagiert sich das Textilbündnis zusammen mit anderen Multi-Stakeholder-Initiativen bei der Erarbeitung eines Common Framework for Responsible Purchasing Practices (CFRPP). Das Framework soll sich an Unternehmen und Multi-Stakeholder-Initiativen gleichermaßen richten und als Anleitung zur Verbesserung von Einkaufspraktiken dienen.

Weitere Infos zu diesen Aktivitäten finden Sie in den unten verlinkten Aktuelles-Beiträgen. Darüber hinausgehende Aktivitäten und Details zu unseren Jahresthemen gibt es hier, unter anderem zum „Advanced Trianing“ zusammen mit Thrive sowie zur  Side-Session beim OECD-Forum, die über das CFRPP informierte.

Aktuelles

Basistraining

30-minütiges Video-Training für Unternehmen auf Deutsch und Englisch

Aktuelles

Living Wage Lab

Das Living Wage Labs soll Bündnismitglieder bei der Entwicklung und Umsetzung individueller Strategien zu existenzsichernden Löhnen unterstützen.

Aktuelles

PPA und PPSA

48 Unternehmen analysierten ihre Einkaufspraktiken und holten sich Feedback von ihren Lieferanten.

Aktuelles

Common Framework for Responsible Purchasing Practices

Das CFRPP richtet sich an Unternehmen und Multi-Stakeholder-Initiativen und dient als Anleitung zur Verbesserung von Einkaufspraktiken.

Kapitel 6
Produktklone: Interview mit der Hochschule Niederrhein
Kapitel 8
Klimaschutz: Gastbeitrag von Lindita Xhaferi-Salihu

Kapitel 8

Klimaschutz

Gastbeitrag von Lindita Xhaferi-Salihu

Lindita Xhaferi-Salihu leads work on sectors engagement in climate action as part of UN Climate Change wider Global Climate Action work. She led development of both Sports for Climate Action and Fashion Industry Charter for Climate Action and works closely with a variety of stakeholders to mobilize key actors and catalyze ambitious action towards decarbonization. Before joining UN Climate Change, Lindita worked in public relations and coordinated projects promoting multi-stakeholder engagement in policy and sustainability. Lindita has an educational background in engineering, international relations and global energy & climate policy.

Climate transition is a risk, but also an opportunity

With each subsequent report from the Intergovernmental Panel on Climate Change, we are witnessing the mainstream scientific consensus on the issue becoming stronger, the threat to humanity more severe, and the call to action more urgent. The science keeps telling us again that it’s crucially important that we go all in on climate action, collaborating across both business and government. We need to do it now because the window of time to stabilize the climate is disappearing fast. Unless there are immediate and large-scale reductions, limiting global warming to 1.5 degree will be beyond our reach.

Through our engagement with the fashion sector via Fashion Industry Charter, we have witnessed over these last three years that that many organizations in the sector have ramped up climate action work. For example, more and more companies are focusing on energy efficiency, renewable energy, and low-carbon logistics. Others have set up low-carbon material targets and have embraced circularity and regenerative agriculture.  We see a lot of innovation in the sector but at the same time we should recognize that action is not happening at scale and actions by individual actors is insufficient to move the needle.

To truly make the transformative change we need, more needs to happen. This transition requires huge leaps in energy efficiency, renewable electricity generation and the creation of cutting-edge technologies. Solutions are on the rise and opportunities exist now for companies to save energy and materials costs, serve new customer needs, enhance their reputations and better attract and retain talent. Companies should consider all available tools and apply those that best work for them.

This transition also means that we need to look at a mutually-reinforcing intersection between all involved stakeholders – an inclusive multilateralism – to address the challenge of climate change, as perhaps the only chance we have, to drive ambition leading to both implementation of the Paris Agreement and the SDGs.

We need more of the industry to actively and meaningfully participate and engage and be bold in their deliberations. Changing business as usual in line with scientific consensus isn’t going to be easy – it isn’t easy for any organization – but it’s absolutely necessary.

Let’s remember, climate transition is a risk, but also an opportunity. As all transitions go, this one costs money. Money that will ultimately bring return. Good news is finance is increasingly on it and the opportunities to finance decarbonization grow fast – even in industries that are hard to decarbonize. Companies that have a plan to move forward in a low carbon and resilient way will be better positioned to attract financing. Fashion Industry needs to seize this opportunity.

Climate Change is not a competitive issue and is too big of a problem to be solved by anyone on their own. You have many ways to get engaged: the industry led Fashion Industry Charter for Climate Action is one of these avenues. We value our partnership with the Fashion industry but we also demand much from it. We are also grateful for the support of many organizations such as Partnership for Sustainable Textiles who have actively contributed to the programme of the Charter with capacity building projects.

This sector can do so much to not only take direct climate action but influence the action of others. The Paris Agreement shows that we, as a people, as humanity, should and can work together towards positive change. But we must all work together to make it happen – in all parts of society and in all parts of the world for the benefit of all people for generations to come.

Sektorrisiko Klima und Treibhausgas-Emissionen

Zu allen elf Sektorrisiken hat das Textilbündnis Informationen aufbereiten. Details zum Sektorrisiko Klima und Treibhausgas-Emissionen finden Sie hier.

Kapitel 7
Jahresthema 2021: Einkaufspraktiken
Kapitel 9
Schlaglichter

Kapitel 9

Schlaglichter

Steuerungskreis, Arbeistreffen, Website und SDGs

Und was ist 2021 sonst noch so passiert?

Neben den Aktivitäten in den vier Arbeitsfeldern und zu den diversen Themen des Textilbündnisses gibt es jedes Jahr noch viel mehr Berichtenswertes als Platz im Jahresbericht. Ein paar ausgewählte Punkte wollen wir Ihnen jedoch nicht vorenthalten und haben sie daher an dieser Stelle – last but not least – zusammengestellt.

Personelle Veränderungen im Steuerungskreis

Der Steuerungskreis (SK) ist das oberste Entscheidungsgremium im Textilbündnis. Im Frühjahr 2021 konnten Mitglieder der verschiedenen Akteursgruppen ihre Vertreter*innen für den SK wählen. Zehn der zwölf SK-Mitglieder wurden wiedergewählt. Johannes Merck (Otto Group) und Sabine Ferenschild (Südwind) kandidierten nicht erneut für den Steuerungskreis. Dadurch zogen Tobias Wollermann (Otto Group) und Alexandra Caterbow (hej support) als neue Mitglieder in den Steuerungskreis ein. Im Jahresverlauf wechselte der Vertreter des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS): auf Olaf Seiring folge Moritz Blanke.

Von links: Nico Kemmler, Uwe Mazura, Stephan Genth, Berndt Hinzmann, Annette Seidl, Gisela Burckhardt, Franziska Dormann, Anosha Wahidi, Moritz Blanke, Ingo Strube, Alexandra Caterbow, Frank Zach

Aktuelles

Neue Amtszeit des Steuerungskreises

Arbeitstreffen 2021

Das Arbeitstreffen fand am 27. Oktober 2021 hybrid statt. Im KOMED in Köln trafen sich rund 60 Vertreter*innen der Bündnismitglieder, zusätzlich wählten sich bis zu 30 Personen online in die Workshops und zwei Sessions im Plenum ein.

Auszüge aus dem Programm des Arbeitstreffens:

  • Bei der Begrüßung ging der Leiter des Bündnissekretariats Jürgen Janssen auf Erfahrungen und Erwartungen im diesjährigen Review-Prozess ein.
  • Grußwort der geschäftsführenden Parlamentarischen Staatssekretärin des BMZ, Dr. Maria Flachsbarth:
    „Wenn wir das Textilbündnis 2014 nicht erfunden hätten, wären wir heute nicht da, wo wir sind. Wir sind miteinander gut vorangegangen, haben die Notwendigkeiten und Zeichen der Zeit erkannt und sind deshalb im Textilbereich weiter als in anderen Branchen.“
  • 6 Workshops unter anderem zu geschlechtsspezifischer Gewalt, Klimaschutz, Einkaufspraktiken, Lieferkettentransparenz und nachhaltiger öffentlicher Beschaffung.
  • Panel mit Jorge Conesa (Policy Manager at Fair Trade Advocacy Office) und Baptiste Carriere-Pradal (Chair des Policy Hub) zu Entwicklungen auf EU-Ebene.

Jürgen Janssen bei der Begrüßung

Panel mit Baptiste Carriere-Pradal und Jorge Conesa

Gruppenarbeit zum Dialog im Bündnis

Austausch und Netzwerken im Textilbündnis

Das ist den Mitgliedern wichtig

Aktuelles

Arbeitstreffen 2021

Persönliches Wiedersehen in Köln

Verbesserungen auf der Website

Die Website ist der zentrale Informationskanal über das Textilbündnis. 2021 haben wir die Seitenstruktur und Navigation überarbeitet, damit Nutzer*innen sich besser zurecht und Informationen schneller finden.

Ausgebaut wurde etwa zudem der Bereich Themen, der jetzt Informationen zu allen elf Sektorrisiko enthält und die jeweiligen Aktivitäten des Bündnisses darstellt.

Nach wie vor lesen Sie unter Aktuelles, was sich im Textilbündnis gerade tut und welche neuen Mitglieder beigetreten sind.

Unser Beitrag zu den Sustainable Development Goals

Mit seinen vielfältigen Aktivitäten tragen die Mitglieder und das Textilbündnis als Ganzes zur Erreichung der Agenda 2030 und der Sustainable Development Goals (SDG) bei. 2021 haben wir unser SDG Mapping aktualisiert und mit SDG 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz) und SDG 14 (Leben unter Wasser) zwei weitere SDGs integriert.

Aktuelles

Deutsche Nachhaltigkeitsstrategie

Das Textilbündnis und seine Mitglieder leisten nicht nur einen Beitrag zu den SDGs, sondern auch zu vier Transformationsbereichen der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie.

Kapitel 8
Klimaschutz: Gastbeitrag von Lindita Xhaferi-Salihu