Kapitel 1

Intro

Liebe Bündnismitglieder, sehr geehrte Damen und Herren,

ab jetzt erscheint der Jahresbericht immer zur Mitgliederversammlung im Frühjahr und in digitaler Form. Dies ermöglicht es uns, die Informationen im Bericht direkt mit den Inhalten auf der Textilbündnis-Website zu verbinden, sodass Sie bei den jeweiligen Punkten immer auch tiefer in die Materie einsteigen können.

Mit partnerschaftlichen Beziehungen aus der Krise

Für einkaufende und produzierende Unternehmen in Deutschland und weltweit war 2020 ein schlimmes, wenn nicht das wirtschaftlich schlimmste Jahr seit Dekaden. Und dies hatte und hat zum Teil katastrophale Auswirkungen auf die Menschen, die in unserer Branche arbeiten, auch und vor allem in den Produktionsländern. In Deutschland und Europa kämpfen viele Unternehmen ums Überleben und mussten ihre Geschäftsmodelle schneller als jemals geplant und vielfach sehr radikal verändern.

In den Produktionsländern trifft der drastisch verstärkte Veränderungsdruck die Unternehmen und Menschen noch heftiger. Bei vielen Unternehmen und ihren Geschäftspartnern ist die Kapitaldecke chronisch sehr dünn. Sozialsysteme sind löchrig oder gar nicht vorhanden. Arbeiterinnen und Arbeiter haben kaum nennenswerte Alternativen und Rücklagen und sind den Auswirkungen der Krise – Arbeitsplatzverlust, Lohnkürzungen, Gesundheitsrisiken und weitere Einschränkungen – häufig schutzlos ausgeliefert.

Das Textilbündnis ist angetreten, die Arbeits- und Umweltbedingungen in den Wertschöpfungsketten nachweislich zu verbessern. Dies erfordert es gerade in diesen Krisenzeiten, dass unsere Mitglieder ihre Geschäftspartner und die Arbeiterinnen und Arbeiter noch stärker in den Fokus nehmen. Dazu hat sich das Bündnis bereits im April 2020 mit seinen strategischen Partnern eindeutig positioniert und in einem Call-to-Action Empfehlungen zur unmittelbaren Krisenreaktion sowie längerfristig zur Gestaltung partnerschaftlicher Geschäftsbeziehungen formuliert. Verantwortungsvolle Einkaufspraktiken spielen dabei eine besondere Rolle und sind deshalb unser Jahresthema für 2021.

Sorgfaltspflichten strukturiert umsetzen und darüber berichten

Neben Einkaufspraktiken, den weiter an Fahrt aufnehmenden Aktivitäten zu Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz und dem gemeinsamen Engagement der Mitglieder in Tamil Nadu und bei existenzsichernden Löhnen, Beschwerdemechanismen, Abwassermanagement und Biobaumwolle, steht 2021 natürlich auch der Review-Prozess im Fokus. Wegen der COVID-19-Pandemie 2020 um ein Jahr verschoben, ist der überarbeitete Review-Prozess nun gestartet.

Kern der Bemühungen ist es dabei, die Unternehmen dabei zu unterstützen, auf der Grundlage einer fundierten Risikoanalyse ihre Sorgfaltspflichten strukturiert und den Anforderungen entsprechend umzusetzen und ebenso strukturiert und angemessen darüber zu berichten. Damit kann das Bündnis seinen Anspruch unterstreichen, erste Anlaufstelle für alle zu sein, die Sorgfaltspflichten systematisch umsetzen und so ihrer unternehmerischen Verantwortung auch für die Geschäftspartner und die Arbeiterinnen und Arbeiter in den Wertschöpfungsketten gerecht werden wollen.

Gemeinsam mehr erreichen

Auch mit Blick auf die Strukturen des Textilbündnisses stehen 2021 wichtige Entscheidungen an. So wird ein neuer Steuerungskreis gewählt und eine Experten*innen-Gruppe diskutiert die Weiterentwicklung der Governance-Strukturen. Darüber hinaus treiben wir den Ausbau unseres Netzwerks strategischer Kooperationspartner mit dem Ziel weiter voran, die Wirkungen der Bündnisaktivitäten zu steigern und zugleich den Aufwand für unsere Mitglieder zu begrenzen.

Die Corona-Krise hat bestehende Trends in der Branche stark beschleunigt und sie hat tiefgreifende Auswirkungen auf Unternehmen, Stakeholder und viele Millionen Beschäftigte, auch und vor allem in den Produktionsländern. Vor diesem Hintergrund haben wir im Textilbündnis zentrale Zukunftsthemen aufgegriffen und verfolgen deren Umsetzung. Nutzen Sie Ihre Mitgliedschaft im Bündnis als Chance, gemeinsam an den Zukunftsthemen und am Beitrag Ihrer Organisation zu arbeiten, faire Arbeitsbedingungen und eine Produktion innerhalb der planetaren Grenzen durchzusetzen.

Wir wünschen Ihnen eine interessante Lektüre des Jahresberichts 2020 und freuen uns auf die weitere, vertrauensvolle Zusammenarbeit im Bündnis.

Für das Bündnissekretariat
Jürgen Janssen

Inhaltsübersicht
Inhaltsübersicht
Kapitel 2
2020 in Zahlen
Kapitel 1
Intro
2020 in Zahlen
Mitglieder und Internationalisierung

2020 in Zahlen

Mitglieder und Internationalisierung

2020 haben wir 14 neue Mitglieder dazugewonnen. Ende Dezember 2020 zählte das Textilbündnis 136 Mitglieder.

Herzlich willkommen! Das sind die 14 neuen Mitglieder im Textilbündnis:


Internationalisierung

Seit 2017 hat das Textilbündnis zehn strategische Kooperationen mit anderen Initiativen geschlossen. Die Kooperationen verfolgen zwei übergeordnete Ziele: Zum einen sollen sie die Mitglieder dabei unterstützen, die Bündnisziele zu verfolgen, und dadurch die Wirkungen in den Produktionsländern erhöhen. Zum anderen streben sie die Angleichung von Nachhaltigkeitsanforderungen an Unternehmen des Textilsektors an.

Mehr Informationen zu den (neuen) Kooperationen im Kapitel 4.4

Kapitel 2
2020 in Zahlen
2020 in Zahlen
Bündnisinitiativen

2020 in Zahlen

Bündnisinitiativen

2020 engagierten sich 26 Mitglieder in den drei Bündnisinitiativen (BI) Tamil Nadu, Abwasser und Existenzsichernde Löhne. Etliche Mitglieder sind in mehreren BI aktiv. Die Bündnisinitiative Beschwerdemechanismen befand sich 2020 noch im Aufbau.

Bündnisinitiative Tamil Nadu: Abschluss der ersten Projektphase

2020 endete die erste Projektphase der Bündnisinitiative Tamil Nadu (Juli 2018 bis September 2020) – mit diesen Ergebnissen und Erfolgen:

Detaillierte Informationen zu den Bündnisinitiativen finden Sie in Kapitel 4.2.

2020 in Zahlen
Mitglieder und Internationalisierung
2020 in Zahlen
Jahresthema Geschlechtsspezifische Gewalt

2020 in Zahlen

Jahresthema Geschlechtsspezifische Gewalt

Geschlechtsspezifische Gewalt war 2020 unser Jahresthema im Textilbündnis. Im Februar nahm eine Expert*innen-Gruppe (EG) zum Thema ihre Arbeit auf. 14 Bündnismitglieder engagieren sich in der EG und der Steuerungskreis beschloss im November 2020 die Mandatsverlängerung.

7 Webinare

  • Introduction to Discrimination and Gender-Based Violence and Harassment (GBVH) 
  • Adoption of the ILO Convention 190 – what next? Measures against gender-based violence in textile supply chains
  • The Gendered Impact of the COVID-19 Crisis on Garment Workers
  • Addressing the Gender Data Gap 
  • How to address the sector risk of gender-based violence at factory level: Perspectives from Bangladesh
  • 2 von 3 Webinaren aus einer Reihe zu GBVH und Social Audits, Teil des Kooperationsprojekts mit GOTS und IVN

Publikationen

  • Guidance Document on Due Diligence, Social Audits and GBVH (im Februar 2021 erschienen)
  • 9 länderspezifische Factsheets zu geschlechtsspezifischer Gewalt in

3 Fachbeiträge zum Thema

  • Historischer Meilenstein – die ILO-Konvention 190, Interview mit Dr. Christina Stockfisch (DGB) zur ILO-Konvention 190 und dem Stand der Umsetzung

  • ‘Invisible Women’ – Due Diligence Risks and the Gender Data Gap, Gastbeitrag von Stephanie Barrientos 

  • Gewalt an Frauen in Fabriken verhindern, aber wie? Gastbeitrag von Sina Marx (FEMNET)

 
Detaillierte Infos zum Jahresthema Geschlechtspezifische Gewalt in Kapitel 5

 

2020 in Zahlen
Bündnisinitiativen
2020 in Zahlen
Veranstaltungen und Unterstützungsmaterial

2020 in Zahlen

Veranstaltungen und Unterstützungsmaterial

Veranstaltungen

Die Themenvielfalt des Textilbündnisses spiegelt sich in der Nachfrage und Teilnahme an Lern- und Dialogformaten wider: Lieferkettenmanagement und die Beziehung zu den Partner im Liefernetzwerk, COVID-19, Due Diligence im eigenen Unternehmen und im politischen Kontext, Review-Prozess und Risikoanalyse, Löhne und Einkaufspraktiken, Kreislaufwirtschaft und Umweltthemen.

Die Top-10-Veranstaltungen nach Anzahl der Teilnehmenden waren 2020:


Unterstützungsmaterial

2020 in Zahlen
Jahresthema Geschlechtsspezifische Gewalt
2020 in Zahlen
Kommunikation

2020 in Zahlen

Kommunikation

Social Media

Follower

LinkedIn

Besondere Aufmerksamkeit erlangten Beiträge zu den eigenen Aktivitäten des Textilbündnisses. Diese LinkedIn-Beiträge wurden am häufigsten mit „Gefällt mir“ markiert:

Twitter

Auch bei Twitter zeigten sich die meisten Reaktionen und Interaktionen bei Tweets zu Aktivitäten und Angeboten des Textilbündnisses. Jeweils drei Tweets zum Jahresthema Gender-based Violence und zu unseren Bündnisinitiativen schafften es in die Top 10, ebenso zwei Tweets zum COVID-19-Update auf der Website des Textilbündnisses.


Presse

Das Textilbündnis tauchte 2020 in insgesamt 57 Medienbeiträgen auf. In 32 Artikeln wurde es lediglich erwähnt (56%). In 17 Fällen war die Berichterstattung positiv oder neutral (30%), in den übrigen 8 Beiträgen wurde Kritik geäußert (14%). 2020 drehten sich viele Beiträge um die Auswirkungen von COVID-19 in den Textil-Lieferketten sowie um die Diskussion rund um ein Sorgfaltspflichtengesetz.

„Corona-Krise: Näherinnen in Not – Arbeiterinnen und Arbeiter stehen vor dem Nichts“

Frankfurter Rundschau, 08.04.

„Die Krise ist eine Chance“

Tageszeitung, 17.04.

„Bekleidung umweltfreundlicher produzieren: Modeindustrie könnte durch Corona-Pandemie nachhaltiger werden“

Deutschlandfunk, 22.05.

„Widerstand gegen Lieferkettengesetz: Zusätzliche Belastungen sind Gift“

tagesschau.de, 14.07.

„Schwerpunkt Sustainability: Minister Gerd Müller im Gespräch. Wir sind auf einem guten Weg“

TextilWirtschaft, 06.10.


Website

Auch auf der Textilbündnis-Website hat sich 2020 wieder einiges getan. In rund 30 Aktuelles-Beiträgen berichteten wir über die Aktivitäten im Textilbündnis, unter anderem über neue Mitglieder, Bündnisinitiativen, Kooperationen und Publikationen. Mit einem COVID-19-Update haben wir die Mitglieder mit branchenspezifischen Informationen versorgt, unter anderem zu den Auswirkungen auf Textil-Lieferketten, mit Leitsätzen für verantwortungsvolle Einkaufspraktiken und mit spezifischen Informationen zu 15 Produktionsländern. Außerdem haben wir die Projektdatenbank „Projekte weltweit“ überarbeitet und eine Volltextsuche hinzugefügt.

Diese 10 Seiten verzeichneten 2020 die meisten Ansichten:

Website-Besuche

2020 verzeichnete die Textilbündnis-Website 57.386 Besucher*innen aus 81 unterschiedlichen Ländern.
2020 in Zahlen
Veranstaltungen und Unterstützungsmaterial
Kapitel 3
Themen des Jahres

Kapitel 3

Themen des Jahres

COVID-19

Die Textilindustrie wurde von der COVID-19-Pandemie massiv getroffen. Die Auswirkungen auf Modeunternehmen und Einzelhandel in Deutschland und Europa waren und sind weiterhin enorm und nicht selten existenzbedrohend. Auch in den Produktionsländern war die Lage katastrophal: etliche Arbeiter*innen verloren ihre Jobs, bekamen noch weniger oder gar keinen Lohn und in vielen Fabriken war und ist kein ausreichender Infektionsschutz gegeben.

Das Textilbündnis reagierte schnell auf den Ausbruch der Pandemie: mit dem Aussetzen des Review-Prozesses, einem COVID-Update auf der Website und mit vielen Unterstützungsangeboten und Online-Veranstaltungen. Darüber hinaus intensivierte das Textilbündnis den Austausch und die Zusammenarbeit mit seinen Kooperationspartner*innen.

Bei der Mitgliederversammlung im November 2020 unterstrich Jürgen Janssen, Leiter des Bündnissekretariats: Der Sorgfaltspflichtenansatz, dem sich das Textilbündnis verschrieben hat, sei eine gute Grundlage und weise den Blick in eine Zukunft mit partnerschaftlichen Geschäftsstrategien und -praktiken und besseren Arbeits- und Umweltbedingungen (Vorwort von Jürgen Janssen im Bericht zur Mitgliederversammlung 2020).

Einkaufspraktiken

Verantwortungsvolle Einkaufspraktiken sind für Unternehmen ein zentraler Baustein, um ihren Sorgfaltspflichten nachzukommen und zu besseren Arbeitsbedingungen in ihrer Lieferkette beizutragen. Einkaufspraktiken beschreiben alle Prinzipien und Prozesse, wie Markenunternehmen und Einzelhändler mit den Herstellern, die ihre Produkte liefern, interagieren und Geschäfte machen. Sie sind ein wichtiger Schlüssel für eine nachhaltigere und resilientere Textil- und Bekleidungswirtschaft.

Seit 2019 arbeiten 12 Bündnisunternehmen in einer Peer-Learning-Gruppe zu dem Thema. Sie tauschen sich aus und entwickeln Verbesserungspläne zu ihren eigenen Einkaufspraktiken. Um kurzfristig negative Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zu mildern, veröffentlichte das Textilbündnis im April 2020 Leitsätze für verantwortungsvolle Einkaufspraktiken in Zeiten von COVID-19. Im Juni 2020 wurde die erste Auswertung einer Selbstbewertung von Unternehmen zu ihren Einkaufspraktiken veröffentlicht.

2021 stehen Einkaufspraktiken als Jahresthema im Textilbündnis besonders im Fokus. Mit einer Selbsteinschätzung und Lieferantenbefragung können Mitgliedsunternehmen ihre Einkaufspraktiken bewerten, um darauf aufbauend Verbesserungsmaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen. Expert*innen unterstützen die Unternehmen dabei mit Online-Trainings und einem Trainingsvideo. Darüber hinaus erarbeitet das Textilbündnis zusammen mit mehreren anderen Multi-Stakeholder-Initiativen derzeit ein gemeinsames Rahmenwerk zu Einkaufspraktiken.

Xinjiang

2020 machten Berichte über Zwangsarbeit in Xinjiang weltweit Schlagzeilen. In der chinesischen Provinz werden Uiguren und Angehörige anderer muslimischer Minderheiten glaubwürdigen Berichten zufolge unterdrückt und ausgebeutet. Es besteht das Risiko, dass Fabriken und Anbaubetriebe der Textil-Lieferkette in Xinjiang von Zwangsarbeit profitieren. Dies betrifft insbesondere die tiefere Lieferkette, das heißt die Produktion von Baumwolle und Garnen. Das Textilbündnis ist mit seinen Mitgliedern, der Politik, der OECD und anderen Branchenorganisationen dazu im Austausch. Neun Bündnismitglieder bildeten eine Ad-hoc-Gruppe und diskutieren Strategien im Umgang mit dem Risiko der Zwangsarbeit in China sowie mögliche Unterstützungsangebote durch das Textilbündnis.

Klimaschutz

Im Oktober 2020 ist die neue Expert*innen-Gruppe (EG) Klimaschutz gestartet. Sie möchte Best Practices zur Minimierung von Klimarisiken in allen Teilen der Lieferkette weiterentwickeln und bereitstellen. Ein besonderer Fokus liegt auf der Zusammenarbeit mit Produzenten, um insbesondere die Umstellung auf erneuerbare Energien in der Produktion zu unterstützen. Die rund 20 Mitglieder der EG diskutieren auch Lösungen, um Umweltauswirkungen besser messen und bilanzieren zu können. Zudem ist 2020 das UNFCCC Playbook on Climate Action erschienen. Das Playbook richtet sich an alle Unternehmen der Textil- und Bekleidungsbranche und soll ihnen Beispiele und Informationen zum Klimaschutz und zur CO2-Reduktion an die Hand geben. Im Februar 2021 wurde die deutsche Übersetzung veröffentlicht.

Kreislaufwirtschaft

Kreislaufwirtschaft ist im Textilbündnis kein neues Thema. Neu ist seit 2020 jedoch die Expert*innen-Gruppe (EG) Kreislaufwirtschaft. Rund 35 Bündnismitglieder arbeiten daran, Best Practices und Leitfäden zu kreislauffähigen Verfahren und Produkten entlang der gesamten textilen Wertschöpfungskette zu ermitteln und weiterzuentwickeln. Im Fokus stehen dabei: nachhaltiges Design, Recycling, kreislauffähige Fasern und Prozesse, Sammlung, Sortierung und Re-Use, alternative Geschäftsmodelle (z.B. Leasing, Sharing und Reparatur) sowie nachhaltige Alternativen zu Verpackungen.

Expert*innen-Gruppen

Expert*innen-Gruppen (EG) sind dazu da, einzelne Themen über alle drei Arbeitsbereiche im Textilbündnis hinweg zu bearbeiten: Individuelle Verantwortung, Gemeinsames Engagement und Gegenseitige Unterstützung. Darüber hinaus streben sie themenspezifische Kooperationen mit relevanten Partnern und Organisationen an.

2020 haben sich vier weitere Expert*innen-Gruppen gebildet: Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft, geschlechtsspezifische Gewalt und Chemikaliensicherheit. Die weiteren Expert*innen- und Arbeitsgruppen sind: Abwasserstandards, Existenzsichernde Löhne, Chemiefasern, nachhaltige Naturfasern, Review-Prozess, Wirkungsmessung und Lieferkettentransparenz.

Bündnisinitiativen

Zusammen mehr erreichen als allein – auf dieser Überzeugung bauen die Bündnisinitiativen (BI) auf. Mehrere Bündnismitglieder tun sich zusammen, um gemeinsam Verbesserungen in den Produktionsländern zu erzielen. Dabei werden immer auch Zulieferer und lokale Akteure eingebunden. Zurzeit laufen diese vier Bündnisinitiativen: Existenzsichernde Löhne, Abwasser, Beschwerdemechanismen und Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Tamil Nadu. Weitere BI sind in Planung. Was unsere BI 2020 umgesetzt und erreicht haben, finden Sie im Bericht zur Mitgliederversammlung 2020 zusammengefasst.

Responsible Exit

„Responsible Exit“ steht für die verantwortungsvolle Beendigung von Geschäftsbeziehungen. Verantwortungsvoll heißt, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um negative Auswirkungen auf Beschäftigte bei Zulieferern gering zu halten oder zu mildern. 2020 entwickelten die Peer-Learning-Gruppe Einkaufspraktiken und das Bündnissekretariat mit Unterstützung der Zivilgesellschaft einen „Responsible Exit“-Leitfaden. Er zeigt Schritt für Schritt auf, wie Unternehmen Prozesse etablieren können, um Geschäftsbeziehungen verantwortungsvoll zu beenden und welche Vorgaben und Anforderungen dabei zu beachten sind. Bündnismitglieder finden den Leitfaden im Mitgliederbereich.

Geschlechtsspezifische Gewalt

Sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt (Gender Based Violence and Harassment, GBVH) bezeichnet Gewalt gegen Menschen aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit und betrifft vor allem Frauen und Mädchen, seltener auch Männer und Jungen sowie nichtbinäre Menschen. GBVH umfasst alle Gewalthandlungen, durch die Menschen physischer, emotionaler, psychologischer oder sexueller Schaden und Leid zugefügt wird. Gewalt an Frauen ist ein weit verbreitetes Problem, auch in der Textilindustrie, wo rund 80 Prozent der Beschäftigten weiblich sind. Die Arbeitsbedingungen sind oft prekär und Gewalt gegen Frauen kommt viel zu häufig vor. Deshalb machte das Textilbündnis GBVH zu seinem Jahresthema 2020.

Kooperationen

Schon bei der Gründung des Textilbündnisses wurde erkannt, dass es als nationale Initiative in einer global vernetzten Branche den Anschluss an andere europäische und internationale Initiativen herstellen muss. Das Textilbündnis kooperiert mit Initiativen, die sich auf Grundlage der „OECD Due Diligence Guidance for the Garments and Footwear Sector“ für eine nachhaltige und zukunftsfähige Textilindustrie einsetzen. Durch das internationale Netzwerk mit externen Kooperationspartnern erhalten Bündnismitglieder auch Zugang zu Expertise, Instrumenten und Kontakten anderer Brancheninitiativen.

2020 sind die Kooperationen mit dem Organic Cotton Accelerator und dem Open Apparel Registryhinzugekommen. Ende des Jahres bestanden zehn strategische Kooperationen. Während der COVID-19-Pandemie verstärkte das Textilbündnis den Austausch mit anderen Brancheninitiativen noch einmal deutlich, insbesondere zum Thema Einkaufspraktiken.

Lieferkettentransparenz

Transparenz in der eigenen Lieferkette zu schaffen, ist eine grundlegende Voraussetzung für die Umsetzung von unternehmerischen Sorgfaltspflichten. Unternehmen können sozialen, ökologischen und Korruptions-Risiken in ihrer Lieferkette nur dann effektiv begegnen, wenn sie wissen, wo, wie und von wem ihre Produkte hergestellt werden. 2020 ist ein neuer Leitfaden entstanden, der Unternehmen Schritt für Schritt zu mehr Lieferkettentransparenz anleitet. Auch die Kooperation mit dem Open Apparel Registry dient diesem Ziel. 23 Mitgliedsunternehmen beteiligen sich seit 2020 an einer aggregierten Liste auf der Plattform Open Apparel Registry und veröffentlichen so ihre Lieferantendaten: insgesamt rund 6.800 Produktionsstätten.

Chemikaliensicherheit

Seit Mitte 2020 hat die Expert*innen-Gruppe (EG) Chemikaliensicherheit ihre Arbeit aufgenommen. Ziel ist die Begleitung der Mitglieder bei der konsequenten Umsetzung der Chemikalienverbotsliste, Manufacturing Restricted Substance List Manufacturing (MRSL) auf der Produktionsebene der Nassprozesse. Die EG berät zu Substitutionsoptionen und prüft Unterstützungsangebote für Bündnismitglieder. Außerdem informiert sie über Anpassungen der Chemikalienmanagement Anforderungen.

Beschwerdemechanismen

Internationale Standards und Rahmenwerke fordern einhellig, dass Unternehmen Beschwerdemechanismen für Menschen bereitstellen, die potenziell von sozialen und ökologischen Auswirkungen betroffen sind. Auch Arbeiter*innen in der textilen Lieferkette sollen Beschwerden melden können und Zugang zu Abhilfe und Wiedergutmachung erhalten. Dabei sind Funktionalität und Effektivität der Beschwerdemechanismen von zentraler Bedeutung. Das Textilbündnis unterstützt seine Mitglieder dabei, wirksame Beschwerdemechanismen entlang der eigenen Lieferkette aufzubauen oder sich an bestehenden Mechanismen zu beteiligen.

Dazu kooperiert das Textilbündnis eng mit der Fair Wear Foundation, die ihren Mitgliedsunternehmen einen Beschwerdemechanismus in 11 Ländern bereitstellt. Künftig sollen auch Bündnisunternehmen auf diesen Mechanismus zurückgreifen und in ihrer Lieferkette nutzen können. In Workshops und Webinaren bringt das Textilbündnis seinen Mitgliedern die Anforderungen an effektive Beschwerdemechanismen und wirksamer Abhilfe näher und bietet einen Raum für Austausch. Seit 2020 sammeln die Bündnismitglieder in einer Incident List Meldungen zu Missständen oder Vorfällen in der textilen Lieferkette. Das Dokument unterstützt Unternehmen dabei, konkrete Vorfälle sowie mögliche Risiken in ihrer eigenen Lieferkette zu identifizieren.

Wie gehen wir mit Beschwerden um, die das Textilbündnis erreichen? Mit dieser und weiteren strategischen Fragen rund um das Thema Beschwerdemechanismen beschäftigt sich Anfang 2021 ein Strategiekreis. Die Vertreter*innen der unterschiedlichen Akteursgruppen setzen sich mit aktuellen Fragestellungen auseinander und erarbeiten Lösungsvorschläge.

Mitglieder

Das Textilbündnis ist eine Multi-Stakeholder-Initiative und setzt sich aus Mitgliedern der Wirtschaft (Unternehmen und Verbände), Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften, Standardorganisationen und der Bundesregierung zusammen. Darüber hinaus gibt es einige beratende Mitglieder aus Wissenschaft und Forschung. Die Mitglieder des Textilbündnisses repräsentieren etwa die Hälfte des Umsatzes im deutschen Textilmarkt.

2020 ist das Textilbündnis um 14 auf 136 Mitglieder angewachsen. Die neuen Mitglieder sind: HUMANA Second Hand Kleidung GmbH, Pervormance international GmbH, GrenzGang, LODENFREY Menswear GmbH, HUMAN BLOOD B.V., mey GmbH & Co. KG, bluesign technologies, textilekonzepte GmbH, CHAPS Merchandising GmbH, RETAILPRAXIS GmbH, Hochschule Hof, erlich textil, global tactics Textilmanufaktur e.K., Helmut Peterseim Strickwaren GmbH.

Steuerungskreis

Die strategische Steuerung und Weiterentwicklung des Textilbündnisses obliegt dem Steuerungskreis (SK). Er setzt sich aus insgesamt zwölf Vertreter*innen der Akteursgruppen Wirtschaft, Bundesregierung, Nichtregierungsorganisationen, Standardorganisationen und Gewerkschaften zusammen. Sie werden alle zwei Jahre neu von den Mitgliedern gewählt. 2021 steht die nächste SK-Wahl an. In seinen Sitzungen entscheidet der Steuerungskreis unter anderem über Mitgliedsanträge und neue Projekte.

2020 beschloss der SK unter anderem, dass der Review-Prozess angesichts der COVID-19-Pandemie ausgesetzt und um ein Jahr verschoben wird. Einmal jährlich trifft sich der SK zu einer Klausurtagung, um über die allgemeine Struktur und Strategie des Textilbündnisses zu beraten. Bei der Klausur im September 2020 befasste sich der SK unter anderem mit dem Zielbild und Selbstverständnis des Textilbündnisses sowie dem Arbeitsplan und der Themensetzung für 2021.

Risikoanalyse

Eine sorgfältige und kontinuierliche Risikoanalyse ist ein grundlegender Bestandteil der unternehmerischen Sorgfaltspflicht und des Review-Prozesses 2021. Der Leitfaden „Risiken ermitteln und priorisieren. Grundlagen für den Review-Prozess im Textilbündnis“ zeigt Unternehmen, was sie bei der Risikoanalyse beachten müssen.

Darüber hinaus stellte das Bündnis für nachhaltige Textilien 2020 ein neues IT-Tool vor: das Textile Risk Expert System, kurz T-REXS. Es soll die Bündnismitglieder dabei unterstützen, soziale, ökologische und Korruptions-Risiken in ihren Lieferketten zu analysieren und zu priorisieren. Es hilft zum Beispiel dabei, die abstrakten Risiken in der Lieferkette zu bestimmen und Informationen über die Eintrittswahrscheinlichkeit von Risiken zusammenzustellen. Mit dem T-REXS können Unternehmen auch die schwerwiegendsten Risiken in ihrer Lieferkette priorisieren.

Sektorrisiken

Die OECD hat eine Reihe von Risiken identifiziert, die für die Textil- und Bekleidungsbranche von besonderer Relevanz sind. Dazu gehören unter anderem: Diskriminierung, Gesundheit und Sicherheit, Lohn und Sozialleistungen, Korruption, Kinder- und Zwangsarbeit, Umweltschutz und Chemikalieneinsatz. Diese und weitere sektorspezifischen Risiken finden sich in den vom Textilbündnis bearbeiteten Themen wieder. Darüber hinaus sind sie im überarbeiteten Review-Prozess zentral: Jedes Mitgliedsunternehmen analysiert seine Risiken in der Lieferkette, priorisiert sie und leitet daraus Ziele und Maßnahmen ab.

Baumwolle

2020 ist das Textilbündnis eine strategische Kooperation mit dem Organic Cotton Accelerator (OCA)  eingegangen. Ziel der Kooperation zwischen den beiden Multi-Stakeholder-Initiativen ist, die Qualität und Verfügbarkeit von Bio-Baumwolle zu fördern und Angebot und Nachfrage besser abzustimmen.

Darüber hinaus wurde ein Pilotprojekt in Indien gestartet, an dem sich GIZ, Tchibo, Dibella, Chetna-FFID, Fairtrade Germany und OCA beteiligen. Durch eine Ausweitung des bestehenden Pilotprojekts (up-scaling) sowie neue Pilotansätze in baumwollrelevanten Regionen möchten die Projektpartner die Verfügbarkeit von Bio-Baumwolle für die Mitglieder des Textilbündnisses weiter steigern.

Das gemeinsame Bündnisziel zur Steigerung des Anteils nachhaltiger Baumwolle bleibt bestehen: Bis 2025 soll der Anteil nachhaltiger Baumwolle auf insgesamt 70 Prozent der insgesamt von Bündnismitgliedern beschafften Baumwolle steigen, der darin enthaltene Anteil an Bio-Baumwolle auf 20 Prozent. Das gemeinsame Ziel von 35 Prozent nachhaltiger Baumwolle bis 2020 erreichten die Mitglieder bereits 2018 nahezu.

Abwassermanagement

Bei Nassprozessen der Textilproduktion besteht ein erhöhtes Risiko für Umweltschäden, zum Beispiel durch ungeklärte Abwässer aus Fabriken. Ein nachhaltiges Abwassermanagement ist ein wichtiger Schritt zur Lösung des Problems. Das ist das Ziel der neuen Bündnisinitiative Abwasser. Dazu schlossen sich 14 Bündnismitglieder im Juli 2020 zusammen. Fokusländer sind Taiwan, Bangladesch, Vietnam, China, Pakistan und Türkei.

Die Bündnisinitiative kombiniert drei Ansätze: Erstens sollen in den Fabriken das Problembewusstsein geschärft und Wissen für Produzenten und Brands aufgebaut werden. Zweitens gilt es, die Prüfung des Abwassers mittels Plausibilitätschecks und gemeinsamer Anforderungen an Abwasserreports zu harmonisieren und die Datenqualität und Transparenz zu verbessern. Und drittens strebt die Initiative Kooperationen und den Datenaustausch zwischen allen Akteuren in der Lieferkette sowie mit wissenschaftlichen Einrichtungen an.

Arbeitstreffen

„Nur durch kollektives Handeln, einen partnerschaftlichen Ansatz und geteilte Verantwortung lassen sich, besonders aktuell, die Auswirkungen abmildern und weiterhin das Ziel einer nachhaltigen Textil-Lieferkette verfolgen,“ betonte der Leiter des Bündnissekretariats Jürgen Janssen gleich bei der Begrüßung des Arbeitstreffens am 21. April 2020.

Auf dem Programm standen ein Livestream mit einer Keynote von Karl-Hendrik Magnus von McKinsey, neun Online-Seminare und ein Marktplatz mit sieben Ständen. Die Sessions deckten ein breites Themenspektrum ab, von Kreislaufwirtschaft über Risikoanalyse, von Lieferketten-Mapping bis zu Beschwerdemechanismen. Natürlich spielten auch die aktuellen Entwicklungen und Auswirkungen der COVID-19-Pandemie an vielen Stellen mit ein. Die Aufzeichnungen einiger Sessions können Sie sich auf der Website weiterhin ansehen.

Mitgliederversammlung

„Auf Kurs“ – so lautete das Thema der 6. Mitgliederversammlung des Textilbündnisses am 24. und 25. November 2020. Bei der Begrüßung unterstrich Jürgen Janssen, Leiter des Bündnissekretariats, dass der Kurs Richtung unternehmerischer Sorgfalt und Nachhaltigkeit „richtig, wichtig und zukunftsweisend“ sei. An den zwei Tagen der Veranstaltung standen insgesamt 14 Sessions zu unterschiedlichsten Bündnisthemen auf dem Programm: von Sorgfaltspflichten und geschlechtsspezifischer Gewalt über Responsible Exit und existenzsichernde Löhne bis zu Lieferkettentransparenz und Klimaschutz. Mitglieder finden die Aufzeichnungen der Sessions im Mitgliederbereich. Der Marktplatz mit diesen acht Marktständen ist weiterhin online: BI Tamil Nadu, BI Abwasser, BI Beschwerdemechanismen, Kreislaufwirtschaft, Klimaschutz, KMU Kompass, Grüner Knopf, Review-Prozess.

Zur Podiumsdiskussion „Future Supply Chain Relations“ begrüßten wirRubana Huq (BGMEA), Mathijs Crietee (International Apparel Federation), Herman Leung (DAKOTA Garment Group), Nazma Akter (Awaj Foundation)und Christina Hajagos-Clausen (IndustriALL).

Review-Prozess

Im Review-Prozess berichten die Unternehmen im Textilbündnis zu ihrer individuellen Verantwortung in ihren Lieferketten, sie setzen sich Ziele und definieren Maßnahmen. 2019 wurde der Review-Prozess grundlegend überarbeitet und der risikobasierte Sorgfaltspflichtenansatz in den Fokus gestellt. Der neue Review-Prozess orientiert sich an den Anforderungen und Vorgaben internationaler Rahmenwerke, insbesondere an der OECD Due Diligence Guidance für den Textilsektor. 2020 sollten die Bündnismitglieder den Review-Prozess erstmals in seiner neuen Form durchführen. Aufgrund der COVID-19-Pandemie entschied der Steuerungskreis, den Start um ein Jahr zu verschieben. Mehr dazu auch in Kapitel 4.1.

LinkedIn & Twitter

Seit 2019 ist das Textilbündnis mit eigenen Accounts auf LinkedIn und Twitter aktiv. Bei LinkedIn wuchs die Followerzahl 2020 von 334 auf 1642 (+ 392%), bei Twitter um von 321 auf 422 (+ 31,46%). Auf beiden Plattformen erlangten Beiträge zu den eigenen Aktivitäten des Textilbündnisses am meisten Aufmerksamkeit. Jeweils drei Tweets zum Jahresthema Gender Based Violence und zu unseren Bündnisinitiativen schafften es bei Twitter in die Top 10, ebenso zwei Tweets zum COVID-19-Update auf der Website des Textilbündnisses. 

COVID-19

Die Textilindustrie wurde von der COVID-19-Pandemie massiv getroffen. Die Auswirkungen auf Modeunternehmen und Einzelhandel in Deutschland und Europa waren und sind weiterhin enorm und nicht selten existenzbedrohend. Auch in den Produktionsländern war die Lage katastrophal: etliche Arbeiter*innen verloren ihre Jobs, bekamen noch weniger oder gar keinen Lohn und in vielen Fabriken war und ist kein ausreichender Infektionsschutz gegeben.

Das Textilbündnis reagierte schnell auf den Ausbruch der Pandemie: mit dem Aussetzen des Review-Prozesses, einem COVID-Update auf der Website und mit vielen Unterstützungsangeboten und Online-Veranstaltungen. Darüber hinaus intensivierte das Textilbündnis den Austausch und die Zusammenarbeit mit seinen Kooperationspartner*innen.

Bei der Mitgliederversammlung im November 2020 unterstrich Jürgen Janssen, Leiter des Bündnissekretariats: Der Sorgfaltspflichtenansatz, dem sich das Textilbündnis verschrieben hat, sei eine gute Grundlage und weise den Blick in eine Zukunft mit partnerschaftlichen Geschäftsstrategien und -praktiken und besseren Arbeits- und Umweltbedingungen (Vorwort von Jürgen Janssen im Bericht zur Mitgliederversammlung 2020).

Einkaufspraktiken

Verantwortungsvolle Einkaufspraktiken sind für Unternehmen ein zentraler Baustein, um ihren Sorgfaltspflichten nachzukommen und zu besseren Arbeitsbedingungen in ihrer Lieferkette beizutragen. Einkaufspraktiken beschreiben alle Prinzipien und Prozesse, wie Markenunternehmen und Einzelhändler mit den Herstellern, die ihre Produkte liefern, interagieren und Geschäfte machen. Sie sind ein wichtiger Schlüssel für eine nachhaltigere und resilientere Textil- und Bekleidungswirtschaft.

Seit 2019 arbeiten 12 Bündnisunternehmen in einer Peer-Learning-Gruppe zu dem Thema. Sie tauschen sich aus und entwickeln Verbesserungspläne zu ihren eigenen Einkaufspraktiken. Um kurzfristig negative Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zu mildern, veröffentlichte das Textilbündnis im April 2020 Leitsätze für verantwortungsvolle Einkaufspraktiken in Zeiten von COVID-19. Im Juni 2020 wurde die erste Auswertung einer Selbstbewertung von Unternehmen zu ihren Einkaufspraktiken veröffentlicht.

2021 stehen Einkaufspraktiken als Jahresthema im Textilbündnis besonders im Fokus. Mit einer Selbsteinschätzung und Lieferantenbefragung können Mitgliedsunternehmen ihre Einkaufspraktiken bewerten, um darauf aufbauend Verbesserungsmaßnahmen zu entwickeln und umzusetzen. Expert*innen unterstützen die Unternehmen dabei mit Online-Trainings und einem Trainingsvideo. Darüber hinaus erarbeitet das Textilbündnis zusammen mit mehreren anderen Multi-Stakeholder-Initiativen derzeit ein gemeinsames Rahmenwerk zu Einkaufspraktiken.

Xinjiang

2020 machten Berichte über Zwangsarbeit in Xinjiang weltweit Schlagzeilen. In der chinesischen Provinz werden Uiguren und Angehörige anderer muslimischer Minderheiten glaubwürdigen Berichten zufolge unterdrückt und ausgebeutet. Es besteht das Risiko, dass Fabriken und Anbaubetriebe der Textil-Lieferkette in Xinjiang von Zwangsarbeit profitieren. Dies betrifft insbesondere die tiefere Lieferkette, das heißt die Produktion von Baumwolle und Garnen. Das Textilbündnis ist mit seinen Mitgliedern, der Politik, der OECD und anderen Branchenorganisationen dazu im Austausch. Neun Bündnismitglieder bildeten eine Ad-hoc-Gruppe und diskutieren Strategien im Umgang mit dem Risiko der Zwangsarbeit in China sowie mögliche Unterstützungsangebote durch das Textilbündnis.

Klimaschutz

Im Oktober 2020 ist die neue Expert*innen-Gruppe (EG) Klimaschutz gestartet. Sie möchte Best Practices zur Minimierung von Klimarisiken in allen Teilen der Lieferkette weiterentwickeln und bereitstellen. Ein besonderer Fokus liegt auf der Zusammenarbeit mit Produzenten, um insbesondere die Umstellung auf erneuerbare Energien in der Produktion zu unterstützen. Die rund 20 Mitglieder der EG diskutieren auch Lösungen, um Umweltauswirkungen besser messen und bilanzieren zu können. Zudem ist 2020 das UNFCCC Playbook on Climate Action erschienen. Das Playbook richtet sich an alle Unternehmen der Textil- und Bekleidungsbranche und soll ihnen Beispiele und Informationen zum Klimaschutz und zur CO2-Reduktion an die Hand geben. Im Februar 2021 wurde die deutsche Übersetzung veröffentlicht.

Kreislaufwirtschaft

Kreislaufwirtschaft ist im Textilbündnis kein neues Thema. Neu ist seit 2020 jedoch die Expert*innen-Gruppe (EG) Kreislaufwirtschaft. Rund 35 Bündnismitglieder arbeiten daran, Best Practices und Leitfäden zu kreislauffähigen Verfahren und Produkten entlang der gesamten textilen Wertschöpfungskette zu ermitteln und weiterzuentwickeln. Im Fokus stehen dabei: nachhaltiges Design, Recycling, kreislauffähige Fasern und Prozesse, Sammlung, Sortierung und Re-Use, alternative Geschäftsmodelle (z.B. Leasing, Sharing und Reparatur) sowie nachhaltige Alternativen zu Verpackungen.

Expert*innen-Gruppen

Expert*innen-Gruppen (EG) sind dazu da, einzelne Themen über alle drei Arbeitsbereiche im Textilbündnis hinweg zu bearbeiten: Individuelle Verantwortung, Gemeinsames Engagement und Gegenseitige Unterstützung. Darüber hinaus streben sie themenspezifische Kooperationen mit relevanten Partnern und Organisationen an.

2020 haben sich vier weitere Expert*innen-Gruppen gebildet: Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft, geschlechtsspezifische Gewalt und Chemikaliensicherheit. Die weiteren Expert*innen- und Arbeitsgruppen sind: Abwasserstandards, Existenzsichernde Löhne, Chemiefasern, nachhaltige Naturfasern, Review-Prozess, Wirkungsmessung und Lieferkettentransparenz.

Bündnisinitiativen

Zusammen mehr erreichen als allein – auf dieser Überzeugung bauen die Bündnisinitiativen (BI) auf. Mehrere Bündnismitglieder tun sich zusammen, um gemeinsam Verbesserungen in den Produktionsländern zu erzielen. Dabei werden immer auch Zulieferer und lokale Akteure eingebunden. Zurzeit laufen diese vier Bündnisinitiativen: Existenzsichernde Löhne, Abwasser, Beschwerdemechanismen und Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Tamil Nadu. Weitere BI sind in Planung. Was unsere BI 2020 umgesetzt und erreicht haben, finden Sie im Bericht zur Mitgliederversammlung 2020 zusammengefasst.

Responsible Exit

„Responsible Exit“ steht für die verantwortungsvolle Beendigung von Geschäftsbeziehungen. Verantwortungsvoll heißt, frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um negative Auswirkungen auf Beschäftigte bei Zulieferern gering zu halten oder zu mildern. 2020 entwickelten die Peer-Learning-Gruppe Einkaufspraktiken und das Bündnissekretariat mit Unterstützung der Zivilgesellschaft einen „Responsible Exit“-Leitfaden. Er zeigt Schritt für Schritt auf, wie Unternehmen Prozesse etablieren können, um Geschäftsbeziehungen verantwortungsvoll zu beenden und welche Vorgaben und Anforderungen dabei zu beachten sind. Bündnismitglieder finden den Leitfaden im Mitgliederbereich.

Geschlechtsspezifische Gewalt

Sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt (Gender Based Violence and Harassment, GBVH) bezeichnet Gewalt gegen Menschen aufgrund ihrer Geschlechtszugehörigkeit und betrifft vor allem Frauen und Mädchen, seltener auch Männer und Jungen sowie nichtbinäre Menschen. GBVH umfasst alle Gewalthandlungen, durch die Menschen physischer, emotionaler, psychologischer oder sexueller Schaden und Leid zugefügt wird. Gewalt an Frauen ist ein weit verbreitetes Problem, auch in der Textilindustrie, wo rund 80 Prozent der Beschäftigten weiblich sind. Die Arbeitsbedingungen sind oft prekär und Gewalt gegen Frauen kommt viel zu häufig vor. Deshalb machte das Textilbündnis GBVH zu seinem Jahresthema 2020.

Kooperationen

Schon bei der Gründung des Textilbündnisses wurde erkannt, dass es als nationale Initiative in einer global vernetzten Branche den Anschluss an andere europäische und internationale Initiativen herstellen muss. Das Textilbündnis kooperiert mit Initiativen, die sich auf Grundlage der „OECD Due Diligence Guidance for the Garments and Footwear Sector“ für eine nachhaltige und zukunftsfähige Textilindustrie einsetzen. Durch das internationale Netzwerk mit externen Kooperationspartnern erhalten Bündnismitglieder auch Zugang zu Expertise, Instrumenten und Kontakten anderer Brancheninitiativen.

2020 sind die Kooperationen mit dem Organic Cotton Accelerator und dem Open Apparel Registryhinzugekommen. Ende des Jahres bestanden zehn strategische Kooperationen. Während der COVID-19-Pandemie verstärkte das Textilbündnis den Austausch mit anderen Brancheninitiativen noch einmal deutlich, insbesondere zum Thema Einkaufspraktiken.

Lieferkettentransparenz

Transparenz in der eigenen Lieferkette zu schaffen, ist eine grundlegende Voraussetzung für die Umsetzung von unternehmerischen Sorgfaltspflichten. Unternehmen können sozialen, ökologischen und Korruptions-Risiken in ihrer Lieferkette nur dann effektiv begegnen, wenn sie wissen, wo, wie und von wem ihre Produkte hergestellt werden. 2020 ist ein neuer Leitfaden entstanden, der Unternehmen Schritt für Schritt zu mehr Lieferkettentransparenz anleitet. Auch die Kooperation mit dem Open Apparel Registry dient diesem Ziel. 23 Mitgliedsunternehmen beteiligen sich seit 2020 an einer aggregierten Liste auf der Plattform Open Apparel Registry und veröffentlichen so ihre Lieferantendaten: insgesamt rund 6.800 Produktionsstätten.

Chemikaliensicherheit

Seit Mitte 2020 hat die Expert*innen-Gruppe (EG) Chemikaliensicherheit ihre Arbeit aufgenommen. Ziel ist die Begleitung der Mitglieder bei der konsequenten Umsetzung der Chemikalienverbotsliste, Manufacturing Restricted Substance List Manufacturing (MRSL) auf der Produktionsebene der Nassprozesse. Die EG berät zu Substitutionsoptionen und prüft Unterstützungsangebote für Bündnismitglieder. Außerdem informiert sie über Anpassungen der Chemikalienmanagement Anforderungen.

Beschwerdemechanismen

Internationale Standards und Rahmenwerke fordern einhellig, dass Unternehmen Beschwerdemechanismen für Menschen bereitstellen, die potenziell von sozialen und ökologischen Auswirkungen betroffen sind. Auch Arbeiter*innen in der textilen Lieferkette sollen Beschwerden melden können und Zugang zu Abhilfe und Wiedergutmachung erhalten. Dabei sind Funktionalität und Effektivität der Beschwerdemechanismen von zentraler Bedeutung. Das Textilbündnis unterstützt seine Mitglieder dabei, wirksame Beschwerdemechanismen entlang der eigenen Lieferkette aufzubauen oder sich an bestehenden Mechanismen zu beteiligen.

Dazu kooperiert das Textilbündnis eng mit der Fair Wear Foundation, die ihren Mitgliedsunternehmen einen Beschwerdemechanismus in 11 Ländern bereitstellt. Künftig sollen auch Bündnisunternehmen auf diesen Mechanismus zurückgreifen und in ihrer Lieferkette nutzen können. In Workshops und Webinaren bringt das Textilbündnis seinen Mitgliedern die Anforderungen an effektive Beschwerdemechanismen und wirksamer Abhilfe näher und bietet einen Raum für Austausch. Seit 2020 sammeln die Bündnismitglieder in einer Incident List Meldungen zu Missständen oder Vorfällen in der textilen Lieferkette. Das Dokument unterstützt Unternehmen dabei, konkrete Vorfälle sowie mögliche Risiken in ihrer eigenen Lieferkette zu identifizieren.

Wie gehen wir mit Beschwerden um, die das Textilbündnis erreichen? Mit dieser und weiteren strategischen Fragen rund um das Thema Beschwerdemechanismen beschäftigt sich Anfang 2021 ein Strategiekreis. Die Vertreter*innen der unterschiedlichen Akteursgruppen setzen sich mit aktuellen Fragestellungen auseinander und erarbeiten Lösungsvorschläge.

Mitglieder

Das Textilbündnis ist eine Multi-Stakeholder-Initiative und setzt sich aus Mitgliedern der Wirtschaft (Unternehmen und Verbände), Nichtregierungsorganisationen, Gewerkschaften, Standardorganisationen und der Bundesregierung zusammen. Darüber hinaus gibt es einige beratende Mitglieder aus Wissenschaft und Forschung. Die Mitglieder des Textilbündnisses repräsentieren etwa die Hälfte des Umsatzes im deutschen Textilmarkt.

2020 ist das Textilbündnis um 14 auf 136 Mitglieder angewachsen. Die neuen Mitglieder sind: HUMANA Second Hand Kleidung GmbH, Pervormance international GmbH, GrenzGang, LODENFREY Menswear GmbH, HUMAN BLOOD B.V., mey GmbH & Co. KG, bluesign technologies, textilekonzepte GmbH, CHAPS Merchandising GmbH, RETAILPRAXIS GmbH, Hochschule Hof, erlich textil, global tactics Textilmanufaktur e.K., Helmut Peterseim Strickwaren GmbH.

Steuerungskreis

Die strategische Steuerung und Weiterentwicklung des Textilbündnisses obliegt dem Steuerungskreis (SK). Er setzt sich aus insgesamt zwölf Vertreter*innen der Akteursgruppen Wirtschaft, Bundesregierung, Nichtregierungsorganisationen, Standardorganisationen und Gewerkschaften zusammen. Sie werden alle zwei Jahre neu von den Mitgliedern gewählt. 2021 steht die nächste SK-Wahl an. In seinen Sitzungen entscheidet der Steuerungskreis unter anderem über Mitgliedsanträge und neue Projekte.

2020 beschloss der SK unter anderem, dass der Review-Prozess angesichts der COVID-19-Pandemie ausgesetzt und um ein Jahr verschoben wird. Einmal jährlich trifft sich der SK zu einer Klausurtagung, um über die allgemeine Struktur und Strategie des Textilbündnisses zu beraten. Bei der Klausur im September 2020 befasste sich der SK unter anderem mit dem Zielbild und Selbstverständnis des Textilbündnisses sowie dem Arbeitsplan und der Themensetzung für 2021.

Risikoanalyse

Eine sorgfältige und kontinuierliche Risikoanalyse ist ein grundlegender Bestandteil der unternehmerischen Sorgfaltspflicht und des Review-Prozesses 2021. Der Leitfaden „Risiken ermitteln und priorisieren. Grundlagen für den Review-Prozess im Textilbündnis“ zeigt Unternehmen, was sie bei der Risikoanalyse beachten müssen.

Darüber hinaus stellte das Bündnis für nachhaltige Textilien 2020 ein neues IT-Tool vor: das Textile Risk Expert System, kurz T-REXS. Es soll die Bündnismitglieder dabei unterstützen, soziale, ökologische und Korruptions-Risiken in ihren Lieferketten zu analysieren und zu priorisieren. Es hilft zum Beispiel dabei, die abstrakten Risiken in der Lieferkette zu bestimmen und Informationen über die Eintrittswahrscheinlichkeit von Risiken zusammenzustellen. Mit dem T-REXS können Unternehmen auch die schwerwiegendsten Risiken in ihrer Lieferkette priorisieren.

Sektorrisiken

Die OECD hat eine Reihe von Risiken identifiziert, die für die Textil- und Bekleidungsbranche von besonderer Relevanz sind. Dazu gehören unter anderem: Diskriminierung, Gesundheit und Sicherheit, Lohn und Sozialleistungen, Korruption, Kinder- und Zwangsarbeit, Umweltschutz und Chemikalieneinsatz. Diese und weitere sektorspezifischen Risiken finden sich in den vom Textilbündnis bearbeiteten Themen wieder. Darüber hinaus sind sie im überarbeiteten Review-Prozess zentral: Jedes Mitgliedsunternehmen analysiert seine Risiken in der Lieferkette, priorisiert sie und leitet daraus Ziele und Maßnahmen ab.

Baumwolle

2020 ist das Textilbündnis eine strategische Kooperation mit dem Organic Cotton Accelerator (OCA)  eingegangen. Ziel der Kooperation zwischen den beiden Multi-Stakeholder-Initiativen ist, die Qualität und Verfügbarkeit von Bio-Baumwolle zu fördern und Angebot und Nachfrage besser abzustimmen.

Darüber hinaus wurde ein Pilotprojekt in Indien gestartet, an dem sich GIZ, Tchibo, Dibella, Chetna-FFID, Fairtrade Germany und OCA beteiligen. Durch eine Ausweitung des bestehenden Pilotprojekts (up-scaling) sowie neue Pilotansätze in baumwollrelevanten Regionen möchten die Projektpartner die Verfügbarkeit von Bio-Baumwolle für die Mitglieder des Textilbündnisses weiter steigern.

Das gemeinsame Bündnisziel zur Steigerung des Anteils nachhaltiger Baumwolle bleibt bestehen: Bis 2025 soll der Anteil nachhaltiger Baumwolle auf insgesamt 70 Prozent der insgesamt von Bündnismitgliedern beschafften Baumwolle steigen, der darin enthaltene Anteil an Bio-Baumwolle auf 20 Prozent. Das gemeinsame Ziel von 35 Prozent nachhaltiger Baumwolle bis 2020 erreichten die Mitglieder bereits 2018 nahezu.

Abwassermanagement

Bei Nassprozessen der Textilproduktion besteht ein erhöhtes Risiko für Umweltschäden, zum Beispiel durch ungeklärte Abwässer aus Fabriken. Ein nachhaltiges Abwassermanagement ist ein wichtiger Schritt zur Lösung des Problems. Das ist das Ziel der neuen Bündnisinitiative Abwasser. Dazu schlossen sich 14 Bündnismitglieder im Juli 2020 zusammen. Fokusländer sind Taiwan, Bangladesch, Vietnam, China, Pakistan und Türkei.

Die Bündnisinitiative kombiniert drei Ansätze: Erstens sollen in den Fabriken das Problembewusstsein geschärft und Wissen für Produzenten und Brands aufgebaut werden. Zweitens gilt es, die Prüfung des Abwassers mittels Plausibilitätschecks und gemeinsamer Anforderungen an Abwasserreports zu harmonisieren und die Datenqualität und Transparenz zu verbessern. Und drittens strebt die Initiative Kooperationen und den Datenaustausch zwischen allen Akteuren in der Lieferkette sowie mit wissenschaftlichen Einrichtungen an.

Arbeitstreffen

„Nur durch kollektives Handeln, einen partnerschaftlichen Ansatz und geteilte Verantwortung lassen sich, besonders aktuell, die Auswirkungen abmildern und weiterhin das Ziel einer nachhaltigen Textil-Lieferkette verfolgen,“ betonte der Leiter des Bündnissekretariats Jürgen Janssen gleich bei der Begrüßung des Arbeitstreffens am 21. April 2020.

Auf dem Programm standen ein Livestream mit einer Keynote von Karl-Hendrik Magnus von McKinsey, neun Online-Seminare und ein Marktplatz mit sieben Ständen. Die Sessions deckten ein breites Themenspektrum ab, von Kreislaufwirtschaft über Risikoanalyse, von Lieferketten-Mapping bis zu Beschwerdemechanismen. Natürlich spielten auch die aktuellen Entwicklungen und Auswirkungen der COVID-19-Pandemie an vielen Stellen mit ein. Die Aufzeichnungen einiger Sessions können Sie sich auf der Website weiterhin ansehen.

Mitgliederversammlung

„Auf Kurs“ – so lautete das Thema der 6. Mitgliederversammlung des Textilbündnisses am 24. und 25. November 2020. Bei der Begrüßung unterstrich Jürgen Janssen, Leiter des Bündnissekretariats, dass der Kurs Richtung unternehmerischer Sorgfalt und Nachhaltigkeit „richtig, wichtig und zukunftsweisend“ sei. An den zwei Tagen der Veranstaltung standen insgesamt 14 Sessions zu unterschiedlichsten Bündnisthemen auf dem Programm: von Sorgfaltspflichten und geschlechtsspezifischer Gewalt über Responsible Exit und existenzsichernde Löhne bis zu Lieferkettentransparenz und Klimaschutz. Mitglieder finden die Aufzeichnungen der Sessions im Mitgliederbereich. Der Marktplatz mit diesen acht Marktständen ist weiterhin online: BI Tamil Nadu, BI Abwasser, BI Beschwerdemechanismen, Kreislaufwirtschaft, Klimaschutz, KMU Kompass, Grüner Knopf, Review-Prozess.

Zur Podiumsdiskussion „Future Supply Chain Relations“ begrüßten wirRubana Huq (BGMEA), Mathijs Crietee (International Apparel Federation), Herman Leung (DAKOTA Garment Group), Nazma Akter (Awaj Foundation)und Christina Hajagos-Clausen (IndustriALL).

Review-Prozess

Im Review-Prozess berichten die Unternehmen im Textilbündnis zu ihrer individuellen Verantwortung in ihren Lieferketten, sie setzen sich Ziele und definieren Maßnahmen. 2019 wurde der Review-Prozess grundlegend überarbeitet und der risikobasierte Sorgfaltspflichtenansatz in den Fokus gestellt. Der neue Review-Prozess orientiert sich an den Anforderungen und Vorgaben internationaler Rahmenwerke, insbesondere an der OECD Due Diligence Guidance für den Textilsektor. 2020 sollten die Bündnismitglieder den Review-Prozess erstmals in seiner neuen Form durchführen. Aufgrund der COVID-19-Pandemie entschied der Steuerungskreis, den Start um ein Jahr zu verschieben. Mehr dazu auch in Kapitel 4.1.

LinkedIn & Twitter

Seit 2019 ist das Textilbündnis mit eigenen Accounts auf LinkedIn und Twitter aktiv. Bei LinkedIn wuchs die Followerzahl 2020 von 334 auf 1642 (+ 392%), bei Twitter um von 321 auf 422 (+ 31,46%). Auf beiden Plattformen erlangten Beiträge zu den eigenen Aktivitäten des Textilbündnisses am meisten Aufmerksamkeit. Jeweils drei Tweets zum Jahresthema Gender Based Violence und zu unseren Bündnisinitiativen schafften es bei Twitter in die Top 10, ebenso zwei Tweets zum COVID-19-Update auf der Website des Textilbündnisses. 

2020 in Zahlen
Kommunikation
Kapitel 4
Zentrale Arbeitsfelder
Kapitel 3
Themen des Jahres
Kapitel 4.1
Individuelle Verantwortung

Kapitel 4.1

Individuelle Verantwortung

Review-Prozess

Die Mitglieder im Bündnis für nachhaltige Textilien haben sich auf den Weg gemacht, gemeinsam mit anderen Unternehmen und Organisationen soziale, ökologische und ökonomische Verbesserungen entlang der gesamten Textil-Lieferkette zu erreichen. Ihr individuelles Engagement für dieses gemeinsame Ziel wird im Review-Prozess konkretisiert und dokumentiert. Kern der Berichterstattung ist die Risikoanalyse und Risikopriorisierung entlang von elf sozialen, ökologischen und Korruptions-Risiken. Auf dieser Grundlage leiten sie Ziele ab, um potenziellen Risiken vorzubeugen und tatsächliche negative Auswirkungen abzumildern.

Nach dem OECD Alignment Assessment 2019 sollte der Review-Prozess 2020 erstmals in seiner überarbeiteten Version stattfinden. Kurz nach Ausbruch der COVID-19-Pandemie entschied der Steuerungskreis, den Review-Prozess 2020 auszusetzen. Er ist Anfang April 2021 gestartet.

Der Review-Prozess findet alle zwei Jahre statt. Er umfasst im Wesentlichen fünf Elemente, die zeitlich aufeinander folgen.

„Im März [2020] hat der Steuerungskreis schnell und entschieden reagiert. Vor allem mit dem Aussetzen des neuen Review-Prozesses hat er den Spielraum geschaffen, sich in der Krise neu zu orientieren und sich zu vergewissern, dass der Kurs Richtung unternehmerischer Sorgfalt und Nachhaltigkeit richtig, wichtig und zukunftsweisend ist. Nun soll der Review-Prozess im Frühjahr 2021 starten … bei weiterhin rauer See mit Corona-Klippen, handelspolitisch schwer vorhersehbaren Strömungen, menschenrechtlichen Untiefen und klimatischen Wirbelstürmen.“

Jürgen Janssen, Leiter des Bündnissekretariats, im Vorwort des Berichts zur Mitgliederversammlung 2020

Das Bündnissekretariat unterstützt und begleitet die Mitglieder vor und während des Review-Prozesses. Die Risikoanalyse können die Unternehmen etwa mit dem neuen bündniseigenen Tool T-REXS machen. Auch das Tool zur Eingabe der Daten – TexPerT – wurde aktualisiert. Zwei neue Leitfäden führen Schritt für Schritt durch den Review-Prozess und durch die Risikoanalyse. Im März 2021 konnten sich die Bündnismitglieder bei der Themenwoche „Fit für den Review-Prozess“ mit den einzelnen Sektorrisiken auseinandersetzen. 

Die 11 Sektorrisiken

Die OECD hat eine Reihe von Risiken identifiziert, die für die Textil- und Bekleidungsbranche von besonderer Relevanz sind. Unternehmen müssen sich im Review-Prozess mit elf Sektorrisiken befassen. Sie überprüfen individuell, ob und wie diese Sektorrisiken in der eigenen Wertschöpfungskette auftreten (tatsächliche negative Auswirkungen) oder auftreten könnten (potenzielle Risiken).

Aktuelles

T-REXS

Das Textilbündnis stellt sein neues Tool vor, das Unternehmen Schritt für Schritt durch die Risikoanalyse führt.

Kapitel 4
Zentrale Arbeitsfelder
Kapitel 4.2
Gemeinsames Engagement

Kapitel 4.2

Gemeinsames Engagement

Bündnisinitiativen

Zusammen lässt sich mehr erreichen als allein – auf dieser Überzeugung bauen die Bündnisinitiativen (BI) auf. Mehrere Bündnismitglieder tun sich zusammen, um gemeinsam Verbesserungen in den Produktionsländern zu erzielen: mit der Einkaufskraft der Unternehmen, dem Know-how und den Kontakten der Nichtregierungsorganisationen und Gewerkschaften sowie mit den Einflussmöglichkeiten der Bundesregierung. Auch Zulieferer und lokale Akteure spielen eine wichtige Rolle. Zurzeit laufen vier Bündnisinitiativen, weitere sind in Planung:

Abwasser

Die BI zielt auf ein nachhaltiges Abwassermanagement in Textilfabriken, unter anderem durch Capacity Building, die Harmonisierung von Abwasserstandards, eine verbesserte Daten- und Analysequalität, Austausch und Wissenstransfer.  Zur Detailseite

Beschwerdemechanismen

Arbeiter*innen in der Textilindustrie sollen Beschwerden melden können. Dazu braucht es effektive Beschwerde- und Abhilfemechanismen. Hier kooperiert das Bündnis mit der Fair Wear Foundation (FWF) und dem niederländischen Agreement on Sustainable Garment and Textiles (AGT).

Existenzsichernde Löhne

Zwar gelten in vielen Produktionsländern Mindestlöhne, oft reichen diese zum Leben jedoch nicht aus. Deshalb setzt sich das Textilbündnis für existenzsichernde Löhne ein. Die Mitglieder der BI widmen sich vor allem fairen Einkaufspraktiken sowie Vereinigungsfreiheit und Kollektivverhandlungen in Produktionsländern. Zur Detailseite

Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Tamil Nadu

Die BI zielt darauf ab, die Arbeitsbedingungen in der Textil- und Bekleidungsindustrie im indischen Bundesstaat Tamil Nadu systemisch zu verbessern, insbesondere für Frauen und Mädchen in Spinnereien. Dazu sollen der Multi-Stakeholder-Dialog auf Staat- und Distriktebene gestärkt und Arbeiter*innen und Fabrikmanagement in Trainings über ihre Rechte aufgeklärt und geschult werden. Zur Detailseite

2020 engagierten sich 26 Mitglieder in den drei Bündnisinitiativen (BI) Tamil Nadu, Abwasser und Existenzsichernde Löhne. Etliche Mitglieder sind in mehreren BI aktiv. Die Bündnisinitiative Beschwerdemechanismen befand sich 2020 noch im Aufbau.


Bündnisinitiative Tamil Nadu: Abschluss der ersten Projektphase

2020 endete die erste Projektphase der Bündnisinitiative Tamil Nadu (Juli 2018 bis September 2020) – mit diesen Ergebnissen und Erfolgen:

Am Stakeholder-Dialog beteiligen sich NGOs, Gewerkschaften, Akteure aus Politik und Verwaltung sowie Unternehmen und Verbände. Bei insgesamt 38 Meetings auf Distriktebene, 6 Meetings auf staatlicher Ebene und 2 Jahreskonferenzen bauten sie Vertrauen zueinander auf und starteten die gemeinsame Arbeit. In allen vier Distrikten – Tirupur, Coimbatore, Erode und Dindigul – konnten Steuerungskreise gebildet werden, die Aktionspläne erarbeitet haben und diese nun umsetzen. Die Aktionspläne befassen sich unter anderem mit den Arbeitsbedingungen in fabrikinternen Hostels, Belästigung am Arbeitsplatz, sozialer Absicherung und Arbeitsgesetzen. Neben den vier Distrikt-Gremien entstand ein weiterer Steuerungskreis auf staatlicher Ebene.

Auch beim Trainingsprogramm wurden Erfolge erzielt:

Mit mehr Vertrauen und Kooperationsbereitschaft in die zweite Projektphase

Die Mitglieder der Bündnisinitiative sind sich einig: Basierend auf den Erfolgen und Lessons Learnt möchten sie die Aktivitäten weiterführen. Deshalb bereiten sie gerade die nächste Phase vor. Darin sollen insbesondere die geschaffenen Strukturen sowie das Vertrauen zwischen den Stakeholdern gefestigt und weiter ausgebaut werden.

Bündnisinitiative Tamil Nadu reagiert auf COVID-19

Aufgrund der COVID-19-Pandemie konnten einige der Fabriktrainings nicht wie geplant stattfinden. Deshalb entschieden die Mitglieder der Bündnisinitiative, einen Teil der Mittel umzuwidmen, sodass die lokale Umsetzungsorganisation SAVE einen Beitrag zu Hygiene- und Infektionsschutz in den Produktionsstätten leisten konnte. Unter anderem verteilte sie Leitfäden der Regierung zum Umgang mit COVID-19 in rund 580 Spinnereien und Fabriken. Darüber hinaus suchte sie den Austausch mit politischen Vertreter*innen in den vier Distrikten, um auf die vermehrt gemeldeten Fälle von Kinderarbeit zu reagieren.

Aktuelles

Statements aus Tamil Nadu

Bei der zweiten Jahreskonferenz der MSI-TN haben wir einige Teilnehmende interviewt. Dabei haben wir sie gefragt, wie sie die Arbeit der MSI-TN beurteilen, wie sie mit ihr zusammenarbeiten und welche Wünsche sie für die Zukunft haben.

Aktuelles

2. Jahreskonferenz MSI-TN

Rund 140 Teilnehmende kamen am 06. Februar 2020 zur Konferenz nach Coimbatore, die von der Bündnisinitiative Tamil Nadu unterstützt wurde.


Bündnisinitiative Existenzsichernde Löhne

Im zweiten Modul der BI bieten die Fair Wear Foundation, das niederländische Agreement on Sustainable Garments and Textile (AGT) und das Textilbündnis gemeinsame Lieferanten-Trainings an. Ziel der Trainings ist es, Zulieferer in Bezug auf grundlegende Sozialstandards zu schulen. Zudem lernen sie Tools und Methoden kennen, die sie darin unterstützen sollen, die Löhne für Arbeiter*innen anzuheben. Aufgrund der COVID-19-Pandemie konnten die Supplier Trainings nicht im ursprünglich geplanten Umfang stattfinden. Im September und November 2020 fanden jedoch zwei Online-Trainings statt, an denen auch Zulieferer von Bündnisunternehmen teilnahmen. Weitere Trainings sind für Herbst 2021 geplant.


Bündnisinitiative Abwasser

Zu Beginn der gemeinsamen Arbeit der BI Abwasser wurden vorhandene Ansätze des Abwassermanagements und Abwasserreports verglichen und eine interne Sammlung von Herausforderungen und Missständen erstellt. Nach dieser Bestandsaufnahme einigten sich die Mitglieder auf die Entwicklung und Ergänzung von spezifischen Unterstützungstools für Brands und Produzenten.

Aktuell wird der Leitfaden zur Vermeidung gefährlicher Chemikalien ergänzt und ein Booklet zum Abwassermanagement sowie ein Plausibilitätscheck von Abwasserreports entwickelt. Nach Fertigstellung der Unterstützungstools wird ihre Anwendung vor Ort im Fokus stehen. Hierzu sind unter anderem E-Learnings in Kooperation mit Partnern geplant.

Aktuelles

Neue Bündnisinitiative Abwasser

Ein nachhaltiges Abwassermanagement in der textilen Lieferkette ist das Ziel der neuen Bündnisinitiative. Fokusländer sind Taiwan, Bangladesch, Vietnam, China, Pakistan und Türkei.


Weitere Informationen zu den Bündnisinitiativen

Details zu den einzelnen Bündnisinitiativen finden Sie auf der Website. Was sich 2020 in den Bündnisinitiativen getan hat, welche Aktivitäten stattfanden und welche Fortschritte erzielt werden konnten, lesen Sie im Bericht zur Mitgliederversammlung 2020.

Bericht zur Mitgliederversammlung 2020

Neues aus den Bündnisinitiativen

Kapitel 4.1
Individuelle Verantwortung
Kapitel 4.3
Gegenseitige Unterstützung

Kapitel 4.3

Gegenseitige Unterstützung

Lernen und Dialog

Das Bündnis für nachhaltige Textilien versteht sich als Plattform für Wissensaustausch, Lernen und Dialog. Mit Webinaren und Workshops, der Arbeit in Expert*innen- und Projektgruppen sowie mithilfe von Tools und Unterstützungsmaterial werden Informationen und Erfahrungen aufbereitet und mit allen Mitgliedern geteilt.

Das Textilbündnis verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz und deckt ein breites Themenspektrum ab. Arbeitsgruppen widmen sich einzelnen Themen wie Lieferkettentransparenz, Einkaufspraktiken, Chemikaliensicherheit, oder Natur- und Chemiefasern.

Vier neue Expert*innen-Gruppen

Expert*innen-Gruppen (EG) sind dazu da, einzelne Themen über alle drei Säulen im Textilbündnis hinweg zu bearbeiten: Individuelle Verantwortung, Gemeinsames Engagement und Gegenseitige Unterstützung. Darüber hinaus streben sie themenspezifische Kooperationen mit relevanten Partnern und Organisationen an. 2020 sind vier neue Expert*innen-Gruppen zu Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft, geschlechtsspezifischer Gewalt und Chemikaliensicherheit gestartet.

Aktuelles

Expert*innen-Gruppe Kreislaufwirtschaft

Die Expert*innen-Gruppe möchten Best Practices und Leitfäden zu kreislauffähigen Verfahren und Produkten entlang der gesamten textilen Wertschöpfungskette ermitteln und weiterentwickeln.

Aktuelles

Expert*innen-Gruppe Klimaschutz

Am 1. Oktober ist die neue Expert*innen-Gruppe (EG) Klimaschutz gestartet. Sie möchte Best Practices zur Minimierung von Klimarisiken in allen Teilen der Lieferkette weiterentwickeln und bereitstellen.

Gemeinsam durch die Krise

Während der COVID-19-Krise versuchte das Textilbündnis, seine Mitglieder bestmöglich zu unterstützen: unter anderem mit zahlreichen Informations- und Austauschformaten, Leitfäden, einem umfangreichen Informationsangebot auf der Website und gemeinsamen Aktivitäten mit anderen Organisationen.

COVID-19-Update

Mit dem COVID-19-Update auf der Textilbündnis-Website versorgte das Textilbündnis seine Mitglieder mit branchenspezifischen Informationen, unter anderem zu den Auswirkungen auf Textil-Lieferketten, mit Leitsätzen für verantwortungsvolle Einkaufspraktiken und mit spezifischen Informationen zu 15 Produktionsländern.


Veranstaltungen

Themenvielfalt spiegelt sich bei Veranstaltungen wider

Doch auch über die verschiedenen Unterstützungsangebote zu COVID-19 hinaus fanden zahlreiche, überwiegend virtuelle, Veranstaltungen statt. In der Nachfrage und Teilnahme an Lern- und Dialogformaten spiegelte sich auch 2020 die Themenvielfalt des Textilbündnisses wider: Lieferkettenmanagement und die Beziehung zu den Partnern im Liefernetzwerk, die Umsetzung von Sorgfaltspflichten im eigenen Unternehmen und auf politischer Ebene, Risikoanalyse, Löhne und Einkaufspraktiken, Kreislaufwirtschaft, Klimaschutz und Umweltthemen.

Die Top-10-Veranstaltungen nach Anzahl der Teilnehmenden waren 2020:

Arbeitstreffen & Mitgliederversammlung

Zoom-Meetings, Videocalls, Netzwerkkonferenzen – virtuelle Veranstaltungen prägten das Pandemiejahr in zuvor unbekanntem Ausmaß. Auch die zwei großen jährlichen Veranstaltungen des Textilbündnisses – Arbeitstreffen und die Mitgliederversammlung – fanden 2020 online statt. Zwar fehlen das persönliche Treffen und das lockere Gespräch in den Pausen, dennoch boten die Online-Events die Gelegenheit zum Austausch und zur inhaltlichen Arbeit an den Themen des Textilbündnisses. Nicht zuletzt haben die virtuellen Formate den Vorteil, dass mehr Personen teilnehmen können – ganz unabhängig davon, wo sie sich befinden. So nahmen an der Podiumsdiskussion bei der Mitgliederversammlung Expert*innen aus Bangladesch, der Schweiz, den Niederlanden und Hong Kong teil und wurden live in die (Home-)Offices der Teilnehmenden gestreamt.

Aktuelles

Nachlese Arbeitstreffen

Informieren, mitgestalten, austauschen: All das bot das virtuelle Arbeitstreffen des Textilbündnisses am 21. April. Die Aufzeichnungen der Webinare und die Markstände sind auch weiterhin verfügbar.

Aktuelles

Nachlese Mitgliederversammlung

„Auf Kurs“ – so lautete das Thema der 6. Mitgliederversammlung, denn der Kurs Richtung unternehmerischer Sorgfalt und Nachhaltigkeit erweist sich als richtig, wichtig und zukunftsweisend. Die Aufzeichnungen der Sessions und der Paneldiskussion sowie die Marktstände und der Berich sind weiterhin online.

Aktuelles

Podiumsdiskussion Future Supply Chain Relations

Wie sehen die Lieferkettenbeziehungen der Zukunft aus? Und welche Perspektiven und Erwartungen haben die Akteure in den Produktionsländern? Um diese Fragen ging es bei einer virtuellen Podiumsdiskussion am 25. November.


Neue Leitfäden und Unterstützungsmaterialien

Der Leitfaden zur Risikoanalyse hilft Ihnen dabei, die sozialen, ökologischen und Korruptions-Risiken in der Lieferkette Ihres Unternehmens zunächst zu identifizieren und anschließend zu priorisieren. Neben der Erfüllung grundlegender Anforderungen an unternehmerische Sorgfaltsprozesse bildet die Risikoanalyse auch die Grundlage für den Review-Prozess im Textilbündnis. Dabei unterstützt das neue bündniseigene Tool „Textile Risk Expert System“, kurz T-REXS.

Wie Sie Schritt für Schritt mehr Transparenz in Ihre Lieferkette bekommen, erklärt der Leitfaden zur Lieferkettentransparenz. Er liefert notwendige Informationen, um die Lieferkette und die damit verbundenen Akteure auch über direkte Geschäftspartner hinaus abbilden zu können. Zudem gibt der Leitfaden Orientierung, wie sich auch nach außen mehr Transparenz schaffen lässt und welche Möglichkeiten es gibt, Lieferkettendaten offenzulegen.

Das Fashion Industry Charter for Climate Action der VN-Klimarahmenkonvention (United Nations Framework Convention on Climate Change, UNFCCC) veröffentlichte 2020 das Playbook for Climate Action für die Textil- und Bekleidungsbranche. Das Charter verfolgt das Ziel, bis spätestens 2050 Netto-Null-Emissionen in der gesamten Branche zu erreichen. Das Textilbündnis ist Supporting Organisation der Charter. Mittlerweile liegt auch die deutsche Übersetzung des Klimaschutz-Handbuchs vor.

Leitfaden

Risikoanalyse

Der Leitfaden zeigt auf, wie Sie die sozialen, ökologischen und Compliance-Risiken in der Lieferkette Ihres Unternehmens zunächst identifizieren und anschließend priorisieren können. Neben der Erfüllung grundlegender Anforderungen an unternehmerische Sorgfaltsprozesse bildet die Risikoanalyse die Grundlage für den Review-Prozess.

Leitfaden

Lieferkettentransparenz

Das Textilbündnis hat nun einen neuen Leitfaden veröffentlicht, der Unternehmen dabei unterstützt, Schritt für Schritt mehr Transparenz in ihrer Lieferkette herzustellen. Der Leitfaden liefert notwendige Informationen, um die Lieferkette und die damit verbundenen Akteure auch über direkte Geschäftspartner hinaus abbilden zu können.

Textile Risk Expert System

Neues Risikoanalyse-Tool T-REXS

Das Textilbündnis stellt sein neues Tool vor, das Unternehmen Schritt für Schritt durch die Risikoanalyse führt.

Kapitel 4.2
Gemeinsames Engagement
Kapitel 4.4
Internationalisierung

Kapitel 4.4

Internationalisierung

Strategische Kooperationen

Nicht nur in der Krise ist der Schulterschluss mit anderen Initiativen von großem Mehrwert. Schon bei der Gründung des Textilbündnisses wurde erkannt, dass es als nationale Initiative in einer global vernetzten Branche den Anschluss an andere europäische und internationale Initiativen herstellen muss. Dazu ist das Textilbündnis seit 2017 zehn strategische Kooperationen mit anderen Initiativen eingegangen. Durch das internationale Netzwerk mit externen Kooperationspartnern erhalten Bündnismitglieder Zugang zu Expertise, Instrumenten und Kontakten anderer Brancheninitiativen.

Die Kooperationen verfolgen zwei übergeordnete Ziele: Zum einen sollen sie die Mitglieder dabei unterstützen, die Bündnisziele zu verfolgen, und dadurch die Wirkungen des Textilbündnisses in den Produktionsländern erhöhen. Zum anderen leisten sie einen Beitrag zur Angleichung von Nachhaltigkeitsanforderungen an Unternehmen des Textilsektors.

Die Inhalte dieser Kooperationen unterscheiden sich je nach Partner: Themenübergreifend geht es etwa um die Förderung des Sorgfaltspflichten-Ansatzes auf EU-Ebene sowie um die gegenseitige Anerkennung von Engagement. Kooperationen zu spezifischen Themen vertiefen den Austausch beispielsweise zu existenzsichernden Löhnen, Beschwerdemechanismen, Chemikalieneinsatz oder Fasern. 2020 sind die strategischen Kooperationen mit dem Organic Cotton Accelerator (OCA) und dem Open Apparel Registry (OAR) hinzugekommen.

Aktuelles

Kooperation mit dem Organic Cotton Accelerator (OCA)

Ziel der Kooperation zwischen Textilbündnis und dem Organic Cotton Accelerator ist, die Qualität und Verfügbarkeit von Bio-Baumwolle zu fördern und Angebot und Nachfrage besser abzustimmen.

Aktuelles

Kooperation mit Open Apparel Registry (OAR)

Das Textilbündnis unterstützt die einheitliche und verlässliche Datenbank des OAR und veröffentlicht eine aggregierte Liste mit rund 6900 Produktionsstätten von 23 Bündnismitgliedern.

COVID-19: Zusammenarbeit mit anderen Initiativen weiter verstärkt

Einmal mehr zeigte sich in den Pandemiemonaten, was ohnehin in der DNA des Textilbündnisses angelegt ist: Gemeinsam können Herausforderungen besser gelöst werden als allein. Daher intensivierte das Textilbündnis den Austausch mit anderen Branchen-Initiativen noch einmal deutlich. Mit dabei waren bis zu 13 Multi-Stakeholder-Initiativen (MSI) und Branchenorganisationen.

In der Hochphase der COVID-19-Krise tauschte sich die Gruppe in wöchentlichen Videokonferenzen aus. Insbesondere zu Beginn der Pandemie standen die folgenden Fragen im Fokus: Wie sollten Modeunternehmen, Händler, Zulieferer und Produzenten kurzfristig mit der steigenden Zahl an Infektionen umgehen? Wie können sie auf die Geschäftsschließungen und den massiven Einbruch der Nachfrage reagieren? Was bedeutet die Pandemie für die sozialen und ökologischen Bedingungen der Lieferkette?

Aktuelles

Joint Statement

Im April verfassten 13 Organisationen das gemeinsame Statement „Responding responsibly to the COVID-19 crisis“. Es leitet Mitglieder zu guten Einkaufspraktiken und verantwortungsvollem Verhalten während der Pandemie an.

Vielfach öffneten die Initiativen ihre Angebote auch für die Mitglieder anderer MSIs, um Ressourcen zu bündeln und möglichst viele in der Krise zu unterstützen. So nahmen über 200 Vertreter*innen von Bündnismitgliedern und weiteren Unternehmen an den sieben Online-Seminaren des Textilbündnisses zur Lage in ausgewählten Produktionsländern teil. Gemeinsam mit der Ethical Trading Initiative (ETI) und Fair Wear Foundation (FWF) organisierte das Textilbündnis Online-Workshops zum Umgang mit dem Abbau von Arbeitsplätzen und der Zahlung von Löhnen.

Die Initiativen tauschten auch Informationen dazu ab, wie die Regierungen der Produktionsländer auf die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie reagierten. Sie formulierten einen Brief an den indischen Premierminister Narendra Modi und forderten ihn auf, internationale Arbeitsstandards aufrechtzuerhalten. 49 Unternehmen, die in Indien einkaufen, darunter 14 Bündnismitglieder, unterzeichneten den Brief.

Aktuelles

Brief an die indische Regierung

49 Unternehmen, die in Indien einkaufen, wenden sich mit einem Brief an die indische Regierung. Darin bitten sie Premierminister Narendra Modi, internationale Arbeitsstandards aufrecht zu erhalten.

Kapitel 4.3
Gegenseitige Unterstützung
Kapitel 5
Jahresthema

Kapitel 5

Jahresthema

Geschlechtsspezifische Gewalt

Geschlechtsspezifische Gewalt war 2020 unser Jahresthema im Textilbündnis. 14 Bündnismitglieder bildeten im Februar eine Expert*innen-Gruppe (EG). Ziel ist, das Thema entlang der drei Arbeitsfelder im Bündnis zu bearbeiten, also Mitglieder im Review-Prozess 2021 zu begleiten, gemeinsames Engagement zu fördern und Unterstützungsangebote und Austauschformate zu schaffen. Der Steuerungskreis beschloss im November 2020 die Mandatsverlängerung der EG.

Aktuelles

Jahresthema 2020

Das Thema Geschlechtsspezifische Gewalt stand 2020 im Textilbündnis besonders im Fokus und wurde auf verschiedene Weise bearbeitet.

7 Webinare zum Jahresthema

Im Jahresverlauf widmeten sich sieben (Online-)Veranstaltungen dem Jahresthema geschlechtsspezifische Gewalt und Diskriminierung. Hier ein Screenshot aus der Session „Wie das Sektorrisiko geschlechtsspezifische Gewalt auf Fabrikebene adressiert werden kann. Perspektiven aus Bangladesch“ bei der Mitgliederversammlung im November 2020:

Publikationen

Eine neue Handreichung befasst sich mit der gendersensiblen Gestaltung von Sozialaudits. Sie ist in einem Projekt von Mitgliedern des Textilbündnisses, dem Internationalen Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN) und dem Global Organic Textile Standard (GOTS) entstanden. Die Projektpartner haben sich in den vergangenen Monaten intensiv damit beschäftigt, welche Herausforderungen bei der Identifizierung von geschlechtsspezifischer Gewalt in Sozialaudits bestehen und wie sich gendersensible Audits besser in Sorgfaltspflichtenprozesse integrieren lassen.

Darüber hinaus stehen den Textilbündnis-Mitgliedern im Mitgliederbereich neun länderspezifische Factsheets zu Gender-based Violence in Bangladesch, Kambodscha, Myanmar, Äthiopien, Indien, Pakistan, Polen, Türkei und Vietnam zur Verfügung.

Drei Fachbeiträge zum Thema

Aktuelles

Die ILO-Konvention 190

Dr. Christina Stockfisch vom Deutschen Gewerkschaftsbund war an den Verhandlungen zur ILO-Konvention 190 aktiv beteiligt und erklärt im Interview, welche Fortschritte die Konvention bedeutet und worum es konkret geht.

Gastbeitrag von Sina Marx (FEMNET)

Gewalt an Frauen in Fabriken verhindern, aber wie?

Überall auf der Welt erleben Frauen Gewalt am Arbeitsplatz, unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Einkommen oder der Branche, in der sie arbeiten. […] Die Textilbranche zählt zu diesen Industrien, die Gewalt und Belästigung gegen Arbeiterinnen strukturell begünstigen.

Aktuelles

Unsichtbare Frauen. Due-Diligence-Risiken und Gender Data Gap

Obwohl rund 70% der Beschäftigten in der Textilindustrie Frauen sind, bleiben diese oft „unsichtbar“, denn es existieren kaum genaue Daten oder Informationen über ihre Mitarbeit, ihre Funktionen und ihre Arbeitsbedingungen. Ein Text von Stephanie Barrientos.


Jahresthema 2021: Verantwortungsvolle Einkaufspraktiken

Eine effektive und partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen einkaufenden Unternehmen und Lieferanten ist entscheidend, um die Rechte von Arbeitnehmer*innen in der Lieferkette zu schützen. Das hat die COVID-19-Krise noch einmal besonders deutlich gezeigt. Mit dem Jahresthema 2021 wollen wir einen Beitrag zur branchenweiten Verbesserung der Einkaufspraktiken leisten und Raum zu schaffen für Fortschritte in Richtung guter Arbeitsbedingungen und existenzsichernder Löhne; im Sinne der OECD Due Diligence Guidance für den Textilsektor. Weitere Infos zum Jahresthema lesen Sie hier.

Kapitel 4.4
Internationalisierung